Dragon Ball Z: Kakarot

Dragon Ball Z: Kakarot



Liegt diese RPG-Kampfkraft über 9000?


Wer erinnert sich nicht? Nach der Schule schnell Heim, alle Hausaufgaben erledigen und abends Dragon Ball Z auf RTL2 genießen – immerhin wird die aktuelle Episode am Folgetag auf dem Pausenhof zu DEM Top-Thema, bei dem man mitreden muss.


Erinnerungen, mit denen CyberConnect2 in Dragon Ball Z: Kakarot gezielt spielen möchte. Immerhin dürfen wir hier die gesamte Z-Saga mitsamt kleinerer Nebengeschichten nacherleben und mit neuen RPG-Elementen sogar noch tiefer in die fantasievolle Welt eintauchen.


Ob dieses Ziel letztendlich erreicht wurde oder sich Fans doch mit einer halbgaren Umsetzung herumärgern müssen, das verraten wir euch heute in unserem Test.


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Langer Marsch durch die Z-Geschichte


Keine Sorge: Eine lange und schriftlich ermüdende Zusammenfassung der grundlegenden Handlung des Animes ersparen wir euch an dieser Stelle. Dragon Ball Z dürfte immerhin nun wirklich jeder Person mit Japan-Faible ein Begriff sein, auch wenn es nur die grundlegenden Elemente sind.


Während frühere Videospielumsetzungen immer wieder mal versuchten, dem Haupt-Plot neue Wendungen und Elemente hinzuzufügen, versteht sich Dragon Ball Z: Kakarot eher als glorreiche Zelebrierung der zahlreichen Abenteuer von Son-Goku und Co.


Beginnend mit dem plötzlichen Auftauchen von Radditz treten wir also erneut gegen die Saiyajins, Freezer, Cell oder auch Boo an. Doch auch die vielen Zwischenschritte und „kleinen“ Bösewichter werden nicht außer Acht gelassen und dürfen von euch auf dem Schlachtfeld nach allen Regeln der Kamehameha-Kunst in die Knie gezwungen werden.


Mag sich zunächst langweilig anhören – immerhin haben wir eben diesen und auch anderen Fieslingen bereits mehrmals virtuell in den Hintern getreten –, Entwickler CyberConnect2 ist sich dieser Problematik allerdings durchaus bewusst und weiß diese gezielt auszuhebeln.



Liebe zum narrativen Detail


Dragon Ball Z: Kakarot nimmt sich für die Geschichte rund um Son-Goku und seine Freunde nämlich viel Zeit. Hier wird man nicht lieblos von Kampf zu Kampf gescheucht, sondern wird auch Zeuge der kleinen Nebengeschichten und Dialogen, die Manga sowie Anime bis heute ausmachen.


So beginnt das Abenteuer beispielsweise nicht einfach lieblos mit dem ersten Auftauchen und kämpferischen Aufeinandertreffen mit Saiyajin Radditz, sondern nimmt sich zunächst dem alltäglichen Leben von Son-Goku mit seinem Sohn Son-Gohan sowie den Besuch bei alten Bekannten auf Muten-Roshis Insel ins Visier.


CyberConnect2 nimmt sich für eben diese Momente viel Zeit, lässt uns somit hervorragend in die Spielwelt eintauchen und uns effektiver an den nostalgischen Erinnerungen nähern. Anfangs kommt das Ganze aufgrund unzähliger Tutorials und Texteinblendungen zwar nur behäbig ins Rollen, avanciert im späteren Spielverlauf dann aber zum erstklassigen Fan-Hit.


Letztlich spielt man mit Dragon Ball Z: Kakarot weiteres Mal die altbekannte Story durch, bekommt mit einer ebenso aufwändigen wie auch detailverliebten Nacherzählung letztlich aber die ultimative Videospielfassung (Stand: 1. Februar 2020) geboten, mit der das erneute Abtauchen in das Z-Universum wundervoll unterhaltsam ausfällt.



Teil der Z-Welt


Doch es sind nicht nur die erzählerischen Muskeln, die CyberConnect2 mit Dragon Ball Z: Kakarot spielen lässt. Auch der Sprung in bisher kaum erforschte RPG-Gefilde verhilft dem brandneuen Videospiel-Abenteuer zu einer neuen ansprechenden Facette.


