And you thought there is never a girl online? Volume 1

And you thought there is never a girl online? Volume 1



Wenn die Grenzen zwischen Online-Game und Realität verschwimmen, ist Chaos vorprogrammiert!


Im Internet weiß man nie, wer sich im Chat oder in einem Online-Game hinter einem Nickname oder Avatar verbirgt.


Diese Erfahrung muss auch der Oberschüler Hideki machen, der im Online-RPG Legendary Age gemeinsam mit drei weiteren Gamern einer Gilde namens Alley Cats angehört. Und da die vier sich bestens verstehen, hat sich Hideki sogar dazu verleiten lassen, im Game die Heilerin Ako zu ehelichen.


Als das Quartett beschließt, sich erstmals auch im echten Leben zu treffen, bemerkt der Junge allerdings schnell, dass Ako zwischen Spiel und Wirklichkeit nicht unterscheiden kann und sich tatsächlich für seine Ehefrau hält! Dies stellt den verdutzten Hideki fortan vor allerlei Probleme…




Wir möchten direkt zu Beginn eine Sache anmerken: Damit wir beim ständigen Ausschreiben des vollen Anime-Namens nicht den Verstand verlieren, nutzen wir die von nipponart höchstselbst im Pressetext genutzte Kurzform und bezeichnen And you thought there is never a girl online? ab jetzt nur noch kurz und knapp als Netoge.


Nun aber direkt zur eigentlichen Hauptfrage dieses Abschnitts: Ist Netoge tatsächlich so abgedreht wie es der knappe Kurzinhalt vermuten lässt? Auf jeden Fall!


Bereits ab der ersten Folge stolpern Hideki, Ako und Co. von einer aberwitzigen Situation in die andere – humorvolle Wortgefechte sowie vollkommen abgedrehte Ereignisse inklusive – und treiben uns damit fast die gesamte Laufzeit gnadenlos die Tränen in die Augen.


Es sind hauptsächlich zwei Elemente, denen man die stete Lachgarantie zu verdanken hat. Zum einen der simplen, in der Umsetzung jedoch verteufelt effektiven Grundthematik, dem Videospiel-und-Realität-Problem. Diese wird von Netoge abwechslungsreich in Szene gesetzt und bietet somit Nährboden für eine packende Erzählung, von der man möglichst schnell möglichst viel mehr erleben möchte.


Zum anderen überzeugen auch die Hauptakteure, allen voran Ako, die sich mit ihrer schüchternen (Offline-)Art einen direkten Weg in unsere Herzen bahnen konnte, mit ihren einzigartig-verrückten gesellschaftlichen Interaktionen aber gleichzeitig oftmals auf DIE Lachquelle Nummer 1 darstellt. Allein damit wird man regelrecht zum Mitlachen animiert.




Netoge schafft es brillant, dem teils skurrilen Humor ein ernsthaftes Fundament zu verpassen, wodurch das Ganze zu keinem Zeitpunkt zu übertrieben oder gar abschreckend wirkt, der Zuschauer sich dem Bann der Narrative somit also kaum entziehen kann.


Ein Wechsel zwischen Online-Game und Realität präsentiert uns das Zusammenspiel der einzelnen Hauptcharaktere auf facettenreiche Art und Weise. Dieses wird gleichzeitig als optimale Möglichkeit genutzt, die Problematik des Realitätsverlusts beim Schopfe zu packen und zumindest ansatzweise zu behandeln.


Gerade mit Blick auf die anfangs fast vollkommen desillusionierte Ako wird deutlich, dass Netoge hier keinen Lebensratgeber für Betroffene abliefern möchte, aber zumindest ein wenig Aufmerksamkeit gewinnen und erste Schritte bei der Problembewältigung aufzeigen möchte. Eingebettet in das abgedreht-humoristische Umfeld fühlt sich das dann auch eher wie ein mahnender Zeigefinger und nicht wie eine langweilige Moralpredigt an.


Leider liegt genau an dieser Stelle dann aber auch die einzig wirklich gravierende Schwäche von Netoge. Während man sich der ernsten Thematik gelegentlich mit ausreichend Fürsorge und tatsächlich auch hilfreichen Methoden annähert, bleibt die eigentliche Charakterzeichnung bis auf einige Ausnahme viel zu oberflächlich.


Letztlich verpufft diese Kritik schnell im Nichts, dafür ist der Comedy-Fokus zu stark erkennbar, der Wunsch nicht tiefgehenden Persönlichkeitsanalysen somit kaum vorhanden. Sobald Netoge den Humor dann aber doch kurzzeitig deaktiviert und uns die eigentliche Ernsthaftigkeit der Lage bewusst macht, hätten wir uns auch bei Nebencharakteren einen kurzen, gewichtigen Einblick in die Psyche gewünscht.


Doch seien wir ehrlich: Selten konnten wir einen Kritikpunkt stärker als Meckern auf hohem Niveau verbuchen, weshalb man hier problemlos STRG + ALT + ENTF drücken und diesen Mecker-Task direkt beenden darf.




