Digimon Story: Cyber Sleuth - Hacker's Memory

Digimon Story: Cyber Sleuth - Hacker's Memory



Never change a running system.


Während Digimon Story: Cyber Sleuth sicherlich nicht als Meisterwerk bezeichnet werden darf, traf es 2015 den Nerv der Fans. Bei einer gelungenen Kombo aus RPG und Digimon sieht man über Schwächen halt gerne hinweg.


Mit der Ankündigung der Fortsetzung mit dem Anhängsel Hacker's Memory fragte man sich schnell, wie Entwickler Media.Vision diese Formel wohl weiterentwickelt würde, welchen Negativpunkten es nun an den Kragen geht.


Doch anstatt zwei Schritt vorwärts oder gar einen zurück zu wagen, hat man sich direkt für eine ganz andere, erschreckend simple Taktik entschieden: Stillstand.


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Unterhaltsames Mittelmaß


Neuer Trubel in der Onlinewelt Eden! Denn mit hinterhältigen Phishing-Attacken werden gnadenlos Accounts gestohlen – und nun hat es auch Hauptheld Keisuke Amazawa erwischt!


Und was tut man, um den Drahtziehern dieses Diebstahls auf die Spur zu kommen? Ganz einfach! Man schließt er sich der Hackergruppe Hudie an, verbündet sich mit einer Reihe mächtiger Digimon und stellt sich den Bedrohung seitens Eden und der mysteriösen Widersacher tapfer entgegen. Kinderleicht!


Mit Hacker's Memory will Media.Vision das Story-Rad definitiv nicht neu erfinden. Dazu fallen der Protagonist zu blass, viele Sequenzen zu langgezogen und die Inszenierung allgemein zu altbacken aus. Sympathische Charaktere und humorvolle Momente halten aber dennoch vortrefflich bei Laune und helfen, das Abenteuer bis zum Abspann zu genießen.


Fans dürfen sich zusätzlich über ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen. Dazu wollen wir an dieser Stelle aber noch nicht zu viel verraten.




Cyber Sleuth, Runde 2


Allerdings werden nicht nur durch geschickt platzierte Gastauftritte Erinnerungen an den direkten Vorgänger geweckt. Denn auch in puncto Gameplay, Optik und Sound tritt Hacker's Memory auf der Stelle und erinnert teils frappierend an den Vorgänger.


So merkt man abermals deutlich, dass die PS Vita für Media.Vision die Hauptkonsole war und die PS4-Fassung eher als Port bezeichnet werden darf. Schicke Charakter- und Digimon-Modelle werden also wieder von teils kargen, von verwaschenen Texturen bevölkerten Schauplätzen umzingelt, denen es vor allem in der digitalen Welt schnell an Abwechslung mangelt. Ein wirklich lebhaft anmutendes Japan braucht man ebenfalls nicht zu erwarten.


Rettendes Licht am Horizont: Komponist Masafumi Takada sowie die japanische Sprachausgabe, die wie bei Cyber Sleuth vollends abliefern und das Abenteuer durchweg mit einem atmosphärischen Soundpaket begleiten. Wer braucht da noch eine optionale englische Variante?


Beim Gameplay erleben wir ein weiteres Déjà-vu: Wir steuern Keisuke durch den Tokioter Stadtteil Shibuya sowie durch die Onlinewelt Eden, erledigen verschiedene Hauptaufgaben und besiegen fiese Oberschurken, um jegliche Bedrohungen auszuschalten und die (reale sowie die digitale) Welt zu retten.


Nennenswerte Weiterentwicklungen bei diesen drei Aspekten? Fehlanzeige. Aber wozu auch, wenn der Vorgänger 1A funktioniert hat?




Suchtgarant Digimon-Jagd


Denn Fakt ist: Das Digimon-Abenteuer im RPG-Gewand funktioniert einfach erstklassig. Während die Aufgaben nämlich oftmals recht simpel ausfallen und das Laufe von A nach B-Konstrukt nur selten durchbricht, weiß das Rumhantieren mit den digitalen Monstern auch bei Hacker's Memory wieder bestens zu unterhalten.


