Splatoon 3

Fantastische Neuerungspinselstriche auf dem farbenfrohen Shooter-Gemälde.


Vor einigen Wochen entdeckte meine Tochter urplötzlich ihre kreative Seite, griff hochmotiviert zum Pinsel und zauberte mit allerlei Farben aus ihrem brandneuen (und rasant vollgesauten) Tuschkasten ebenso einfallsreiche wie auch chaotische Gemälde aufs Papier, die logischerweise direkt am Kühlschrank verewigt wurden. Und beim Anblick dieser Kreationen juckte es auch schlagartig mir in den Fingern – eine wilde Farbsause musste her!


Da die eigene Zeit im hohen Alter arg begrenzt ist und langwieriges Aufräumen dementsprechend um jeden Preis vermieden werden muss, sollte dieser Spaß bevorzugt im virtuellen Raum stattfinden. Erfreulicherweise musste ich dafür nicht in meiner unübersichtlichen Videospielsammlung herumsuchen, sondern durfte mich einfach nur gemütlich zurücklehnen und mich bei der Erfüllung meines Wunschs nach einer ausschweifenden Mal-Party auf Nintendo höchstpersönlich verlassen. Immerhin stand die Veröffentlichung des von Fans lautstark herbeigesehnten Splatoon 3 kurz bevor.


Nach einem kurzen Zeitsprung halte ich den kunterbunten Third-Person-Shooter nun endlich in meinen Händen und darf meinen inneren Picasso nach Belieben entfesseln. Doch ob sich das Warten auf die Switch-Leinwand überhaupt gelohnt hat oder die künstlerischen Ausbrüche meiner Tochter dann doch als bessere Inspirationsquelle fungiert hätten, verrate ich euch mit farbverschmierten Fingern im nachfolgenden Test.


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Behutsames Lösen künstlerischer Blockaden


Mit einer Tintenkanone um sich feuern, die Umgebung farblich ordentlich aufpeppen und gleichzeitig garstige Gegner aus dem Gesamtbild ausradieren. Eigentlich sollte man meinen, dass solch spielerische Freuden einer angenehmen Runde auf dem Fahrrad gleichen und dadurch selbst nach etlichen Jahren der schöpferischen Inaktivität kaum verlernt wurden. Splatoon 3 belehrte mich jedoch rasant eines Besseren: Während meiner ersten Online-Runden im Farb-Ring tat ich mich überraschend schwer, den richtigen Flow zu finden und ging sang- und klanglos im kolorierten Meer unter – immerhin waren all meine Erfahrungen, die ich mir in beiden Vorgängern vor gefühlten Ewigkeiten angeeignet hatte, inzwischen ordentlich eingestaubt.


Dabei hat sich das Entwicklerteam redlich Mühe gegeben, sowohl Veteranen als auch Neueinsteigern einen angenehmen Einstieg zu ermöglichen. So muss ich nicht etwa direkt um mein farbenfrohes Überleben kämpfen, sondern erfreue mich stattdessen an der altbekannten Charaktererstellung. Und obwohl solche Entscheidungen wie meine Rolle als Inkling oder Oktoling zunächst recht schwerwiegend anmuten, sind diese allesamt rein optischer Natur, erfordern also höchstens meine experimentierfreudige Ader, keine durchdachten Strategiezüge für meine spielerische Zukunft.


Im Anschluss wird das Ganze aber bereits wichtiger: Verlasse ich mich auf die traditionelle Steuerung mit dem Controller oder setze ich doch auf die in den Joy-Cons verbauten Gyrosensoren, um per Bewegungssteuerung agiler reagieren zu können? Tatsächlich entpuppten sich beide Varianten im Praxistest als zuverlässige Wegbegleiter, weshalb die schlussendliche Wahl wohl rein subjektiv ausfallen dürfte. Und da sportliche Betätigungen während meiner Gaming-Sessions keine Rolle spielen, dürfte mein finaler Controller-Entschluss niemandem vom Hocker hauen.


