Yakuza 6: The Song of Life

Yakuza 6: The Song of Life



Das emotionale Ende einer Legende


Wir erinnern uns an die ersten PS2-Schritte, die wir 2005 in Yakuza als Kazuma Kiryu, dem legendären Drachen von Dojima, tätigen durften. Und auch an die zahlreichen Nachfolger, in denen das Band zwischen uns und dem wortkargen, aber heldenhaften Protagonisten immer stärker wurde.


Nun halten wir nach so vielen Jahren Yakuza 6: The Song of Life und damit gleichzeitig das Ende der Geschichte rund um Kiryu in unseren Händen.


Und verraten euch in unserem Test, warum wir diesen Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt haben.


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Keine Ruhe für Kazuma Kiryu


Die Yakuza-Reihe orientierte sich stets an einem roten Faden: Kazuma Kiryu, der sich als erbitteter Kämpfer in der Unterwelt Tokios einen Namen machte, dieses Leben aber hinter sich lassen wollte. Durch seinen Ruf jedoch immer wieder auf ebenso gnadenlose wie auch blutige Art und Weise hineingezogen wurde.


In Yakuza 6: The Song of Life sieht sich Kiryu nach Absitzen einer dreijährigen Haftstrafte mit der wohl größten Herausforderung seines Lebens konfrontiert: Seine Ziehtochter Haruka wurde von einer unbekannten Person angefahren und lebensbedrohlich verletzt zurückgelassen – sie liegt in einem Koma, ihr Leben hängt am seidenen Faden.


Zu allem Überfluss wurde bei Haruka ein Säugling namens Haruto gefunden, dessen Herkunft mehrere Fragen aufwirft. Ist Haruka wirklich die Mutter? Wer ist der Vater? Und könnte es sich bei dem Autounfall um einen Anschlag gehandelt haben, in dessen Fokus die junge Mutter sowie ihr Kind stehen?


Kiryu will Licht ins Dunkel bringen und begibt sich hierfür abermals in den tiefschwarzen Sumpf der japanischen Unterwelt, der ihn nicht nur in den bekannte Kamurocho, sondern auch nach Hiroshima führt, wo er nicht nur neuen Wegbegleitern, sondern auch neuen Feinden über den Weg läuft.


Und dabei über eine Reihe schockierender Intrigen und Wahrheiten stolpert, die nicht nur seines, sondern auch das Schicksal seiner Tochter Haruka entscheiden werden.




Mitten ins Yakuza-Herz


Yakuza lebte schon immer von seinen verschiedenen Hauptakteuren. Sicherlich standen auch mal schockierende Wendungen und verbrecherische Machenschaften im Zentrum eines Kapitels, letztlich ging es aber immer um Kiryu, Haruka, Goro Majima und Co.


Yakuza 6: The Song of Life unterstreicht diese Tatsache deutlich. Denn obwohl hinter dem Anschlag auf Haruka ein gigantisches Komplott mir vielen Namen, Tätern und Banden steckt, stehen sie gemeinsam mit Haruto und Ziehvater Kiryu stehts im Mittelpunkt, wodurch der finale Part der Kiryu-Saga mit vielen Emotionen und nahegehender Tiefe beeindrucken kann.


Ob sich Kiryu nun an seine Zeit mit Haruka zurückerinnert, gemeinsam mit Haruto einige ruhige Stunden verbringt oder sich in den finalen Stunden aufopfernd seinem Schicksal stellt – Yakuza 6: The Song of Life schafft es, diese Momente perfekt in Szene zu setzen und vor allem beinharten Fans einen atemberaubenden, intimen sowie tränenreichen Abschied zu verpassen, dem es unserer Meinung nach nur an einem ebenbürtigen Final-Boss mangelt.


Nun bleibt die Frage, ob man das Ganze auch als blutiger Yakuza-Anfänger genießen kann. Und hier lautet die Antwort definitiv Jein. Während die emotionale Wucht der Vater-Tochter-Beziehung sowie das Finale bei Neueinsteigern logischerweise nur schwer ein flaues Gefühl in der Magengrube auslösen kann, kann sich der Plot ausreichend von den Vorgängern abgrenzen, um auch alleinstehend zu begeistern.


