The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom

Freudentränen der weltweiten Videospielgemeinde.


Wie konzipiert man den Nachfolger eines Meisterwerks? Eine knifflige Frage, der sich bereits zahlreiche Entwicklerstudios gefeierter Titel stellen mussten. In dieser Konstellation dürfte das 2017 für die Wii U und Switch veröffentlichte The Legend of Zelda: Breath of the Wild jedoch eine Sonderrolle gespielt haben. Hier suchte Nintendo nämlich nach der erhellenden Antwort, wie wohl die Fortsetzung eines der besten Videospiele aller Zeiten – zumindest nach Ansicht zahlreicher Fans und Gaming-Journalisten – aussehen würde. Eine Herausforderung, bei der ziemlich wahrscheinlich sogar die kreativen Designerköpfe aus Japan ordentlich ins Rauchen kamen.


Sechs Jahre und eine für loyale Serien-Anhänger nervenaufreibende Verschiebung später halte ich nun endlich den auf den Namen The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom hörenden Lösungsansatz für die schwierige Aufgabenstellung in meinen Händen. Und werde eingeladen, mich abermals einem epischen, nahezu grenzenlosen Abenteuer hinzugeben und dabei die Zeit (sowie etliche relevante Alltagsaufgaben) gänzlich aus den Augen zu verlieren.


Doch ob Nintendo tatsächlich an das Niveau des grandiosen, eigentlich schon legendären Vorgängers anschließen kann oder Link zum Erreichen dieses Ziel einige qualitative Herzcontainer fehlen, möchte ich euch in meinem umfangreichen Test verraten. Und möchte bereits an dieser Stelle festhalten, dass mein Zeitkonto erfolgreich in Mitleidenschaft gezogen wurde.


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DLC oder nicht DLC, das ist hier die Frage!


Normalerweise folge ich beim Verfassen eines Tests einem strengen Ablauf, um weder Übersicht noch Schreibfluss zu verlieren. Zunächst konzentriere ich mich auf die Handlung, springe anschließend im technischen Bereich herum und bewältige schlussendlich die Gameplay-Hürde, um zu guter Letzt ein allumfassendes Fazit aufs digitale Papier zu bringen. Ein Unterfangen, das bei The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom kläglich scheiterte, geriet mein zuvor felsenfestes Konstrukt doch bereits während der ersten Stunden gänzlich außer Kontrolle.


Versteht mich nicht falsch. Natürlich gibt es auch dieses Mal wieder eine spannende Haupthandlung, die anfangs sogar deutlich im Vordergrund steht und auch in meinem Test selbstverständlich eine Rolle spielen wird. Allerdings folgte auf die narrative Umarmung ein wagemutiger Sprung (sowie ein beeindruckender Sturzflug) in eine wundervolle Spielwelt, die mich schlagartig in ihren Bann zog und gar nicht daran dachte, mich einfach so in Richtung Abspann weiterwandern zu lassen. Ein Gefühl, das ich eigentlich bereits von meiner Zeit mit Breath of the Wild kannte, mir allerdings fest vorgenommen hatte, die Kontrolle dieses Mal nicht abzugeben.


Doch kaum hatte ich die erste mysteriöse Höhle entdeckt, einen Schrein auf meiner Karte markiert, problemlos in die Knie zu zwingende Feinde erspäht oder einfach nur eine Schatztruhe ins Visier genommen, war ich schlagartig verloren, genoss die überwältigende Freiheit und rannte blind durch das bereits bekannte, jedoch mit neuen Geheimnissen gefüllte Hyrule, in dem „Langeweile“ definitiv ein Fremdwort war.


Aufgrund der spielerischen Nähe zum Vorgänger müsste ich hier eigentlich von einem klassischen Rückfall, einer bewussten Wiederkehr in die Open-World-Sucht sprechen. Nintendo hat nämlich nicht nur Hyrule selbst nahezu unverändert übernommen, sondern sich auch an den Gameplay-Grundpfeilern des gefeierten Meisterwerk orientiert. Dementsprechend fühlte ich mich direkt heimisch, konnte altbekannte Bereiche ansteuern, geübte Kampfmanöver ausführen und mich zusätzlich über die abermals begrenzte Haltbarkeit meiner kostbaren Waffen ärgern.


