Like a Dragon: Ishin!

Ein packendes Samurai-Abenteuer zum Verlieben.


Hat ein historisches Japan-Setting voller Samurai, erbitterter Schwertkämpfe und einzigartiger kultureller Traditionen überhaupt eine Chance? Eine Frage, die sich das Team des renommierten Ryu Ga Gotoku Studios während der Entwicklungsphase von Like a Dragon: Ishin! scheinbar mehrfach gestellt hat. Immerhin galt es zu entscheiden, ob die Neuauflage des 2014 erschienenen PS4-Spin-offs das Potenzial zur erfolgreichen Eroberung westlicher Gamer-Herzen mitbrachte oder diese besondere Fähigkeiten weiterhin nur der Hauptreihe vorbehalten war.


Manchmal braucht es dann aber einfach nur einen überraschenden Erfolgshit, der die gesamte Industrie ordentlich durchschüttelt und interne Entscheidungsfindungen nachhaltig beeinflusst. In diesem Fall war es Ghost of Tsushima, das eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass das Land der aufgehenden Sonne mitsamt all seiner exzeptionellen Facetten und Besonderheiten auch außerhalb Japans problemlos begeistern und beim unverhofft rasanten Erklimmen der Verkaufscharts tatkräftig unterstützen kann. Keine Frage also, dass dieser Samurai-Hype kurzerhand zum Sprungbrett in Richtung Erfolg umfunktioniert werden musste und die zeitgleiche westliche Veröffentlichung damit besiegelt war.


Nun bleibt nur noch die Frage, ob das Ryu Ga Gotoku Studio all diese Chancen tatsächlich beim Schopfe packen und ein an allen erzählerischen, technischen und spielerischen Fronten überzeugendes Action-Abenteuer im alten Japan abliefern konnte oder bei der auffrischenden Spin-off-Zellenkur dann doch einige Qualitätsfedern lassen musste. Um der Antwort auf die Spur zu kommen, stürzte ich mich mit Katana und Pistole in die ebenso altertümliche wie auch wilde Welt von Like a Dragon: Ishin! und erlebte einen Test-Marathon, den ich so schnell nicht vergessen werde.


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Rückkehr ins Kyo(to) der 1860er-Jahre


Als gigantischer Yakuza-Fan stellte ich mich 2014 einer ebenso unterhaltsamen wie auch strapaziösen Herausforderung, die mich trotz regelmäßiger Teilerfolge gnadenlos an den Rand des Wahnsinns trieb. Aufgrund einer kaum existenten Veröffentlichungschance im Westen importierte ich nämlich Ryû ga Gotoku Ishin! aus Japan und nahm mir vor, den PS4-Launchtitel trotz einer schier unüberwindbaren Sprachbarriere zu meistern.


Zwei Faktoren verschafften mir dabei zuverlässig antreibende Motivationsschübe. Zum einen befand ich mich gerade in der finalen Phase meines Japanologie-Studiums und sah den virtuellen Sprungs ins feudale Japan als eine anspruchsvolle Generalprobe. Zum anderen zwang mich die schiere Unmenge an unbekannten Schriftzeichen und Wörtern dazu, mit Wörterbuch und Internet durchweg in den Recherche-Modus zu schalten, wodurch ich noch tiefer in die packende Handlung eintauchen und die detailverliebte Spielwelt bedeutend intensiver erleben konnte.


Mein ambitionierter Ausflug ins feudale Japan war jedoch nicht nur mit Freude und Frohsinn, sondern auch mit gelegentlicher Verzweiflung gefüllt. Ein Umstand, der mir spätestens beim Anblick des umfangreichen Glossars, das Muttersprachler (!) über die Bedeutung unbekannter Begriffe und Kanji informieren sollte, brüsk bewusstwurde. Ein herber Rückschlag für mein hehres Vorhaben – denn wir sollte ich jegliche verwirrende Verständnisfragezeichen beseitigen und erfolgreich den Abspann erreichen, wenn bereits Japaner bei der Bewältigung dieser Mission mit komplizierten Hürden konfrontiert wurden?


Schlussendlich biss ich jedoch die Zähne zusammen, kämpfte mich tapfer durch jeden noch so konfusen Dialog und bewältigte voller Erleichterung das fulminante Finale von Ryû ga Gotoku Ishin!, das mich mit zwei Gedanken zurückließ: Ein Glück, dass der nächste Teil der Hauptreihe wieder in der Gegenwart spielt und ich diese Tortur kein zweites Mal durchmachen muss. Und: Schade, dass nur die westlichen Gamer mit Importmöglichkeiten und stabilem Nervenkostüm in den Genuss dieser grandiosen Zeitreise kommen werden.