Gleiches lässt sich auch vom anschließend folgenden Tutorial behaupten, hält Splatoon 3 hier doch wenige Überraschungen bereit und weckte rasant die Erinnerung in meinem Videospielhirn. Mit meinem Helden schwinge ich die Tintenkanone, erfülle zumeist triste Oberflächen mit bunter Eleganz und tauche auf Knopfdruck in die frische Farbe ein, um meine Vorräte aufzufüllen, mich noch schneller umherzubewegen und auf Wunsch sogar via angestrichener Wand erhöhte Ebenen zu erreichen. Klingt nicht nur simpel, sondern ist es auch, weshalb meine ersten Schritte bereits nach wenigen Minuten im vorzeitigen Ziel und der Konfrontation mit der nächsten Herausforderung endeten.



Agent mit der Lizenz zum Einfärben


Glich der erste Schauplatz nämlich noch einer trostlosen Wüste ohne nennenswerte Besonderheiten, fand ich mich nun in der anschaulichen Metropole Spatsville wieder, in der ich nicht nur menschliche Mitspieler begegnen und ausgiebig shoppen gehen, sondern zugleich alle in Splatoon 3 zur Verfügung stehenden Online-Modi ansteuern durfte. Das Problem: Wirklich vorbereitet fühlte ich mich weiterhin nicht, sah die nächste niederschmetternde Niederlage zu diesem Zeitpunkt also regelrecht auf mich zukommen.


Beim Spaziergang durch Spatsville stolperte ich dann aber über einen unauffälligen Gullideckel, der sich als Retter in der Not herausstellen sollte – denn er transportiere mich geradewegs zur umfangreichen Einzelspielerkampagne. Hier werde ich rasant zum Hoffnungsträger Agent 3 ernannt, der sich nicht nur mit den feindlich gesonnenen Oktarianern herumschlagen, sondern zugleich dem Ursprung einer geheimnisvollen Substanz auf die Spur kommen muss, die die Welt gnadenlos auf den Kopf stellt. Der Beginn eines Abenteuers, das verrückter kaum sein könnte.


Zugegeben, über eine nette Dreingabe mit zahlreichen humorvollen Momenten kommt die Rahmenhandlung von Splatoon 3 nur enorm selten hinaus. Allerdings machen die Entwickler mit einer spärlichen Inszenierung (bestes Beispiel: die undynamischen Textbox-Konversationen) überhaupt kein Geheimnis daraus, dass hier keinerlei Oscar-Ambitionen im Spiel waren, sondern lockere Unterhaltung mit einigen gezielt einstreuten Highlights im Vordergrund stand.


Betrachtet man die Kampagne aus dieser Perspektive, erkennt man einen vollen Erfolg. Dank abgedrehter Charaktere, wendungsreichen Enthüllungen und spannender Informationen zur Spielwelt verlor ich mich schnell in diesem wahrlich kreativen Kosmos und musste dabei nicht selten lautstark lachen. Ohne jegliche Scheu gibt sich Nintendo der Absurdität der eigenen Erzählung hin, umarmt diese sogar aus vollem Herzen, behält hierbei allerdings ein gewisses Niveau, wodurch das Abdriften zur Fremdscham zu keinem Zeitpunkt eine nennenswerte Gefahr wird.


Hinter der narrativen Ebene verbirgt sich jedoch noch ein weiterer, für meinen Fall weitaus wichtigerer Aspekt, der mich primär an diesem Modus fesselte. Strenggenommen handelt es sich bei meinem Kampf gegen die Oktarianer nämlich um ein erweitertes Tutorial im Story-Pelz, das einen roten Geschichtsstrang durch eine Reihe unterschiedlicher Missionen führt, die mich wiederum zum Erlernen existenzieller Manöver animieren sollten – und für meinen Weg in Richtung Online-König somit unerlässlich waren.



Der Story-Modus, mein zuverlässiger Lehrmeister


Im Solo-Kampagne von Splatoon 3 bewege ich mich durch eine Oberwelt, die in sechs verschiedene Gebiete unterteilt ist, die insgesamt 74 Level (darunter auch amüsante Bosskämpfe) beherbergen. Nacheinander steuere ich diese an und kassiere für das erfolgreiche Bewältigen der jeweiligen Aufgabe wertvolle Power-Eier, mit denen mir neue Wege eröffne und mutigen Schrittes in Richtung Abspann schreite. Altbekannte Videospielkost.


