Devil May Cry 5 Special Edition [PS5 & XSX]

Devil May Cry 5 Special Edition [PS5 & XSX]



Dämonisches Update mit Next-Gen-Power.


Meine Hoffnungen und Gebete wurden erhört. Anstatt mit dem lange herbeigesehnten Devil May Cry 5 einen lieblosen Rohrkrepierer und damit höchstwahrscheinlich endgültigen Sargnagel für das Franchise abzuliefern, heimste Capcom mit der explosiven Actiongranate nicht nur Bestwertungen ein, sondern freute sich zugleich über einen kommerziellen Super-Erfolg, der das dämonische Abenteuer von Nero, Dante und V zum erfolgreichsten Serienableger avancieren ließ.


Anstatt die doppelte Anerkennung stillschweigend hinzunehmen und sich direkt einer Fortsetzung zu widmen, nutzt die Videospielschmiede die aufmerksamkeitsstarke Ausgangssituation jedoch lieber als Sprungbrett in eine Update-Variante, die Fans mit Dantes Zwillingsbruder Vergil als spielbarem Charakter plus neuer herausfordernder Modi erneut an den Controller locken und mit einer Veröffentlichung für die PS5 sowie Xbox Series X und Series S zugleich einen optisch aufpolierten Augenschmaus garantieren soll.


Doch ob all diese auf dem Papier ansprechend klingenden Verkaufspunkte die Devil May Cry 5 Special Edition einen Neukauf erlauben oder geübte Dämonenjäger sich dann doch lieber auf eine bald in Erscheinung tretende Fortsetzung gedulden sollten, das verrate ich euch heute im Test.


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


Die Leiden eines Fans


Kennt ihr diese Partygäste, die beim Anschneiden eines bestimmten Themas urplötzlich den verbalen Wasserfallen aktivieren und nach gefühlten Stunden immer noch nicht am Ende ihrer passionierten Ausführungen angekommen sind? Tatsächlich muss ich mich zu dieser Gruppe zählen, verwandle ich mich bereits bei einer kurzen Erwähnung von Devil May Cry rasant in einen mitteilungsbedürftigen Dauerquatschers, der höchstens für einen überlebenswichtigen Luftzug oder einen die Kehle befeuchtenden Wasserschluck kurzzeitig pausiert.


Kein Wunder also, dass ich mit der Veröffentlichung von Devil May Cry 5 in der für die neue Konsolengeneration aufpolierten und mit neuen Inhalten bestückten Special Edition direkt wieder in Erinnerungen schwelgen, meine absoluten Serienhighlights auflisten und stundenlang über die oberflächlich simpel anmutende, für einen explosiven Actiontitel jedoch überraschend komplexe Historie sinnieren und diskutieren möchte.


Allerdings ist der erneute Ausflug in die Capcomsche Dämonenwelt als Kurztest angedacht, weshalb die Wahrung der Contenance für mich an oberster Stelle steht. Solltet ihr den fünften Teil der grandiosen Reihe jedoch bisher völlig ausgeblendet haben, empfehle ich euch wärmstens einen unterhaltsamen Lesemarsch durch meinen ausführlichen Test der Originalfassung aus dem Vorjahr, in dem ich die grundlegenden Gameplaypfeiler ausführlich beleuchte und gleichzeitig meiner Rolle als überdrehter Devil-May-Cry-Fanboy ausleben darf.



Ein neuer Schwertschwinger betritt den Ring


Zugegeben, loyale Franchise-Anhänger konnte Capcom mit der Ankündigung der Devil May Cry 5 Special Edition kaum aus den Latschen kippen, sorgte höchstens mit der Rolle als Next-Gen-Launchtitel für eine unerwartete Überraschung. Immerhin spendierte der Videospielentwickler und -publisher seit dem dritten Part jedem Ableger ein spielerisch erweitertes Update, das nach dem gefeierten Erfolg der aktuellsten Dämonensause somit regelrecht vorprogrammiert war.


Beschweren möchte ich mich natürlich nicht, freue mich im Gegenteil sogar sehr, dass Capcom der eigenen Linie treu bleibt und der Fangemeinde auch mit dieser Special Edition zum wiederholten Mal den zweiten Sparda-Sohn Vergil als spielbaren Charakter zugänglich macht. Dieser macht mit seinen blitzschnellen Moves und unvergleichlicher Coolness neben seinen Kämpferkollegen Nero, Dante und V eine verboten gute Figur und treibt vor allem experimentierfreudige Kombo-Künstler zu neuen Höchstleistungen an.