In meinen kühnsten Träumen hätte ich damals nicht gedacht, dass die Yakuza-Reihe im Westen eine regelrechte Renaissance erfahren, unter dem nun deutlich näher am Original stehenden Titel Like a Dragon neugeboren werden und den Westen aufgrund einer aufgekeimten Beliebtheit auch mit abgefahrenen Spin-off beschenken würde. Dementsprechend lautstark war meine jubelnde Reaktion am 14. September 2022, als das Remake Like a Dragon: Ishin! auf Sonys State of Play nicht nur angekündigt, sondern zugleich als weltweiter Release bestätigt wurde. Direkt begann ich die Tage zu zählen, konnte ich es doch überhaupt nicht mehr erwarten, nach neun Jahren erneut in das fiktive, jedoch an das alte Kyoto angelehnte Kyo der Vergangenheit zu reisen und zu überprüfen, ob ich alle relevanten Wendungen und Ereignisse tatsächlich korrekt verstanden hatte.



Der Vergeltungsdrang treibt ihn an


Zunächst freute ich mich jedoch über das Remake-Wiedersehen mit einer namhaften Persönlichkeit der japanischen Historie, Sakamoto Ryôma, der als bedeutender Wegbereiter der 1868 erfolgten Meiji-Restauration gilt und somit logischerweise ein unverzichtbarer Teil meines Studiums war. Da die Handlung von Like a Dragon: Ishin! jedoch erst 1866 einsetzt, ist der Samurai mit seinen Taten noch nicht in die japanische Geschichte eingegangen, sondern kehrt gerade nach einem erfolgreich absolvierten Schwerttraining in seine Heimatstadt Tosa zurück, in der sich der nahestehende gesellschaftliche Umbruch durch stete Unruhen und eine extreme Gewaltbereitschaft bemerkbar macht.


Nach der Wiedervereinigung mit seinem Ziehvater Yoshida Tôyô und Adoptivbruder Takechi Hanpeita wird Ryôma aber in einen Plan eingeweiht, der dem gesellschaftlichen Chaos ein Ende bereiten und ein neues Zeitalter einläuten soll. Tosa-Magistrat Tôyô verachtet das von Vorurteilen geprägte Feudalsystem seiner geliebten Stadt nämlich zutiefst und möchte gemeinsam mit der von Takechi angeführten Partei der Tosa-Loyalisten eine Reformierung des gesamten Landes anstoßen. Ein gewagtes Vorhaben, das auch Ryôma unbedingt unterstützen möchte und sich der Gruppierung kurzerhand anschließt, um bei der Besprechung des Schlachtplans seine Finger im Spiel zu haben.


Bevor dieser jedoch in die Tat umgesetzt werden kann, taucht urplötzlich ein mysteriöser Attentäter auf, der Ryôma und Takechi mitsamt eines einzigartigen Kampfstils problemlos besiegen kann und Tôyô zu allem Überfluss tödlich verwundet. Und da grauenhafte Ereignisse bekanntermaßen gerne im Trio auftreten, wird dann auch noch Ryôma als Hauptverantwortlicher für diese schreckliche Tat gebrandmarkt und verhaftet. In letzter Sekunde kann er diesem schrecklichen Schicksal entkommen und wendet Tosa schweren Herzens den Rücken zu, um dem wahren Täter auf die Spur zu kommen und seine scharfe Racheklinge spüren zu lassen.


Ein Jahr später hat sich der ehrenhafte Samurai in der Hauptstadt des Landes Kyo niedergelassen und sich unter dem Decknamen Saitô Hajime der Samurai-Schutztruppe des Shogunats, der berühmt-berüchtigten Shinsengumi, angeschlossen. Immerhin ist das die perfekte Position, um ohne großes Aufsehen die Dôjôs des Landes abzuklappern und der wahren Identität des brutalen Attentäters Schritt für Schritt näherzukommen.


Schnell erkennt Ryôma allerdings, dass er sich während dieser Suche in politischen Ränkespielen verstrickt hat und unerwartet zum kleinen Zahnrad in einer gigantischen Planungsapparatur geworden ist, die das gesamte Land erschüttert. Unerschüttert behält der Krieger dennoch sein Ziel vor Augen, sieht sich gleichzeitig jedoch mit einer Reihe erschütternder Wahrheiten konfrontiert, die nicht nur sein Leben, sondern auch seine Rolle in der Zukunft des japanischen Reiches auf den Kopf stellen.



Alte Bekannte in neuen Rollen


Nun mag sich meine kurze Zusammenfassung der übergeordneten Rahmenhandlung von Like a Dragon: Ishin! nach einer interaktiven Unterrichtsstunde anhören, in der mir ein einschneidender Teil der japanischen Geschichte nähergebracht werden soll. Teilweise mag sich diese Vermutung auch bewahrheiten, wird vom Team des Ryu Ga Gotoku Studios jedoch gleichzeitig in ein ebenso abgedrehtes wie auch filmreif inszeniertes Videospielerlebnis umfunktioniert, wodurch Franchise-Anhänger vollends auf ihre Kosten kommen.