Wer also dringend direkt das Finale erleben und sich nicht durch sechs Vorgänger prügeln will, der kann das beruhigt tun. Wobei wir jedem vor Beginn des Abenteuers eine Sichtung der ausführlichen Recap-Clips wärmstens empfehlen möchten.



Fotorealistisches Japan


Wir hätten nicht gedacht, dass uns Yakuza 6: The Song of Life noch so überraschen könnte. Immerhin haben wir unzählige Yakuza-Haupttitel sowie Spin-Offs erlebt und durften uns somit bereits mehrmals durch die Straßenzüge Kamurochos prügeln.


Mit der brandneuen Dragon Engine wird das Viertel jedoch in ein neues Gewand gehüllt und präsentiert eine Reihe anschaulicher Lichteffekte und Details, wodurch nicht selten regelrechter Fotorealismus erreicht wird. Und man neben einigen schicken Foto-Spots auch noch neue Abkürzungen ausfindig machen kann, um sich schneller von A nach B zu bewegen.


Und während man strahlende Lichter und imposante Hochhäuser in Hiroshima gänzlich vermisst, wird hier ein ansprechender Kontrast geboten, der mit viel Grün und beruhigendem Meer eine willkommene Abwechslung von der lebendigen Großstadt bietet.


In Kombination mit abermals erschreckend real wirkenden Charaktermodellen (diese Nahaufnahmen… ein wahrer Traum!) sowie filmreif in Szene gesetzten Zwischensequenzen lässt Yakuza 6: The Song of Life also gekonnt die optischen Muskeln spielen und macht deutlich, dass die Reihe hier noch lange nicht am Ende der Möglichkeiten angekommen ist.


In puncto Sound bekommt man altbewährte Super-Kost geliefert: Starke, japanische Sprecher sowie einen fantastischen Soundtrack, der sowohl ruhige als auch kämpferische Momente erstklassig begleiten kann. Hier geht es wirklich kaum besser.




Die schmerzhafte Faust des Drachen


Wir bekommen eine Aufgabe, laufen von A nach B, erledigen die Aufgabe, und laufen anschließend weiter zu Punkt C – zunächst machen wir das in Kamurocho und später dann auch in Hiroshima. Yakuza wie es leibt und lebt, also.


Spielerisch hat Sega sich an den Vorgängern orientiert und erfindet das Rad nicht neu. Wirklich nötig ist das aber auch nicht. Obwohl wir bei dem Ganzen nämlich gelegentlich ein wenig den frischen Wind vermissen, sorgen die bereits erwähnten lebendigen Städte für ausreichend Augenschmäuse, um kleinere Laufwege bestens zu unterstützen.


Hauptaugenmerk und gleichzeitig größter Suchtfaktor liegt aber auch bei The Song of Life bei den epischen Kämpfen, die im Zuge der Story oder per Begegnung mit aggressiven Gangstern beim freien Erkunden starten. Hier teilen wir mit Schlägen, Tritten und schmerzhaften Kombos ordentlich aus und führen bei ausreichend gefüllter Spezialleiste eine Heat Action aus, wobei wir nicht selten die Umgebung sowie schwere Gegenstände verwenden, um ordentlich an der Lebensleiste des Gegners zu knabbern.


Das Kampfsystem erinnert an das der Vorgänger, fühlt sich jedoch insgesamt zuverlässiger, flüssiger und wuchtiger an. Wenn wir einen Schlag-Kombo gezielt platzieren, anschließend noch einen heftigen Punch draufsetzen und beobachten, wie sich beim Feind einige Zähne und jede Menge Blut verabschieden, fühlt man die virtuellen Muskeln gehörig pochen.


Wer fleißig kämpft, der bekommt natürlich auch Erfahrungspunkte, die in mehr Gesundheit, mehr Heat-Action-Leiste oder neue Moves investiert werden dürfen. Dadurch baut man sich rasant einen übermächtigen Super-Kiryu auf, der ab dem letzten Drittel sogar ein wenig zu mächtig wirkt und den selbst den hohen Schwierigkeitsgrad ein wenig zu niedrig ansetzt.


