RahXephon

RahXephon



Hinter einem abgedreht klingenden Plot versteckt sich manchmal ein ambitionierter Anime-Hit mit emotionalem Tiefgang. Hier kommt das beste Beispiel.


Im Jahr 2012 erobern und unterwerfen mysteriöse Invasoren, die Mu, Tokyo.


Die überlebenden Menschen scheinen einen schier aussichtslosen Kampf gegen die Wesen aus einer anderen Dimension und ihre Superwaffe, die Dolems, zu kämpfen. Der Schlüssel zum Sieg liegt jedoch unter den kuppelförmig überdachten Mauern Tokyo Jupiters, wo die Zeit langsamer verrinnt als in der realen Welt und keiner der Einwohner auch nur ahnt, dass die Stadt von Feinden kontrolliert wird.


In all diesem Chaos wird der Teenager Ayato von einem geheimnisvollen Mädchen zum Kampfroboter RahXephon geführt, der nur von Ayato bedient werden kann ...



Mit der kurzen Handlungszusammenfassung führte uns RahXephon zunächst gezielt auf eine falsche Fährte. Tatsächlich erwarteten wir mit „Wesen aus einer anderen Dimension“ sowie „Superwaffen namens Dolems“ ein abgedrehtes Sci-Fi-Abenteuer, dass verstärkt auf verrücktes Action-Bombast setzt.


Die Überraschung folgte schnell: Immerhin stellt diese erzählerische Ebene nur einen kleinen Part des beeindruckenden Gesamtwerks dar.


Im Mittelpunkt von RahXephon stehen nämlich vielmehr die zahlreichen Haupt- und Nebenakteure, ihre Beziehungen zueinander sowie die Verfolgung ihrer eigenen Ziele. Charakterentwicklung wird dementsprechend großgeschrieben und bekommt folglich ausreichend Platz und Laufzeit eingeräumt, sich vollends zu entfalten.


Logischerweise gerät der Action-Aspekt dadurch in den Hintergrund, spielt gezielt die zweite Geige und überlässt der Narrative weitestgehend die Bühne. Tatsächlich wird dieser Umstand nur zur Problematik, wenn man mit den falschen Erwartungen an RahXephon herantritt. Wer nämlich Krach-Bumm erwartet, wird tatsächlich enttäuscht.



Ruhige Momente sind bei RahXephon vorherrschend. Zum Glück fallen Charaktere und Dialoge spannend genug aus, um diese gekonnt zu füllen und nur ganz selten einen leichten Anflug von Langeweile zu erlauben.


Schnell werden etliche Fragen aufgeworfen, deren Beantwortung schier unmöglich erscheinen. Das daraus folgende Mysterium wird elegant durch die gesamten 26 Episoden gezogen, der Zuschauer also perfekt in den Spannungsbann gezogen, der stellenweise leicht gelockert, aber bis zum Ende niemals ganz aufgehoben wird.


Und auch hier weiß RahXephon zu begeistern: Anstatt gegen Ende unter dem Gewicht der ambitionierten Erzählstruktur zusammenzubrechen und die fantastische Atmosphäre mit einem enttäuschenden Abschluss zu belohnen, kommen die vielen roten Fäden hier urplötzlich zusammen, ergeben ein narratives Ganzes, das ebenso aufschlussreich wie gelungen ausfällt.


Die entschleunigte Erzählweise stellt sich schlussendlich also als sehr mutige Entscheidung dar, die jedoch vollends aufgeht und auf ganzer Linie überzeugt. Denn ob nun Dialoge, Liebesbeziehungen oder charakterliche Weiterentwicklungen, an jeder Front erarbeitet sich RahXephon durch narrative Liebe fürs Detail einen angenehmen Realismus, der selbst inmitten eines abgefahrenen Grundplots hervorragend aufgeht.


Und somit selbst anfängliche Skeptiker schnell überzeugen und bis zum Ende begeistern kann.



Bild


Wolf’s Rain, Fullmetal Alchemist, Eureka Seven, der Cowboy-Bebop-Film – Animationsstudio Bones hat bereits oftmals beweisen, dass sie optisch opulente Produktionen stemmen können und sich damit langsam, aber sicher einen ewigen Platz in unseren kleinen Fan-Herzen gesichert.


Eine kleine Herausforderung für RahXephon also, immerhin sind unsere Erwartungen enorm hoch. Erfreulicherweise konnten wir bereits nach Sichtung der ersten Episode festhalten, dass diese gnadenlos übertroffen wurden.


Dabei sind es nicht die hervorragenden Charaktermodelle oder imposant in Szene gesetzten Action-Sequenzen, sondern die originellen Mech-Designs, deren sehenswerte Details und optischen Besonderheiten dank schicken HD-Gewand nun noch besser zur Geltung kommen und das mittlerweile hohe Alter nur selten erkennen lassen.