Den Anfang dieser narrativen Anpassungen macht Sakamoto Ryôma höchstselbst, wird er mir doch als völlig neuer Protagonist präsentiert, der jedoch gleichzeitig Aussehen und Persönlichkeit mit dem ewigem Fan-Liebling Kazuma Kiryû teilt. Eine sinnige Kombination, die nicht nur geschickt umgesetzt, sondern auch konsequent bis zum Abspann durchgezogen wird. Ryôma bewegt sich im Laufe des gesamten Abenteuers zwischen zwei Charakterwelten, füllt diese glaubwürdig aus und besitzt dabei ausreichend Alleinstellungsmerkmale, um nicht zu einem uninspirierten Abziehbildchen mit Vergangenheitskosmetik degradiert zu werden.


Ein erzählerisches Kunststück, das auch bei den zahlreichen Nebenakteuren Anwendung findet und erstklassig funktioniert. Wiederholt bedient sich Like a Dragon: Ishin! an ikonischen Serienhelden wie Gorô Majima oder Taiga Saejima und funktioniert diese mit gezielten Handgriffen zu relevanten Teilen des allumfassenden Geschichtspuzzles um. Näher möchte ich darauf an dieser Stelle aber überhaupt nicht eingehen, spielt Überraschung bei diesen teils phänomenalen und sinnvoll durchdachten Auftritten doch eine unverzichtbare Rolle.


Erwähnenswert sind jedoch die spannenden Interaktionsmöglichkeiten, die sich aus diesen Konstellationen ergeben. Kiryû, Majima und Co. dürften zahlreiche Fans bereits als alte Bekannte bezeichnen, feierten sie im Dezember 2005 doch ihr (japanisches) Videospieldebüt und konnten ihre individuellen Wesen und Beziehungen zueinander seitdem fortlaufend weiterentwickeln und um neue Facetten ergänzen. Beim Sprung in die Vergangenheit bleibt der Kern dieses geübten Zusammenspiels bei allen agierenden Figuren erhalten, wird aber zugleich auf den erzählerischen Nullpunkt zurückgesetzt. Folglich darf ich als alter Serienhase freudig beobachten, wie das mir altbekannte Yakuza-Feeling aufgegriffen und durchaus clever auf den Kopf gestellt wird, ohne die seit Anbeginn der Franchise-Zeit aufgebauten Grundsäulen einzureißen.


Denn auch mit altjapanischem Touch konzentriert sich Like a Dragon: Ishin! auf eine wilde Mischung aus imponierender Loyalität, zermürbendem Verrat, finsteren Intrigen und schockierenden Wendungen, wobei letztere im finalen Akt des Abenteuers regelrecht eskalieren. Keine Frage, einige Sequenzen arten dabei ein wenig aus, driften durch eine inszenatorische Überzeichnung fast schon in den unfreiwilligen Humor ab. Genau diese Momente weiß das Ryu Ga Gotoku Studio jedoch erstklassig zu händeln und kann diese durch geübte Integration in ein überzeugendes Gesamtbild elegant entschärfen. Eben dieses durchdacht zusammengebaute Gesamtbild ist es dann auch, das mich bis zur letzten Minute problemlos fesseln und stets aufs Neue überraschen konnte.



Hinsetzen! Die interaktive Geschichtsstunde beginnt!


Belesene und den geschichtlichen Aufzeichnungen treu ergebene Historiker werden während der ersten Stunden allerdings höchstwahrscheinlich etliche Male schwer schlucken und stellenweise sogar mit der Ohnmacht kämpfen müssen. Like a Dragon: Ishin! ist nämlich keine edukative Nacherzählung der turbulenten Endphase der Edo-Zeit – und das war auch selbstverständlich niemals das Ziel.


Japans wegweisendes Kapitel dient vielmehr als aufregende Kulisse für einen packenden Vergeltungsplot, den Yakuza-Fans von den zahlreichen Vorgängern gewohnt sein dürften. Und oberflächlich betrachtet wirkt dieser zunächst recht altbacken und eindimensional. Ein loyaler Held, dessen wichtigste Bezugsperson von einem geheimnisvollen Widersacher heimtückisch ermordet wird, wodurch eine durch eine erbitterte Jagd über einen blutigen Pfad der Rache beginnt?


Die Kunst liegt aber in der Art, wie das Ryu Ga Gotoku Studio diese eindimensional anmutende Geschichte erzählt. Ryômas unermüdliche Fahndung dient höchstens als roter Faden, der zugleich als Ursprung für viele weitere narrative Elemente fungiert und dadurch zu einem komplexen, filmreif inszenierten Handlungsnetz umfunktioniert wird. Glücklicherweise verkommen diese erzählerischen Abzweigungen dann auch nicht zu künstlichen Streckungen der Gesamtspielzeit, scheint das Autorenteam doch tunlichst darauf geachtet zu haben, wirklich jeder Station von Ryômas Reise ausreichend Wichtigkeit zu schenken.