Innovative Bäume reißen die eigentlichen Missionen ebenfalls nicht aus, fallen aber ausreichend abwechslungsreich aus, um mich durchweg bei Laune zu halten. So muss ich durch gekonnten Farbeinsatz kleinere Fortbewegungsrätsel lösen, patrouillierende Feine mit vorgegebenen Waffentypen ausschalten, bestimmte Objekte komplett einfärben oder eine bedrohliche Situation möglichst lange unbeschadet überstehen. Und zu guter Letzt will dann auch mal ein Obermotz mit meinen kombinierten Fähigkeiten und ein klein wenig Grips in die Knie gezwungen werden.


Wirklich ins Schwitzen komme ich dabei nur selten, hält Splatoon 3 den Schwierigkeitsgrad doch recht niedrig und verzichtet gänzlich auf alternative Herausforderungsstufen. Nichtsdestotrotz hat etwaige Langeweile dank eines ungebremst durch die Decke donnernden Spielspaßfaktors keinerlei Chance und ebnet dem gefürchteten Nur noch ein Level-Syndrom damit jegliche Türen. Kaum feierte ich meine ersten Erfolge, konnte ich die Switch kaum mehr aus der Hand legen und verlor mich in einem kleinen Gaming-Marathon, der mich sogar meinen dringend benötigten Schlaf vergessen ließ und die ersten Sonnenstrahlen zum viel zu späten Warnsignal verwandelte.


Erkundungsfreudige Ink- oder Oktolinge kommen übrigens auch in der Oberwelt vollends auf ihre Kosten. Wache Augen, ein regelmäßiger Blick auf die Karte sowie ein lockerer Abzugsfinger bringen nämlich gerne einmal verborgene Schätze, darunter beispielsweise weitere Power-Eier, Dekorationen oder informative Schriftrollen, ans Licht. Auf diesem Wege lässt sich auch wertvolles Anchovium ausfindig machen, das in Kombination mit Upgrade-Punkten meinen Tintenvorrat aufstockt, Waffen verbessert oder den durch Gegenangriffe verursachten Schaden geringfügig abfedert.


Lange Rede, kurzer Sinn: Mit dem Story-Modus gelingt Splatoon 3 ein eleganter Weg, der aberwitzigen Welt einige spannende Facetten hinzuzufügen und mich zeitgleich mit allen wichtigen Waffen, Fähigkeiten und Taktiken vertraut zu machen, um auch den kommenden Herausforderungen mutig entgegenzublicken. Dass ich das Abenteuer bereits nach acht, die Jagd auf versteckte Sammelobjekte nach zehn Stunden beendet hatte, mag zwar einen kleinen Wermutstropfen darstellen, dennoch bleibt die Hoffnung, dass Nintendo mit DLC-Magie vielleicht eines Tages ein weiteres Gebiet aus dem Hut zaubert – und dabei auch ein wenig an der Schwierigkeitsschraube dreht.



Willkommen bei der wilden Onlinefahrt!


Obwohl die farbenprächtige Auffrischungskur definitiv empfehlenswert ausfällt und vor allem für Solo-Freunde ein wahres Highlight darstellen dürfte, unterstreicht Splatoon 3 mit der eigenen Hauptkampagne eindrucksvoll, dass sich Nintendo mit der Fortsetzung nicht zu weit von den Vorgängern entfernen und diese direkt als Entwicklungsschablone nutzen wollte. Da das zugegeben simple, dafür aber phänomenal umgesetzte Gameplay keine großen Überarbeitungen benötigt, reichen bereits einige neue Manöver und Waffen aus, um für zufriedenstellenden frischen Wind zu sorgen.


