Royal Space Force – The Wings of Honnêamise

Royal Space Force – The Wings of Honnêamise



Ein unterschätztes Meisterwerk.


Ein Krieg zwischen dem Königreich Honnêamise und seinem Erzrivalen, der Republik, scheint unvermeidlich.


Während jedoch die beiden verfeindeten Nationen immer weiter militärisch aufrüsten, versucht eine kleine Gruppe, die Menschheit in einem weltweit ersten bemannten Raumfahrtprogramm in die Zukunft und in den Weltraum zu führen, um das drohende Chaos zu verhindern.


Angeführt wird die Honnêamise Royal Space Force von dem jungen Soldaten Shiro Lhadatt, für den die Expedition nicht nur eine Reise in die Weiten des Weltalls ist, sondern auch eine Prüfung für seine Rolle als neuer Anführer einer Gruppe ist, die sich das Ziel gesetzt hat, die Welt vor einem Armageddon zu retten.



Um Großes zu erreichen, muss man stets nach den Sternen greifen. Ein wichtiges Motto, das sich Produktionsstätte Gainax scheinbar seit Firmengründung 1981 auf die Fahne geschrieben hat. Immerhin präsentierte sich bereits das erste hauseigene Werk als unglaublich ambitioniertes Projekt, das die Anime-Welt verändern sollte.


Mit Royal Space Force – The Wings of Honnêamise entführt Regisseur und Drehbuch-Autor Hiroyuki Yamaga den Zuschauer in eine ebenso fantasievolle sowie facettenreiche Welt, in der kriegerische Auseinandersetzungen und politisches Wirrwarr für ein Wechselbad der Gefühle sorgen und dadurch eine dramatische Achterbahnfahrt garantieren.


Dabei wird es bravourös geschafft, eine aus verschiedensten Inspirationsquellen zusammengebaute und ins sich geschlossene Parallelwelt zu erschaffen, die vor spannenden Einfällen nur so strotzt. Allein an dieser Stelle erkennt man, wie viel Zeit, Mühe und Detailverliebtheit in die Entstehung geflossen sind, mit wie viel Eifer man ein realistisches Umfeld schaffen wollte.


Ebenso beeindruckend: Die Einführung in diese komplexe Welt funktioniert herausragend, bereits nach wenigen Minuten kennt man die wichtigsten Regeln und fungiert somit anschließend als wissbegieriger Beobachter. Die (im Vergleich zu einer Anime-Serie enorm kurze) Laufzeit wird anschließend gezielt zum Ausarbeiten aller wichtigen Details, Facetten und Schattierungen genutzt, das starke Handlungsfundament also stetig ausgebaut.


Selten konnte uns ein Anime bereits so früh begeistern, uns mit seiner Ambition so sehr in seinen Bann ziehen.



Nun begehen wir aber den Fehler, den Royal Space Force – The Wings of Honnêamise jederzeit tunlichst vermeidet: Wir kratzen nur an der Oberfläche. Es sind nämlich mehrere Aspekte, die die Handlung zu einem meisterhaften Konstrukt avancieren lassen.


Anstatt auf ein rasantes Tempo und gnadenlose Aneinanderreihungen epischer Action-Schlachten zu setzen, entschleunigte das Geschehen bewusst und öffnete somit mehr Entwicklungsspielraum für politische und charakterliche Entwicklungen. Ein Risiko, das sich letztlich auszahlt und nicht nur die Welt, sondern auch die Charaktere glaubwürdig werden lässt.


Gänzlich auf actionreiche und sogar humorvolle Momente verzichten muss man zwar nicht, diese spielen allerdings eindeutig nur die zweite Geige. Primär konzentriert sich Gainax darauf, die Laufzeit mit narrativen roten Fäden zu füllen, die im finalen Akt zusammenlaufen und gemeinsam ein grandioses Finale erschaffen.


Royal Space Force – The Wings of Honnêamise hievte die erzählerische Wucht eines Animes bereits früh auf ein neues Level, war seiner Zeit dabei allerdings weit voraus und konnte beim damaligen Publikum nur schwer Fuß fassen. Eine Problematik, die heute nicht mehr gegeben ist. Allerhöchste Zeit also, aus einem Geheimtipp ein offizielles Meisterwerk zu machen: Dann alleine die Handlung verdient diese Bezeichnung definitiv.



Bild


Doch Gainax wäre nicht Gainax, wenn die leidenschaftliche Detailverliebtheit nicht die Grenzen der Handlungsebene sprengen würde. Dementsprechend darf man sich zusätzlich über einen Augenschmaus freuen, der sich dem Zahn der Zeit problemlos widersetzen kann.