Spielerische Unterschiede waren zunächst gefühlt marginal aus. Wer sich bereits mit den drei anderen Dämonenjägern ausreichend austoben durfte, findet sich auch mit Vergil rasant zurecht und teilt mit seinen beiden Schwerter Yamato und Mirage Edge sowie den altbekannten Beowulf-Fäustlingen ordentlich aus. Zusätzlich eröffnet die Teleport-Funktion schmerzhafte Ausweich- und Kontermanöver, während via Devil Trigger ein angriffsstarker Doppelgänger herbeibeschwört werden darf.


In der Praxis bietet Vergil dann aber etliche Alleinstellungsmerkmale, die ihn effektiv von seinen drei Kämpferkollegen abheben und der Gesamterfahrung ein weiteres Highlight zu verpassen. Neben einer Vielzahl an schicken Moves, wuchtigen Kombos und hilfreichen Upgrade-Möglichkeiten, beeindruckte mich vor allem die spürbar erhöhte Kampfgeschwindigkeit. Mit Affenzahn teleportiere ich mich von einem Dämon zum nächsten, lasse zwischendurch einige brachiale Katanahiebe vom Stapel und pfeife zum fulminanten Finale meinen Doppelgänger an die Seite – und das alles mit einem schwindelerregenden Tempo, bei dem ich das Geschehen dennoch nicht nur hervorragend im Blick behalten, sondern auch erstklassig kontrollieren kann und mich dank eines unvergleichlichen Flows über einen deutlichen Anstieg der Unterhaltungskurve freue.


Einziger Wermutstropfen: Anstatt Vergil einen umfangreichen Handlungsstrang zu spendieren, fällt der narrative Zuwachs seiner Kampagne erschreckend überschaubar aus, fügt dem Original nur wenige unvergessliche Momente in Form netter, für Fans insgesamt dann aber doch etwas enttäuschender, Zwischensequenzen hinzu. Zwar ebenfalls eine aus den Vorgänger-Updates geübte Herangehensweise, dennoch weckte Capcom mit den zuvor veröffentlichten Trailern die stille Hoffnung, dass die Devil May Cry 5 Special Edition den Sparda-Brüdern mehr gemeinsame Screentime spendieren würde.



Neue Herausforderungen für Dämonenexperten


Jahrelange Fans werden mit Fanliebling Vergil als vierten spielbaren Charakter bereits vollends zufriedengestellt, brauchen für ein erneutes Eintauchen in die s-s-stylische Dämonenwelt also eigentlich keine weiteren Überzeugungsversuche. Capcom aktiviert jedoch lieber den entwicklungstechnischen Devil Trigger und sorgt mit effektiver Nachjustierung der Schwierigkeitsschraube für brandneue Herausforderungen, die selbst erfahrene Experten gehörig auf die Probe stellen.


Den Anfang macht die Legendärer schwarzer Ritter-Stufe, bei der es sich letztlich um eine vielfache Erhöhung der Gegneranzahl handelt. Klingt recht unspektakulär, erfordert in der Praxis jedoch eine grundlegende Optimierung der Reaktionsgeschwindigkeit, werden durch rasante Ausweichmanöver eröffnete Ruhepausen doch fast gänzlich aus dem Kampfgeschehen gestrichen. Stetige Übersicht und strategische Monstermassenkontrolle sind somit Pflicht, verhindern sie doch durch Unaufmerksamkeit verursachte Fehler, die oftmals tödlich enden.


Erhöhtes Dämonenaufkommen entlockt euch nur ein müdes Gähnen? Dann kombiniert das Ganze doch mit dem beliebten Turbo-Modus, der auch in der Devil May Cry 5 Special Edition gnadenlos ins Gaspedal tritt und die Gameplay-Geschwindigkeit um das 1,2-fache beschleunigt. Logische Konsequenz: Ungeübte Schwert- und Waffenschwinger verlieren gerne den Überblick, feiern statt schicker Kombo-Ekstasen eher unfreiwillige Bildschirmtode. Im Gegenzug freuen sich fingerfertige Profis über die erstklassige Möglichkeit, ihr kämpferisches Repertoire durch rasante Trainingseinheiten mit willkommenem Feinschliff zu versehen und somit auf ein neues Skill-Niveau zu heben.


