One Piece: Unlimited World Red

One Piece: Unlimited World Red


Große Hoffnungen, kleinere Enttäuschung. Wieso uns One Piece: Unlimited World Rednicht ganz so gut gefallen hat, wie erhofft, das erfahrt ihr in unserem Test!


Neue Insel, neues Abenteuer


Füller-Episoden. Wir alle kennen sie, die wenigstens mögen sie. Eigentlich unverständlich: immerhin werden hier völlig neue und bisher unbekannte Geschichte im Anime-Format zusammengestellt, um die Distanz zum derzeitigen Mangastand möglichst zu vergrößern. Eine stark abfallende Qualität der Handlung sowie nicht ganz so spannende Neuzugänge machen die Füller zu einem ungern gesehenen Gast, den vor allem Fans oftmals mit einem entnervten Augenrollen begrüßen.


Lange Rede, kurzer Sinn: One Piece: Unlimited World Red ist im Endeffekt eine ausgeweitete Füller-Geschichte. Allerdings keine wirklich schlechte. Obwohl die Rahmenhandlung – Ruffy und Co. geraten auf eine geheimnisvolle Insel, werden fast allesamt entführt und müssen sich mit Gegner aus ihrer Vergangenheit herumschlagen – relativ generisch erscheint und keine großen Experimente wagt, fügen sich die beiden neuen Charaktere hervorragend in die One Piece-Welt ein. Der Rote Graf, der sich früher bereits problemlos mit Gol D. Roger messen konnte? Der kleine Waschbär Pato mit seinen magischen Fähigkeiten? So kennen und lieben die Fans ihre Serie. Kein Wunder also, dass sich Eiichiro Oda höchstpersönlich für die beiden verantwortlich zeigt.


Ist Unlimited World Red nun eine gute oder eine schlechte Füller-Episode? Eine durchschnittliche. Denn während die Handlung hier und da ein wenig vor sich hindümpelt und vorherige Ereignisse einfach nochmal aufgewärmt werden (darunter vor allem die Highlights früherer Story-Arcs), erfreuen sich die Charaktere ihres altbekannten Facettenreichtums und haben somit den geliebten One Piece-Humor mit an Bord. Hier und da darf also sogar ausgiebig gelacht werden.




Gum-Gum-Buttonsmash


Unsere ersten Schritte vollziehen wir in der Gummihaut von Ruffy, wobei wir unser als Hauptquartier fungierendes Dorf frei erkunden und ein wenig mit den Dorfbewohnern plaudern dürfen. Ein nettes Feature, das jedoch schnell an Faszination verliert: viel zu entdecken gibt es nicht, unsere Gesprächspartner hauen uns nur belanglose Floskeln um die Ohren. Zum Glück steht ein anderes Element im Mittelpunkt von Unlimited World Red: die Kämpfe!


In diesen finden wir uns wieder, wenn wir das Dorf verlassen und uns in eine Mission stürzen. Hier steuern wir ein eigenes zusammengestelltes 3er-Team – die Auswahl erweitert sich mit jedem aufgefundenen Teammitglied – durch relativ linear gestaltete Landschaften, die hier und da etwas offener gestaltet sind. Diese durchstreifen wir von Punkt A bis Punkt B und liefern uns auf dem Weg etliche Schlachten gegen angriffslustige Feinde.


Diese sind schnell aus dem Weg geräumt: mit zwei Angriffsbuttons vollziehen wir wuchtige Kombos, per Ausweichtaste weichen wir nahenden Kontern aus, wenn diese angezeigt werden. Anschließend wiederholen wir diese Formel, bis alle Gegner am Boden liegen, freuen uns gelegentlich über einen Levelanstieg und testen uns zudem durch die Charakterriege, um uns mit den verschiedenen Stilen anzufreunden.


Ja, das Kampfsystem erinnert stark an One Piece: Pirate Warriors, ist hier jedoch mit einem gravierenden Problem behaftet: es passt einfach nicht. Bei Pirate Warriors wurde man noch von mehr als tausenden Feinden in einer Runde überrannt, simples Buttonsmashing war hier mehr als passend. Unlimited World Red dezimiert die Anzahl der Duelle jedoch stark, verleiht dem Kampfsystem dabei jedoch nicht den nötigen Tiefgang. Angreifen, ausweichen, angreifen, ausweichen – mehr machen wir nicht! Und da auch die Angiffsmuster unserer Kontrahenten schnell durchschaut sind, bleibt auch diese Chance auf taktische Feinheiten verschenkt.


Ein wenig Licht können wir in der Dunkelheit aber dennoch ausmachen – nämlich bei den Bosskämpfen! Diese verlangen euch zumindest ein wenig Taktik ab, vollkommen stupides Knöpfchendrücken endet vor allem bei späteren Auseinandersetzungen gnadenlos im vorzeitigen Ableben. Insgesamt enttäuscht die Inszenierung zwar ein wenig, hebt sich dann aber doch angenehm von den handelsüblichen Kämpfen ab. Davon hätte es gerne mehr geben können!




