Leo, der kleine Löwenkönig

Leo, der kleine Löwenkönig



Kimba brüllt ein drittes Mal. Nun mit dem Namen Leo und mit einer Neuinterpretation der bekannten Geschichte.


Nachdem Leos Vater Panja von Wilderern getötet wird, ist es an Leo, in die Fußstapfen des Königs der Tiere zu treten.


Dabei muss der kleine Löwe allerlei Gefahren meistern, denn nicht alle Tiere des Dschungels sind ihm freundlich gesonnen. Besonders Bubu, ein alter Rivale seines Vaters, wittert nun seine Chance, den Thron an sich zu reißen.


Doch Leo ist clever und kann sich zudem auf seine Freunde verlassen...




Ihr denkt, dass Leo, der kleine Löwenkönig die Lebensgeschichte des kleinen Kimba fortführt? Falsch gedacht! Tatsächlich halten wir mit der mittlerweile dritten Gesamtbox nämlich eine Kombination aus Remake und Neuinterpretation in unseren Händen.


Diese Mischung erklärt sich aus einer Teilung der Handlungsstruktur, die man als Zuschauer schnell ausmachen kann. Während die ersten sechs Episoden nämlich noch von Osamu Tezuka höchstpersönlich beaufsichtigt wurden, stand die folgende Produktion aufgrund seines Todes im Jahre 1989 auf eigenen Füßen.


Somit fühlen sich die ersten sechs Episoden von Leo wie ein waschechtes Remake an und präsentieren uns teils bekannte Szenen, die mit kleineren Anpassungen und neuen optischen Feinheiten ausgestattet wurden. Anschließend folgt die Neuinterpretation, die der Seele der Serie zwar treu bleibt, dem Gesamtwerk jedoch völlig neue Aspekte und somit auch für Kenner neue Abenteuer hinzufügt.




Und das funktioniert hervorragend!

Obwohl sich Leo, der kleine Löwenkönig in puncto Ablauf nämlich schnell vom Original entfernt, bleibt die Gesamtausrichtung ähnlich. Eine augenscheinlich harmlose Kindersendung mit wundervoll sympathischen Charakteren, die sich mit ernsten Themen (beispielsweise eine aus Versehen abgefeuerte Schusswaffe oder der Kampf gegen bewaffnete Soldaten) beschäftigt und somit durchweg auf einem schmalen Grat zwischen humorvoller Kinder- und düsterer Erwachsenenunterhaltung bewegt.


Allerdings darf man auch hier beruhigt ausatmen: Auf blutige Einzelheiten wurde auch hier verzichtet, die Altersfreigabe ab sechs Jahren somit optimal gewählt. Zudem nehmen die leicht-lockeren Passagen definitiv die Überhand und sorgen trotz einiger schockierender Momente für ausreichend Beruhigung, Auflockerung und Lacher, wobei man seine kleinsten mit dem Finale dann vielleicht doch nicht alleine lassen sollte.


Somit gelingt Leo, der kleine Löwenkönig etwas, das nur sehr selten so gut funktioniert. Einer altbekannten Erzählung mit neuen Abenteuern frischen Wind zu verpassen, damit aber gleichzeitig die gleiche Leidenschaft, Liebe und Seele in das Endprodukt zu stecken. Wir sind uns sicher, dass Osamu Tezuka auch mit dieser 52-Episoden-Serie mehr als zufrieden gewesen wäre.




Bild


Wie bereits bei den Vorgängerserien möchte ich natürlich frühzeitig anmerken, dass auch die Leo, der kleine Löwenkönig bereits ein stattliches Anime-Alter vorweisen kann und mit ausbleibender HD-Optimierung sowie 4:3-Format gleich noch etwas angestaubter anmutet.


Nun bleibt die Frage: Hat das Remake überhaupt optische Optimierungen an Bord? Immerhin konnte der Zeichenstil schon vorher beeindrucken, die Szenenbilder versprechen ein qualitativ ähnliches Level und auch die Schwächen sind bereits nur allzu gut bekannt. Sobald man das Ganze jedoch in Bewegung sieht, erkennt man einen wichtigen Fortschritt: die Animationen!