Immerhin bekommen wir eine offene Spielwelt präsentiert, die wir zu Fuß, fliegend oder gar auf Jindujun frei erkunden dürfen. Zwar gestaltet sich das Ganze recht oberflächlich – betretbare Gebäude oder andere Einrichtungskomplexe mitsamt unterschiedlicher Ebenen darf man hier also nicht erwarten –, stolpert aber immer wieder über bekannte Schauplätze oder trifft auf alte Bekannte, mit denen man ein kurzes Pläuschchen halten kann.


Optisch opulente Panoramen bietet Dragon Ball Z: Kakarot dabei zwar nicht, orientiert sich jedoch stark an der Anime-Vorlage, wodurch sich Fans direkt heimisch fühlen werden. Zusätzlich gibt es dann auch die bereits aus Vorgänger-Titeln bekannten, erstklassig ins Videospielgewand gepackten Charaktermodelle, die dem Original mittlerweile in Nichts nachstehen und sich aller wichtiger Details und Besonderheiten erfreuen.


Klarer Favorit sind hierbei die zahlreichen Zwischensequenzen, die gefühlt im Sekundentakt Erinnerungen wecken und die Faszination und den Charme des Animes vortrefflich einfangen können. Leider wechseln sich diese mit teils recht langweilig präsentierten Dialogbox-Konversationen mitsamt magerer Animationsvielfalt ab, die sich allerdings gut verschmerzen lassen.


Garniert wird das Ganze mit typischen DBZ-Soundeffekten, bekannten Melodien (Cha-la HEAD Cha-laaaa...) und einer englischen sowie japanischen Sprachausgabe, für die die Originalsprecher logischerweise gewonnen werden konnten. Fans wissen jedoch: Für den ultimativen Atmosphäre-Kill ist das Auswählen des Originals Pflicht, das Umherfliegen durch bekannte Gebiete dadurch letztlich eine regelrechte Videospielwohltat, die jedem Fan ein Lächeln auf die Lippen zaubert.



Kaum Leben, aber viel zu sammeln


Setzt man die DBZ-Fan-Brille aber kurzzeitig ab, zeigt Dragon Ball Z: Kakarot einige schwerwiegende Makel, die sich dann auch spielerisch bemerkbar machen. Vor allem, wenn man sich andere Open-World-Titel vor Augen führt.


Sicherlich darf man die Anime-Umsetzung nun nicht mit einem Grand Theft Auto vergleichen, dennoch scheint sich CyberConnect2 hier primär auf die Zusammenstellung markanter Schauplätze versteift zu haben. Diese anschließend mit Leben zu füllen, das wurde allerdings völlig vergessen.


Viele Landstriche wirken dadurch leblos, werden oftmals nur durch einige brav auf der Stelle stehende und euch zuwinkende Charaktere bevölkert. Reges Menschenaufkommen haben wir natürlich nicht erwartet, in dieser Form macht sich der fehlende Feinschliff dann leider aber dennoch unschön bemerkbar.


Eine kleine Entschädigung erwartet euch in Form etlicher Sammelobjekte, die den Reiz der Spielwelt etwas steigern sollen. Versteckte Erinnerungen präsentieren euch Momente aus der frühsten Dragon-Ball-Historie, Zeni eröffnen euch Zugang zu neuen Gegenständen und überall verteilte Z-Orbs sogar brandneue Fähigkeiten und Kräfte.


Ein Zeitvertreib, der äußerst simpel klingt, sich in der Praxis jedoch als unglaublich effektiv gestaltet. Mehrmals erwischten wir uns beim Ignorieren des nächsten Missionsziels, da das Ansteuern einer Z-Orb-Front für uns oberste Priorität darstellte. Immerhin ein kleines Trostpflaster.



Ausbleibende Motivationsfaktoren


Nun mag das alles kein allzu großes Problem sein – immerhin braucht man eine Spielwelt nun nicht mit viel Leben zu füllen, wenn man dem Spieler wenigstens ausreichend Aufgaben an die Hand gibt. Doch auch hier enttäuscht Dragon Ball Z: Kakarot: Neben Erkundungs- und Sammelzügen erwartet euch oftmals große Langeweile.