Wenig überraschend beschlich mich in dieser Phase meines Abenteuers ein gewisses DLC-Feeling, das mich zunächst ein wenig verunsicherte. Freilich war es schön, gemeinsam mit Link ein weiteres Mal gegen das Böse in den Kampf zu ziehen und dabei mein kleines Waffen- und Ausrüstungsarsenal zusammenzubauen, dennoch machte sich in mir die Sorge breit, dass meine Erwartungshaltung eventuell zu hoch angesetzt war, meine Hoffnungen auf klar erkennbare Weiterentwicklungen wie ein ausgiebig genutztes Schwert im Nichts verpuffen würden.



Eine helfende Ultra-Hand


Spätestens beim ersten Einsatz von Links neuen Fähigkeiten verpufften jedoch nicht etwa meine Hoffnungen, sondern vielmehr jegliche Sorgen. Hier hat sich Nintendo nämlich erneut selbst übertroffen und eröffnet mir einen kreativen Spielplatz, der den üblichen Videospielablauf zwar gerne mal gehörig auf den Kopf stellt, mich dadurch aber zugleich durchgehend zu neuen künstlerischen Meisterleistungen animiert.


Den Anfang macht die Ultra-Hand, die als Dreh- und Angelpunkt der neuen spielerischen Freiheit bezeichnet werden darf. Mit dieser darf ich nicht nur unterschiedliche Gegenstände durch die Gegend manövrieren, sondern diese zugleich per Knopfdruck miteinander kombinieren. Hierbei sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt: Aktiviere ich mein Erfindungsvermögen und horte die richtigen Materialien, baue ich rasant Schiffe, Gleiter, Brücken oder sogar ein Motorrad zusammen. Alles simple Dekorationen? Mitnichten! Sind mir beim Schaffensprozess keinerlei Fehler unterlaufen, lassen sich alle Kreationen anschließend nutzen.


Auch die Synthese-Fähigkeit fördert die Kreativität, fällt im direkten Vergleich aber ein wenig simpler aus. Anstatt hier nämlich teils komplexe Gebilde zusammenzusetzen, darf ich Waffen und Schilder mit anderen Objekten fusioniere, um mir mit dem erschaffenen Endresultat hilfreiche Vorteile zu ermöglichen. Nervige Felsbrocken blockieren einen Höhleneingang und ihr habt weder Bomben noch explosive Pfeile zur Hand? Kombiniert einfach ein Schwert mit einem herumliegenden Stein, schon lässt sich das Hindernis einfach pulverisieren. Ein amüsantes A+B-Spielchen, das mit dem richtigen Geistesblitz gerne mal mächtige Allzweckwaffen hervorbringt.


Die schlechte Nachricht: Weder mit der Ultra-Hand noch mit der Synthese könnt ihr euch nerviger Decken entledigen. Die gute Nachricht: Dafür steht euch nun der Deckensprung zur Verfügung. Befindet ihr euch also innerhalb eines Gebäudes, auf dessen unerreichbar erscheinendem Dach ein wertvoller Schatz platziert wurde, donnert ihr kurzerhand wie ein abgeschossener Pfeil durch die Decke hindurch und taucht am Zielort wieder auf. Mit wachem Blick und korrektem Einsatz lassen sich auf diese Weise sogar einige Klettereinlagen, die aufgrund einer limitierten Ausdaueranzeige gerne mal am Nervenkostüm nagen, vermeiden.


Während ich ein wenig mit dem Deckensprung herumexperimentierte, ermöglichte mir ein Zufall die nähere Auseinandersetzung mit der finalen Fähigkeit. Urplötzlich flog nämlich ein gigantischer Felsen vom Himmel und verfehlte mich bei seinem wuchtigen Aufschlag nur knapp. Wo dieser hergekommen war? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen! Klarer Fall für die Zeitumkehr, mit der ich die Bewegungen ausgewählter Objekte auf Wunsch zurückspulen kann. Rasch springe ich mit Link also auf den Felsen, wähle via L-Taste die gewünschte Funktion aus und schon bewege ich mich rasant zum Ursprungspunkt des gefährlichen Geschosses. Ein Transportmittel der besonderen Art.



