Persona 5: The Animation - Specials

Persona 5: The Animation - Specials



Fulminantes Anime-Finale für die Phantomdiebe!


Ist Ren wirklich von Akechi überlistet worden? Wer ist der wahre Drahtzieher hinter all den Vorfällen, die die Medienwelt in Atem halten?


Als die Phantomdiebe schon davon überzeugt sind, alles aufgelöst zu haben, scheint plötzlich die ganze Öffentlichkeit verrückt zu spielen! Nun heißt es, in den letzten großen Kampf zu ziehen, um die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die die Gruppe als Diebe der Herzen zusammengeschweißt hat!


Neben dem True Ending erfahren wir außerdem, wie Akechi zu seiner Überzeugung gelangte und wie ein theoretischer Valentinstag mit jedem der weiblichen Charaktere aussehen würde?



Achtung: Es folgen Spoiler zum Abschluss der vierten Volume von Persona 5: The Animation!


Der Bösewicht triumphiert, der Held ist tot, alles ist verloren – was für ein unerwartetes Finale! Zugegeben, Fans des Videospiels konnte das Bad Endingsicherlich nicht auf die falsche Fährte locken, Nicht-Kenner wurden bei der japanischen TV-Erstausstrahlung Ende September 2018 aber geschockt zurückgelassen – und der erste Part des Epilogs sollte tatsächlich erste Ende Dezember folgen. Eine wahre Tortur!


Solche Überraschungen blieben dem deutschen Zuschauer natürlich erspart, war die Existenz der fünften, auf den Namen Specials hörende Volume von Persona 5: The Animation doch kein Geheimnis. Doch allein für diese Umsetzungsidee verdient sich der Anime einen kleinen Bonuspunkt, werden dem wahren Abschluss damit doch ein besonderer Stellenwert, ein zusätzlicher Nachdruck, ein regelrechter Wow-Effekt verpasst.


Tatsächlich fühlen sich die Special-Episoden Dunkle Sonne sowie Sterne und was unser ist minimal überladen an. Die Phantomdiebe müssen sich nicht nur dem heimtückischen Verräter Akechi, sondern auch dem eigentlichen Strippenzieher hinter allen bisherigen Vorfällen stellen, anschließend noch die letzten Geheimnisse des mysteriösen Mementos-Labyrinths lösen und bei der Konfrontation mit einem unerwarteten Widersacher zum Schutze der Menschheit ein letztes Mal alle Kräfte mobilisieren – und auch ein weiterer Besuch im Velvet Room steht auf dem Plan! Positiver Nebeneffekt dieses unglaublich dichten Handlungsfahrplans: Räume für ermüdende Langweile ergeben sich kaum.


Leider unterstreicht das große Finale dabei abermals die gravierendste Schwäche von Persona 5: The Animation, die ich bereits im vorherigen Test ausführlich kritisieren musste. Ein auf knapp 100 Spielstunden ausgelegtes JRPG-Storymonster in eine Anime-Serie mit insgesamt 28 Folgen (exklusive OVAs) zu pressen, ist ohne jede Frage unmöglich, führt also unweigerlich zum überhasteten Abarbeiten sowie dramaturgischem Kürzen wichtiger Momente.


Der epische Showdown wie auch die ultimative Palastinfiltration der Phantomdiebe mögen inszenatorisch zwar durchaus geglückt sein, lassen (vor allem im gefürchteten Videospielvergleich) aber eine gewisse emotionale Wucht und einen komplexen Aufbau beinahe gänzlich vermissen, können die seit der ersten Episode stets vorherrschende Oberflächlichkeit kaum abschütteln.



Springt man im Anschluss zur ersten OVA Ein Beweis für die Gerechtigkeit, wird diese Problematik nochmals unterstrichen. Anstatt mich hier nämlich mit einer Lawine an gewichtigen Ereignissen, unerwarteten Wendungen und imposanten Duellen zu überrollen, schaltet Persona 5: The Animation hier einige Gänge zurück und konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Ren und Akechi, setzt dabei effektiv auf eine zuvor sträflich vermisste charakterliche Vielschichtigkeit.


Während das Hauptabenteuer für solche dialogstarken Nebenausflüge keinerlei Laufzeit opfern konnte, befreit sich die OVA von solchen narrativen Ketten, sagt ausbremsenden Handlungsrestriktionen den Kampf an und setzt verstärkt auf komplexe Gedankenwelten und zwischenmenschliche Interaktionen – zwei bedeutende Elemente, die am Erfolg des Playstation-exklusiven JRPGs nicht unbeteiligt sind.