An Inhalt mangelt es dem Abenteuer nicht. CyberConnect2 versorgt euch mit ausreichend Nebenmissionen und gibt euch mit Zufallskämpfen zudem die Möglichkeit, auch abseits der Rahmenhandlung eure Muskeln spielen zu lassen. Das eigentliche Problem an der Sache: Beide Elemente nutzen sich spielerisch viel zu rapide ab.


Machen die kurzen Fights gegen namenlose Mini-Gegner zu Beginn noch ordentlich Laune, werden sie schnell zu einem nervtötenden Nebenprogramm, das euch zwar Erfahrungspunkte und Übung verschafft, letztlich aber unnötig in die Länge gezogen wird.


Bei den Nebenaufgaben ist es derweil die stete Abwechslungsarmut, die als unüberwindbares Hindernis fungiert. Innovative Ziele sucht man vergebens, muss oftmals nur einige Gegenstände beschaffen oder die Fäuste schwingen, unterm Strich also den einen oder anderen Zufallskampf hinter sich bringen. Leider ein rasanter Weg in Richtung unaufhaltbarer Gähnanfall.



Mehr als nur Kakarot


Machen wir uns aber nichts vor: Nebenaufgaben, Sammelobjekte, die spielen hier alle nur zweite Geige. Logischerweise stehen bei Dragon Ball Z: Kakarot heftige Fights gegen überirdische Feinde auf der Tagesordnung. Und hier liefert CyberConnect2 gewohnt wuchtig ab.


Spielerisch hat man sich hier stark an Xenoverse 2 angelehnt und verfrachtet die Kämpfe in offen angelegte Arenen, in denen man sich schmerzhafte Punch-Kick-Kombos und eine Vielzahl zerstörerischer Energie-Attacken um die Ohren hauen darf – und das nicht nur als Son-Goku, sondern auch als Son-Gohan, Vegeta oder Piccolo. Und das alles natürlich in gewohnt übernatürlicher Geschwindigkeit.


CyberConnect2 hat durch das geschickte Vermischen unterschiedlicher Aspekte erneut sichergestellt, dass blindes Knöpfchendrücken nur selten von Erfolg gekrönt wird. Wer zu Beginn des Kampfes blind einige Kamehamehas abfeuert und anschließend nur auf eine Schlag-Kombo setzt, sieht sich schnell mit einigen unschönen Kontern konfrontiert.


Geschicktes Ausweichen, schnelles Reagieren und gelegentliches Auffüllen der eigenen Kraftreserven bilden hier den Schlüssel zum Sieg, wobei man stets auf das gegnerische Verhalten eingehen und den eigenen Schlachtplan gegebenenfalls anpassen muss. Zum Glück kann man sein eigenes Angriffsrepertoire stetig erweitern, verschließt mit der daraus resultierenden Abwechslung also auch Langeweile Tür und Tor.


Optische Langeweile braucht ihr ebenfalls nicht zu befürchten. Dragon Ball Z: Kakarot gibt hier nämlich Vollgas und erweitert den bereits positiven Eindruck um imposant in Szene gesetzte Hochgeschwindkeits-Fights sowie eindrucksvolle Spezialangriffe, wodurch der schmale Grat zwischen Anime und Game erneut um ein Vielfaches schmaler wird.



Viele Wege führen zu neuer Stärke


Fans werden sich an die alte DBZ-Tugend erinnern: „Auf einen starken Gegner folgt immer ein noch stärkerer. Oder eine von drei bisher unbekannten Formen.“ Dragon Ball Z: Kakarot nimmt sich das natürlich ebenfalls zu Herzen – räumt euch allerdings gleichzeitig ausreichend Möglichkeiten ein, eure eigene Kampfkraft effektiv zu steigern.


Erfahrungspunkte für erfolgreich absolvierte Aufgaben und Kämpfe steigern dabei euer Level, während ihr mit bereits erwähnten Z-Orbs brandneue Fähigkeiten, Saiyajin-Stufen und Buffs (beispielsweise erhöhten Schaden bei gefülltem Kombo-Meter) freischalten könnt. Allein hier verbirgt sich große RPG-Freude, die ihr nicht nur an Son-Goku, sondern auch an allen anderen spielbaren Z-Kämpfern ausleben dürft.