Vier neue Kräfte, unzählige Einsatzmöglichkeiten


Nintendo-typisch liegt die Brillanz der neuen Fähigkeiten nicht in ihrer primären Funktion, sondern in ihrer Integration in das spielerische Gesamtkonstrukt. Im Laufe meines Abenteuers stolpere ich nämlich gefühlt minütlich über teils überraschend fordernde Rätsel, die nur mithilfe der eben ausführlich dargelegten Fähigkeiten erfolgreich geknackt werden können. Der Clou: Einen fest vorgegebenen Lösungsweg gibt es nur selten, weshalb Hobby-Tüftler beim Versuch, das System und die physikalischen Gesetze Hyrules komplett aus den Angeln zu heben, ordentlich steilgehen dürfen.


Paradebeispiel hierfür sind die zahlreichen (aka über 150) Schreine, die bereits in Breath of the Wild eine wichtige Rolle spielten und demzufolge auch in Tears of the Kingdom nicht fehlen dürfen. Diese müssen erfolgreich absolviert werden, um leuchtende Segenslichter in euren Besitz zu bringen, die wiederrum in die Erweiterung der Herzens- und Ausdaueranzeige des tapferen Helden investiert werden dürfen. Und hier kommen die eben erwähnten Rätsel ins Spiel.


Manchmal reicht es bereits, mein kämpferisches Können unter Beweis zu stellen und einen oder mehrere Gegner zu bezwingen, um das Ziel zu erreichen. Bedeutend öfter stehe ich jedoch vor verschlossenen Toren, klaffenden Abgründen unerreichbaren Plattformen, die mir ein Weiterkommen zunächst unmöglich machen. Ein Glück stehen mir Ultra-Hand, Zeitumkehr und Co. zu Verfügung, mit denen ich umherliegende Gegenstände umfunktionieren, mir einen Weg in den nächsten Raum eröffnen und somit schlussendlich auch das Ziel meiner Schrein-Reise erreichen kann. Der Schwierigkeitsgrad wandelt dabei von „Hey, das ging ja richtig gut“ bis zu „Ich raste gleich aus“, erreicht allerdings niemals unfaire Sphären. Die Switch wird also auf keinen Fall wutentbrannt in die Ecke geworfen.


Dieser Umstand ist aber eben vor allem der Tatsache zu verdanken, dass ich in den Schreinen nur enorm selten in ein Lösungskorsett gezwängt werde, also geschwind um die Ecke denken und das vorliegende Problem auf vielfältige Art und Weise bewältigen kann. Manchmal mag der von den Entwickler angedachte Weg zwar der sinnvollste und auch am einfachsten umzusetzende sein, aus dem Nichts abgedrehte Fantasie-Gebilde zu erschaffen und damit einen alternativen Pfad in Richtung Ziel zu ergaunern, verpasst dem Unterhaltungswert dann aber doch noch das spezielle i-Tüpfelchen.


Gestalterische Freuden, die sich nicht nur auf die Schreine und Dungeons beschränken, sondern auch in der offenen Spielwelt zu Einsatz kommen. Ja, ich kann den hohen Berg im geübten Breath of the Wild-Stil erklimmen, dabei schweißtreibend auf meine Ausdauerreserven achten und durchdacht Pausen einlegen. Alternativ kann ich aber auch einige Bäume fällen und mir eine stabile Leiter der Marke Eigenbau zusammenbauen. Oder ich halte nach einer Höhle Ausschau und flitze via Deckensprung rasant zum gewünschten Zielort. The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom greift in vielen Situationen auf das altbekannte „Viele Wege führen nach Rom“-Prinzip zurück, überlässt mir jedoch die Entscheidung, ob ich den gemütlichen Wanderpfad oder die steinige Expertenroute nehme.


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Schönes, altbekanntes, aber auch neues Hyrule


Kaum hatte all diese spannenden Fähigkeiten (ansatzweise) gemeistert, stürmte ich hochmotiviert in Richtung Abenteuer, stellte mich mit gezogenem Schwert den zahlreichen Gefahren Hyrules – und wurde abermals von einem deutlich spürbaren DLC-Hauch in Empfang genommen. Anstatt nämlich serientypisch auf eine komplett neue Spielwelt zu setzen, hat Nintendo schlicht die Karte des direkten Vorgängers übernommen und entlässt mich somit auf altbekanntem Terrain.