Kein Wunder also, dass die ausführliche Auseinandersetzung mit Akechis verzweigter Persönlichkeit, seinen Wünschen, Hoffnungen und Beweggründen immer wieder die aus den Videospielen bekannte und geliebte Brillanz durchschimmern lässt. Unweigerlich schmerzt es mich dann natürlich, dass ich eben diese Momente während der ersten vier Volumes fast schon mit der Lupe suchen musste, eine Bonus-Episode nun herhalten muss, um das verdrehte Band zwischen Ren und Akechi und Ren näher zu beleuchten, ihm mehr Nuancen zu verleihen.


Dabei möchte ich nochmals festhalten, dass man Persona 5: The Animation für das Fehlen tiefgehender Charakterstudien kaum an den Pranger stellen darf, immerhin ließ die stark limitierte Laufzeit solche Ausflüge offensichtlich nicht zu. Stattdessen wurde der Fokus bewusst verrückt, diese Elemente höchstens als dezenter Appetizer eingebaut, die potenzielle Interessenten an die heimischen Konsolen locken sollten – zum Nachteil der Fan-Gemeinde.



Ein magischer Valentinstag geht einen völlig anderen Erzählungsweg, beinhaltet aber dennoch zwei wertvolle Stärken der Persona-Reihe: Tiefgang und Humor.


Dramatische Charakteranalysen spart sich die zweite OVA zwar gänzlich, ermöglicht aber vor allem den Phantomdiebinnen sowie dem weiblichen Nebencast dank emotionaler Dates eindrucksvoll, ihre romantische Seite auf eine glaubwürdig-einfühlsame Art und Weise zur Schau zu stellen. Gepaart mit einer kreativen Perspektive (auf die ich nicht näher eingehen möchte, lasst euch überraschen) entsteht eine spannende Sammlung liebevoller Valentinstagsgeschichten, die die Welt von Persona 5: The Animation inhaltlich sicherlich nur geringfügig bereichern, sie dafür aber mit bedeutend mehr Leben füllen.


Im Mittelpunkt steht aber eh der Humor. Allein die Rahmenhandlung zauberte mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen, die Umsetzung entlockte mir dann etliche Lacher, die Pointe zudem noch einige Tränen. Und obwohl Fans mit Faible für parallel ablaufende Liebesgeschichten das Finale bereits aus der Videospielvorlage kennen dürften, verpasst der Anime der gesamten Situation durch einen kompakten Fokus und mehr Dynamik zusätzliche Wucht, treibt das ungeahnte Liebeschaos auf ein neues Level und avanciert dadurch zum unerwarteten Highlight der Specials-Disc.


Dadurch präsentiert sich die abschließende Volume zugleich aber auch als zweischneidiges Schwert. Einerseits feuern die letzten Haupthandlungs- sowie beide Zusatzepisoden nämlich aus allen erzählerischen Kanonen, unterstreichen dadurch jedoch auch die Versäumnisse der vorherigen 26 Folgen. Hätte man für das tiefere Eintauchen in zwischenmenschliche Beziehungen, die wahren Beweggründe hinter fragwürdigen Taten oder das Facettenreichtum der Haupthelden beleuchtende humoristische Momente mehr Laufzeit zur Verfügung gehabt, wären die gigantischen Fußstapfen des Originals bedeutend besser gefüllt, die enorm hohen Fan-Erwartungen somit sicherlich erfolgreich erfüllt gewesen.


In dieser vollendet veredelten Form ist Persona 5: The Animation sicherlich keine tragische Vollkatastrophe, kann die Oberfläche des vielschichtigen Handlungskonstrukts des Videospiels bis auf einige seltene Ausnahmen aber kaum durchbrechen. Dadurch mag das Anime-Abenteuer der Phantomdiebe zwar weiterhin einige gewisse Magie und Anziehungskraft beibehalten, fühlt sich im direkten Vergleich aber weichgespült, gekürzt und stellenweise sogar farblos an.


Wie bereits im letzten Test empfohlen, sollten Fans das Ganze deshalb eher als nachträglichen Nostalgie-Trip im knackigen Cutdown-Gewand sehen, während Neulinge in der illustren Welt eher ein Sprungbrett in die umfangreichere Videospiel-Dimension erwarten sollten. Mit solch einer angepassten Erwartungshaltung erstrahlt Persona 5: The Animation nämlich urplötzlich in einem unerwarteten Glanz – und macht eindeutige Schwächen dadurch sicherlich nicht vergessen, aber zumindest erträglich.



