Dead Rising 4: Franks Komplettpaket

Dead Rising 4: Franks Komplettpaket



If something’s strange in your neighborhood mall, who you gonna call? FRANK WEST!


Vor einem Jahr freuten sich die Xbox One-Besitzer. Im März folgten die Steam-Nutzer. Jetzt sind auch endlich die PS4-Freunde dran – denn endlich hat sich Capcom dazu erbarmt, Zombie-Reporter Frank West auch auf die Konsole aus dem Hause Sony loszulassen.


Dead Rising 4: Franks Komplettpaket belässt es allerdings nicht nur beim eigentlichen Hauptabenteuer, sondern packt gleich noch alle DLCs sowie neue Inhalte auf die Discs, um das Zombiegemetzel noch blutiger fröhlicher zu gestalten.


Must-Buy-Zombie-Hit für Fans und Neulinge? Nicht ganz. Warum, das erfahrt ihr im Test!


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Alter Held, neue Ausrichtung


Repoter Frank West? Das kleine Städtchen Willamette? Ein Zombie-Ausbruch? Wir haben ein Déjà-vu!


Dead Rising 4 ist aber nicht etwa ein Remake des Erstlings, sondern konfrontiert mit dem Teil seiner Vergangenheit, den er eigentlich längst hinter sich lassen wollte. Und schickt ihn sogar an den Ort, an dem alles begann.


Allerdings finden die Parallelen hier schon ein Ende. Mit dem vierten Ableger der Zombie-Reihe hat Capcom nämlich einen mutigen Schritt gewagt und entfernt sich fast vollends vom düster-bedrohlichen Ton der Vorgänger und verpasst dem blutigen Gesamtbild eine ordentliche Prise Humor und Lockerheit.


Das mag für viele gewöhnungsbedürftig klingen (vor allem nach dem sehr düsteren dritten Teil). Und tatsächlich ist es das auch! Wenn Frank West bei Anblick einer Zombiehorde nämlich einen flotten (und oftmals flachen) Spruch raushaut, werden einem die enormen Welten zwischen den Grundstimmungen der Vorgänger und des Neulings regelrecht ins Gesicht gedrückt.


Zum Glück driftet Dead Rising 4 dadurch nicht ins Lächerliche ab. Obwohl die Haupthandlung rund um Franks neuste Ermittlungen sowie den erneuten Ausbruch in Willamette keinen Innovationspreis gewinnt, hält sie mit einigen Highlights durchweg bei Laune und betet auch den humoristischen Ton gekonnt ein, wodurch sich dieser trotz einiger Startschwierigkeiten dennoch gekonnt in das Zombie-Gemetzel einfügt.




Vergiss den Countdown


Die Neuausrichtung der Atmosphäre sorgt bei Dead Rising 4 allerdings nicht nur für eine handlungstechnische, sondern auch für eine spielerische Veränderung. Und während bei der Story Humor das Zusatzelement war, gilt beim Gameplay vereinfachter Schwierigkeitsgrad.


Kein stets tickender Timer mehr, keine ständige Waffenarmut, eine durchweg reiche Auswahl an heilenden Items sowie ein deutlich vereinfachtes Kampfsystem gestalten das Überleben für Frank West in Runde 4 spürbar einfacher und lassen ausreichend Zeit für ausgelassene Erkundungszüge und gnadenlose Metzel-Orgien.


Klar, gefährliche oder gar fordernde Abschnitte lassen sich auch hier wieder ausfindig machen. Wer sich beispielsweise unvorbereitet einem Boss entgegenstellt oder blindlings in eine gigantische Zombiemeute springt, der muss seine Lebensleiste und Vorräte im Blick behalten. Bei den Vorgängern besiegelten solche Momente allerdings fast schon euer Todesurteil. Dead Rising 4 setzt die Gefahrenlatte an dieser Stelle deutlich niedriger.


Bestes Beweisstück für die Schwierigkeitsverschiebung ist der Exo-Suit, den ihr beim Durchforsten von Willamette anlegen dürft. Zwar erlaubt dieser nur temporäre Nutzung und zerfällt anschließend in seine Einzelteile, lässt euch Zombies und andere unliebsame Schergen jedoch noch wuchtiger und effektiver ins Jenseits befördern. Ein Element, das in Part 1 bis 3 vollkommen deplatziert gewirkt hätte, sich hier jedoch der Neukonzeptionierung erstklassig anpasst.


Selbst die beliebten Psycho-Bosse bilden dieses Mal keinen gesonderten Highlight-Punkt, sondern werden größtenteils als optionale Missionen eingeflochten. Dadurch entfallen auch die herrlich düsteren (und gerne auch mal skurrilen) Zwischensequenzen der Vergangenheit – schade! Beim Kampf gegen Ritter oder einen bösartigen Weihnachtsmann wäre eine kurze Szene sicherlich pures Horrorgold gewesen.




Old, but gold


Obwohl Capcom Dead Rising 4 von düsterer Grundstimmung und nervenaufreibendem Countdown befreit, bleibt der Entwickler einigen altbekannten Wurzeln der Reihe dennoch treu. Und beweist damit glanzvoll, dass Zombieabschlachten auch heute noch ordentlich Laune machen kann.


