Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed

Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed



Abgedrehte Vampirjagd durch Japans Otaku-Paradies.


Der Wahnsinn feiert einen besonderen Geburtstag! Zehn Jahre ist es her, dass Akiba's Trip das Licht der Gaming-Welt erblickte, allerdings exklusiv japanische PSP-Besitzer erfreute. Der Rest der Welt ging zunächst leer aus, kam aber immerhin mit dem 2014 veröffentlichten Sequel Akiba's Trip: Undead & Undressed in den Genuss der wilden Acquire-Sause.


Vier Fortsetzungen, eine Manga-Reihe und ein Anime später ist es nun also an der Zeit, das Franchise-Jubiläum gebührend zu feiern – und zwar mit einer Remaster-Fassung des Erstlings, die endlich auch den westlichen Fans zugänglich gemacht wird und nervige (und oftmals überteuere) Import-Spielchen somit gezielt unnötig macht.


Doch lohnt sich der generalüberholte Ausflug ins virtuelle Akihabara des Jahres 2011 in Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed überhaupt? Oder kann man die Feierlichkeiten getrost auf ein erneutes Durchspielen des aktuellen Nachfolgers Akiba's Beat beschränken? Nur für euch habe ich mich tapfer in die von vampirischen Shadow Souls heimgesuchte Elektronikstadt gestürzt und fleißig Klamotten von übernatürlichen Leibern gerissen, um eine Antwort auf diese Frage zu finden – und sie in diesem Test zu verewigen.



In Akihabara ist alles möglich


Sicherlich habe ich es bereits in einem meiner vielen Tests der letzten Jahre unterbringen können, möchte es aber erneut lautstark (oder zumindest fett markiert) in die Welt hinausschreien: Ich liebe Akihabara!


Insgesamt drei Jahre durfte ich in Japan verbringen und nutze jede Chance (beziehungsweise fast jedes Wochenende), um diesen einzigartigen Bezirk näher kennenzulernen, jeden Winkel erkundungsfreudig auf den Kopf zu stellen, um neue Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten und Schätze zu entdecken.


Kein Wunder also, dass ich mich gerne an meine zahlreichen Akiba-Erlebnisse zurückerinnere, mit denen ich sogar ganze Romane füllen könnte. Beispielsweise an meine Begegnung mit freundlichen Schülern, die mich aufgrund meiner Größe als Godzilla betitelten und ein Selfie mit mir aufnehmen wollten. Oder als ich beim Greifautomaten eine wahre Siegesserie feierte und mir von wildfremden Mitspielern gratuliert wurde. Besonderes Highlight: Mein Treffen mit einer geheimnisvollen Frau, die mir ihr Blut anbot und mich dadurch zu einem vampirähnlichen Wesen verwandelte.


Okay, die letzte Geschichte ist mir natürlich nicht passiert. Dafür aber Otaku Nanashi, dem Protagonisten von Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed, dessen Aufeinandertreffen mit einem wahren Monster in Menschengestalt fast tödlich endet. Bevor seine Lebenslichter allerdings gänzlich ausgeknipst werden, bekommt er von der eben erwähnten Dame eine lebensrettende Bluttransfusion spendiert – und fristet sein Dasein von nun an als Shadow Soul, einer Kreatur mit übermenschlichen Kräften, aber zugleich auch einer tödlichen Sonnenallergie. Letztlich also ein Akiba-Vampir.


Es sind blutrünstige Metamorphosen, die sich in den letzten Monaten häufen und der NIRO, einer für das Ausmerzen paranormaler Bedrohungen zuständige Geheimorganisation, dementsprechend ein Dorn im Auge. Immerhin werden brave Bürger der Gesellschaft dadurch zu wahren Stubenhockern, bringen folglich den geordneten Alltag außer Kontrolle. Eine Problematik, der sich Nanashi als neuer NIRO-Rekrut annehmen und mit seinen brandneuen Super-Fähigkeiten beenden soll.



Gescheiteter Kampf gegen inszenatorische Alterserscheinungen


Gemeinsam mit meinen Freunden, einer aufgeweckten Truppe mit dem klangvollen Namen Akiba Freedom Fighters, sage ich fiesen Shadow Souls nun also den Kampf an und darf gelegentlich sogar gewichtige Entscheidungen treffen, die den weiteren Verlauf und sogar den Ausgang der Haupthandlung bestimmen. Dabei handelt es sich dann zum Glück nicht nur um alternative Dialogoptionen, sondern primär um gravierende Auswirkungen, die ich an dieser Stelle natürlich nicht spoilern möchte.