Insofern ist es auch kaum verwunderlich, dass Historiker dann doch auf ihre Kosten kommen. Zweifelsfrei funktioniert Like a Dragon: Ishin! relevante Ereignisse und Persönlichkeiten zu farbenfrohen Teilen des hauseigenen Lego-Baukastens um und baut daraus fantasievolle Modelle, führt Japans Vergangenheit dabei aber auch nicht gänzlich in die Absurdität. Vielmehr werden Fakten, Theorien und Wunschgedanken zu einer spannenden Mischung zusammengeworfen, in deren Kern ausreichend Realität erhalten bleibt.


Daraus resultiert eine interaktive Geschichtsstunde der besonders eindringlichen Art. Hier werden mir wissenswerte Informationen über die verschiedenen Mitglieder der Shinsengumi, das Shogunat oder den ehrenhaften Samurai-Kodex nicht schonungslos den Rachen runtergedrückt, sondern mir durch eine raffinierte Implementierung in die zahlreichen Haupt- und Nebenquests behutsam nähergebracht. Gewiss mutiert ihr dadurch nicht zum unschlagbaren Alleswisser bezüglich des Lands der aufgehenden Sonne, verspürt aber zumindest immer wieder die Lust, neue Terminologien und reale Zwischenfällen via Google-Suche näher zu erforschen.



Eine wundervoll atmosphärische Remake-Reise


Im ersten Schritt solltet ihr das digitale Lexikon jedoch einfach ruhen lassen und freudestrahlend durch die Straßen Kyos wandern. Ryu Ga Gotoku Studio ist es nämlich vortrefflich gelungen, eine weitere geschäftige Stadt mit all ihren architektonischen Besonderheiten zum Leben zu erwecken und dabei eine dichte Atmosphäre aufzubauen, die mich direkt in ihren beispiellosen Bann zieht.


Hierbei fällt auch eindeutig auf, dass bei der Entwicklung nicht einfach nur einige HD-Aufhübschungen und somit ein fragwürdiges Remaster-Siegel raufgeklatscht wurden, sondern zwecks einer aufwendigen Remake-Überarbeitung sogar auf die Unreal 4 Engine zurückgegriffen wurde. Entsprechend erstrahlen vor allem die Zwischensequenzen mitsamt ihrer cineastischen Präsentation in neuem Glanz und setzen zudem die herrlich detailreichen und mit einer unglaublich aussagekräftigen Mimik ausgestatteten Charaktere erstklassig in Szene. Und machen in Kombination mit einer verbesserten, nun durchweg stabilen Performance gemeinsam mit dem eigentlichen Gameplay eine verboten gute Figur.


Einer ununterbrochenen Lobeshymne kann ich allerdings leider nicht verfallen. Haltet ihr die Augen nämlich offen und erkundet wirklich jeden Winkel des anmutigen Kyos – und als wahre Yakuza-Fans werdet ihr daran sicherlich nicht vorbeikommen – stolpert ihr immer wieder über einige detailarme und optisch eher triste Landstriche, in denen die visuellen Altlasten der Vergangenheit dann doch deutlich sichtbar durchschimmern. Kein grafischer Gesamtbruch, aber ein minimal ärgerliches Versäumnis, das mit dem finalen Feinschliff sicherlich ausmerzbar gewesen wäre.


Letztlich lässt sich diese Kritik jedoch prächtig unter Meckern auf hohem Niveau verbuchen, rissen mich diese in der technischen Vergangenheit gefangenen Örtlichkeiten doch nicht aus dem Geschehen. Ein Umstand, der auch der abermals prächtig zusammengestellten und aus einigen alten japanischen Bekannten bestehenden Sprecherriege zu verdanken ist. Wirklich jeder noch so unwichtig erscheinende Nebensatz wird nämlich glaubwürdig dargeboten, wobei erneut Kiryû- und Ryôma-Sprecher Takaya Kuroda mit seinem bassstarken Sprachinstrument glänzen darf.


Nach dem überaus erfolgreichen Soft-Reboot Yakuza 7, beziehungsweise Yakuza: Like a Dragon, werden nun aber sicher einige negative Stimmen laut, die das vollständige Fehlen einer englischen Sprachausgabe monieren. Für Untertitel-Muffel mag das zwar ärgerlich sein, in Anbetracht des Settings hätte sich solch eine Lokalisierung allerdings prinzipiell vollkommen deplatziert angefühlt und Like a Dragon: Ishin! den Sprung in den Westen aufgrund ausschweifender Kosten und Bemühungen zweifelsfrei erschwert. Wer also auf englische Sprecher besteht, der sollte lieber die Zähne zusammenbeißen und sich einfach der in dieser Form grandiosen Atmosphäre hingeben.



Mit Katana, Revolver und flotten Dance-Moves


Dass Ryômas Suche nach dem unbekannten Übeltäter nicht ausschließlich mit verbalen Argumenten zu bewältigen ist, dürfte wohl niemanden überraschen. Immerhin besitzen das Kamurochô der Gegenwart und das Kyo der Vergangenheit eine gravierende Schnittstelle: blutige Auseinandersetzungen mit garstigen Widersachern stehen an oberster Stelle der Tagesordnung. Und bei Like a Dragon: Ishin! werden diese um Katana und Revolver erweitert.