Normalerweise stehe ich solchen Aussagen eher skeptisch gegenüber und stemple diese als wohl formulierten Spruch aus der gut geölten Werbemaschinerie ab. Kaum hatte ich mich aber mitsamt der zuvor erlernten Fähigkeiten erneut in den Online-Modus gewagt, wurden jegliche Zweifel schlagartig davongefegt. Mich im Revierkampf an der Seite von drei Verbündeten gegen eine feindliche Truppe zu behaupten und mit ausgeklügelten Taktiken und einem tintenstarkem Repertoire die meiste Fläche einzufärben, ist in puncto Spielspaß nämlich kaum zu überbieten und machte mir unmissverständlich deutlich, dass gerade an dieser Stelle keinerlei Anpassungen, Verbesserungen oder sonstige Änderungen notwendig sind.


Gleiches lässt sich auch über den Salmon Run festhalten, der bereits im direkten Vorgänger für unterhaltsame Furore sorgte und nun sogar ohne zeitliche Limitationen zur Verfügung steht. Hinter dem besonderen Namen verbirgt sich ein grandioser Horde-Modus, in dem ich als Viererteam gegen mehrere Salmoniden-Wellen antreten und meine Taschen durch das effektive Ausschalten der Bedrohung mit Fischeiern füllen muss. Behaupte ich mich mit meinen Kumpanen dann noch gegen einen der kolossalen Ober-Salmoniden, freue ich mich über goldene Eier, die mit Muskelkraft oder gekonnter Wurfkunst in einen Korb befördert werden müssen. Ob nun Salmoniden-Eliminierung oder Eier-Jagd, bei allen Tätigkeiten des Salmon Runs ist Teamwork das A und O, verliert man im Getümmel doch gerne mal die Übersicht, wodurch der erfolgreiche Lauf ein jähes Ende finden kann.


Fühlt ihr euch nach einigen Spielstunden dann endlich wie ein unschlagbarer Tintenmeister, dürft ihr euch der ultimativen Herausforderung in Form der Anarchie-Kämpfe zuwenden, die wiederum in die Modi Turm-Kommando, Operation Goldfisch, Muschelchaos und Herrschaft unterteilt sind. In diesen muss ich je nach gewählter Variante alleine oder gemeinsam mit Freunden unterschiedliche Ziele erfüllen und Siege einheimsen. Der Clou: Mit Erfolgen verdiene ich die Punkte, die mir bei Niederlagen allerdings direkt wieder abgezogen werden. Ein Ärgernis, benötige ich diese doch, um im Rang aufzusteigen und mir in der kolorierten Splatoon-Welt einen Namen als pinselfertiger Farbkünstler zu machen. Möchte ich meinen mickrigen C-Titel also abwerfen und nach einer legendären Siegesserie die S-Sphären erreichen, wird dementsprechend ein gewisses Risiko benötigt. Solltet ihr No Risk, No Fun also stolz als euer Lebensmotto bezeichnen, seid ihr hier an der richtigen Stelle.


Splatoon 3 versteht es meisterhaft, Anfänger und Profis gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen und die Motivationskurve während glorreicher Erfolgs- sowie enttäuschender Desaster-Phasen hochzuhalten. Durch das rasante Gameplay, die vergnüglichen Modi und eine regelrechte Punkteflut – sogar für verlorene Matches erhalte ich Erfahrungspunkte als Trostpflaster, um an der Steigerung meines Spielerlevels zu arbeiten – werde ich regelrecht in einen reißenden Unterhaltungswasserfall geschubst, dem ich selbst nach etlichen Stunden kaum entkommen kann. Und das ehrlich gesagt auch überhaupt nicht möchte.



Splatsville sehen und losshoppen


Während die packenden Online-Gefechte zweifelsfrei als unverzichtbares Hauptbestandteil des kunterbunten Farbkonstrukts bezeichnet werden dürfen, spielt auch Splatsville selbst in Splatoon 3 eine enorm fundamentale Rolle. Immerhin begegne ich hier nicht nur Mitspielern, sondern verfalle zudem noch in einen wahren Kaufrausch, der mich nicht nur spielerisch, sondern auch optisch in völlig neue Sphären katapultiert.


