Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy

Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy



Ein Phoenix Wright für alle Fälle!


Ich habe es in meinem Freundeskreis bereits mehrfach angebracht und möchte meine Aussage auch hier abermals unterstreichen: Wenn sich die Anwälte unserer Welt einen Scheibe bei der Phoenix Wright: Ace Attorney-Reihe abschneiden würden, könnte man Eintrittskarten für die örtlichen Gerichtssäle problemlos online verkaufen.


Kein Wunder: Immerhin beweist Capcom bereits seit vielen Jahren und zahlreichen Ablegern, dass Gerichtsverhandlungen mit der passenden Inszenierung und der richtigen Prise Wahnsinn zu einer mitreißenden Achterbahnfahrt der Justiz-Gefühle werden können und somit spielend leicht zu einem gefeierten Franchise mit treuer Fan-Gefolgschaft werden können.


Nun bringt Capcom die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy auch auf für die PS4, Xbox One, Nintendo Switch sowie den PC auf den Markt und will eben diese Gefolgschaft nochmals erweitern. Ob man hier einen scharfen Anwaltsblick riskieren oder lieber doch lautstark einen Einspruch einlegen sollte, das kläre ich zuvor im Test!



Gerichtssaal Deluxe


Wer sein Jura-Studium mit stetem Blick in Richtung Ace-Attorney-Reihe aus dem Hause Capcom begonnen hat, der wird spätestens beim ersten Betreten eines Gerichtssaals eine bittere Überraschung erleben: Denn im spannenden Visual-Novel verlaufen Verhandlungen mindestens 98% rasanter und abgedrehter.


Die gesamte Trilogie präsentiert sich handlungstechnisch aus einem Guss. Als Neu-Anwalt Phoenix Wright verhandeln wir uns von Episode zu Episode und werden dabei mit erschreckenden Fällen, oftmals unglaublichen Wendungen und verbalen Schlagabtäuschen allererster Güte konfrontiert. Skurrile Charaktere und abgedrehter Humor sorgen derweil für ein erstklassiges Anime-Feeling, das überdrehten Momenten ein festes Fundament bietet und somit das Ausbrechen ins lächerliche Territorium vermeidet.


Für den Test durfte ich das mittlerweile fünfte Mal in die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy eintauchen, hatte tatsächlich auch nur einen schnellen Run durch den ersten Fall zum Analysieren der technischen Feinheiten eingeplant. Schlussendlich konnte mich Capcom dann aber doch wieder in den Bann ziehe und zwang mich regelrecht zum kompletten Durchspielen aller drei Teile.


Ob nun die sympathischen Hauptakteure, die actionreiche Inszenierung oder die atemberaubenden Wendungen – hier gibt es vieles, was es zu lieben gibt. Kein Wunder, dass man sich da kaum mehr von der Konsole lösen kann.



Beim Verteidigen nix Neues


Gerne würde ich hier den altbekannten Man kennt das alles ja schon, darum fasse ich das Gameplay hier nicht zusammen-Spruch bringen. Allerdings liebe ich es, über die Ace-Attorney-Reihe zu schreiben, bleibe also zumindest beim Schnelldurchlauf – wer diesen nicht braucht, darf gerne direkt zum nächsten Absatz springen.


Im besten Visual-Novel-Style bombardiert uns auch die Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy mit einer Dialogbox nach der anderen. Während einer Gerichtsverhandlung werden aber eben diese zu unserer größten Angriffsmöglichkeit: Denn nur, wenn man diese aufmerksam liest, kann man eventuelle Widersprüche ausmachen und die Unschuld seines Mandanten beweisen.


Fällt eine Aussage unglaubwürdig aus, dürft ihr diese per Knopfdruck hinterfragen oder einen passenden Beweis aus eurem Inventar fischen. Nach einem herrlich theatralischen EINSPRUCH von Mr. Wright höchstpersönlich beginnt anschließend der erbitterte Kampf um die Wahrheit, bei dem ihr weitere Widersprüche ausfindig machen und Fragen seitens des Richters korrekt beantworten müsst. Wer hier aber zu viele Fehler macht, der fährt den Fall gegen die Wand und bringt seinen Mandanten in den Knast.


Zum Glück darf man sich zwischen den Verhandlungstagen dann auch als Ermittler versuchen und relevante Orte untersuchen und Zeugen befragen, um neue Beweise zu sammeln und sich seine Verteidigung zusammenzustellen. Mit jedem neuen Teil fügt Capcom dem Ermittlungscocktail neue Zutaten hinzu, bleibt dem Beweise-finden-und-Lügen-aufdecken-Schema dabei aber durchweg treu.