Glücklicherweise verzichtete das Entwicklerteam hierbei auf die faule Copy-Paste-Kombination, sondern entwickelte bereits erkundete Landstriche mit zusätzlichen Geheimnissen und durchdachten Veränderungen ausreichend weiter, um meine Neugierflamme problemlos ein weiteres Mal entfachen zu können. Und da bereits diese kleinen Umgestaltungen etwaige Langeweile frühzeitig im Keim erstickten, fühlte sich meine Rückkehr nach Hyrule wie das Wiedersehen mit einem alten Bekannten ja. Ja, man mag sich zwar bereits kennen, dennoch sorgen frische Themen für ungeahnte Spannung.


Nun könnte man annehmen, dass sich Tears of the Kingdom einfach ins gemachte Spielweltnest gekuschelt und potenzielle Stillstandanschuldigungen mit minimalen Handgriffen aus der Welt geschafft hat. Doch auch hier führt der erste Blick wie bereits beim Gameplay auf eine falsche Fährte, eröffnen sich mir doch bereits nach kurzer Zeit zwei weitere Erkundungsgebiete, die meinen Forscherdrang erstklassig bestärken und für den erhofften frischen Wind sorgen, der auch die leichte DLC-Note fortweht.


Dabei stellt das Himmelsreich mit seinen zahlreichen Inseln zweifelsfrei das klare Highlight dar. Hier durchforste ich alte Ruinen, löse antike Rätsel, berge längst vergessene Schätze und bastle mir futuristisch anmutende Fluggeräte, mit denen ich die nächste herumschwebende Station ansteuern kann. An allererster Stelle steht jedoch stets die wohl wichtigste Frage: Wie erreiche ich die luftigen Schauplätze überhaupt? Eine wahre Kopfnuss, die zwar ebenfalls auf kreativste Art und Weise geknackt werden kann, mein Hirn bei einigen schier unerreichbaren Orten dann aber doch zum Qualmen brachte.


Deutlich simpler, dafür aber ungemein gefährlicher, geht es in den Tiefen zu. Letztlich handelt es sich hierbei um eine weitläufige, gänzlich in Dunkelheit gehüllte Untergrundwelt, in der allerlei Bedrohungen lauern, die Links Herzvorrat rasant gen Nullpunkt dezimieren können. Und obwohl mir die Orientierung zunächst ungemein schwer fiel, brachten mit Pfeilen durch die Gegend geschossene Leuchtsamen sowie das Aktivieren verteilter Knotenpunkte schnell Licht ins Dunkel, enthüllten neue Teile der Karte und eröffneten mir somit den Weg zu wertvollen Kostbarkeiten, die mich für die kommenden Herausforderungen wappneten.



Gestalterische Abenteuerfreiheit


Zwar habe ich diesen Vergleich im Rahmen dieses Tests bereits gezogen, muss ihn jedoch ein zweites Mal aus meiner Phrasenkiste ziehen: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom gleicht wahrlich einem gigantischen Spielplatz, der mich mit seinen zahlreichen Gerüsten, Schaukeln, Wippen, Sandkästen und Kletterburgen nahezu erschlägt, fast schon überfordert, mich jedoch zugleich einlädt, blind in eine x-beliebige Richtung zu laufen und mich einfach überraschen zu lassen. Ein Vorhaben, das zwar ein gewisses Eintönigkeitsrisiko birgt, in der Praxis aber zum wahren Unterhaltungsfeuerwerk wird.


Arbeite ich zunächst alle zugänglichen Schreine ab? Konzentriere ich mich auf die Höhlen- und Brunnenerforschung? Natürlich könnte ich auch die in ganz Hyrule verteilten Aussichtstürme erklimmen und dadurch alle Teile der Landkarte aufdecken. Vielleicht wandere ich auch einfach in das nächste Dorf und akzeptiere eine Nebenquest? Als Kochfreund könnte ich aber auch verschiedene Zutaten sammeln, um im Wok stärkende Köstlichkeiten zuzubereiten. Oder ich fülle gezielt meinen Rubinenbeutel und erwerbe beim örtlichen Händler neue Kleidungsstücke.