Blind mit angesparten Münzen umherwerfen führt allerdings nicht immer zur erfolgreichen Transaktion, verlangen das lokale Restaurant sowie der Waffenladen für ihre besonderen Güter doch spezielle Tickets und Lizenzen, bevor sie sich auf einen Handel einlassen. Habe ich mein Konto jedoch ausreichend aufgestockt und auch die geforderten Zettel am Start, darf ich endlich in den Shopping-Modus schalten und mir nicht nur fesche Klamotten oder brandneue Farbbewaffnungen gönnen, sondern auch einfach mal die Seele baumeln und eine schmackhafte Köstlichkeit genießen. Diese füllt nicht nur den (virtuellen) Magen, sondern aktiviert auch temporäre Zusatzeffekt, beispielsweise einen EXP-Boost.


Die korrekte Outfitwahl ist in Splatoon 3 übrigens wichtiger denn je. Dieses Mal begegne ich meinen Freunden und Feinden nämlich nicht nur in den unterschiedlichen Arenen, sondern auch in der Lobby. Hier tollt die am bald startenden Match partizipierende Truppe nämlich in Hologrammform herum, probiert Waffen aus, stellt kreative Manöver zur Schau oder kommuniziert auf erfinderische Art und Weise miteinander. Reicht mir das Zurschaustellen meiner kostspieligen Garderobe und Ausrüstung nicht aus, darf ich zusätzlich noch meinen eigenen Spind mit Stickern aufhübschen und Mitspieler einladen, diesen ehrfürchtig zu begutachten. Wenn Farbe im Spiel ist, darf Style auch nicht fehlen.


Noch mehr Ablenkung gefällig? Dann seid ihr bei Revierdecks absolut richtig! Bei diesem abgedrehten Kampfkartenspiel erstellt ihr aus gesammelten Karten euer ultimatives Deck zusammen und stellt anschließend off- sowie online dessen unaufhaltsame Macht unter Beweis. Ein vergleichsweise kleiner, aber ungeheuer effektiver Zeitvertreib, der zwischen Farbschlacht und Kaufrausch für angenehme Abwechslung sorgt und sicherstellt, dass ich die Switch für eine kleine Pause nicht etwa aus der Hand legen muss, sondern einfach in Splatsville verweilen kann.



Farbenfreude ohne Ende


Nachdem ich den Handlungsmodus ausgiebig erkundet, alle Online-Modi auf die spielerischen Herz und Nieren geprüft, all mein Erspartes in Splatsville auf den Kopf gehauen und unzählige Spielstunden mit den liebevoll eingeflochtenen Nebenbeschäftigungen verbracht hatte, fiel es mir mit Blick auf den anstehenden Test enorm schwer, nennenswerte Negativpunkt auszumachen. Zwar war die Handlung der Einzelspielerkampagne höchstens ein Mittel zum Zwecks, die vielen Missionen eher ein glorifiziertes Tutorial, doch das alles war vom Entwicklerteam offensichtlich bewusst so konzipiert worden, um den (Wieder-)Einstieg in die verrückte Welt möglichst angenehm zu gestalten. Und dieses Vorhaben ist auch geglückt.


Kaum wollte ich den Test dann aber doch für beendet erklären, stolperte ich bei einem schnellen Revierkampf über ein gewichtiges Problem, das ich hier nicht unter den Teppich kehren wollte. Mitunter fällt die Zuverlässigkeit des Netcodes nämlich enorm schwankend aus, sorgte also manchmal für Verbindungsprobleme, unerwünschte Abbrüche und gelegentlich sogar komplette Abstürze. Bereits im Vorfeld befürchteten Fans der ersten Stunde solche Probleme, da Nintendo beim Online-Modus abermals bewusst auf Peer-to-Peer setzt und solche Risiken in Kauf nimmt – obwohl die Nutzung einer hauseigenen Serverstruktur zumindest für ein gewisses Glätten der Komplikationswogen bewirken soll. Ein Ziel, dem man sich mit einem vor Kurzen veröffentlichten Patch zumindest angenähert, vollständige Stabilität aber immer noch nicht erreicht hat.