Doch seien wir ehrlich: Wenn man sechs bewaffnete Yakuza-Mitglieder mit einem gnadenlosen Roundhouse-Kick zu Boden donnert und das Trauerspiel dann noch mit einem kräftigen Hieb mit einem geparkten Motorrad beendet, lässt man sich von solch kleinen Problemen definitiv nicht mehr aufhalten.




Der König der Nebenbeschäftigungen


Ebenso wie die Vorgänger eröffnet euch Yakuza 6: The Song of Life keine gigantische Fläche, sondern gestaltet Kamurocho und Hiroshima fast schon erschreckend klein, macht diese Problematik allerdings mit ausreichend Umfang und Unterhaltungswert wett. Immerhin dürft ihr euch neben der eigentlichen Haupthandlung ordentlich austoben.


Abermals gibt es zahlreiche Minispiele, die von euch ausprobiert und gemeistert werden wollen. So dürfen wir beim Karaoke unsere Stimmbänder auf die Probe stellen, beim Baseball mit Schlagkraft und Strategie Home-Runs schlagen, ins Fitness-Center gehen, uns durch die Spielhalle zocken, streunende Katzen in ein Katzen-Café einquartieren oder im Sex-Chat neue Bekanntschaften schließen – Yakuza präsentiert sich also abgedreht wie eh und je.


Bei den vielen Nebenaufgaben setzt sich das Ganze fort. Hier treffen wir auf skurrile, oftmals aber auch liebenswerte Personen, die dringend unsere Hilfe brauchen. Oftmals können wir das Problem mit unseren Fäusten lösen, werden gelegentlich aber auch mal zu Minispielen gelotst, in denen wir dann abliefern müssen. Selbst ausschweifende Nebenhandlungen sind keine Seltenheit, beispielsweise beim groß angelegten Clan-Kampf-Modus. Und obwohl auch hier die Emotionen nicht zu kurz kommen, stehen humorvolle Momente klar im Mittelpunkt – eine regelrechte Wohltat.


Das erfolgreiche Abschließen all dieser Aufgaben sowie das Erfüllen optionaler Nebenziele wird mit hilfreichen Items und Erfahrungspunkten belohnt, ist also in vielerlei Hinsicht zu empfehlen. Und lädt uns gleichzeitig aktiv dazu ein, noch tiefer in die Straßenschluchten von Yakuza 6 einzutauchen und mit unseren Fäusten für Recht und Ordnung, mit dem Mikrofon für einen 1A Party-Abend oder einzigartigen Flirt-Skills für ein erotisches PC-Abenteuer zu sorgen.


Yakuza 6: The Song of Life lädt uns ein, zum Teil dieser lebendigen, nahezu nie ruhenden Spielwelt zu werden. Der Legende des Drachen von Dojima einen fulminanten Abschluss zu servieren und ein letztes Mal zu beweisen, dass am Ende der Ehrenhafte, der Gute, der Loyale gewinnt.


Und dieses Vorhaben ist von Anfang bis Abspann erstklassig gelungen. Ein besseres Denkmal hätte man Kazuma Kiryu nämlich nicht errichten können.


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Fazit


Wir lieben die Yakuza-Reihe. Und Yakuza 6: The Song of Life bildet hierbei keine Ausnahme. Denn mit neuer Engine, packender Handlung, fantastischem Kampfsystem sowie einer Reihe ebenso absurder wie auch unterhaltsamer Nebenaufgaben und Mini-Games beweist die Reihe eindeutig, weshalb sie sich den legendären Status verdient hat.


The Song of Life schaffte es aber, unsere Fan-Liebe auf ein neues Level zu heben und uns damit mehrmals die Tränen in die Augen zu treiben. Denn mit dem emotionalen Abschluss der Story rund um den Drachen von Dojima Kazuma Kiryu verknüpft Yakuza 6 alles, was wir an der Reihe so lieben und trifft uns mit einem nahezu perfekten Ende mitten in unser Herz.


Und somit liefert Sega uns mit Yakuza 6: The Song of Life nicht nur einen weiteren Beweis für die Stärke der gesamten Serie, sondern liefert Fans und Neueinsteigern gleichzeitig einen hervorragenden Action-Titel, der für etliche Stunden begeistert. Und am Ende jeden noch so harten Gamer emotional bricht – garantiert!

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