In Kombination mit humorvollen Momenten und sympathischen Charakteren merkt man eindeutig, dass sich Acquire beim Zusammenbau des narrativen Fundaments viel Mühe gegeben hat. Leider weisen die eingesetzten erzählerischen Baumaterialien nach so vielen Jahren eindeutige Altersschwächen auf, verhindern dadurch leider, dass ich mich auf die Story von Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed einlassen, gar komplett in sie eintauchen konnte.


Zu oft schaltet das Geschehen in den Leerlauf, schickt mich lieber vollkommen unmotiviert von einem Kampf zum nächsten und versucht, den handlungstechnischen Minimalismus mit einigen lustigen Konversationen zu verstecken. Generell ein legitimer Plan, der aufgrund einer erschreckend lahmen Inszenierung aber eher nach hinten losgeht. Fast schon unmotiviert stehen sich die Gesprächsteilnehmer während der Zwischensequenzen gegenüber und tauschen frei jedweder Dynamik die wichtigsten Informationen aus – minimale Körper- und Lippenbewegungen scheinen dabei oftmals bereits das höchste der Inszenierungsgefühle zu sein.


Dass Acquire dieses Defizit zumindest ansatzweise beheben, wichtigen Handlungsmomenten eine gewisse Lebendigkeit verpassen wollte, beweist die englische Sprachausgabe, die der Erstveröffentlichung im westlichen Raum spendiert wurde. Obwohl sich diese dem starken japanischen Original geschlagen geben muss, liefern die passend ausgewählten US-Sprecher allesamt eine vortreffliche Leistung ab, ziehen den Story-Karren also zumindest ein wenig aus dem ermüdenden Dreck.



Überschaubare Remaster-Bemühungen


Glücklicherweise scheint Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed den Kampf gegen die Shadow Souls überhaupt nicht als zentralen Dreh- und Angelpunkt zu verstehen, manövriert diesen bereits nach kurzer Zeit gefühlt in den Hintergrund und überlässt dem eigentlichen Star das Rampenlicht: der Elektronikstadt Akihabara!


Anstatt unmotiviert den Zufallsgenerator anzuschmeißen und sich maximal auf ausgewählte ikonische Wahrzeichen zu versteifen, hat das Entwicklerteam ambitioniert ganze Straßenzüge nachgebaut, um mir ein authentisches Japan-Feeling zu servieren. Das Endresultat darf zwar nicht als fotorealistischer Google-Street-View-Konkurrent bezeichnet werden, fängt Akihabara trotz vergleichweise schwächelnder PSP-Technik erstaunlich gut ein. Und weckt in mir sogar bisweilen nostalgische Erinnerungen, durfte ich eben diese Straßenzüge 2011 doch vor Ort auf eigene Faust erkunden.


Umso enttäuschender also, dass die grafische Darstellung des Tokioter Bezirks dem Original kaum gerecht wird. Denn obwohl sich Acquire beim Remaster an der 2012 veröffentlichten Plus-Variante des Erstlings orientiert, einige optische Optimierungen dementsprechend automatisch integriert hat, verbirgt sich hinter dieser Fassade weiterhin ein in die Tage gekommener PSP-Titel, dessen wahre Identität durch einen offenbar überschaubaren Aufhübschungsprozess kaum verschleiert wird.


Überall in der Spielwelt aufploppende Objekte, hölzerne Animationen, detailarme Charaktermodelle und matschige Texturen unterstreichen die Tatsache, dass sich Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed eine ordentliche Remake-Kur nicht nur verdient, sondern sogar dringend benötigt hätte. Der Handheld-Optik via Upscaling ein HD-Gewand umzuwerfen ist eine Strategie, die nur selten von Erfolg gekrönt ist – und in diesem Fall erleben wir (vor allem mit Blick auf die erschreckend hässlichen Ladenfronten) definitiv keine Ausnahme dieser mehrfach unter Beweis gestellten Regel.


