.hack//G.U. Last Recode

.hack//G.U. Last Recode



Suchtgefahr im fiktiven MMORPG


True Story: Als die erste .hack-Reihe für die Playstation 2 veröffentlicht wurde, lief ich fast jede Woche zum örtlichen Media Markt und fragte, ob bereits ein neuer Teil erschienen ist.


Internet war noch nicht überall, ich noch recht jung, die Videospielwelt ein kleines Rätsel für mich. Allerdings wurde ich von der virtuellen Gaming-Welt so stark beeindruckt, dass ich so schnell wie möglich mit der nächsten Volume weitermachen wollte.


Viele Jahre später hat sich die Reihe in die Tiefen meines Hinterkopfes verzogen. Wurde mit einer Remaster-Ankündigung jedoch direkt reaktiviert: die komplette .hack//G.U.-Reihe kommt aufgepeppt auf die PS4, sogar mit neuem Abschlusskapitel.


Nach einem regelrechten Marathon habe ich diese virtuelle Welt nach vielen Spielstunden nun wieder verlassen. Ob die alte Liebe und Magie wieder entfacht wurde? Das erfahrt ihr im Test!


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Ende 2.0


Eigentlich sparen wir uns bei Remastern einen überschwänglichen Blick auf die Haupthandlung. Bei .hack//G.U. Last Recode wollen wir allerdings eine kleine Ausnahme machen.


Während wir in der ersten Reihe noch als Spieler Kite durch die virtuelle Spielwelt des MMORPGs The World gewandert sind, übernehmen wir dieses Mal die Kontrolle über Haseo, dessen Freundin Shino nach einer vernichtenden Niederlage im Spiel in der wahren Welt ins Koma gefallen ist. Unter der als Tri-Edge bekannte Gamer soll hierfür verantwortlich sein.


Es folgt eine auf drei Teile ausgelegte Jagd, die mit allerlei Wendungen gespickt ist und Haseo der Wahrheit immer näher bringt. Erinnert an wenig an den Plot der ersten .hack-Reihe, beinhaltet aber ausreichend Alleinstellungsmerkmale, um sich zu keinem Zeitpunkt zu wiederholen.


Besonders cool: Mit einem vierten Part bekommt die Fangemeinde eine völlig neue Episode spendiert, die in puncto Umfang zwar bedeutend kürzer ausfällt, dafür aber die Ereignisse ein Jahr nach dem eigentlichen Finale thematisiert und eine Reihe fantastischer Events und Zusatzinfos bietet, bei denen wir nicht selten mit den Tränen kämpfen mussten. Abschiede halt.



MMORPG-Atmosphäre allererster Güte


Tatsächlich bietet .hack//G.U. Last Recode primär typische RPG-Kost. Quests kriegen, Dungeons erforschen und fleißig Erfahrungspunkte sammeln, um mit neuen Kräften und Waffen fiese Bösewichter aus dem Weg zu räumen.


Recht schnell wiederholt sich die Formel und fällt spätestens zur Halbzeit des zweiten Parts minimal störend auf. Immerhin folgen alle Teile einer strikten Linie und lassen sich – abseits von neuen Schauplätzen, Charakteren und Waffen – nur selten auf völlige Neuerungen ein.


Allerdings ist das die Schwäche, die bereits die Vorgängerreihe heimgesucht hat. Und auch bei Runde zwei dient ein wichtiges Element wieder als regelrechter Retter: die wundervolle und packende Spielwelt sowie die damit verknüpfte Atmosphäre.


Ob nun ein Desktop-Menü, angestaubte Community-Foren oder andere typische Internet-Erscheinungen geben und das Gefühl, dass wir uns bei jedem Start des Titels direkt in die virtuelle Spielwelt begeben. Damit endet der liebevolle Detailreichtum aber nicht: denn auch The World selbst gibt uns immer wieder das Gefühl, dass ein echtes MMORPG zu spielen.


Der Vergleich mit einem Anime wirkt also gar nicht so fern. Denn auch in den besten Serien schleichen sich gelegentlich mal einige Füller ein, die aber dennoch irgendwie bei Laune halten und schnell von sehenswerten, spannenden und wendungsreichen Momenten begleitet werden. Ein Fazit, dass .hack//G.U. sehr gut beschreibt.



Rückbleibsel der PS2-Ära


Passenderweise gerät die Spielwelt dann gleich noch ein zweites Mal ins Rampenlicht. Klar, es ist ein Remaster, eine aufgehübschte Optik somit fast schon Standardprogramm.


Und zumindest bei den eigentlichen Schauplätzen liefert .hack//G.U. Last Recode eher mäßig ab. Bereits zu Playstation 2-Zeiten herrschten hier Tristesse und Nebelschwaden vor, was sich leider auch auf der Current-Gen-Konsole nicht stark verändert hat. Kleinere Anpassungen erkennt man zwar, diese gehen im matschigen Gesamtbild schnell unter.


Immerhin lässt sich das von den Charaktermodellen nicht behaupten. Diese haben nämlich eine sichtbare Zellenkur erfahren und bieten somit ein detailreiches Erscheinungsbild, das vor allem während Zwischensequenzen – gerade bei der neuen Episode 4 – auffällt und zu gefallen weiß.