Royal Space Force – The Wings of Honnêamise hält sich nicht an festgelegte Anime-Regel, sondern erschafft mit teils erschreckend realistischen Bildern sowie cineastischen Kamerafahrten einen filmreifen Look, der zur damaligen Erstveröffentlichung festgelegte Grenzen zwischen typischen Filmen und Animes verständlicherweise einriss und sich somit auf schwieriges Terrain begab.


Schauplätze, Charaktere und auch Ereignisse orientieren sich an realen Vorbildern, bringen den dadurch resultierenden Realismus allerdings geschickt auf eine willkommene, kreative Ebene. Mehrmaliges Anschauen lohnt sich somit regelrecht: Jedes Mal entdeckt man neue Feinheiten des passionierten Animationsprozesses, erkennt stellenweise sogar deutlich, wie grandios die beiden Welten nahtlos ineinander übergehen.


Das optimierte HD-Bild fungiert hierbei als Hilfestellung, werden durch stärkere Farben und aufgemotzte Kontraste immerhin noch mehr Details erkennbar. Royal Space Force – The Wings of Honnêamise avanciert für Anime-Fans,dadurch zum visuellen Abenteuerspielplatz, der durchgehend begeistert und eindrucksvoll beweist, dass sich Gainax den Ruf als renommiertes Produktionsstudio redlich verdient hat.



Sound


Bereits narrativ und visuell konnte Royal Space Force – The Wings of Honnêamise also problemlos punkten. Und macht bereits früh deutlich, dass man auch im akustischen Bereich abliefern möchte: Immerhin konnte Gainax den legendären Ryûichi Sakamoto für den Soundtrack verpflichten.


Gemeinsam mit seinem Team kreierte dieser eine Reihe fantastischer Kompositionen, die sich in puncto Facettenreichtum und Kreativität nicht hinter der Handlung verstecken müssen. Anstatt als simple musikalische Begleitung zu fungieren und sich mit einer hintergründigen Position zufriedenzugeben, präsentiert Sakamoto den Soundtrack eher als weitere erzählerische Säule, die mit dem Gesamtwerk verschmilzt.


In Kombination mit einem starken PCM-Stereo- bei der deutschen und einem noch stärkeren DTS-HD MA-5.1-Sound ergibt sich eine fantastische Soundkulisse, die trotz hohen Alters noch erstklassig funktioniert und das Eintauchen in die komplexe Welt enorm vereinfacht.


Einzig die qualitative Klasse der Synchronsprecher kürt das japanische Original zum klaren Sieger. Zwar muss man bei der deutschen Synchronisation keinen katastrophalen Totalausfall befürchten, gerade in Sachen Dramatik, Betonung und gelegentlich sogar Aussprache schleichen sich bei den deutschen Sprechern gelegentlich deutlich hörbare Schwankungen ein, die sich die japanische Fassung komplett spart und dadurch ein deutliches Atmosphäre-Plus einheimst.



Extras


Sticker


Es ist natürlich schade, dass nipponart für den Blu-ray-Release von Royal Space Force – The Wings of Honnêamise kein Bonusmaterial an Land ziehen konnte. Blicke hinter in die Kulisse, mehr Infos zum Schaffungsprozess oder gar die Gegenüberstellung mit den realen Vorbildern, das wäre bei dieser Anime-Perle sicherlich ein gigantisches Highlight geworden.


Zwar wurde mit einem wirklich schicken Cover sowie beigelegtem Sticker erneut versucht, ein gewisses Trostpflaster zu spenden, dennoch sitzt die Enttäuschung tief. Letztlich jedoch ein marginaler Kritikpunkt, der nach Genuss des eigentlichen Films nur leicht schmerzt und somit schnell in Vergessenheit gerät.



Fazit


Ein wahrer Anime-Klassiker, der spätestens jetzt in jede Sammlung aufgenommen werden sollte!


Selbst über 20 Jahre nach Erstveröffentlichung überzeugt Royal Space Force – The Wings of Honnêamise mit narrativer, optischer sowie akustischer Brillanz und verdient sich mit wagemutiger Komplexität sowie beachtlicher Detailverliebtheit definitiv das Prädikat „Perfekt“.


Mit einem Verzicht auf ausschweifende Action-Sequenzen sowie eine qualitativ brüchige, deutsche Synchronfassung werden zwar nicht alle Zuschauer vollständig auf ihre Kosten kommen, dennoch sollte wirklich jeder auch nur teilweise Anime-begeisterte Film-Connoiseur hier einen Blick riskieren.


Denn Royal Space Force – The Wings of Honnêamise ist auch heute noch allerfeinster Anime-Genuss auf höchstem Niveau. Und somit ohne Frage ein klares Must-Have!


Name: Royal Space Force – The Wings of Honnêamise

Verleih: nipponart

Bild: 1080p (16:9)

Ton: PCM Stereo (Deutsch), DTS-HD MA 5.1 (Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 120 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:

© BANDAI VISUAL / GAINAX

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