Es gibt keinen roten Faden, keinen optimalen Weg, keine vorgegebene Route, an der ich mich beim Bestreiten meines epischen Abenteuers orientieren muss. Gleichzeitig wirken die vielen kleinen Bausteine Hyrules auch nicht unwillkürlich dahingerotzt, sondern greifen allesamt grandios ineinander, um kombiniert eine unvergleichliche Erfahrung zu erschaffen, die jeden meiner mal mehr, mal weniger durchdachten Schritte mit einem angenehmen Überraschungseffekt behaftet. Wünsche ich mir einen Wegweiser, nehmen mich Quest-Logs, Map-Markierungen und Co. natürlich optional immer an die Hand, ein gewisses Maß an Eigenständigkeit sollte aber dennoch mitgebracht werden, um die volle Wirkung des Freiheitsgefühls zu spüren.


The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom schafft es allerdings nicht nur, mich mit einer lebendigen Welt zu faszinieren, sondern mich regelrecht an sie zu fesseln. Allein die kurzen Gespräche mit den Bewohnern Hyrules und das Erfüllen ihrer oftmals genre-typischen, aber dennoch amüsanten Aufgaben erfüllten mein Abenteurerherz mit Freude. Als ich dann noch Zugriff auf eine Kamera erhielt und mir vorgeschlagen wurde, alle Pflanzen, Feinde und Waffen fotografisch in einem Kompendium zu verewigen, brachen alle Ablenkungsdämme. Gnadenlos drückte ich bei jeder Gelegenheit auf den Abzug, freute mich über anschauliche Schnappschüsse und vergaß gelegentlich sogar völlig, dass sich meine eigentliche Mission doch eigentlich um das Ausmerzen des ultimativen Bösen drehte.


Nebenquests, Foto-Safaris, Schatzsuchen und andere Vergnüglichkeiten sorgten dafür, dass ich die Zeit vollkommen aus den Augen verlor und nach 20 Stunden erschrocken feststellte, dass ich mich bisher kaum mit der eigentlichen Haupthandlung beschäftigt hatte. Dafür hatte ich immerhin bereits 40 Schreine erfolgreich absolviert, meine Ausdauer gehörig verbessert, einen umfangreiche Kleiderauswahl käuflich erworben und eine stattliche Sammlung wuchtiger Superwaffen aufgebaut. Und mich wirklich keine einzige Sekunde lang im Motivationsleerlauf befunden.



Ciao Verheerung Ganon, hallo Dämonen König Ganondorf


Irgendwann beschlich mich dann aber doch der Wunsch, ein wenig in die Handlung hineinzuschnuppern, endlich herauszufinden, welchen Gefahren sich Link und Zelda dieses Mal würden stellen müssen. Einige Jahre nach den Ereignissen von Breath of the Wild und der erfolgreichen Auslöschung der Verheerung Ganon bedroht das plötzliche Auftauchen einer geheimnisvollen Substanz nämlich erneut den Frieden. Und als das unschlagbare Duo dieser auf den Grund gehen und hierfür die düsteren Gänge unter Schloss Hyrule unter die Lupe nehmen möchte, überschlagen sich die Ereignisse.


Hilflos müssen sie zuschauen, wie der mumifizierte Dämonenkönig (und mein persönlicher Serienliebling) Ganondorf seinen jahrhundertelangen Bann bricht, das Master-Schwert vernichtet, Links rechten Arm massiv beschädigt und zudem das gesamte Schloss gen Himmel hebt. Zu allem Überfluss stürzt Zelda in einen Abgrund und verschwindet im Nichts. Ein Schicksal, vor dem Link im letzten Moment bewahrt wird – und zwar von einem geheimnisvollen Arm, der zuvor Ganondorf in Schach gehalten hatte.


Diesem wohnt der Geist des Zonais Rauru inne, der Link für eine lebensbedrohliche Mission gewinnen möchte. In ferner Vergangenheit mussten sich die Zonai, eine prähistorische Zivilisation, die bereits im Vorgänger angeteasert wurde, das erste Mal mit dem unheilvollen Ganondorf herumschlagen und konnten seinem zerstörerischen Treiben mit Mühe und Not ein Ende setzen. Nun ist der Dämonenkönig zurückgekehrt und will Hyrule endgültig ins ruinöse Chaos stürzen. Ein grauenhaftes Schicksal, das nur ein tapferer Held abwenden kann.


