Need for Speed Payback

Need for Speed Payback



Neuer Revival-Versuch mit mäßigem Erfolg


2015 sollte DAS große Jahr für Need for Speed werden. Immerhin wollte sich der neuste Ableger wieder auf die Wurzeln der namhaften Rennserie berufen und damit alte sowie neue Fans begeistern.


Letztlich wurde jedoch eh recht enttäuschender Titel auf die Strecke gebracht, der mit etlichen Schwachpunkten und einer Handlung mit höchstem Fremdschäm-Faktor fast gnadenlos an der Wand zerschellte.


Zwei Jahre später will Entwickler Ghost Games den Wagen wieder auf die Strecke bringen und die Versprechungen nun endlich nun endlich in die Tat umsetzen – und zwar mit Need for Speed Payback!


Vorhaben geglückt? Das erfahrt ihr in unserem Test.


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Fast & Furious meets Need for Speed


Erinnert ihr euch noch an Spike, Amy und Travis? Nein? Kein Wunder – immerhin wirkten die Hauptakteure aus Need for Speed von 2015 eher wie gnadenlos überspielte Parodien coole Renn-Dudes und wurden somit rasant aus der Erinnerung verbannt.


Tyler, Mac und Jess mögen zwar auch nicht facettenreihe Helden mit sympathischen Charakterzügen sein, verzichten aber immerhin auf unglaublich lächerliche Dialoge, wodurch bereits dieses Handlungselement von Need for Speed Payback deutlich angenehmer ausfällt als beim Vorgänger.


Einen weltbewegenden Plot findet ihr dann aber leider nicht vor. Es gilt, die als The House bekannte Organisation zu stürzen, die die Unterwelt von Fortune Valley kontrolliert. Natürlich nicht mit Gewalt und Knarren, sondern mit ausreichend PS und einer großen Klappe.


Damit erinnert Payback direkt an Fast & Furious und scheint diesen Vergleich sogar forcieren zu wollen. Übertriebene Action wird hier nämlich zum unverzichtbaren Rezept, oberflächliche Helden mit klar strukturierten Skills und Charakterzügen zu ständigen Begleitern.


Klar, Oscar-verdächtig ist das nicht, große Überraschungen braucht man ebenfalls nicht zu erwarten. Mit dem ausradierten Fremdschäm-Faktor bleibt aber immerhin solides Story-Konstrukt zurück, dass als zweckmäßig und funktionierend bezeichnet werden darf. Und das ist dann auf jeden Fall eine spürbare Steigerung.



Optisch nicht auf filmischem Niveau


Auf Hochglanz polierte Bilder im Stile des eindeutigen Vorbilds Fast & Furious braucht man allerdings leider nicht zu erwarten. Denn obwohl Need for Speed Payback sicherlich einige Grafik-PS unter der Haube hat, geht der Motor bereits nach einigen Kilometern gehörig in die Knie.


Keine Sorge, katastrophale Ausmaße sind nicht zu befürchten. Dafür machen die unterschiedlichen Wagenmodelle vor allem dank schicker Lichteffekte eine verdammt gute Figur, während die Landschaften trotz recht innovationsloser Gestaltung hier und da einige schicke Plätzchen zu bieten haben. Und auch die explosiv in Szene gesetzten Rennen wissen dank stets stabiler Bildrate definitiv zu gefallen.


Matschige Texturen sind leider keine Seltenheit und hinterlassen vor allen in Verbindung mit der vollkommen leblos wirkenden Spielwelt einen unschönen Eindruck, der sich selbst nach einigen Spielstunden nicht wirklich legen möchte. Kombiniert mit einigen Bugs bleibt der Wunsch, dass mit einem eventuellen Patch vielleicht noch Feinschliff in das Werk gebracht wird.


Soundtechnisch gehen ein cooler Soundtrack und wuchtige Motorengeräusche an den Start, wobei letztere nicht immer überzeugen können, lasche Klangstärke aber zum Glück dennoch zu einer fast ignorierbaren Seltenheit machen.



Action auf der Rennpiste


Bei den Hauptmissionen ist die Fast & Furious-Tankfüllung dann aber doch wieder zu spüren. Denn hier agieren wir nicht einfach nur in simplen Rennen, sondern beweisen uns auch in Entführungszügen und Verfolgungsjagten, bei denen das Gaspedal gnadenlos durchgedrückt werden muss.


Auch wenn zeitweise maßlose Übertreibung auf der Tagesordnung steht, können die actionreich in Szene gesetzten Sequenzen überzeugen und gestalteten sich tatsächlich als packendes Unterfangen. Nur der Schwierigkeitsgrad hätte gelegentlich eine Steigerung verdient – oftmals haben wir nämlich das Gefühl, dass die wirklich fordernden Momente aus unseren Händen genommen und der KI überlassen werden.


Dennoch durften wir bereits hier die wirklich unglaublich gut gelungene Fahrzeugsteuerung bewundern. Klar, immerhin hat man sich hier nicht auf super-realistische Fahrmanöver spezialisiert, sondern setzt auf gute, alte Arcade-Steuerung, erreicht dabei aber dennoch eine gelungene Mischung aus Zuverlässigkeit und Herausforderung, die die Rennen durchweg unterhaltsam gestalten.