Dabei erinnert das Kampfsystem stark an das umjubelte Yakuza 0. Ryôma stehen nämlich vier Kampfstile zur Verfügung, zwischen denen er nach Belieben wechseln kann, um die jeweilige Situation mit Bravour zu meistern. Einige schwächliche Diebe müssen in die Schranken gewiesen werden? Dann tut es bereits der Straßenkämpfer mit seinen steinharten Fäusten. Beim Rivalen handelt es sich um einen formidablen Krieger? Hier empfiehlt sich für den Schwertkämpfer der Griff zum schnittigen Katana. Der Nahkampf ist keine Option? Kein Problem, für diese Fälle hat der Revolverheld immerhin seine Knarre parat. Und sollte Ryôma zahlenmäßig deutlich unterlegen sein, kombiniert er im Freitänzer-Modus beide Waffen miteinander und entfesselt eine ebenso wilde wie auch anmutige Choreografie des Todes.


Wie bereits bei den zahlreichen Vorgängern ergibt sich aus diesem vielschichtigen Prügelkonzept ein packender Flow, der entscheidend für den enorm hohen Unterhaltungsfaktor ist. In Kombination mit einer ebenso actionreichen wie auch herrlich wuchtigen Inszenierung feuern nämlich bereits kürzere Standardkämpfe ordentlich Endorphine in mein Hirn, wodurch potenzieller Monotonie jeglicher Raum zur Entfaltung versperrt wird. Kein Wunder also, dass ich auch weit nach Beenden der Haupthandlung rastlos durch die Straßen wanderte, um jeden Anflug einer Provokation als perfekten Grund für ausartende Rangeleien und das Entfesseln brachialer Finisher zu nutzen.


Ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass die unterschiedlichen Stile auch in Like a Dragon: Ishin! nicht willkürlich ins Kampfsystem integriert wurden, sondern mich vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden zum strategischen Einsatz zwingen. Mit viel Mühe und dem spielerischen Können führen mich zwar alle Manöver früher oder später zum Sieg, vor allem bei den teils grandiosen Boss-Duellen beiße ich mir ohne ausgeklügelte Taktik schnell die Zähne aus und sehe mich dementsprechend mit einer gewissen Frustration konfrontiert.


Leider wird dieses Gefühl stellenweise auch durch einige entwicklungstechnische Altlasten des PS4-Originals geweckt, die das Ryu Ga Gotoku Studio trotz einer beachtlichen Remake-Leistung nicht gänzlich ausmerzen konnte. Primär ist dieser Umstand der hoffnungslos angestaubten Lock-On-Funktion zu verdanken, die Ryômas Blick zwar in Richtung eines gewünschten Feindes lenkt, dessen rasante Bewegungen jedoch gänzlich auslässt. Die logische Folge: Zahlreiche Angriffe gehen unverhofft ins Leere und eröffnen meinem Kontrahenten die Chance für einen schmerzhaften Konter.


Durch eine spürbare Geschwindigkeitsreduzierung beim Anvisieren werden zudem eigene Ausweichmanöver zu einer Unmöglichkeit gemacht, meine Defensive also nochmals geschwächt. Kombiniere ich das Ganze nun noch mit gelegentlich katastrophalen Kameraproblemen, erhalte ich recht viele Situationen, in denen mir antiquierte Gameplay-Mechaniken unnötig nervige Hürden in den Weg geworfen haben. An dieser Stelle wäre eine Auffrischung definitiv zu empfehlen gewesen.


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Das Herz der Soldatenkarten


Zugegeben: Während der ersten Kämpfe ärgerte ich mich über diese Update-Versäumnisse und befürchtete, dass diese vielleicht sogar meinen gesamten Trip durch das alte Japan trüben würden. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase (und auch einem zusammengedrückten Fan-Auge) gerieten diese Probleme jedoch rasant in den gedanklichen Hintergrund und machten Platz für ungezügelten Spielspaß, der durch ein abermals umfangreiches Upgrade-System nachträglich befeuert wurde.


Dabei steht zunächst der altbekannte Genre-Standard im Mittelpunkt. Verlasse ich hitzige Gefechte als glorreicher Sieger, kassiere ich wertvolle Erfahrungspunkte, deren Ansammlung früher oder später in einem Levelanstieg mündet. Obendrein erhalte ich Trainingskugeln, mit denen ich meine vier Stile individuell aufwerten und um neue Angriffe erweitern kann. Besonders cool: Faustkämpfer, Freitänzer und Co. lassen sich durch den aktiven Einsatz separat hochstufen und mit den dadurch erhaltenen farbenfrohen Spezialkugeln zusätzlich aufmotzen.


