Kimba, der weiße Löwe Volume 1

Kimba, der weiße Löwe Volume 1



Handlung


Endlich darf der zeitlose Anime-Klassiker auch im Blu-ray-Format brüllen!


Bei dem Versuch, seine Frau aus den Fängen übler Großwildjäger zu befreien, verliert der weiße Löwenkönig Cäsar sein Leben und sein Sohn Kimba muss auf einem Schiff das Licht der Welt erblicken. Kimba gelingt jedoch die Flucht und er kann in den Dschungel zurückkehren.


Dort will er den Traum seines Vaters Wirklichkeit werden lassen: Alle Tiere und Menschen sollen in Harmonie zusammenleben. Unterstützt wird er bei diesem Vorhaben von seinen Freunden Pauly, dem Papagei, der Antilope Bucky und dem weisen Pavian Daniel.




Kimba, der weiße Löwe beherrscht die hohe Kunst, zwei wichtige Zielgruppen gleichzeitig anzusprechen. Mit einer liebenswerten Heldenriege, kunterbunten Farben und vielen Witzen haben nämlich die Kinder viel Freude vor dem Bildschirm, während die Erwachsenen mit teils schmerzhaft realistischen Momenten und tiefgehenden Botschaften ebenfalls in den Bann gezogen werden.


Im Endeffekt lässt sich der Vergleich zu König der Löwen hier perfekt ziehen (kein großes Wunder, immerhin kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich Disney hier ausreichend Inspiration abgeholt hat): Viel Spaß, viel Freude, viel Farbe, sogar gelegentlich ein wenig Gesang. Gleichzeitig aber auch Gewalt, Tragik und Tod.


Klar, Kimba wird hier niemals grauenhaft blutig und wird somit keine Kindheiten zerstören. Allerdings vermacht es der Anime durch diese Mischung gekonnt, mehrere Generationen zu begeistern und durch ein spannendes Abenteuer zu geleiten, das qualitativ durchweg auf dem gleichhohen Niveau verweilt.


Stürzt man sich als wahrer Anime-Veteran in den Serienmarathon, wird man jedoch gleichzeitig mit einer Reihe stark auffallender Probleme konfrontiert, die zwar sicherlich auf gänzlich verschiedene Produktionsstandards und Budgetmöglichkeiten im Jahr 1965 zurückzuführen, aber dennoch mit einem kritischen, modernen Auge zu betrachten sind.


So kommt es gelegentlich vor, dass der Handlungsablauf innerhalb einer Folge merkwürdig unrund und zum Ende sogar unfertig wirkt. Eine Problematik, die sich sogar auf den gesamten roten Faden des Box-Sets ausweitet. Nicht selten kommt es uns so vor, als hätten die Macher frühere Szenen gänzlich vergessen und dadurch das bisher etablierte Fundament neu aufgesetzt, was vor allem bei Interaktionen zwischen zwei Charakteren kurzzeitige Verwirrung auslöst.


Kimba, der weiße Löwe kann man natürlich nicht direkt mit aktuellen Serien vergleichen: die Folgen bauen nicht gnadenlos aufeinander auf, sondern besitzen einen episodischen Charakter mit leichten Hinweisen auf frühere Ereignisse. Einen Beinbruch stellt die Problematik also nicht dar. Vor allem nicht, wenn jüngere Jahrgänge ohne Anime-Vorkenntnisse in die Dschungelwelt von Kimba eintauchen.


Somit fühlt sich Kimba tatsächlich wie Der König der Löwen im Serienformat an. Sicherlich wird die Handlung nicht so kompakt, zielgerichtet und wuchtig präsentiert wie in einem knapp 90-minütigen Film. Dafür besitzt sie aber ebenso viel Herz, Leidenschaft, Humor und Bedeutung.




Bild


Der zeitlose Aspekt findet bei der Handlung jedoch kein Ende, sondern setzt sich auch in Richtung der Optik fort. Denn obwohl Kimba, der weiße Löwe definitiv nicht als hochmoderndes HD-Superfeuerwerk bezeichnet werden darf, dürfen sich vor allem Anime-Fans aber über einen regelrechten Augenschmaus freuen.


Zum einen liegt das natürlich an dem unverkennbaren Tezuka-Stil, der selbst nach einigen Jahrzehnten noch eine erstklassige Figur macht und sich somit wacker gegen den Zahn der Zeit behauptet hat. Kombiniert mit kräftigen Farben – immerhin sprechen wir hier von der ersten farbig ausgestrahlten Fernsehserie Japans – ergibt sich somit ein tolles Gesamtbild.


Allerdings spielt bei der Neuveröffentlichung der Zusatz Digitally Remastered eine sehr wichtige Rolle. Hier hat man sich sichtbar viel Mühe gegeben, den legendären Anime zu modernisieren, dabei aber gleichzeitig den altbekannten Charme zu wahren. Dieses Vorhaben ist vollends gelungen.