Rasante Manöver, Drifts und Mega-Action-Momente gehen damit leicht von der Hand und lassen vor allem geübte Fahrer jederzeit Herr der Lage sein. Genau so muss ein ausgeklügeltes Fahrsystem aussehen!



Autos aufrüsten? Da Sammelkarten müssen her!


Um in der Haupthandlung fortzuschreiten, gilt es neben den bereits erwähnten Missionen auch handelsübliche Rennen, darunter Drift Races, Offroad-Touren und Drift-Wettbewerbe, erfolgreich abzuschließen. Das kleine Einmaleins des Autorennens, sozusagen.


Ziemlich schnell merkt man jedoch, dass die Kontrahenten stärker werden und euch gerne mal Staub fressen lassen. Kein Problem – immerhin eröffnet euch Need for Speed Payback die Möglichkeit, eure Karosserien aufzuwerten und somit auch spätere Rennen mit dem richtigen Können zu bewältigen. Leider fällt das bedeutend komplizierter aus als man annehmen könnte.


Wieso kompliziert? Immerhin kann man doch sonst einfach verdiente Ingame-Währung gegen coole Teile austauschen, oder? Eigentlich ja, bei Payback nicht. Hier gilt es nämlich, Sammelkarten mit den gewünschten Attributsverbesserungen in euren Besitz zu bringen und gezielt einzusetzen, um gestärkt an den Start zu gehen.


Klingt amüsant und bringt auch tatsächlich ein wenig taktische Tiefe ins Erlebnis, fällt zuweilen jedoch auch viel zu kompliziert und verschachtelt aus. Zu allem Überfluss bemerkten wir zum Ende unseres Tests, dass das Sammeln der benötigten Karten gerne mal in einen längeren Grinds ausarten kann, optionale Echtgeldeinkäufe für Lootboxen da aber auch gerne Abhilfe verschaffen – immerhin muss man im Laufe der Kampagne nicht nur einen Wagen hochrüsten.


An dieser Stelle sei aber festgehalten, dass die Lootboxen uns im Laufe des Tests nicht einmal störend ins Gesicht gedrückt wurden und sich auch niemals wirklich notwendig anfühlten. Dennoch fällt das auf Sammelkarten ausgelegte Tuningsystem insgesamt zu unhandlich und klobig aus, um sich richtig gut anzufühlen. Immerhin funktionieren optische Anpassungen eurer Rennbolliden bedeutend einfacher.



Ereignislos durch die Nacht


In der Spielwelt finden wir dann typische Sammelobjekte vor, die wir bereits aus den Vorgängern oder anderen Rennspielen kennen. Werbeschilder zum Durchfahren, Radarfallen, über die Map verteilte Einzelteile, die kombiniert einen neuen Superwagen für die Sammlung ergeben. Ein angenehmer Zeitvertreib, mehr aber leider auch nicht.


Damit sind wir auch bei einem weiteren großen Problem von Need for Speed Payback angelangt. Insgesamt fällt die Spielwelt nämlich viel zu unspektakulär, leblos, leer und trist aus, um uns wirklich bei Laune zu halten und lässt somit bei spontanen Spritztouren sinnvolle Inhalte und Augenschmäuse fast gänzlich vermissen.


Somit fühlt sich das Ansteuern weit voneinander platzierter Events wie zähes Füllmaterial an, das von Schnellreisepunkten zumindest ein wenig aufgedröselt wird. Leider liegt das wahre Problem dann noch an einer weiteren Stelle: denn dieser Nachteil spricht eigentlich fast schon für das gesamte Rennspiel.


Need for Speed Payback bietet viele Elemente – Action-Handlung, etliche Rennen, Sammelobjekte, Tuning –, scheint sich bei allen aber mit einem Machen wir das Nötigste, damit wir ein solides Fazit erreichen an die Arbeit gemacht zu haben. Denn kein Aspekt eröffnet einen Wow-Moment, sondern verliert sich bereits nach kurzer Zeit in altbekannter Monotonie.


Somit ist Ghost Games zwar definitiv eine Steigerung gelungen, allerdings eine, die sich weiterhin sehr viel Luft nach oben lässt. Und somit – ähnlich wie das Fast & Furious Vorbild – wohl sicher bald eine Fortsetzung auf den Plan ruft.


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Fazit


Ghost Games versucht, Need for Speed Payback mit einer überladenen Kombination aus Handlung, Tuning, Open-World und fordernden Rennen zum fulminanten Super-Serien-Revival zu machen, liefern an den vielen Baustellen jedoch höchstens solide Kost ab. Und lassen somit enorm viel Potenzial auf der Strecke.


Zwar machen die Rennen mit schicken Wagen und zuverlässiger Steuerung viel Laune, werden allerdings von Solala-Handlung, eher mauer Spielwelt und unnötig verkompliziertem Tuning-System in einen durchschnittlichen Racer gepresst, der zwar keinen Totalausfall darstellt, sich aus der Mittelmaß-Kategorie aber kaum retten kann.


Wer dennoch den Drang verspürt, sich mal wieder ans virtuelle Lenkrad zu klemmen und dabei auch gegen eine kräftige Fast & Furious-Spritze nichts auszusetzen hat, der darf bei Need for Speed Payback gerne einen Blick riskieren. Alle anderen hoffen, dass vielleicht der nächste Ableger den Wurzeln der Serie endlich wieder gerecht wird.

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