Bild


Einen desaströsen Absturz der optischen Qualität musste man bei Persona 5: The Animation – Specials natürlich nicht befürchten. Zwar fühlen sich die beiden OVAs ebenso wie das große Finale durch die Auslagerung auf eine nicht nummerierte Disc zunächst eher wie ambitionierte Bonus-Kapitel an, waren jedoch fester Bestandteil des Animationsprozesses und schließen dadurch in jeglicher Hinsicht an die inszenatorische Klasse der vier vorangegangenen Volumes an.


Dem verantwortlichen Studio CloverWorks gelingt es weiterhin, gezielt zwischen Anime- und Videospielwelt zu balancieren und diese geschickt miteinander zu verknüpfen. Mit kräftigen Farben, abermals imposant in Szene gesetzten Gefechten sowie detailverliebt auf den Bildschirm gezauberten Phantomdieben unterstreicht die japanische Produktionsstätte, dass der einzigartige und ohne jede Frage zeitlose Look der Vorlage als wegweisende Inspiration diente – und bedient sich dementsprechend auch im Finale einiger unvergesslicher Spezialangriffe, die durch das prächtige Blu-ray-Format im zusätzlichen HD-Glanz erstrahlen.


Das im vorherigen Test angekreidete Banding konnte CloverWorks aufgrund des zeitlich in sich geschlossenen Produktionszeitraums logischerweise aber nicht aus der Welt zu schaffen. Doch auch bei den Specials entpuppt sich diese Schwachstelle als vernachlässigbare Unzulänglichkeit, die in einem farbenfrohen und enorm stylischen Animationsfeuerwerk oftmals unbemerkt im Hintergrund verschwindet und somit höchstens Bildfetischisten unschön ins Auge sticht.


CloverWorks kam also auch auf der Zielgeraden nicht ins Straucheln, sondern rundet den positiven Gesamteindruck in der visuellen Kategorie elegant ab. Kein Wunder also, dass Persona 5: The Animation nicht als vorzeitiges Ende des Studios, sondern als Anime-Sprungbrett in Richtung The Promised Neverland, Ace Attorney und der finalen Staffel von Fairy Tail fungierte.



Sound


Nach der optischen Präsentation präsentiert sich auch der Sound als zuverlässige Konstante und kombiniert die Vielzahl bekannter auditiver Stärken erneut zu einem klangstarken Gesamtergebnis, das ohne jede Frage das wahre Highlight von Persona 5: The Animation darstellt.


Nun mögen mir treue Leser mittlerweile wutentbrannt an die Gurgel gehen wollen, habe ich den Hauptfaktor für diesen Umstand im letzten Test doch bereits mehrfach erwähnt, mich gefühlt in einer endlosen Anerkennungsschleife verloren – doch auch dieses Mal möchte ich die Leistung von Komponist Shôji Meguro und Sängerin Lyn Inaizumi lobend hervorheben. Mit einer unvergleichlichen Leichtigkeit vereint das musikalische Power-Duo rhythmische Melodien mit einer kräftigen Stimme zu einem rundum gelungenen Soundtrack, der für den ikonischen Charme der Videospielvorlage einfach unerlässlich ist – und auch in der Anime-Variante fantastisch eingefangen wird.


Inaizumi und Meguro bleiben allerdings nicht die einzigen Leistungsträger der Sound-Kategorie, auch die deutschen sowie japanischen Synchronsprecher geben unaufhaltsam Vollgas und erfüllen die Rolle als stimmliche Begleiter facettenreicher Charaktere weiterhin vortrefflich – eine Stärke, die sich nicht nur beim fulminanten Finale, sondern auch bei den in puncto Tonalität grundverschiedenen OVAs bezahlt macht. Dabei behält das Original zwar weiterhin spielend leicht die Oberhand, qualitativ können sich aber beide Fassungen hören lassen, vor folgeschweren Fehlentscheidungen braucht man sich also nicht zu fürchten.


Die potenzielle Brillanz des Zusammenspiels all dieser stimmigen Elemente wird durch das weiterhin eher enttäuschende DTS-HD MA 2.0-Format zwar weiterhin ausgebremst, können die hinteren Boxen der heimischen Soundanlage ihre Rolle des weiteren Standbeins für ein raumfüllendes Klangerlebnis mit direktionaler Wucht doch nicht erfüllen. Schlussendlich Schnitzer geringfügiger Natur, die man dank eines grandiosen Soundtracks, starker Sprecher und mit einer hochgedrehten Lautstärke locker verschmerzen kann.