Und hier kommt Link ins Spiel, der diese Aufgabe natürlich mit (fürchterlich entstellter) Kusshand annimmt und Ganondorf den Kampf ansagt. Mit Schwert, Schild und Heldenmut in das Schloss wandern, das Böse niedermetzeln und den erneuten Frieden feiern funktioniert allerdings nicht, steht der wortkarge Recke doch vor zahlreichen Problemen, die er zunächst bewältigen muss. Wo genau befindet sich Zelda? Was hat es denn nun mit der bedrohlichen Substanz auf sich? Und wie kann Link die notwendigen Kräfte mobilisieren, um den dämonischen Widersacher und seine schier unschlagbare Armee zu vernichten? Eine wahrlich fordernde Mission, die das Schicksal des gesamten Königreichs bestimmen wird.



Die emotionale Rettung eines Königreichs


Link gut, Zelda in Not, Ganondorf böse, Hyrule in Gefahr. Klingt nach den altbekannten Genre-Variablen, die in eine mehrfach erprobte Klischee-Formel gedrückt werden und vereint zu einem unterhaltsamen, aber wenig überraschenden Handlungsergebnis führen. The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom funktioniert diese Bausteine allerdings vielmehr zum tragenden Geschichtsfundament um, das als Grundlage für ein bedeutend tiefergehendes und emotional komplexeres Gesamtkonstrukt fungiert.


Keine Sorge, Spoiler werden in diesem Tests natürlich tunlichst vermieden, weshalb ich auch inhaltliche Beispiele komplett aus meiner schriftlichen Ausführung streiche. Auf seinem heldenhaften Pfad trifft Link aber neben alten Bekannten auch auf neue Verbündete, die allesamt mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben und gelegentlich sogar an einem existenziellen Scheideweg stehen, an dem die Hilfe eines spitzohrigen Freundes Gold, beziehungsweise funkelnde Rubine wert ist.


Diese Einzelschicksale Hyrules sind es, die die Welt mit Leben, Emotionen und glaubwürdigen Charakteren füllen und meinen Platz in ihr umso bedeutender, nahezu unverzichtbar erscheinen lässt. Ganondorfs apokalyptisches Treiben mag der verheerende Auslöser sein, hat dem Königreich jedoch nicht nur einen, sondern viele gravierende Risse verpasst, derer ich mich nun liebevoll annehmen muss. Ein narrativer Kniff, der das 0815-Rettungsallerlei gekonnt aushebelt und potenzielle Eintönigkeit ausklammert.


Gleichzeitig verkommen Link und Zelda nicht zu hölzernen Schachfiguren in fremden Schicksalsspielen, sondern bleiben die zentralen Schlüsselfiguren, deren individuelle Persönlichkeiten stetig weiterentwickelt werden. Dabei steht der auf ewig zum Schweigen verdammte Hauptheld eher mit seinen kämpferischen Aktionen im Vordergrund, überlässt bei den charakterlichen Entfaltungen also der anmutigen Prinzessin die Bühne. Hieraus ergibt sich eine vortreffliche Wechselwirkung, die ausreichend Spannung, Dramatik und sogar einige Wendungen generiert und mich fortwährend antreibt.


Nintendo machte mir früh deutlich, dass ich nicht nur in das grundlegende Gameplay, sondern auch in die mitreißende Story eintauchen, wirklich jede Interaktion, jeden neuen Handlungsstrang, jede Hintergrundinformation verinnerlichen und in das stattliche Hyrule-Puzzle einfügen soll. Auf diese Weise wurde ich nämlich nicht einfach nur Zeuge, sondern der Teil eines epischen Abenteuers, interagierte mit den verschiedenen Völkern, lernte mehr über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart, ihre Motivationen, ihre Ziele, ihre Schicksale. Und spürte dadurch umso mehr Erleichterung und Freude, wenn ich meinem hehren Ziel einen gewichtigen Schritt nähergekommen bin, einen von Ganondorfs fatalen Rissen mit viel Mühe und Not kitten konnte.