Die abseits seltener Mini-Einbrüche durchweg stabile Framerate sowie die trotz einer langen Liste technischer Unzulänglichkeiten weiterhin intakte Akiba-Atmosphäre bewahren den virtuellen Abstecher in das fernöstliche Nerd-Mekka vor einem visuellen Totalausfall. Einen entwicklungstechnischen Freispruch möchte ich damit allerdings nicht aussprechen: Hinter dem optischen Gesamtbild verbirgt sich nämlich das wohl am kritischsten zu beäugende Remaster-Versäumnis, das Acquire mit etwas mehr Zeit und Mühe spielend leicht aus der Welt hätte schaffen können.



Da hilft keine Sonnencreme


Wer sich mit der Akiba's Trip-Reihe nun überhaupt nicht auskennt, dürfte mittlerweile leicht verwirrt sein. Ja, die Handlung mag verrückt klingen, der virtuelle Ausflug durch einen Tokioter Bezirk ebenfalls eher speziell ausfallen, die Bezeichnung Abgedreht verdient sich das Ganze bisher allerdings kaum. Ein berechtigter Einwand, der spätestens mit dem Kampfsystem brachial ausgehebelt wird.


Dieses präsentiert sich zunächst recht simpel. Schläge und Tritte verknüpfe ich zu längeren Angriffsserien, mit denen ich feindliche Shadow Souls in die Knie zwinge. Dabei darf ich optional die Beine, den Torso oder den Kopf ins Visier nehmen, um eventuellen Abwehrstellungen gekonnt auszuweichen. Der bizarre Clou: Mit dem beigebrachten Schaden bewirke ich nicht etwa das Schrumpfen der gegnerischen Gesundheitsleiste, sondern verpasse Kleidungsstücken folgenschwere Risse.


Logisch: Wenn Sonnenstrahlen die Achillesferse sind, verpasse ich den Shadow Souls die volle Ladung Vitamin D. Dazu kann ich Hut, Hemd und Hose entweder mit schmerzhaftem Dauerfeuer zerfetzen oder sie nach einigen Treffern und einem beherzten Griff direkt vom Körper reißen. Optional kann ich sogar Spezialmanöver vom Stapel lassen und die gesamte Garderobe in luftiges Konfetti verwandeln – sofern ich die damit verknüpften Quick-Time-Events erfolgreich bestehe.


Natürlich gestaltet sich das kämpferische Vorhaben in der Praxis nicht ganz so simpel wie gedacht. Denn auch meine Widersacher teilen gut aus und sind sich meiner Sonnenschwäche bestens bewusst. Ignoriere ich also die Abwehrtaste und vernachlässige dadurch meine Defensive, vermisse ich vor allem beim Aufeinandertreffen mit Vampirgruppen rasant meine Klamotten und erlebe die unliebsame Transformationsstufe zum kleinen Aschehaufen.



Outfit-Kaufrausch als Motivationsgarant


Obwohl das Kampfsystem von Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed durch unterschiedliche Angriffszonen, teils fordernde Duelle (vor allem auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad) sowie den amüsanten Fokus auf die operative Outfitentfernung selten zum stupiden Knöpfendrücken ausartet, sollte man keinen nennenswerten Tiefgang erwarten. Eigentlich kein Drama, machen die Raufereien gegen Shadow Souls trotz fehlender Vielschichtigkeit doch enorm viel Laune, trösten dadurch über die recht schnell einsetzende Repetition hinweg und halten die Unterhaltungskurve vielleicht nicht in begeisternden Höhen, aber zumindest im kurzweiligen Mittelfeld.


Leider hat es Acquire beim Remaster verpasst, altbekannte Gameplay-Schwächen auszumerzen, wodurch die vergnüglichen Gefechte daran gehindert werden, ihr spielerisches Potenzial vollends zu entfalten. So rauben mir teils katastrophale Kameraprobleme oftmals den letzten Nerv, während erschreckend langsame Reaktionen auf Steuerungseingaben dem Spielgeschehen nicht nur eine anstrengende Trägheit verpassen, sondern sichere Treffer gerne auch mal ins Leere und mich ergo ins feindliche Kontermesser laufen lässt.


Schade, denn mit diesen gezielten Nachjustierungen hätte Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed das unliebsame Unfairness-Element geschickt ausklammern, mein Nervenkostüm somit bedeutend besser schonen können. Immerhin bekomme ich ein nettes Trostpflaster in Form zahlreicher Upgrade- und Ausrüstmöglichkeiten spendiert, die die grundlegenden Mängel zwar nicht ausradieren, sie aber zumindest ein wenig dekorieren und hiermit kaschieren können.