Nebenbei noch gegen Don Flamingo


Um der Neues Level, neue Kämpfe-Formel zu entkommen, dürft ihr euch abseits der Haupthandlung auch dem Stadtaufbau annehmen. Hierzu sammelt ihr vorgegebene Items und gebt diese in der örtlichen Gaststätte ab, woraufhin neue Geschäfte eröffnet werden. Anfangs sorgt dieses Element tatsächlich für zusätzlichen Spielspaß, lässt jedoch viel zu schnell die nötige Abwechslung vermissen und driftet somit gnadenlos in die Belanglosigkeit ab. Selbiges gilt für die Nebenaufgaben, die zwar zahlreich vorhanden sind, insgesamt jedoch zu oft der gleichen Formel folgen. Und somit kaum länger als wenige Minuten vor die Konsole fesseln können.


Wirklich gelungen ist jedoch der Arena-Modus, in dem ihr euch durch eine inhaltlich abgespeckte Version der Dressrosa Arc prügelt. Hauptziel ist hierbei das erfolgreiche Bestehen einer Kampfrunde – darunter beispielsweise eine Prügelei mit einer Gegnerhorde oder ein fordernder Boss-Marathon – mit zwei beliebigen Charakteren. Hierdurch erhaltet ihr nämlich wertvolle Punkte, mit denen ihr nach und nach eine Liga aufsteigt und euch am Ende gegen Don Flamingo höchstpersönlich behaupten dürft.


Klingt simpel – und das ist es auch! Mit motivierenden Nebenaufgaben fesselt euch der Modus jedoch längere Zeit an die Konsole und animiert euch dabei noch zu neuen Spielvarianten. Wollt ihr beispielsweise neue Charaktere oder Nebenmission in der Haupthandlung freischalten, müsst ihr mit einer vorgegebenen Figur bestimmte Aktionen ausführen oder mehrere Runden absolvieren. Und zu namhaften Gesellen wie Shanks, Whitebeard oder Crocodile werden Fans definitiv nicht Nein sagen können!




Cel-Shading ohne große Mühen


Wer einen namhaften Anime auf die Konsole bringt, der kommt am Cel-Shading-Look nicht vorbei. Mit Blick auf die zahlreichen Vorgänger hat sich das anscheinend auch Entwickler Ganbarion gedacht und verleiht One Piece: Unlimited World Red einen farbenfrohen Look, der zudem stark am Anime angelehnt ist. Vor allem während der Zwischensequenzen und dem Einsatz wuchtiger Spezialattacken kommt dieser Stil in Zusammenhang mit den detaillierten Charaktermodellen voll zur Geltung und spielt geschickt seine Stärken aus.


Allerdings reißt die Liste der Stärken an dieser Stelle bereits ab. Während die positiven Aspekte anfangs nämlich noch deutlich überwiegen, müssen sie sehr schnell unschönen Schwächen weichen. Neben matschigen Texturen und stellenweise auftretenden Rucklern präsentieren sich vor allem die tristen Landschaften als regelrechter Dorn im Auge. Diese sind zwar abwechslungsreich gestaltet, lassen jedoch anschauliche Besonderheiten sowie Leben vermissen, langweilen also bereits nach wenigen Spielminuten. Auch bei den Modellen der Standardgegner hat man sich kaum Mühe gegeben und bombardiert uns mit Klonarmeen, die zudem pixelige Unschönheiten und Clipping-Fehler sichtbar machen. Schade – denn der Ersteindruck war durchaus positiv!


Fans und treue Zuschauer der japanischen Animefassung dürfen sich derweil über die Originalsynchronsprecher freuen, die ihre Dialoge gewohnt motiviert ins Mikrofon trällern und somit immer wieder für Spaß sorgen. Die musikalische Untermalung präsentiert sich insgesamt zwar nicht ganz so herausragend, kann das Geschehen aber dennoch jederzeit treffend untermalen. Wer allerdings ganz genau hinhört, der darf sich aufgrund der generischen Töne und eines unerbittlichen Dauerloops schon bald auf einige Kopfschmerzen freuen.


Fazit


Beinharte One Piece-Fans werden mit Unlimited World Red sicherlich viel Spaß haben und vor allem die vielen Charaktere und den motivierenden Arena-Modus zu schätzen wissen. Alle anderen sehen vor allem die technischen Schwächen, das viel zu simple Gameplay sowie die fehlende Abwechslung und werden dadurch schnell abgeschreckt. Schade! Aber eventuell werden die zahlreichen Probleme in einem Unlimited World Blue ja ausgemerzt?

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