Oberflächlich betrachtet muten die inhaltlichen Neuerungen eher spärlich an, entpuppen sich jedoch als drei wertvolle Gameplay-Säulen, die dem komplexen Kampfsystem zusätzliche Vielschichtigkeit verpassen und das Original damit zwar nicht in den Schatten stellen, es jedoch an den richtigen Stellen erweitern und somit selbst für Kenner mit unzähligen Spielstunden ungeheuer unterhaltsam gestalten können.


Selbst nach über 20 Teststunden lässt die aus Vergil, neuem Schwierigkeitsgrad und dem Turbo-Modus zusammenaddierte Summe mir keine Ruhe. Welche vernichtenden Kombos habe ich bisher noch nicht ausprobiert? Wie kann ich die Mission mit der kleinen Dämonen-Armee mit finalem SSS-Rank abschließen? Und wie soll ich den ultimativen Endgegner im Turbo-Modus schlagen können, ohne schlussendlich den Verstand zu verlieren und meinen DualSense in die Ecke zu donnern? Einige ausgiebige Übungsrunden in der virtuellen Dämonenwelt sind somit regelrecht vorprogrammiert.



In Ketten gelegte Next-Gen-Power


Nun markiert die Devil May Cry 5 Special Edition mit einer Veröffentlichung auf der PlayStation 5 und Xbox Series X sowie S aber nicht nur ein simples Inhaltsupdate, sondern auch den frühen Action-Sprung in die neue Konsolengeneration, weckt also die Hoffnung auf einen Grafik-Boost allererster Güte.


Zumindest in puncto Auswahl enttäuscht Capcom nicht. Sollte euch Raytracing und damit der anschauliche Einsatz reflektierender Oberflächen am Herzen liegen, stehen euch beispielsweise eine 4K-Auflösung mit 30fps oder eine 1080p-Variante mit 60fps zur Verfügung. Gehen euch optische Spielereien gepflegt am Allerwertesten vorbei, entscheidet ihr euch gleich für die 4K/60fps-Kombo oder zum Framerate-Monster mit bis zu 120 Bildern die Sekunde, sofern ihr hierfür einen passenden Fernseher am Start habt.


Ausschweifende Jubelrufe konnte das grafische Endresultat mir leider nicht entlocken. Immerhin sorgten die unterschiedlichen Performance-Modi für einen frühen Dämpfer, musste ich mich doch für eine ausgewählte visuelle Optimierung entscheiden und dafür an anderer Stelle unliebsame Restriktionen hinnehmen. Zu allem Überfluss bleiben Zwischensequenzen und besonders effektreiche Duelle von unschönen Slowdowns nicht verschont, was primär bei den grundlegend butterweichen High-Framerate-Varianten einem schmerzhaften Dorn im Auge gleichkommt, den man kaum ignorieren kann.


Zum Glück kann sich die Devil May Cry 5 Special Edition die Hardware-Power der neuen Konsolen anderweitig zunutze machen und die Enttäuschungswelle somit erfolgreich abschwächen. Neben optimierten und mittlerweile kaum mehr existenten Ladezeiten beeindruckt hierbei vor allem die hauseigene RE Engine, mit der Capcom bereits beim Original anschauliche Bilder auf den heimischen Gamer-Bildschirm zauberte und diese nun mit zusätzlicher Schärfe, kräftigeren Farben und erweiterter Effektpalette versieht.


Etwaige Technikschwächen werden dadurch zwar nicht ausgemerzt, verkommen im angesichts eines bildschirmfüllenden Action-Feuerwerks mit krassen Moves, beeindruckender Detailverliebtheit und maximalem Explosionsfaktor aber zu nervigen Stolpersteinen, denen man mit etwas Mühe ausweichen kann. Und die mit eventuellen Patches sogar vom Grafikpracht-Pfad entfernt werden können.



Lohnender Neukauf?


