Onimusha: Warlords

Onimusha: Warlords



Unterhaltsame Nostalgiereise auf angestaubten Remaster-Krücken


2006 veröffentlichte Capcom mit Onimusha: Dawn of Dreams den (vorerst) letzten Ableger der beliebten Action-Adventure-Reihe. Kein Wunder also, dass die verzweifelten Rufe nach einem neuen Teil seitens der Fangemeinde immer lauter werden.


Onimusha: Warlords soll nun der erste Ansatz einer zufriedenstellenden Antwort werden. Anstatt einer vollwertigen Fortsetzung, dürfen sich Fans und Neueinsteiger nämlich immerhin über eine optimierte Fassung des Erstlings und somit zumindest über ein Franchise-Lebenszeichen freuen.


Leider geht Capcom mit diesem Remaster nur wenige Schritte in Richtung vollständige Modernisierung und lässt das Abenteuer von Held Samanosuke gefühlt auf Krücken laufen. Doch ob das den Nostalgie-Trip direkt zu einem Totalausfall werden lässt, das verraten wir euch in unserem Test.


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


Japanische Historie trifft garstige Dämonen


Schon bei der Erstveröffentlichung 2001 sprach uns die Handlung von Onimusha: Warlords direkt an. Sicherlich mag eine Mischung der altbekannten Dämonen greifen an- und Prinzessin wird entführt-Formel keine Revolution darstellen, wurde Capcom-typisch jedoch simpel, effektiv und damit auch charmant umgesetzt.


Simpel darf hierbei dick unterstrichen werden: Gemeinsam mit seiner Partnerin Kaede muss sich Samanosuke, Kämpfer des Akechi-Clans, einen Weg durch die von Dämonen überrannte Burg Inabayama bahnen. Sein Ziel: Prinzessin Yuki vom Saitô-Clan retten, die von den monströsen Kreaturen verschleppt wurde, um als Opfer bei einem Ritual für den von den Toten auferstandenen Oda Nobunaga zu dienen.


Letztlich hat man damit auch schon den gesamten Plot abgedeckt. Zwar erfährt man durch versteckte Schriftrollen mehr über die Welt und lernt zudem neue Nebencharaktere kennen, wobei man nicht nur Pro-, sondern auch einige Antagonisten präsentiert bekommt, am grundlegenden Handlungsverlauf wird dabei allerdings wenig gerüttelt.


Allerdings funktioniert das Gesamtkonzept trotz ausbleibender Kreativität auch heute noch sehr gut. Teils merkwürdig humorvolle Nebenfiguren sowie ein gelegentlich trashiges Feeling erinnern stark an Resident Evil-Ableger der alten Schule (hier lassen sich vor allem im finalen Part etliche Parallelen ziehen) und halten uns damit durchweg bei Laune.




Mehr Komfort auf dem Schlachtfeld


Bei Laune hält auch das simple, aber dennoch ansprechende Kampfsystem. Per Schultertaste visieren wir einen Gegner an, können mit blitzschnellen Schwerthieben ordentlich Schaden anrichten und bei aufgefüllter Magieleiste sogar einen wuchtigen Spezialangriff vom Stapel lassen. Da sich Dämonen aber gerne wehren, kann einen Ausweichschritt oder gleich ein Parieren-Konter-Kombi ausführen.


Trotz aller Samurai-Coolness lag hier bei der damaligen PS2-Fassung eine große Hürde. Schnelle Schwertspielchen verlangen nämlich perfekte Mobilität, die mit der altbekannten Panzersteuerung aus dem Hause Capcom kaum möglich war. Ein enormes Manko, dass das Remaster glattbügelt.


Nun dürfen wir Samanosuke per Analog-Stick problemlos bewegen, was den Schwierigkeitsgrad spürbar senkt. Ohne jegliche Steuerungshürde wechseln wir von einem Gegner zum anderen, weichen noch geschickter aus und platzieren mehrere Hiebe ohne Lücken für Konter zu eröffnen – eine Wohltat! Wem dann aber doch die Herausforderung fehlt, der darf jederzeit umschalten und mit spielerischem Handicap gegen die Dämonen-Armee antreten.


Weiterer Komfort folgt mit dem schnellen Umschalten zwischen den Waffen. Mussten wir im Original noch den Umweg über das Hauptmenü gehen, dürfen wir nun via Schultertasten zwischen unseren Schwertern und Bogen wechseln und freuen uns somit über einen deutlich angenehmeren Spielfluss.