Angespartes Geld darf ich nämlich nicht nur in neue Spezialattacken, sondern auch in mächtige Waffen und schräge Kleidungsstücke investieren. Gefühlt werden der kreativen Freiheit hier nur wenig Grenzen gesetzt, darf ich doch wild verschiedene Stile miteinander kombinieren, sogar Cosplay-Gefilde erkunden und meinen individuellen Otaku kreieren. Folglich erkundete ich Akihabara am Ende meines Tests mit Hai-Mütze, Engelsflügelchen und Akustikgitarre – und verteilte mit letzterer nicht etwa liebliche Klänge, sondern handfeste Prügel.


Die stete Suche nach dem perfekten Ausrüstungsarrangement entpuppt sich als wichtigster Motivationsfaktor, vielleicht sogar als wahrer Rettungsanker von Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed heraus. Während die eigentlichen Kämpfe zur Halbzeit meines Abenteuers nämlich erste Ermüdungserscheinungen hervorriefen, wollte ich nicht etwa pausieren, sondern zum nächsten Akiba-Shop laufen und meine Kohle für abhärtende Mode-Verbesserungen auf den Kopf hauen. Ein weiterer Beweis der unbeschreiblichen Anziehungskraft von Tokios Elektronikstadt, die optimal eingefangen wurde.



Abwechslungsarme Jagd nach Shadow Souls


Tatsächlich wird dem virtuellen Akihabara die alleinige Retterrolle zuteil, lässt doch auch das eigentliche Missionsdesign einfallsreichen Variantenreichtum vermissen. Denn die zahlreichen Haupt- und Nebenaufträge folgen streng dem Schema F, weichen nur selten von diesem ab – und können mich deshalb ebenfalls nicht aus dem einschränkenden Gameplay-Loop befreien.


Aller Anfang ist zumeist die Sichtung angriffslustiger Shadow Souls, die ich als NIRO-Agent natürlich direkt bekämpfen muss. Mit einigen Hinweisen ausgestattet mache ich in einem der frei erkundbaren (aber recht überschaubaren) Gebiete Akibas auf Spurensuche und fotografiere mit meinem Handy Menschengruppe, um durch meinen magischen Filter die bluthungrigen Bestien ausfindig machen zu können. Habe ich ihre wahre Identität entlarvt, folgt ein erbitterter Schlagabtausch, ein Sieg, nette Belohnungen und eine Wiederholung dieser Aufgabenabfolge.


Mitunter versucht Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed aus dieser Formel auszubrechen, mir durch optionalen Zeitvertreib zumindest ein gewisses Freiheitsgefühl zu vermitteln und das japanische Setting abseits der Vampirjagd. So stürze ich mich Hals über Kopf in unkontrollierte Shoppingtouren, besuche das örtliche Maid Café, versuche am Greifautomaten mein Glück oder mache mich auf die Suche nach kostbaren Figuren, um meine Otaku-Sammlung zu komplettieren.


Aufgrund ihres rudimentären Aufbaus lassen all diese Nebenbeschäftigungen allerdings jeglichen Tiefgang vermissen, verkommen wegen einer vorherrschenden Oberflächlichkeit zu einer amüsanten, jedoch nur kurzzeitig effektiven Ablenkung. Dass ich keine ausschweifenden Nebengeschichten der Marke Yakuza erwarten darf, allein für diesen indirekten Vergleich vom journalistischen Blitz getroffen werden sollte, leuchtet mir vollends ein. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, dass Acquire dem Gesamtwerk durch eine kleine Ausweitung der einengenden Minispiel-Grenzen unterschiedliche Nuancen hätte verpassen können.



Die unvergleichliche Magie der Elektronikstadt


Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed fühlt sich beinahe wie ein gemütlicher Marsch durch eine niederschmetternde Galerie verpasst Chancen und Möglichkeiten an. Vor allem in den anfänglichen Stunden meines Tests stolperte ich gefühlt minütlich über eine PSP-Altlast, die Acquire mit etwas mehr Mühe problemlos über Bord hätte werfen und mir damit enttäuschtes Kopfschütteln hätte ersparen können.