Extras / Aufmachung


Trailer

OVA 1: Ein Beweis für die Gerechtigkeit

OVA 2: Ein magischer Valentinstag


Beim Test der ersten vier Volumes wünschte ich mir noch einen spannenden Blick hinter die Kulissen, wollte mit Komponist Meguro tiefer in die melodische Soundtrack-Welt eintauchen, den japanischen, notfalls gerne auch den deutschen Synchronsprechern über die Schultern schauen. Pustekuchen – meine Wünsche wurden leider nicht erhört.


Immerhin spendiert peppermint anime der finalen Specials-Veröffentlichung mit den eingangs bereits ausführlich vorgestellten OVAs einen mehr als zufriedenstellenden Ersatz, der mich auch nach Beenden des eigentlichen Abenteuers weiterhin den Bildschirm fesselt. Eine erneute Zusammenfassung erspare ich euch an dieser Stelle allerdings und verweise alle Interessenten lieber auf den Handlungsabschnitts dieses Tests.


In Kombination mit den zwei Abschlussfolgen ergibt sich im direkten Vergleich zu den anderen Volumes zwar eine dezimierte Episodenanzahl und dadurch logischerweise eine insgesamt kürzere Gesamtlaufzeit, der Unterhaltungswert erreicht aber dennoch problemlos das gewohnt hohe Niveau, gestaltet sich durch den Fokus auf unterschiedliche Story-Elemente sogar angenehm facetten- und abwechslungsreich.


Mit lebhaften Farben, ansehnlichem Artwork und wertigem Pappschuber sind zudem alle Zutaten für ein abermals flottes Design an Bord, die auch bei den Specials phänomenal ineinandergreifen und sich den Vorgänger somit erstklassig anpassen. Dementsprechend ist es natürlich besonders schade, dass peppermint anime den epischen Serien-Sammelschuber nur für die ersten vier Discs konzipiert, dem Abschluss also keinen Platz spendiert hat – da diese Box aufgrund einer streng limitierten Auflage derzeit eh für horrende Summen vertickt wird, verbuche ich das Ganze direkt als Meckern auf hohem Niveau, eventuell noch als kleine Warnung an alle Sammler mit einem optischen Perfektionsdrang.



Fazit


Mit Persona 5: The Animation – Specials bringen CloverWorks und peppermint anime die Anime-Umsetzung des gefeierten JRPG-Videospielmeisterwerks zu einem hervorragenden Abschluss und verpassen den actionreichen Abenteuern der Phantomdiebe somit auch in diesem Format den erhofft eleganten und qualitativ hochwertigen Schlusspunkt.


Zwar hinterlässt das Gesamtwerk vor allem bei Hardcore-Fans einen leicht bitteren Nachgeschmack, musste die Anime-Handlung im direkten Vergleich mit der narrativen Vielschichtigkeit der Vorlage doch nicht nur eine Vielzahl spannender Nebencharaktere und -missionen, sondern auch die ausführliche Auseinandersetzung mit teils unangenehmen Alltagsproblemen schonungslos auf der Strecke lassen, kann das konstante Erscheinungsbild eines Persona 5 Lightdadurch nur selten komplett abstreifen.


Ein wichtiges Kernelement der Reihe – die herzerwärmende Chemie zwischen den einzelnen Phantomdieben – kann Persona 5: The Animation dann aber doch bravourös einfangen, mitsamt der beiden OVAs auf der finalen Specials-Disc sogar noch stärker erkunden. Und somit in Kombination mit schicker Optik, starken Sprechern und einem göttlichen Soundtrack trotz aller Handlungsschwächen eine überwältigende Faszination ausstrahlen, die Neulinge direkt in ihren Bann zieht und Videospielkennern zumindest angenehm am nostalgischen Erinnerungszentrum kitzelt.


Den Titel einer durchweg gelungenen Anime-Umsetzung kann Persona 5: The Animation somit sicherlich nicht einfahren, garantiert dank eines engagiert ans Werk gegangenen Animationsstudios sowie einer beeindrucken Stärkenliste aber nichtsdestotrotz beste Unterhaltung, verdient sich also definitiv einen Platz auf der Watchlist – und dürfte auch anfangs leicht enttäuschten Franchise-Veteranen mit der richtigen Erwartungshaltung oftmals ein Lächeln auf die Lippen zaubern.


Name: Persona 5: The Animation – Specials

Verleih: peppermint anime

Bild: 16:9, 1080p High Definition

Ton: DTS-HD MA 2.0 (Deutsch & Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 152 Minuten

Freigegeben ab: 12 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!


Für alle Bilder in unserem Test gilt:

©ATLUS ©SEGA/PERSONA5 the Animation Project

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