Die visuelle Verspieltheit zieht Studio Bones durch alle 26 Episoden und lädt immer wieder zum genaueren Betrachten der Charaktere, Mechs und auch Hintergründe ein. Dadurch fallen zwar vor allem in dunkleren Passagen gelegentliche Kontrastprobleme auf, diese halten sich insgesamt jedoch in Grenzen.


Das Prädikat „optisch durch und durch“ perfekt kann sich die Blu-ray-Variante von RahXephon dadurch zwar nicht an die Brust heften, zaubert aber vor allem Studio-Bones-Fans stets ein leichtes Lächeln auf die Lippen, das bis zum fulminanten Finale anhält. Mehr kann man sich eigentlich gar nicht wünschen.



Sound


Eine solch ambitionierte und tiefgehende Genre-Mischung wie RahXephon musikalisch zu unterstreichen mag keine leichte Aufgabe sein. Komponistin Ichiko Hashimoto löst diese jedoch mit Bravour: Und verwandelt ihre Kompositionen zu einem eleganten Abziehbild der narrativen Ebene.


Bestimmt wird der Soundtrack nämlich durch ruhige Melodien, die sich dem emotionalen Schwerpunkt der Handlung erstklassig anpasst und dabei ein fantastisches Sound-Facettenreichtum präsentiert. Dieses greift auch bei den actionreichen Momenten, die ebenfalls passend begleitet werden und ein in sich perfekt abgeschlossenes Klang-Paket ergeben.


Ähnliches lässt sich von der deutschen Sprachausgabe behaupten, die mit allerlei namhaften Sprechern aufwartet, sich durch einige unmotiviert wirkende Nebenstimmen allerdings kleinere Abzüge in der B-Note einfängt. Zum Glück kann dieses Manko durch den Einsatz bekannter Sprecher gekonnt aufgefangen und in der japanischen Variante dann sogar gänzlich vermieden werden. Die französische Fassung haben wir aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse (Wozu haben wir das in der Schule überhaupt gelernt?!) ignoriert.


Währenddessen kann sich auch die im DTS-HD MA 2.0-Format abgemischte Soundkulisse hören lassen, gerade bei den Kämpfen vermissen wir dann aber doch ein wenig die lautstarke Nutzung der hinteren Heimkino-Boxen. Letztlich aber ein marginaler Kritikpunkt, der aufgrund des insgesamt kleinen Action-Anteils schnell verpufft.



Extras / Aufmachung


Sticker


Eigentlich müssten wir in dieser Kategorie heftige Kritik und Strafpunkte anbringen. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass wir hier nicht nur das Bonusmaterial an sich, sondern auch die eigentliche Aufmachung des Box-Sets unter die Lupe nehmen.


Und hier schafft es nipponart elegant, fehlende Extras mit einem verboten schicken Design wettzumachen.


Nein, wir sprechen hier nicht von den drei Stickern, sondern von den wunderschönen Artworks, mit denen fast jeder Part der Box verziert wurde. Zusätzlich hat man sich auch bei den eigentlichen Blu-rays Mühe gegeben und diese schick verziert, um dem ambitionierten Anime eine ebenbürtige „Kleidung“ zu verpassen.


Die perfekte Punktzahl bleibt zwar weiterhin verwehrt, komplett abstrafen darf man die sichtbaren Bemühungen, dem teuren Set mehr Wertigkeit zu verpassen, allerdings auch nicht.



Fazit


Es wundert uns nicht, dass sich RahXephon nach der TV-Erstausstrahlung im Jahr 2002 über zahlreiche positive Kritiken und gar Auszeichnungen freuen durfte. Immerhin kann der ambitionierte Anime von Studio Bones noch heute auf zahlreichen Ebenen vollends beeindrucken.


Ob nun narrativ, optisch oder akustisch, jedem Element merkt man die tiefreichende Liebe bei der Produktion an, kann somit hervorragend in die packende Handlung eintauchen und sich selbst nach Beenden der 26 Episoden mit charakterlichen sowie erzählerischen Entwicklungen auseinandersetzen. RahXephon zieht euch in einen Bann, dessen fester Griff sich nur langsam löst.


Optische Schwächen sowie komplett fehlendes Bonusmaterial muss man dabei zwar hinnehmen, bekommt im Gegenzug aber ein unvergesslichen Anime-Erlebnis geboten, das man auf gar keinen Fall verpassen sollte. Studio-Bones-Fans kommen an RahXephon derweil prinzipiell nicht vorbei, werden die Anschaffung aber eh nicht bereuen.


Name: RahXephon [Blu-ray]

Verleih: nipponart

Bild: 1080p (4:3)

Ton: DTS-HD MA 2.0 (Deutsch, Französisch & Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 650 Minuten

Freigegeben ab: 12 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:

© 2001 BONES·Yutaka Izubuchi/Rahxephon project

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