Am Ende sind wir damit aber noch nicht angekommen, sondern können uns nun den Community-Boards zuwenden. Hierbei handelt es sich letztlich um unterschiedliche Spielbretter, die eure grundlegenden Attribute zusätzlich aufmotzen können. Der Haken an der Sache: Um das volle Potenzial der einzelnen Bretter zu entfalten, müsst ihr zuvor gesammelte Charaktermünzen eigenständig aneinanderreihen und dabei auf korrekte Kombinationen achten.


Begegnungen mit alten Bekannten sowie das Erfüllen einiger Nebenaufgaben füllen euer Charaktermünzen-Konto und eröffnen anschließend vor allem für Experimentierfreudige ein enorm amüsantes Kombinationsspiel. Welche Münze passt auf welches Feld? Und welche Kombination verpasst mir den besten Bonus-Boost? Glaubt uns: Wir haben viele Stunden investiert, um eine für uns passende Antwort zu finden.



Der Weg zur vollen Power ist das Ziel


Es ist dieses RPG-Herz mit ausführlicher Z-Handlung, die Dragon Ball Z: Kakarot zu einem feierlichen Fan-Traum mit enorm hohem Nostalgie-Faktor avancieren lässt. Kein Wunder also, dass die übrigen Elemente im direkten Vergleich ein wenig verblassen.


Die drögen Nebenaufgaben und Zufallskämpfe haben wir ja bereits aufgeführt, müssen die Liste allerdings auch um die kleineren Minispiele erweitern, mit denen ihr in der Spielwelt Items ergattern und beispielsweise neue Gefährte zusammenbauen oder köstliche Gerichte kochen könnt.


Ein zunächst witziger Zeitvertreib, der sich oftmals jedoch auf ein gezieltes Knöpfchendrücken versteift und somit wenig Abwechslung oder gar Herausforderung bietet. Letztlich die Grundproblematik, die Dragon Ball Z: Kakarot beim Konstruieren der Spielwelt nicht in dem Griff bekommen konnte: Alles ist nett anzusehen, bietet aber kaum spielerische Tiefe.


An dieser Stelle greift aber der Nostalgie-Faktor. Wenn man dann eben eine bekannte Location entdeckt, einige Worte mit einem alten Verbündeten wechseln darf oder gar einem geheimen Boss auf die Füße tritt, spielt das oberflächliche Drumherum keine Rolle mehr.


CyberConnect2 hat für DBZ-Fans ein herrliches RPG-Fundament geschaffen, das hier und da zwar noch bröckelt, letztlich aber dennoch einen beeindruckenden Spielplatz bietet. Und in Zukunft eventuell sogar noch weitere spielerische Nacherzählungen bekannter Dragon-Ball-Geschichten darstellt.


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Fazit


Die erhoffte Videospiel-Perfektion mag CyberConnect2 mit Dragon Ball Z: Kakarot zwar nicht geschaffen haben, trifft mit einem nostalgischen Trip durch eine mit zahlreichen Erinnerungen gefüllten Spielwelt aber gnadenlose ins Fan-Herz.


Als Z-Krieger bekannte Schauplätze zu besuchen, sich gegen Freezer, Cell und Co. zu behaupten und die eigene Kampfkraft mit stetem Training und zahlreichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten auf ein neues Niveau zu heben gleicht der Erfüllung eines lange gehegten Traums. Gepaart mit motivierendem Kampfsystem, grandioser Anime-Präsentation und stattlichem Umfang kommen vor allem jahrelange DBZ-Fans vollends auf ihre Kosten.


Lahme Nebenaufgaben und Zufallskämpfe sowie eine größtenteils erschreckend leblos anmutende Spielwelt fallen dabei kaum ins Gewicht. Kein Wunder, immerhin fungiert Dragon Ball Z: Kakarot trotz aller Schwächen als bravouröser und durchweg unterhaltsamer Videospiel-Reminder, der die leidenschaftliche Fan-Flamme erneut entfacht und grandios vor Augen führt, weshalb wir Son-Gokus Abenteuer auch nach so vielen Jahren weiterhin vergöttern.


Bravo, CyberConnect2. Bravo!

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