Sicherlich darf man hier nun keine revolutionären (Löwen)Sprünge vermelden, allerdings wirken hektischere Szenen nun deutlich sauberer animiert, wodurch beispielsweise rasante Jagten durch den Dschungel und sogar Kämpfe überzeugender in Szene gesetzt sind.


Letztlich liegt Leo, der kleine Löwenkönig in etwa auf Augenhöhe mit den Vorgängern und bietet trotz des hohen Alters ausreichend Stärken, um Anime-Fans auch noch heute zu erfreuen. Und wer weiß? Vielleicht bekommen wir dann eines Tages auch noch eine Blu-ray-Fassung spendiert, die dem Gesamtwerk eine kleine HD-Zellenkur verpasst und die Zeichen der Zeit ein wenig auslöscht.




Sound


Ein Wermutstropfen kommt selten allein: Ähnlich wie bei Boubou sucht man die japanische Sprachausgabe auch bei Leo, der kleine Löwenkönig vergebens, auch das Soundformat fällt mit einem Dolby Digital 2.0-Sound eher mäßig aus.


Zum Glück sind auch die altbekannten Stärken wieder am Start. Neben einer erneut hervorragend passenden Musikuntermalung können sich auch die deutschen Synchronsprecher hören lassen, wobei sich auch in der dritten Serie hier und da wieder einige hölzern wirkende Dialogzeilen eingeschlichen haben.


Letztlich bleibt aber ein starker Gesamteindruck zurück, der durch die Schwächen nur marginal abgewertet wird und sich dadurch sogar gegen die üblichen Zeichen der Zeit behaupten kann. Da kann man auch mal – halt nur schweren Herzens – auf das japanische Original verzichten.




Extras / Aufmachung


Poster


Leider muss man dieses Mal auf ein schickes Booklet und somit auch gleich auf eine farbenfrohe Episodenübersicht verzichten. Bonusepisoden sind aufgrund der dieses Mal problemlosen deutschen Erstveröffentlichung auch Fehlanzeige. Nur ein Poster wartet als Trostpflaster.


Und obwohl ich das Fehlen jeglichen Bonusmaterials gerne mal ankreide, kann man bei Leo, der kleine Löwenkönig zumindest teilweise über dieses Manko hinwegsehen. Immerhin bekommt man mit dem Kauf der Gesamtbox ganze 52 Folgen auf insgesamt 10 DVDs präsentiert.


Somit bekommt man für sein Geld stattlichen Umfang, verpackt in eine wuchtige Box, geboten und braucht kein zusätzliches Füllmaterial in Boni-Form. Aber seien wir ehrlich: Über einen Blick ins Animationsstudio oder gar ein Interview mit Osamu Tezuka höchstpersönlich hätte ich mich als großer Fan bei der finalen Serienbox dennoch sehr gefreut.




Fazit


Zwar wurden nur die ersten sechs Episoden von Leo, der kleine Löwenkönig von Altmeister Tezuka persönlich überwacht, dennoch trägt auch die dritte Serie seine Liebe, seine Handschrift, seine Seele.


Mit zusätzlichen Handlungselementen sowie weiterhin sympathischen Charakteren bietet die Neuinterpretation 52 Episoden lang beste Anime-Unterhaltung, die sich trotz hohen Alters noch sehen lassen kann und nur gelegentlich hinter dem erstklassigen Niveau der beiden Vorgängerserien zurückbleibt.


Wer vom kleinen Kimba (oder auch Boubou oder eben Leo) also nicht genug bekommt und auf den gnadenlosen Vergleich mit den beiden ersten Serien verzichtet, der kommt dank etlicher Stärken auch an der dritten (und sehr umfangreichen) DVD-Box nicht vorbei.


Und darf sich in der heimischen Sammlung gleich noch einen Platz freihalten. Denn mit Jungle Emperor Leo-Film legt nipponart bereits Ende August ein weiteres Löwenabenteuer nach.


Name: Leo, der kleine Löwenkönig [DVD]

Verleih: nipponart

Bild: 4:3

Ton: Dolby Digital 2.0 (Deutsch)

Laufzeit: ca. 1300 Minuten

Freigegeben ab: 6 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:

© Tezuka Productions

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