Zufallskämpfe werden mit einer eigens zusammengestellten Dreier-Gruppe bestritten, die die gegnerischen Truppen mit Standard- und Spezialangriffen rundenbasiert in die Knie zwingt. Als Belohnung winken Kohle und Erfahrungspunkte. Typisch RPG eben.


Neue Digimon fangen wir uns nicht, sondern scannen sie beim kämpferischen Aufeinandertreffen. Haben wir sie nach einigen Runden zu 100% gescannt, können wir sie in unser eigenes Team transferieren und beim Erreichen bestimmter Vorgaben (Level, Angriffskraft, HP-Wert) sogar zu einem völlig neuen Monster digitieren lassen.


Bis man alle 340 Digimon in seinem Besitz hat, geht enorm viel Zeit ins Land. Zeit, die ähnlich wie beim Seelenverwandten Pokemon jedoch mit ausreichend Motivation und Spielspaß gefüllt ist, wodurch man sich vor allem als Fan schwer vom Handheld lösen kann und stets auf die Jagd nach dem nächsten Monster geht.


Und es anschließend direkt trainiert, um es zum ultimativen Digitationshöhepunkt zu treiben.




Kein RPG ohne Nebenaufgaben


Abseits der Haupthandlung wird man immer wieder eingeladen, sich einigen Nebenaufgaben zu widmen, um Kohle zu sammeln und die Digimon-Truppe gezielt aufzuleveln. Klar, typisch RPG eben.


So darf man optionale Aufträge annehmen, sich in Domination Battles behaupten, online gegen andere Mitspieler antreten oder auf die Suche nach den 700 Medaillen gehen, die überall verteilt sind und somit zum regelrechten Albtraum für jeden unmotivierten Sammler werden.


Hacker's Memory bedient sich also auch hier großzügig an etlichen Aspekten des Vorgängers, weckt damit allerdings gleichzeitig gekonnt die alte Motivationsflamme in uns. Schnell wollen wir nur noch einen Auftrag erledigen, einen Online-Kampf gewinnen, ein Digimon entwickeln. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Suchtpotenzial ist wieder dabei!


Einer Sache sollte sich allerdings jeder sicher sein (wenn es bisher noch nicht aufgefallen ist: Letztlich wirkt Hacker's Memory eher wie eine direkte Kopie von Cyber Sleuth. Viele Aspekte wurden direkt übernommen, keine Verbesserungen, keine Updates, eine Upgrades. Sogar einige Locations wurden identisch übertragen – für Entdecker sicherlich eine starke Enttäuschung.


Bei so viel ungenutztem Potential schmerzt natürlich das Fanherz. Wenn dann aber wieder die Digimon-Jagd beginnt, man die erste Digiation beobachtet und die ersten Bosse erlegt, fühlt man sich direkt wie Zuhause. Da nimmt man es dann auch gerne hin, dass das laufende System kaum verändert wurde.


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Fazit


Mit Digimon Story: Cyber Sleuth – Hacker's Memory Media.Vision keinerlei Risiken ein und orientiert sich fast 1:1 an der Vorlage des Vorgängers, um alle altbekannten Stärken an Bord zu behalten. Fans dürfen sich also über ein gelungenes RPG mitsamt amüsanter Kämpfe, unzähliger Digimon sowie etlichen Nebenaufgaben und -beschäftigungen freuen.


Das ausbleibende Verlassen der Komfortzone formt das Gesamtbild jedoch schnell zur zweischneidigen Klinge. Neue Impulse, Abwechslung oder gar Ausmerzen alter Fehler sucht man nämlich vergebens. Gelegentlich macht sich sogar eher ein Add-On- als ein Sequel-Feeling breit – immerhin gewinnt man schnell das Gefühl, das alles schon mal gesehen zu haben.


Wer also einfach mehr Cyber Sleuth und keine neue Digitationsstufe erwartet, der wird keinesfalls enttäuscht. Wird sich aber definitiv darauf vorbereiten müssen, das verschenkte Potential gelegentlich schmerzhaft in der Magengrube stechen zu fühlen.

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