Vor allem auf Blu-ray macht Kimba eine sehr gute Figur und präsentiert sich mit einer beeindruckenden Bildschärfe, wodurch das Gesamtalter auf den ersten Blick gar nicht mehr so hoch erscheint. Gelegentliche Animationsfehler sowie teils recht karge Hintergründe lassen dann zwar doch wieder das wahre Alter erahnen, täuschen über eine Tatsache jedoch nicht hinweg: Hier wurde mit viel Liebe und Respekt für den fantastischen Anime sichtbar viel Arbeit investiert.


Dennoch möchten wir an dieser Stelle nochmal ausdrücklich unterstreichen, dass vor allem Fans moderner Animes kein Weltwunder erwarten sollten. Kimba, der weiße Löwe erblickte 1965 das Licht der Welt und kann sein Alter selbst mit der gelungenen digitalen Zellenkur nicht ganz verstecken. Vergleiche mit aktuellen Serien sollte man also lieber gänzlich vermeiden.




Sound


Hier greift ebenfalls wieder der Nostalgie-Faktor. Immerhin darf man sich über ein wundervolles Wiederhören mit altbekannten Sprechern der Kindheit freuen – wenn wir Oliver Grimm, Harry Wüstenhagen oder Klaus Miedel hören, fühlen wir uns wieder in unseren fünfjährigen Körper, hockend vor dem Fernseher, gebannt von all den kunterbunten Zeichentrickserien.


Kimba, der weiße Löwe erfreut sich in dieser Hinsicht einer fantastischen Sprecherriege, deren erstklassige Leistung sich perfekt gegen den Zahn der Zeit behaupten konnte. Selbst heute macht es noch sehr viel Spaß, den kinderfreundlichen Dialogen zu lauschen – da tut es tatsächlich auch gar nicht so sehr weh, dass es die japanische Variante nicht auf die Discs geschafft hat.


Das Alter bleibt aber auch hier nicht verborgen. Mit einem PCM 2.0-Sound kommen die passende Musikuntermalung sowie die Dialoge zwar hervorragend zur Geltung, direktionale Effekte, wuchtigen Bass und andere Sound-Wunderspiele braucht man jedoch nicht zu erwarten. Und wer dann auch noch einen glasklaren Ton erwartet, dessen Erwartungen sind definitiv viel zu hoch angelegt.




Extras


Booklet

Sticker

Vor- und Abspann (japanisch)


Es ist das alte Lied, bei Kimba, der weiße Löwe allerdings etwas lauter, schräger und schmerzhafter. Obwohl wir hier nämlich tatsächlich kein ausschweifendes Bonusmaterial erwartet haben, hat uns das fast vollständige Fehlen vor allem mit Blick auf das hohe Alter des Animes dann doch ein wenig enttäuscht.


Klar, nur weil eine Serie mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel hat, muss es nicht automatisch zahllose Specialvideos geben, die man dann automatisch für den deutschen Markt nutzen darf. Auf den Discs dann aber nur Vor- und Abspann zu finden, ist vor allem mit den zahlreichen Hintergrundinfos zu Kimba sehr schade.


Nipponart versteht es jedoch gekonnt, unsere Tränen direkt zu trocknen. So gibt es neben dem obligatorischen Sticker auch ein verdammt schickes, farbenfrohes Booklet, dass dann doch einen kleinen Überblick über die Serie gewährt. Ein eher schwacher Trost, schlussendlich aber immer noch besser als Nichts.




Fazit


Kimba, der weiße Löwe hat seine enorm hohe Stellung in der Anime-Geschichte redlich verdient!


Ob nun mit der Pionierfunktion als einer der ersten in Farbe ausgestrahlten Animes, der unverkennbaren Handschrift von Legende Osamu Tezuka und einer ebenso simplen wie auch tiefgehenden Geschichte mit unfassbar viel Herz, die Liste an positiven Merkmalen ist gefüllt mit etlichen Argumenten, wieso diese Box in jede Sammlung gehört.


Zwar geht Kimba im direkten Vergleich mit aktuelleren Serie deutlich in die Knie, gerade diesen darf man bei der ersten Box aber nicht ziehen. Denn trotz klar erkennbarer und aufgrund des hohen Alters auch verständlicher Schwächen, sitzt Osamu Tezukas Werk noch bis heute unerschütterlich auf einem der für legendäre Animes reservierten Throne.


Und hat sich diesen Platz redlich verdient. Ebenso wie seinen Platz in der Sammlung wahrer Anime-Fans.


Name: Kimba, der weiße Löwe Volume 1 [Blu-ray]
Verleih:
Nipponart
Bild:
16:9 Pillarbox
Ton:
PCM 2.0 (Deutsch)
Untertitel:
Deutsch

Laufzeit: ca. 650 Minuten

Freigegeben ab: 6 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:
© Tezuka Productions

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