Schlussendlich halte ich mit der Devil May Cry 5 Special Edition eine zweischneidige Klinge in meinen Händen. Einerseits wissen die schicke Optik, der legendäre Soundtrack (Neros Kampfhymne Devil Triggerwird mich bis an mein Lebensende als niemals abklingender Ohrwurm begleiten) sowie das vielschichtig-komplexe, aber angenehm zu zähmende Kampfsystem auch über ein Jahr nach Erstveröffentlichung zu gefallen und werden mit der spielerischen und optischen Zusatzinjektion für mich als Fan zu einem regelrechten Must-Play.


Objektiv betrachtet fällt das Update-Paket jedoch erschreckend überschaubar aus, fühlt sich aufgrund der technischen Ungereimtheiten zudem unrund und nur teilweise wie ein wahres Next-Gen-Erlebnis an. Eigentlich kein Problem, könnten Vorbesitzer via Upgrade-Programm die erweiterte Fassung doch rasant herunterladen und somit zumindest reinschnuppern. Leider verzichtet Capcom auf solch eine Möglichkeit und bittet PS5- und XSX-, beziehungsweise XSS-Besitzer stattdessen erneut zur Kasse.


Wer den Gaming-Generationswechsel derweil erst für das kommende Jahr geplant hat, schaut wenig überraschend fast gänzlich in die Röhre. Logisch, immerhin benötigt eine Vielzahl der brandneuen Features zusätzliche Hardware-Power, die die mittlerweile aus dem letzten Loch pfeifenden Alt-Konsolen kaum mehr aufbringen können. Via DLC darf zumindest Vergil der illustren Dämonenjäger-Truppe hinzugefügt werden, ein erneutes Auskramen und Einlegen des Originals lohnt sich also definitiv.


Die Devil May Cry 5 Special Edition stellt somit einen leicht wackeligen, dessen ungeachtet aber weiterhin höllisch amüsanten Showcase für die neuen Konsolen dar, der durch eine kritisch zu betrachtende Preis- und Veröffentlichungspolitik jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Ob sich dafür tatsächlich ein Neukauf lohnt? Diese Frage muss man sich mit Blick auf die Pro- und Kontraliste selbst beantworten – denn Gründe für und gegen eine erneute Dämonensäuberung mit Dante, Nero und V gibt es ausreichend.


Externer Inhalt youtu.be
Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


Fazit


Jackpot! Mit der Devil May Cry 5 Special Edition erweitert Capcom das grandiose Action-Fundament des Originals um neue Spielmodi, eine anschaulich aufgepeppte Optik sowie Fanliebling Vergil als spielbaren Charakter und spendiert der gefeierten Reihe damit einen durchaus gelungenen Start in die neue Konsolengeneration.


Einen revolutionären Next-Gen-Sprung sollte man allerdings nicht erwarten. Sicherlich lassen schickes Raytracing, eine hochgedrehte Frameratezahl, drastisch reduzierte Ladezeiten und ein aufpoliertes Effektgewitter Technikfreunde mit PS5, Xbox Series X oder Series S frohlocken, können die von teils herben Slowdowns verursachten Kratzer im Grafiklack jedoch nur schwerlich kaschieren und dadurch nicht das volle Hardware-Potenzial entfalten.


Loyale DMC-Anhänger der ersten Stunde kommen allein wegen Vergil dennoch kaum an der Neuveröffentlichung vorbei, dürfen aufgrund des soliden Update-Gesamtpakets und weiterhin phänomenalen Mischung aus coolen Sprüchen und fetzigem Soundtrack dabei guten Gewissens ins Portemonnaie greifen. Besitzer des Last-Gen-Originals ohne außerordentliche Franchise-Liebe kramen derweil lieber die alte Disc aus dem Regal und liebäugeln eher mit einem deutlich günstigeren DLC-Kauf, um ohne ausufernde Investition in den spielerischen Genuss des zweiten Sparda-Sohnes zu kommen.


Eines dürfte beide Gruppen jedoch vereinen: Die Hoffnung, dass Capcom die Learnings der Devil May Cry 5 Special Edition für die Entwicklung eines vollwertigen und optisch gehörig glattgebügelten Next-Gen-Nachfolgers nutzt und schon bald ein weiteres Mal zur bleihaltigen Actionparty mit Dante und Co. einlädt. Enttäuscht uns nicht!

Teilen