Das Geld- und Materialkonto stetig zu füllen ist selbstverständlich ebenfalls von enormer Wichtigkeit. Immerhin kann ich damit zum örtlichen Schmied wandern und Schwert sowie Revolver hier im Austausch mit meinen Ersparnissen einen entscheidenden Feinschliff verpassen. Klingt simpel, wird mit fortlaufendem Spielverlauf jedoch nach und nach komplizierter. Kostbare Materialien wachsen schließlich nicht auf den Bäumen und auch die Fähigkeiten meiner werkelnden Verbündeten müssen weitergebildet werden, bevor ambitioniertere Verbesserungen umgesetzt werden können. Eine zeitliche Investition, die ich liebend gerne und vor allem hoch motiviert tätigte.


Sammelkarten dürfen im heutigen Zeitalter natürlich ebenfalls nicht fehlen. Hier hören sie allerdings auf den Namen Soldatenkarten und dienen nicht allein dem langwierigen Vervollständigen einer anschließend unbezahlbar wertvollen Collection, sondern primär der schlagkräftigen Erweiterung meines kämpferischen Repertoires. Pro Kampfstil darf ich nämlich vier verschiedene Karten namhafter Krieger (sowie Influencer, AEW-Wrestler und Schauspieler) ausrüsten, die wiederum allesamt mit individuellen Fähigkeiten behaftet sind, die ich während eines Duells aktivieren darf. Auf diese Weise erhöhe ich meine Angriffsstärke, heile meine angeschlagene Gesundheitsleiste, rufe einen bissigen Helferhund herbei oder greife auf mächtige Spezialattacken, darunter elektrische Speere, zurück. Ein zunächst skurriler, aber dennoch herrlicher Ausrüstungsspaß, dürfen ausgeklügelte Taktikfüchse hier doch ein unschlagbares Deck zusammen – immerhin darf ich auch die Karten aufleveln und mein Sortiment durch das Meistern fordernder Feindgebiete (aka Dungeons) sogar aufstocken.


Solltet ihr nach dem Durchlesen des letzten Abschnitts nun entnervt mit den Augen rollen und Like a Dragon: Ishin! aufgrund der Inklusion von Influencern und Sammelkarten direkt boykottieren wollen, dürft ihr beruhigt aufatmen: Hierbei handelt es sich nämlich um ein rein optionales Gameplay-Element, das ohne spielerische Konsequenzen und natürlich auch ohne gewichtigen Schwierigkeitssprung vollständig ignoriert werden kann. Zwar behielt diese Funktion für mich dennoch einen leicht bitteren Beigeschmack, hielt ich den Spagat zwischen dem altehrwürdigen Japan und abgefahrenen Influencer- und Wrestler-Karten doch zu extrem, dennoch konnte ich mir nach einer ausgiebigen Auseinandersetzung mit allen mir zur Verfügung stehenden taktischen Anpassungsoptionen der Soldatenspielerei aber zumindest eine gewisse Akzeptanz abringen.



Temporär pausierte Rachegelüste


Natürlich wäre es kein waschechter Yakuza-Titel (ja, mittlerweile wurde dieser Name ad acta gelegt, dennoch werde ich ihn neben der neuen deutschen Benennung auf ewig mitbenutzen), wenn ich mich ausschließlich auf das Aufklären des die Rahmenhandlung antreibenden Mysteriums sowie das Vermöbeln angriffslustiger Feinde konzentrieren würde. Denn auch Like a Dragon: Ishin! bietet abseits der Haupt- und Nebenmissionen etliche optionale Aktivitäten, die mich von der maßgeblichen Route in Richtung Abspann wegführen und eine Reihe herrlicher Ablenkungswege eröffnet.


Beispielsweise darf ich das (altjapanische) Tanzbein schwingen, beim Karaoke meine stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen, im Sake-Showdown an meiner Trinkfestigkeit arbeiten oder beim klassischen Schere-Stein-Papier nicht nur das Glück, sondern auch holden Damen herausfordern. Liegt euch auch während der Freizeit körperliche Ertüchtigung am Herzen, helft ihr einfach im Udon-Shop aus, zerteilt mit eurem Katana heranfliegende Kanonenkugeln oder macht mit der Angelroute Jagd nach dem großen Fang. Ihr seid doch eher der Zocker? Dann werden euch Poker, Koi-Koi und Hühnerrennen (!) ein Lächeln auf die Lippen zaubern.


Eine beeindruckend umfangreiche Auswahl an durchweg amüsanten Minispielen, bei der das Ryu Ga Gotoku Studio leicht getrickst hat. Wurden einige Nebenbeschäftigungen nämlich eigens für die virtuelle Reise ins alte Japan geschaffen, wurden andere direkt aus den Vorgängern übernommen und mit einem optischen Neu- (oder eher Alt-)anstrich versehen, um jegliche Copy-Paste-Anzeichen heimlich zu verwischen. Normalerweise müsste ich hier den strafenden Wertungsrotstift zücken, konnte diesen mit Blick auf die enorme Fülle an zusätzlichem Content sowie der knapp 20-stündigen Hauptkampagne beruhigt in der Schublade lassen. Würde ich nämlich alle zumindest im Ansatz kopierten Freizeitspielereien aus dem Abenteuer streichen, wäre die To-Do-Liste weiterhin unfassbar ausufernd. Auf der faulen Haut lag das Team trotz einiger geschickt genutzter Hilfestellungen also nicht.