Erkunden, Schnetzeln, Leveln


Am grundlegenden Gameplay hat Capcom dann aber nicht viel verändert. Auch 2019 laufen wir in Onimusha: Warlords als Samanosuke – und gelegentlich auch als Kaede – durch die verwinkelte Burg, erkunden einen Raum nach dem anderen und säbeln dabei jede Menge Dämonen um.


Ähnlich wie bei Resident Evil steht uns nicht direkt jeder Raum offen. Nach und nach eröffnen wir uns durch neue Fähigkeiten oder Schlüssel bisher unbekannte Bereiche und weiten somit immer mehr unser Erkundungsfeld aus. Selbst Rätsel müssen dabei gelöst werden, die sich oftmals jedoch auf einem machbaren Level bewegen und die grauen Zellen somit nur gegen Ende – und einer fast schon diabolischen Stelle im Mittelfeld – wirklich aktivieren.


Gleichzeitig sammelt man durch das erfolgreiche Erlegen fieser Schergen Seelen, die man in das Aufmotzen der eigenen Waffen und elementaren Kräfte eben dieser investieren darf. Damit bekommt man auch spätere Endgegner schnell die Knie gezwungen, sollte sich aber jederzeit genauestens überlegen, wann welche Seelenvorräte eingesetzt werden sollen.


Letztlich erinnert das Gameplay tatsächlich an eine spielerische Mischung aus Resident Evil und Devil May Cry. Und da Capcom sich aus eben diesen beiden Titeln die Rosinen herausgepickt und diese in den Onimusha: Warlords-Kuchen gepackt hat, sorgt die Formel auch viele Jahre später noch für einen unterhaltsamen Durchmarsch.




Prinzessin-Rettung in Express-Geschwindigkeit


Wir staunten nach unserem ersten Durchmarsch nicht schlecht: Obwohl wir uns mit Onimusha: Warlords viel Zeit gelassen, jeden Raum reichlich durchsucht und viele der optionalen Geheimnisse direkt mitgenommen haben, wurde uns beim Abschluss eine Gesamtspielzeit von knapp drei Stunden angezeigt.


Eine Problematik, derer wir uns natürlich schon vorher bewusst waren, immerhin haben wir uns auch damals schon mehrmals durch die Playstation-2-Fassung gekämpft und ähnliche Resultate abgeholt. Dennoch gab es in unseren Gamer-Herzen noch ein Fünkchen Hoffnung, dass Capcom das ziemlich abrupte Finale eventuell mit einigen zusätzlichen Momenten füllen wird. Leider vergebens.


Immerhin werden vor allem völlige Onimusha-Neulinge ausreichend Möglichkeiten finden, die Spielzeit zu strecken. Beispielsweise mit einem erneuten Durchgang, wobei man auf einen höheren Schwierigkeitsgrad sowie alternative Kostüme zurückgreifen darf. Oder man kämpft sich durch die optionale Dämonendimension und schließt anschließend noch die Mini-Missionen bei Oni-Seelen ab.


Doch auch mit diesen zusätzlichen Motivationsfaktoren wird man die Spielzeit kaum über die 10-Stunden-Marke bekommen. Ein Manko, dessen sich Capcom scheinbar bewusst war und Onimusha: Warlords direkt für knapp 20 Euro auf den Markt bringt. Wenigstens ein wenig Trost, wenn man bereits nach wenigen Stunden das Ende erreicht hat.




Technisches Mini-Update


Machen wir uns nichts vor: Onimusha: Warlords kam 2001 das erste Mal auf den Markt, 2019 erfolgt der Re-Release in Remaster-Form. Natürlich haben wir nicht erwartet, dass Capcom Bäume aus dem Boden reißt und das grafische Konstrukt neu erfindet. Somit waren wir im ersten Moment dann doch überrascht, dass der Titel mit höherer Auflösung und Widescreen-Format eine gute Figur macht und vor allen den Charaktermodellen willkommene Schärfe hinzugefügt hat.


Leider schwankte unsere Meinung schnell ins Gegenteil um: Denn schlussendlich scheint sich Capcom beim visuellen Neuanstrich kaum ins Zeug gelegt zu haben, wodurch das hohe Alter des Originals kaum kaschiert werden kann. Während der Zwischensequenzen fallen uns zu viele Ungereimtheiten ins Auge, die vorgerenderten Hintergründe bewegen durchweg zwischen Anschaulich aufgehübscht und Da hätte man wirklich mehr Arbeit investieren müssen und die Animationen sind oftmals schmerzhaft mitanzusehen. Ein nett gemeinter Ansatz, den die Entwickler leider nicht mal annähernd bis zum Ende gedacht oder gar programmiert haben.