4K-Auflösung und 60fps bringen zudem dem Grafikfreund Freude, auch wenn etwas größere Gefechte dann doch einige Ruckler hervorzaubern. Dennoch lässt sich das grafische Upgrade zumindest hier sehr gut erkennen und verhilft gerade den Zwischensequenzen zu völlig neuem Glanz. Gelegentlich erkennt man dann aber eben doch noch kurze Überbleibsel der PS2-Ära.


Im Sound-Bereich sorgt die japanische Sprachausgabe als zusätzliche Option zur englischen Variante für ein ordentliches Upgrade. Wer sich also die perfekte Anime-Atmosphäre geben möchte, der bekommt die Chance dazu.



Mehr Tempo, weniger Herausforderung


Auch das Gameplay geht bei der Verbesserungsverteilung nicht leer aus und erfreut sich einem insgesamt deutlich höheren Tempo, das die Echtzeit-Kämpfe deutlich flüssiger und somit auch unterhaltsamer gestaltet.


RPG-Fans fühlen sich hier direkt heimisch. Sobald ihr Gegner aufs Korn nehmt, bildet sich um euch ein kreisförmiges Schlachtfeld, in dem ihr direkt auf eine geschickte Angriffs- und Verteidigungskombi setzen und damit Standard- sowie Endgegner ans Ende ihrer Lebensleiste bringen müsst. Ein Unterfangen, das durch verbesserte Übersichtlichkeit ebenfalls deutlich angenehmer ausfällt.


Erfahrungspunkte werden beim Remaster zudem bedeutend großzügiger verteilt, weshalb die Schwierigkeitskurve sehr gnädig ausfällt und vor allem fleißigen Nebenquest-Abarbeitern schnell viel zu niedrig vorkommt. Bereits im Mittelfeld der ersten Episode konnten wir uns nämlich spielend leicht durch die Gegnerhorden (und sogar Bosse) prügeln und wurden nur selten mit wirklichen Herausforderungen konfrontiert.


Zu allem Überfluss gibt es jetzt sogar noch ein optionales Cheat-Menü, mit dem man die wichtigsten Attribute seiner Helden bereits vor Spielbeginn in ungeahnte Höhen pfeffern und sie gleichzeitig mit den mächtigsten Waffen ausstatten kann. Mit Blick auf die Spielwelt eine wirklich witzige Idee, deren Einsatz wir euch allerdings nicht empfehlen: wirklich nötig werdet ihr diese Hilfsspritze nämlich definitiv nicht haben.



Fake-MMORPG mit Suchtgefahr


.hack//G.U. hatte bereits bei seiner Erstveröffentlichung einige serientypische Schwächen, die auch der PS4-Remaster nicht gänzlich verschwinden lassen, aber immerhin ein wenig glattbügeln konnte.


Es ist der enorme Umfang, der enorm dabei hilft, eben diese Schwächen zu übersehen und sich direkt in das atmosphärische RPG-Abenteuer zu stürzen. Part 1-3 brüsten sich jeweils mit einer Spielzeit von knapp 20-25 Stunden (sofern man auch die Nebenaufgaben mitnimmt), während Part 4 nochmal knapp 4-5 Stunden oben drauf packt.


Schnell verliert man sich in The World, erledigt Nebenaufgaben, levelt höher und sucht Schätze. Ein Konzept, das trotz definitiv spürbarer Redundanz hervorragend funktioniert und dank Atmosphäre und Kampfsystem auch ordentlichen Spielspaß liefert.


Zusätzlich finden Fans dann noch amüsante Fun-Clips sowie einen Terminal Disc getauften Rückblick auf die Ereignisse der ersten .hack-Reihe vor, womit die Spielwelt ein noch stärkeres Fundament bekommt und man sich vollends in die fiktive MMORPG-Welt stürzen kann.


.hack//G.U. Last Recode darf man somit gut und gerne als das ultimative Paket für .hack-, RPG- und Animefans bezeichnen. Und dabei die stille Hoffnung haben, dass das Remaster eine kleine Möglichkeit für eine baldige Fortsetzung der Reihe eröffnet.


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Fazit


.hack//G.U. Last Recode präsentiert sich als fantastischer Remaster, der drei herrliche RPGs im aufgepeppten Optik- und Gameplaygewand auf die Playstation 4 bringt und mit einem zusätzlichen Epilog einen brandneuen Abschluss bietet. Ein Gesamtpaket, bei dem das Fanherz regelrecht aus der Brust donnert.


Bei den grafischen Optimierungen braucht man zwar definitiv keine beeindruckende Current-Gen-Kost zu erwarten, freut sich aber zumindest über eine 4k-Auflösung und 60fps. Und über eine Reihe sinnvoller Gameplay-Verbesserungen, die das Erlebnis bedeutend flüssiger und unterhaltsamer gestalten. Wegen fehlender Schwierigkeitsstuften aber leider oftmals auch eine wirkliche Herausforderung vermissen lassen.


Somit wird .hack//G.U. Last Recode für Kenner sowie Neulinge gleichermaßen zur perfekten RPG-Empfehlung. In puncto Umfang, Handlung, Atmosphäre und Unterhaltung darf man hier nämlich durchweg fantastische Kost erwarten. Und somit eine Serie, die man als RPG- und Anime-Fan eh unbedingt in seiner Sammlung haben muss.

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