Am Ende meiner Aufzählung bin ich nämlich noch gar nicht angekommen, habe sogar das Beste zum Schluss aufgehoben. Mit Another Life lädt mich Like a Dragon: Ishin! nämlich ein, Schwert und Knarre temporär an den Nagel zu hängen und mich gänzlich dem beruhigenden Farmleben hinzugeben. Der Tiefgang eines Harvest Moon / Story of Seasons wird dabei wenig überraschend kaum erreicht, dennoch macht es enorm viel Freude, die erste Erntebeute aus dem Boden zu ziehen, kulinarische Köstlichkeiten zuzubereiten, die Pflege obdachloser Tiere zu übernehmen oder meine Schulden durch den Verkauf hergestellter Waren zu tilgen.


Another Life erschafft nicht nur einen für die Reihe fast schon typischen Abwechslungsreichtum, sondern auch ein erstklassiges Mittendrin-Gefühl, das mich Kyo und seinen Bewohnern auf eine völlig neue Ebene näherbringt. Die Seele baumeln zu lassen, den Rache-Modus zumindest für einige Stunden pausieren und mich alltäglichen Problemen und Herausforderungen war während des Tests eine unbeschreibliche Wohltat, von der ich mich nur schwer lösen konnte. Eine Magie, die ich in dieser Form fast ausschließlich von eben diesen eindrucksvollen Nebengeschichten der Yakuza-Reihe erlebe.


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Tugendhafte Hilfsaktionen


Überhaupt gibt sich Like a Dragon: Ishin! redlich Mühe, dass Kyo nicht einfach nur als aufgehübschte Japan-Kulisse fungiert, sondern mich als lebender Organismus in seinen Bann zieht und im voranschreitenden Spielverlauf regelmäßig eine neue Facette hinzugewinnt.


Ein Glück hat das Ryu Ga Gotoku Studio auch dieses Kunststück mit dem liebevollen Aufbau und der jahrelangen Weiterentwicklung von Kamurochô bereits gemeistert und greift dementsprechend geübt auf eine Vielzahl von Nebengeschichten zurück, die meinen zunächst gradlinigen Marsch in Richtung Abspann immer wieder ausbremsten und schlussendlich sogar an die zweite Stelle meiner Agenda umpositionierten. Immerhin fielen die Interaktionen mit den Stadtbewohnern stets spannend, unterhaltsam und manchmal auch emotional aus, boten sich für den einen oder anderen… oder halt eben etliche Zwischenstopps an.


Ich helfe bei kleinen, mittelschweren und großen Problemchen, trainiere mit versierten Kampfmeistern und baue sogar Freundschaften auf, die natürlich gepflegt werden wollen. Nicht alle Aufgaben kommen dabei an die spielerischen oder erzählerischen Sternstunden der Serie an und pendeln sich eher in einer soliden Mittelmäßigkeit ein, langweilige oder gar enttäuschende Ausfälle begegneten mir beim Test jedoch keine. Im Gegenteil, jeder noch so kurzen oder vergleichsweise simplen Begegnung konnte ich mindestens einen kleinen Pluspunkt abgewinnen und wurde im besten Fall eben Zeuge eines aufwühlenden Schicksals, das mit meiner Hilfe in die richtigen Bahnen gelenkt werden konnte.


All diese sozialen Interaktionen sowie das Abarbeiten spezieller Aufgaben aus meinem Leistungsregister – darunter beispielsweise das Rücklegen einer vorgegebenen Laufstrecke, das Besuchen der lokalen Restaurants oder das ausgiebige Austoben im Minispielbereich – belohnen mich mit Tugendpunkten. Diese darf ich bei Shinto-Schreinen in neue Fähigkeiten sowie die Erhöhung meines Ansehens in den verschiedenen Bezirken investieren oder meine tugendhaften Ersparnisse beim Priester für hilfreiche Items auf den Kopf hauen. Gute Taten machen sich also auch im alten Japan bezahlt.



Gefangen im anmutigen Japan der Edo-Zeit


Es mag wie eine abgedroschene Review-Floskel klingen, trifft den Beschreibungsnagel im Falle von Like a Dragon: Ishin! aber einfach perfekt auf den Kopf: Dank all dieser Nebengeschichten, dem menschlichen Facettenreichtum und ebenso wissenswerten wie auch verrückten Ausflügen durch die altjapanische Kultur verlor ich mich binnen kürzester Zeit in dieser wundervollen Welt und wollte diese nach Beenden des Hauptabenteuers auch überhaupt nicht verlassen.


Umso schöner, dass sich das Ryu Ga Gotoku Studio der fesselnden Faszinationskraft des eigenen Werkes bewusst war und mich mit dem altbekannten Premium Adventure regelrecht dazu animiert, meinen Aufenthalt in Kyo unbefristet zu verlängern. Hier kehre ich nach dem Abspann in die geschäftige Stadt zurück und erledige alle Aufgaben, die ich beim meinem ersten Durchlauf übersehen habe. Oder widme mich einfach meinen Feldern, um zum erfolgreichsten Farmen aller Zeiten zu werden!