Bild

Wir müssen zugeben, dass wir das Animationsstudio Project No.9 bisher kaum auf der Uhr hatten. Zwar waren wir gelegentlich mal über den Namen gestolpert, einen dazugehörigen Anime hätten wir allerdings nicht benennen können. Mit Netoge ändert sich das nun – und verbucht Project No.9 gleich mit einem positiven Gesamteindruck in unserem Gedächtnis.


Vor allem in die fantasievolle Gaming-Welt wurde sichtbar viel Zeit und Leidenschaft investiert. Die virtuellen Alter-Egos der Hauptakteure erfreuen sich zahlreicher Besonderheiten, während die unterschiedlichen Landschaften stets detailliert ausgearbeitet und farbenfroh daherkommen. Hier spielt auch oftmals das Blu-ray-Format seine visuellen Stärken aus, wobei primär der hervorragende Schwarzwert in dunklen Sequenzen hervorzuheben ist.


Leider zieht sich dieses qualitativ hohe Niveau nicht durch alle Momente durch. Sobald das Geschehen nämlich die Realität verfrachtet wird, wirkt das Gesamtbild plötzlich nicht ganz ausgereift, die Charakterzeichnungen stellenweise uninspiriert, zudem werden kleine Unfeinheiten sichtbar. Einerseits könnte man das als geplanten Kontrast zur glatten, perfekten Online-Welt sehen, dennoch wäre auch hier zusätzlicher Feinschliff wünschenswert gewesen.




Sound


Beim Sound hat der Wechsel zwischen realer und virtueller Welt aber hervorragend geklappt. Komponistin Maiko Iuchi schafft es brillant, zwei unterschiedliche, auditiv jedoch erstklassig zueinander passende Klangebenen zu schaffen, die gegen Ende der letzten Folge der Blu-ray zwar leicht repetitiv werden, sich jeder Szene jedoch fantastisch anpassen.


In puncto deutsche Sprachausgabe hat Netoge derweil mit einer altbekannten Problematik zu kämpfen, die Anime-Veröffentlichungen hierzulande sehr gerne heimsucht. Während die Sprecherauswahl nämlich hervorragend ausfällt und der verquere Humor somit auch in synchronisierter Form phänomenal rübergebracht wird, kann man das japanische Original mitsamt hohen, teils quietschenden Stimmen nur schwer erreichen.


Während man vom qualitativen Sichtpunkt also problemlos die deutsche Fassung anwählen darf, sollte man zur vollen Entfaltung des abgedrehten Humors lieber die gute, alte Japanisch + Untertitel-Kombination wählen.




Extras / Aufmachung


Booklet

Sticker
Wendecover


Wir wollen euch nicht mit langen Worten nerven: Leider lässt sich auch bei Netoge keinerlei Bonusmaterial vorfinden. Dafür kann Nipponart erneut beweisen, dass sie zumindest den Anspruch haben, der zahlenden Kundschaft möglichst viel für ihr Geld zu bieten.


So überzeugt neben einer schicken Aufmachung und der Stickerbeilage auch dieses Mal wieder das coole Booklet, das natürlich nicht einmal ansatzweise mit einem Artbook zu vergleichen ist und im direkten Vergleich mit früheren Veröffentlichungen aus dem Hause Nipponart deutlich dünner ausfällt, als nette Dreingabe aber allemal seinen Zweck erfüllt.




Fazit

Netoge – oder um es zum Ende der Kritik nochmal voll auszuschreiben, And you thought there is never a girl online? Volume 1 – bringt alles mit, was man von humorvoller Anime-Unterhaltung erwartet: Einen abgedrehten Plot, sympathische (und leicht verrückte) Charaktere und jede Menge aberwitziger Situationen, die die Lachmuskeln ordentlich überstrapazieren.


Simples Comedy-Allerlei ist Netoge aber nicht: Ein stellenweise überraschend tiefgehender Blick auf die ernstzunehmende Problematik des Realitätsverlusts verpasst dem Anime ein gekonnt eingebautes, bodenständiges Element, wodurch man noch gezielter ins Geschehen einbezogen wird und noch stärker mit den Akteuren mitfühlt – dabei aber auch keinen ausschweifenden Psychologie-Exkurs oder nervendes Moralapostel-Gewäsch befürchten muss.


Minimale Ausrutscher im technischen Bereich sowie den insgesamt enttäuschen Bonuspart übersieht man dabei gerne. Mit den ersten Episoden kann Netoge bereits vollends überzeugen – und wir hoffen, dass sich dieser positive Gesamteindruck auch bis zum Ende fortsetzen wird.


Name: And you thought there is never a girl online? Volume 1 [Blu-ray]

Verleih: Nipponart

Bild: 16:9 1080p

Ton: DTS-HD MA 5.1 (Deutsch), PCM Stereo (Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 100 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren

Mehr Infos findet ihr hier!

Für alle Bilder in unserem Test gilt:
©2015 KINEKO SHIBAI/PUBLISHED BY KADOKAWA CORPORATION ASCII MEDIA WORKS/LA OPERATION TEAM

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