Und doch kann ich das Jubiläumsgeschenk nicht gänzlich abstrafen, hatte ich beim schmerzlich in die Tage gekommenen Klamottenklau doch enorm viel Freude, die über die regelmäßigen Wuttiraden ausreichend hinweghalf. Dieser Umstand ist allerdings nicht unbedingt den wilden Styling-Variationen oder Auslöschung bissiger Shadow Souls, sondern primär meinen visuellen dürftigen, aber dennoch herrlich atmosphärischen Akiba-Touren zu verdanken.


Zugegeben, durch Pixelbrei und ausradierte Realnamen (die fast schon legendäre Sega-Spielhalle wurde beispielsweise lizenzbedingt zu SECA umbenannt) geht eine gewisse Magie flöten, dennoch bleibt ein anmutiges Japano-Feeling erhalten, das mich direkt in die abgedrehte Nerd-Welt teleportiert und trotz aller Kritikpunkte zumindest ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubert.


Dass Acquire den strategischen Einsatz dieses fantastischen Akiba-Charmes meisterhaft beherrscht, haben die Fortsetzungen bereits eindeutig unter Beweis gestellt. Umso enttäuschender ist es natürlich, dass der Remaster des Erstlings hier keine Fortschritte, sondern eher eine geringfügig aufpolierte, qualitativ aber dennoch unterentwickelte Anfangsstufe zur Schau stellt.


Dadurch richtet sich Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed eher an langjährige Serienfans, die mit der deutlich verspäteten Veröffentlichung des Erstlings außerhalb Japans die verbliebenen Franchise-Lücken schließen möchten und dafür jegliche Altersschwächen gerne in Kauf nehmen. Dennoch bleibt zu hoffen, dass Acquire die spezielle Reihe im Anschluss an die 10-Jahre-Feierlichkeiten nicht direkt aus dem Gedächtnis streicht, sondern diese vielmehr als ambitioniertes Sprungbrett in eine technisch beeindruckende Zukunft sieht. Und mich dann vielleicht endlich in ein fotorealistisches Akihabara entführt, in dem ich Sehenswürdigkeiten bestaunen, kostbare Nerd-Schätze ausfindig machen und garstigen Vampiren ihre schicken Outfits stibitzen darf.


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Fazit


Dass der zehnte Franchise-Geburtstag gebührend zelebriert werden muss, versteht sich von selbst. Und auf dem Papier scheint Acquire dieses Vorhaben mit Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed auch gelungen zu sein. Denn endlich dürfen auch europäische Gamer das zuvor Japan-exklusive Seriendebüt erleben, das erste Kapitel im Kampf gegen Vampire/Shadow Souls eigenhändig bestreiten und dabei nicht nur ein komplettes Kaufhaus an Klamotten von gegnerischen Körpern reißen, sondern zugleich auch die Videospielluft im virtuellen Akihabara genießen.


Sich über dieses Jubiläumsgeschenk wirklich zu freuen, fällt jedoch unglaublich schwer. Anstatt nämlich die notwendige Zeit, Mühe und vielleicht auch Motivation diese Generalüberholung zu investieren, scheint Acquire den kürzesten Weg in Richtung Entwicklungsziel gewählt und die ellenlange Liste dringend an zu behebenden Problemen und Altersschwächen vollkommen ignoriert zu haben. Die gravierende Konsequenz: Ein enttäuschender Remaster, der durch erschreckend detailarme PSP-Grafik, eindimensionalem Kampfsystem, ermüdend lahmer Handlungsinszenierung sowie rasant einsetzender Repetition enorm viele Verbesserungswünsche offenlässt.


Wer dem Ausflug zum Franchise-Startpunkt aber dennoch unbedingt beiwohnen, dadurch die heimische Sammlung endlich vollenden möchte, aber weder eine PSP noch wahre Import-Ambitionen sein Eigen nennt, kommt an Akiba's Trip: Hellbound & Debriefed kaum vorbei – sollte die Erwartungshaltung vor dem Sprung in die virtuelle Otaku-Heimstätte aber ordentlich nach unten schrauben. Alle anderen greifen lieber auf die mittlerweile ebenfalls angestaubten, aber an vielerlei technischen sowie spielerischen Stellen deutlich stärker aufgestellten Nachfolger zurück. Oder sparen direkt auf eine reale Reise nach und einen (unfassbar teuren) Aufenthalt in Akihabara hin.

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