Kaum dürfen wir Frank West nämlich durch die offene Spielwelt steuern, Waffen einsammeln, aus unterschiedlichen Gegenständen teils wahnwitzige Kombo-Mordinstrumente erstellen und den Zombie-Counter damit gnadenlos in die Höhe treiben, können wir uns nur noch schwer von der Konsole trennen. Suchtpotenzial wird von klebrigen Blutfontänen halt nur noch befeuert.


Einer der Hauptgründe bildet die offene Spielwelt, die mit Shoppingzentrum und Straßen von Willamette eine nette Kulisse und mit vielen verschiedenen Läden und verborgenen Geheimnissen ausreichend Platz zum freien Erkunden bietet. Manchmal verbirgt selbst ein harmlos erscheinender Klamottenladen herumgammelnde Kisten, in deren Innerem Pläne für eine neue Superwaffe hausen.


Auch die Erfahrungspunkte fallen wieder ungeheuer motivierend aus. Zombie-Kills und besondere Aktionen treiben nicht nur unseren Level in die Höhe, sondern versorgen uns auch mit Skill-Punkten, die wir wiederrum in völlig neue Fähigkeiten investieren können. Neue Moves, mehr Treffsicherheit oder zusätzlichen Platz für neue Knarren? Kann alles freigeschaltet und beim New Game+ gleich wieder verwendet werden.


Die Vielzahl an Waffen, Läden, versteckten Outfits und gestellten Aufgaben erschlägt einen förmlich, füllt den enorm großen Zombie-Spielplatz aber mit ausreichend Herausforderungen, um Langeweile nur schwer den Zugang zu gewähren. Sicherlich erfindet Capcom das Genre damit nicht neu, hält es aber zumindest auf einem sehr amüsanten Level.




Crazy Zombie-Massaker


Obwohl ausreichend Zeit zur Verfügung stand, hat sich Capcom technische Verbesserungen bei Dead Rising 4 gespart. Ein Beinbruch ist das nicht: immerhin bleibt das Geschehen trotz enorm hohen Zombieaufkommens fast durchgehen stabil, nervige Ruckler und Slowdowns werden dadurch also zur Seltenheit. Hier und da hätte ein wenig Aufpeppen jedoch sicherlich nicht geschmerzt.


Ganz ohne Extras müssen die PS4-Fans dann aber doch nicht leben. Immerhin hat Capcom Franks Abenteuer nicht nur alle Waffen und Outfit-DLCs, sondern auch das Story-DLC Frank Rising spendiert, das den Kameramann in eine etwas andere Rolle verfrachtet und der Haupthandlung ein weiteres Kapitel hinzufügt.


Ihr wollte es noch abgedrehter? Kein Problem! Wer die Waffen mal kurzzeitig beiseitelegen und sich sportlich ertüchtigen möchte, der spielt eine Runde Super Ultra Dead Rising 4 Mini Golf und feuert mit spielerischem Können den überdimensionalen Golfball ins Loch. Keine Sorge – Zombies umlegen darf man dabei immer noch. Und sich in merkwürdigen Outfits präsentieren ist ebenfalls erlaubt. Ein herrlicher Zeitvertreib!


Die Kirsche auf dem Zombie-Sundae haben wir uns aber für den Schluss aufgehoben. Der Capcom-Heroes-Mode peppt die Haupthandlung nämlich nochmal gehörig auf und verpasst euch an Spielautomaten Kostüme namhafter Capcom-Legenden, deren Fähigkeiten ihr anschließend kurzzeitig einsetzen dürft.


Schwert-Action als Dante? Kettensägen-Massaker als Adam, der Clown? Oder Blaster-Burning als X aus Mega Man? Dead Rising 4 gibt euch die Chance und unterstreicht damit einen Punkt perfekt: Dunkel, düster, böse ist Vergangenheit. Jetzt geht es um abgedrehten Crazy-Fun mit Trash-Faktor.


Und das wird einigen sauer aufstoßen. Und anderen im Gegenzug SEHR schmecken.


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Fazit


Beinharte Veteranen des blutigen Zombie-Gemetzels werden sicherlich auch mit der aufgepeppten PS4-Variante des aktuellsten Ablegers nicht warm werden. Immerhin hat sich Dead Rising 4 nicht nur vom ernsten Ton, sondern auch von spielerischeren Herausforderungen verabschiedet und sich insgesamt viel lockerer und arcadiger aufgestellt.


Wem jedoch der Sinn auf einige humorvolle Stunden inmitten eines vollends abgedrehten Zombie-Spielplatzes steht, dem wird Franks Komplettpaket definitiv schmecken. Unzählige Kombowaffen, etliche Upgrades und literweise Untotenblut funktionieren halt immer. Und machen in Verbindung mit zahlreichen Neuerungen und Verbesserungen im neuen Gesamtpaket nochmal deutlich mehr Freude als im letzten Jahr.


Letztlich muss man sich nur eine Frage beantworten: Mag man Dead Rising auch ohne unvergesslich inszenierte Psycho-Bosskämpfe, schweißtreibenden Timer und düstere Grundstimmung? Wenn man mit Ja antwortet, darf man direkt zugreifen. Lautet die Antwort Nein, dann bleibt man doch lieber bei den Vorgängern. Letztere werden dann nämlich auch durch Capcom-Kostüme und Horror-Minigolf sicherlich keine Fans des rasenden Zombie-Reporters.

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