Klingt ein wenig trocken, bleibt durch neue Schauplätze, Charaktere und einen übergreifenden Plot, der sich mit zunehmender Spieldauer immer weiter entfaltet und langsam in den Vordergrund drückt, aber bis zum Abspann unterhaltsam. Allerdings möchte ich an dieser Stelle nochmals erwähnen, dass hier NICHT der wahre Alltag eines Anwalts präsentiert wird.



Portable Perfektion


Okay, nun aber genug mit meiner ausschweifenden Rekapitulation der wundervollen Grundpfeiler der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy, die auch so viele Jahre nach der Erstveröffentlichung stabiler kaum ausfallen könnten. Wenden wir unseren Blick auf die Neuveröffentlichung der Trilogie für die aktuellen Konsolen.


Auf Überraschungen braucht man sich hier allerdings nicht einzustellen. Bereits die iOS-Ableger haben den drei Teilen eine schicke HD-Optimierung und somit saubere, farbenfrohe Charaktermodelle und Umgebungen spendiert, reißen somit auch auf der PS4 trotz eines weiterhin ansprechenden Gesamteindrucks niemanden vom Hocker. Und auch die (legendäre) Musikuntermalung sowie Soundeffekte bewegen sich trotz leichter Klangsäuberung weiterhin eher auf dem Level der damaligen Nintendo-DS-Veröffentlichung.


Im Endeffekt halte ich also einen simplen Port in den Händen, bei dem Capcom kaum nennenswerte Anpassungen vorgenommen, sondern die Trilogie nahtlos auf die neuen Konsolen gebracht hat. Klingt enttäuschend, wird durch das qualitativ hohe Level des Ausgangsmaterials sowie die automatisch reinspielenden Stärken eben dieser Konsolen dann aber schnell zu einem spielerischen Mini-Highlight des Monats verwandelt.


PS4- und Xbox-One-Freunde freuen sich prinzipiell darüber, Phoenix Wright auf dem großen Bildschirm begleiten zu dürfen. Und seien wir ehrlich: Wenn man einen Fall erfolgreich löst und dafür dann eine Trophy oder ein Achievement kassiert, kann man kurzzeitig nachvollziehen, wie gut sich ein echter Anwalt fühlen muss.


Klarer Favorit ist allerdings die Switch-Fassung. Nicht etwa, weil diese in irgendeiner Hinsicht diese Nase vorne hätte, sondern weil sich Phoenix Wright: Ace Attorney hier einfach richtig anfühlt. Wie bereits bei den damaligen Handheld-Veröffentlichungen kann man jederzeit – selbst für wenige Minuten – die Ermittlungen fortsetzen, einen Widerspruch auflösen oder einfach einige Worte mit aktuellen Zeugen wechseln. Da braucht es nun wirklich keinerlei Neuerungen.


Diese hätte ich natürlich ebenfalls begrüßt, freue mich schlussendlich jedoch, dass die bei der Erstveröffentlichung zum japanischen Nischendasein verdammte Reihe langsam aber sicher immer mehr Fuß in der internationalen Gaming-Welt zu fassen scheint. Und wenn die erzählerische und inszenatorische Qualität weiterhin auf diesem Level bleibt, dann lege ich bei der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy auch gerne drei weitere Durchgänge ein.


Zusatzinfo: Wem es nach der deutschen Sprachfassung der drei Gerichtsabenteuer trachtet, der wird leider zunächst enttäuscht: Diese sind derzeit im Download nicht innenbegriffen, sollen aber im Sommer via Patch folgen. Sollten euch die englischen Dialogboxen also überfordern, greift euch Capcom schon bald tatkräftig unter die Arme!


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Fazit


Wir wollen ehrlich sein: Für Fans lohnt sich ein Neukauf der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy streng genommen nicht, da Capcom beim Sprung auf die aktuellen Konsolen keine großen Bemühungen unternommen hat, sondern letztlich den iOS-Ableger auf die großen Konsolen geworfen.


Fakt ist allerdings, dass die unfassbar packenden Fälle weiterhin gnadenlos in ihren Bann ziehen, beim wiederholten Durchspielen optimal unterhalten können (vor allem Trophy- und Achievement-Jäger) und auf der Nintendo Switch dann auch noch das gefühlt letzte Quäntchen Potenzial der epischen Gerichtssaal-Visual-Novel-Action erwecken können.


Wer also bisher noch nie an der Seite von Anwalt Phoenix Wright für Recht und Ordnung sorgen durfte oder einfach nur ein weiteres Mal gegen Miles Edgeworth, Franziska von Karma und Godot antreten möchte, der kommt an dieser HD-Sammlung überhaupt nicht vorbei. Mit der Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy für PS4, Xbox One, PC und die Switch dürfte Capcom die Sammlung nun zur kaum ausbaubaren Perfektion erhoben haben.


Einspruch? Abgelehnt!

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