Es sind Mängel, die definitiv adressiert werden müssen, die Splatoon 3 mit dem nächsten Spielspaß-Pinselstrich dann aber gedanklich auch direkt wieder übermalt. Sobald ihr nämlich die Tintenpistolen in die Hand genommen, diese geübt herumgeschwungen und Mitspielern, Feinden und Wänden einen Neuanstrich verpasst hat, seid ihr den Entwicklern bereits in die gekonnt aufgestellte Falle gelaufen und habt kaum mehr Zeit, euch auf negative Aspekte zu konzentrieren. Vielmehr ziehen die humorvollen Charaktermodelle, originellen Schauplätze, riesigen Farblawinen und rasant in Szene gesetzten Duelle eure Aufmerksamkeit auf sich und erstrahlen dank einer stabilen 60fps-Framerate (und akzeptablen 30fps bei der Erkundung von Splatsville) und allerlei optischer Besonderheiten im vollen visuellen Glanz.


Kombiniert mit einem phänomenalen, hörbar vom Hip-Hop-Genre inspirierten Soundtrack ergibt sich schlagartig das Gefühl, dass der abgedrehte Third-Person-Shooter Stillstand zu keinem Zeitpunkt zulassen und euch deshalb ohne Rücksicht auf Verluste vorantreiben möchte. Neue Klamotten, neue Waffen, packende Online-Modi, amüsante Solo-Missionen oder die unerbittliche Jagd nach dem nächsten Rang. Gefühlt gibt es wirklich immer irgendetwas zu erledigen – und dank des unerhört amüsanten Gameplays macht das Abarbeiten der langen Checkliste auch verdammt viel Freude, wodurch sich Neulinge, aber auch jahrelange Fans schnell in Splatsville wieder verlieren und die Farbknarren wohl nicht so schnell an den Nagel hängen werden.


Ein Szenario, bei dessen Verwirklichung Nintendo tatkräftig unter die Arme greift und mit regelmäßigen Sonder-Events und in Zukunft via Patch nachgereichten Modi garantieren möchte, dass Splatoon 3 die Luft für die kommenden Jahre nicht ausgehen wird und die Fortsetzung somit eine ähnliche Langlebigkeit und Beliebtheit wie die Vorgänger genießen kann. Ob dieses ambitionierte Vorhaben schlussendlich von Erfolg gekrönt wird, muss die Zeit zeigen. Doch bereits in dieser Form kann sich das Farbenfeuerwerk problemlos einen unterhaltsamen Weg in euer Gamer-Herz malen – und hat dabei sogar das Potenzial, die beiden ersten Teile eines Tages vollends in den Schatten zu stellen.


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Fazit


Anstatt Splatoon 3 als grundlegenden Neuanstrich der mittlerweile weltweit bekannten Serie zu präsentieren, setzt Nintendo bei der sehnlichst erwarteten Fortsetzung lieber auf das Nachbessern ausgebleichter Stellen sowie das gezielte Hinzufügen spielerischer Farbdekorationen – und trifft mit dem finalen Kunstwerk voll ins Schwarze!


Mit einem umfangreichen Repertoire an Tintenwaffen durch verschiedene farbenfrohe Schauplätze zu düsen und computergesteuerte Salmoniden und Oktarianer oder menschliche Mitspieler im Rahmen zahlreicher Modi nach allen Regeln der Kunst einzufärben, erweist sich abermals als grandioses Konzept, das bereits nach wenigen Minuten ein kunterbuntes Unterhaltungsfeuerwerk entzündet. Und mit einer Vielzahl an freischaltbaren Waffen, Outfits und Herausforderungen sowie erreichbaren Rängen dafür sorgt, dass diese anfängliche Begeisterung auch viele Wochen später noch anhält.


Und während es der Einzelspielerkampagne an narrativen Meisterleistungen und optionalen Schwierigkeitsstufen mangelt und die Internetverbindung trotz erster Patches eine gewisse Fehlerhaftigkeit aufweist, präsentiert sich Splatoon 3 als rundum gelungene Fortsetzung der gefeierten Reihe, die sich hinter den umjubelten Vorgängern nicht zu verstecken braucht, diese mit angekündigten Verbesserungen und Modi gar übertreffen könnte. So oder so kommen Switch-Besitzer an dieser künstlerisch hochwertigen Farbsause nicht vorbei und sollten ohne große Umschweife zum Pinsel/dem Farbtopf/der Tintenkanone greifen!

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