Ähnlich gespalten stehen wir dem soundtechnischen Aspekt von Onimusha: Warlords gegenüber. Während man sich nämlich über eine hörbar aufgepeppte Musikuntermalung mit wuchtigem Orchester freuen darf, scheinen die englischen Sprecher vor der Aufnahme ihrer Dialogzeilen brutal gegen eine Wand gelaufen zu sein. Anders können wir uns die teils katastrophal eingesprochenen Sätze kaum erklären.


Dementsprechend wollen wir euch allen vor Beginn des Dämonen-Abenteuers einen kurzen Abstecher in die Optionen empfehlen. Hier dürft ihr nämlich auch die japanische Sprachausgabe auswählen und schmerzhafte Atmosphäre-Schnitzer somit direkt ausmerzen.




Gameplay-Geister der Vergangenheit


Bereits der technische Aspekt macht deutlich: Um Onimusha: Warlords zumindest ansatzweise auf den Stand moderner Action-Adventure zu bringen, waren bei der Entwicklung zahlreiche Schritte notwendig. Leider hat Capcom einen Umweg genommen und dabei einige Schritte ausgelassen.


Natürlich mögen es nur Kleinigkeiten sein. Statische Kameraeinstellungen, die gelegentlich lauernde Gegner verdecken. Ein deplatzierter Karten-Button, der primär bei fordernden Boss-Duellen für unliebsame Störung sorgen kann. Oder das verteufelte Schieberätsel, das spielerisch weiterhin gnadenlos an unseren Nerven zehrt. Alles kleine Nadelstiche, die in der Summe dann aber doch schmerzen.


Wer sich nun denkt Oh, so schlimm ist das doch gar nicht, für den folgt jetzt ein kurzes Beispiel.


Kurz vor der Zielgeraden des Abenteuers lösen wir ein schwieriges Rätsel, erleben eine längere Zwischensequenz und stellen uns einem höllisch fordernden Boss, der uns leider in Grund und Boden donnert. Fortsetzen drücken und weitermachen? Mitnichten! Das antiquierte Speichersystem verdonnert euch nämlich zu stetem Speichern. Wer das nicht tut, der wird gnadenlos zum Hauptmenü schickt und muss den letzten Stand laden. Und kann dann auch die Zwischensequenzen NICHT überspringen!


Eben solche angestaubten Momente werfen Ominusha: Warlords regelrecht Backsteine ans Schienbein und lassen das Remaster somit gefühlt durchweg auf Krücken laufen. Gott sei Dank können auch Samurai mit Handicap hervorragenden Spielspaß garantieren, solang man einen schmalen Preis dafür bezahlt hat.


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


Fazit


Auf den ersten Blick präsentiert sich Onimusha: Warlords als ansprechendes Remaster. Aufgehübschte Optik, ein aufgepeppter Orchester-Soundtrack sowie eine im Original schmerzlich vermisste Analog-Stick-Steuerung verleihen Samanosukes erstem Abenteuer einen modernen Touch.


Leider hat Capcom den Arbeitsaufwand beim Remaster auf ein Minimum beschränkt, was sich viel zu schnell bemerkbar macht. Grafisch bleibt trotz einiger Ausbesserungen nur ein mäßiger Gesamteindruck zurück, statische Kameraeinstellungen sorgen oftmals für unfreiwillig eingesteckte Schläge, das Speichersystem zehrt in Kombination mit nicht überspringbaren Zwischensequenzen gnadenlos an unserem Nervenkostüm und als geübter Spieler ist man nach knapp drei Stunden dann auch schon durch.


Letztlich wird Onimusha: Warlords vom schlanken Einstiegspreis von 19,99€ gerettet. Trotz aller Defizite, spielerischen Altschwächen und der kurzen Spieldauer findet man dafür nämlich noch ausreichend Wiederspiel- und Unterhaltungswert, um das geringfügig aufgefrischte Samurai-Erlebnis als netten Nostalgie-Trips zu verbuchen. Oder dieses einfach in die digitale Klassiker-Sammlung aufzunehmen.


Wer jedoch nicht bereit ist, die eben erwähnten Probleme zu akzeptieren, der sollte einen Bogen um Onimusha: Warlords machen. Und direkt die Daumen drücken, dass ein eventueller Erfolg des Remasters Capcom zur Entwicklung eines brandneuen, spielerisch modernen Ablegers animiert.

Teilen