Leichte Rückbesinnung auf die Serienwurzeln


Gebe ich mir enorm viel Mühe und ignoriere all die verlockenden Nebenbeschäftigungen, erinnert der von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom gezeichnete Haupthandlungspfad tatsächlich stark an frühere Serienableger, erlaubt zugleich allerdings auch ausreichend kreativen Freilauf, um die alteingesessene Formel wie bereits beim Vorgänger ein wenig auf den Kopf zu stellen.


Nacheinander steuere ich auf der Hyrulschen Landkarte markierte Punkte von Interesse an, unterhalte mich mit der Bevölkerung und gehe verschiedenen Geheimnissen sowie rätselhaften Ereignissen auf den Grund. Mein Ziel bleibt stets unverändert: Ganondorfs unerbittlichen Machtgriff nach und nach lockern und anschließend ein weiteres kämpferisches Hilfsmittel in meinen Besitz bringen, mit dem ich das irgendwann anstehende finale Gefecht mit unverzichtbaren Vorteilen versehen kann. Ein Ablauf, den jahrelange Fans bereits im Schlaf beherrschen dürften.


Erfreulicherweise hat Nintendo dabei die lautstarke Kritik der Fans vernommen, die beim Vorgänger das Fehlen der serientypischen Dungeons aka Tempel moniert hatten. Anstatt die Franchise-Uhr jedoch komplett zurückzudrehen und sich gänzlich auf das antike Konstrukt zu verlassen, wählte das Entwicklerteam den Mittelweg und übernahm zwar einige Kernelemente, entfernte dabei zugunsten der übergeordneten Freiheit jedoch auch den zuvor zuverlässig gradlinigen Ablauf.


Wer erinnert sich nicht? Kaum wurde der Tempel betreten, rätselte man sich durch unterschiedliche Räume, vermöbelte einen Zwischenboss, eröffnete sich mit der als Belohnung erhaltenen Waffe neue Wege und zwang dann auch noch einen fiesen Obermotz in die Knie. Auch in Tears of the Kingdom müssen einige Aufgaben erledigt, manchmal sogar fordernde Knobelaufgaben gemeistert werden, um den Dungeon als erfolgreich absolviert abzustempeln. Allerdings fallen die Wege zum Ziel nun offener aus, eröffnen mir deutlich mehr Spielraum für optionale Erkundungszüge sowie Schatzsuchen und sorgen für eine willkommene Auflockerung. Die wird einigen treuen Anhänger sicherlich nicht schmecken, die deutlich spürbare Steigerung im Vergleich zum Vorgänger hilft aber zweifelsfrei über den Schmerz hinweg.


Eine Aussage, die auch auf die optimierten Bosskämpfe zutrifft. Fielen diese 2017 noch eher antiklimaktisch aus, avancieren sie nun zu packenden Highlights, die mein spielerisches Geschick und kämpferisches Können gehörig auf die Probe stellen. Mit roher Gewalt gerate ich nämlich rasant in die Bredouille und werde stattdessen animiert, Angriffsmuster und potenzielle Schwächen meiner (hier logischerweise nicht genannten) Widersacher genauestens unter die Lupe zu nehmen, um meiner innbrünstigen Offensive eine gehörige Portion taktisches Vorgehen zu verpassen. Ein Heidenspaß, der mich temporär vortrefflich vom Abarbeiten der ellenlangen Nebenbeschäftigungsliste ablenken konnte. Aber eben nur temporär.



Ein wahres Switch-Wunder


Mittlerweile ist es nun wirklich kein Geheimnis mehr, dass mein üblicher Testprozess vollständig außer Kontrolle geraten war und eine Rückkehr zur Normalität nach nun über 30 Stunden auf dem Spielzeitkonto gänzlich unmöglich war. Um meine Notizen mit verwertbarem Inhalten zu füllen und alle relevanten Rubriken mit informativen Stichpunkten zu füllen, versetzte ich meine Abenteuerlust temporär in den Ruhemodus und konzentrierte mich nur noch auf den visuellen Aspekt von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Denn obwohl dieser im direkten Vergleich zum Vorgänger keine sagenhafte Switch-Revolution darstellte, ließ sich an allen technischen Fronten bereits frühzeitig eine deutliche Optimierung erkennen.