In solchen Momenten wurde mir bewusst, wie sehr mir diese Reihe ans Herz gewachsen war. Obwohl ich eine Vielzahl dieser Beschäftigungen bereits vor etlichen Jahren erfolgreich absolviert, mich dafür sogar mühsam durch eine importierte Fassung voller Kanji und antiker Begrifflichkeiten gekämpft hatte, fühlte sich Like a Dragon: Ishin! nicht nur wie völlig neues Erlebnis, sondern wie ein gewichtiger Sieg für die westliche Videospielgemeinde an.


Wer hätte 2014 schon angenommen, dass solch ein Spin-off auch nur den Hauch einer Chance auf eine Veröffentlichung außerhalb Japans hätte, wenn bereits die eigentliche Hauptreihe mit Mühe und Not deutlich später und gefühlt unter dem Radar auf den Markt geworfen wurde? Diesen triumphalen Moment 2023 und darüber hinaus noch ein lokalisiertes Remake eben dieses Spin-offs für die nachfolgende Konsolengeneration ohne nervtötende Importstrapazen erleben zu dürfen, brachte mich während des Tests oftmals zum Strahlen und mein Fan-Herz fast zum Platzen.


Dass das Entwicklerteam diesen erfolgsversprechenden Diamanten nicht vollständig aufpoliert und bei der Produktion einige anstaubte Gameplay- und Grafikelemente übersehen habt, mag einen gewissen Wermutstropfen darstellen. Sobald ich mich an Ryômas Seite jedoch auf die Vergeltungsreise begab, Banditen mit einer wilden Schwert-Revolver-Faust-Kombi fulminant zu Boden donnerte und anschließend meine Stimmbänder beim Karaoke malträtierte, entpuppte dieser sich als simpler Tropfen auf den heißen Yakuza-Stein. Zeitgleich wurde in mir die Hoffnung geweckt, dass die weltweit rasant ansteigende Beliebtheit der Reihe automatisch zur weiteren kreativen Entfesslung im Ryu Ga Gotoku Studio führen und das Team zu neuen abgedrehten Höchstleistungen anstacheln würde. Denn mein Verlangen nach mehr Yakuza... sorry, Like a Dragon ist definitiv noch nicht gestillt!


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Fazit


Like a Dragon: Ishin! markiert einen wichtigen Wendepunkt für das mittlerweile weltweit bekannte Franchise, wäre die Veröffentlichung eines im alten Japan verwurzelten Spin-offs vor der erfolgssteigernden Yakuza-Renaissance unmöglich gewesen. Umso erfreulicher, dass sich das Ryu Ga Gotoku Studio beim Remake des Originals aus dem Jahr 2014 sicht- und spürbar viel Mühe gegeben und Ryômas blutige Suche nach Vergeltung erstklassig auf die aktuelle Konsolengeneration gebracht hat.


Erfreulicherweise lassen sich dabei all die Kernaspekte vorfinden, die langjährige Serien-Fans definitiv nicht missen wollen. Neben einer mit zahlreichen Wendungen und facettenreichen Akteuren gefüllten Handlung und einem ebenso zugänglichen wie auch taktisch komplexen Kampfsystem beeindruckt primär die schiere Unmenge an herrlich unterhaltsamen Nebenbeschäftigungen. Ihr wollt beim Karaoke beeindrucken, schicke Tanzmanöver präsentieren, Geld beim Hühnerrennen gewinnen oder einfach nur ein ruhiges Farmleben führen? Dann dürft ihr einen virtuellen Trip ins altjapanische Kyo nicht verpassen – und solltet mindestens 30 Stunden einplanen, um wirklich jede spielerische Möglichkeit ausreichend auszuschöpfen.


Zwar mag das Remake nicht an allen Fronten den erhofften Verbesserungssprung liefern, lässt mit einigen anstaubten Steuerungselementen und visuell eher tristen Landstrichen dann doch gelegentlich kleinere Altlasten der PS3- und PS4-Ära durchschimmern, verpasst dem überaus positiven Gesamteindruck dadurch aber höchstens kleinere Schnitzer. Denn Like a Dragon: Ishin! mag kein neuer Meilenstein, aber zweifelsfrei ein weiteres Highlight der legendären Reihe sein, das weder langjährige Fans noch Japan-interessierte Neueinsteiger verpassen dürfen.


Meine Daumen sind gedrückt, dass das Entwicklerteam uns auch in Zukunft neben der eigentlichen Hauptableger mit kreativen Ausflügen in eine völlig neue erzählerische Richtung beschenken, die deutlich schneller, bevorzugt simultan ihren Weg in die westlichen Gefilde finden. Und mir überteuerte Importbemühungen und nervlich strapaziöse Diskussionen mit dem Zoll auf ewig ersparen.

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