Trotz unbestreitbarer Ähnlichkeiten zu Breath of the Wild sind es die aufgehübschten Lichteffekte, die erhöhte Detailverliebtheit, die schnelleren Ladezeiten und auch die generalüberholten Landstriche, die direkt ins Auge fallen und dafür sorgen, dass heroische Streifzüge einem malerischen Hochgenuss gleichkommen. Nintendo hat das Grundgerüst der Vergangenheit also nicht einfach nur übernommen, sondern es erweitert und mit schickem Feinschliff versehen. Ein Umstand, der vor allem beim Blick auf bereits bekannte Schauplätze verdeutlicht wird: Denn auch hier wurde eben nicht blind auf Copy + Paste, sondern auf eine Mischung aus überarbeiteten sowie neu hinzugefügten Assets gesetzt.


Besonders beeindruckend: Auch ohne gigantischen und mittlerweile fast schon zwingend notwendigen Day-One-Patch wurde ich auf meiner fantasievollen Reise nie von nervigen Bugs, Glitches oder gar Abstürzen gestört. Während des gesamten Tests fielen mir höchstens kleinere Clipping-Fehler und Physik-Macken auf, die allerdings weder den Spielfluss noch die Immersion störten und somit binnen weniger Sekunden wieder vergessen waren. In einer Zeit unfertiger Releases, die erst nach den ersten drei Patches problemlos spielbar sind, stellt solch ein stabiles und mit viel Fürsorge aufgemöbeltes Gesamtbild eine erfreuliche Wohltat dar, für die sich das gesamte Entwicklerteam enorm viel Lob verdient hat.


Einziger Wermutstropfen: Bei bildschirmfüllenden Kämpfen oder ambitionierten Physikspielchen geht die Framerate gerne mal in die Knie und stottert kurzzeitig im 20er-Bereich herum. Zum Glück kommt das Ganze aber nicht nur enorm selten vor, sondern stört die Spielbarkeit zudem nur marginal. Und obwohl gerade diese Situationen den seit Jahren lautstarken Gamer-Wunsch nach einem Switch-Nachfolger erneut wecken dürften, bleibt es ein kleines Wunder, dass The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom auf solch einer in die Tage gekommenen Hardware überhaupt in dieser beeindruckend stabilen und optisch opulenten Form zum Laufen gebracht wurde.



Der Soundtrack: Ein unverzichtbarer Atmosphäre-Baustein


Ähnlich beeindruckend fällt auch der Soundtrack von Tears of the Kingdom aus. Dabei lässt sich eine musikalische Nähe zum Vorgänger zwar sicherlich nicht abstreiten, allerdings handelt es sich auch hier nicht etwa um eine billige Kopie, sondern um eine melodische Fortführung bekannter Kompositionen, die mit einem facettenreichen Orchester zum klangstarken Leben erweckt werden. Hyrule mag in seinem Kern unverändert bleiben, hat sich seit Breath of the Wild aber dennoch in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt – eine Evolution, die die wundervollen Klänge nahezu greifbar machen.


Dabei gelingt abermals das besondere Kunststück, wirklich jede Situation treffend zu begleiten und unerwarteten Stimmungswechseln den nötigen Nachdruck zu verleihen. Ob ich mich nun gegen kolossale Endgegner behaupte, die finsteren Tiefen erforsche oder im friedlichen Dorf Kakariko die Seele baumeln lasse, mein wohltönender Begleiter lässt mich nicht im Stich und sorgt dafür, dass in meinem Gaming-Hirn der gewünschte Emotionszustand ausgelöst wird.


Überhaupt ergibt sich aus dem glanzvollen Zusammenspiel zwischen anmutigen Kompositionen und variantenreichen, manchmal sogar ikonischen Soundeffekten eine dichte Atmosphäre, die nicht selten in einen atemberaubenden Wow-Moment mündet. Ein Beispiel gefällig? Bei meinen ersten Kletterversuchen lauschte ich hauptsächlich Links angestrengten Lauten, dem leise wehenden Wind, den zwitschernden Vögeln. Ein Minimalismus, der meine gedankliche Anstrengung – Würde ich den Gipfel rechtzeitig erreichen können oder vorher erschöpft gen Erdboden stürzen? – maximierte. Doch kaum hatte ich mein Ziel erreicht und erblickte das pittoreske Hyrule-Panorama, ertönte eine elegante Melodie, die mir gefühlt auf die Schulter klopfte und dadurch die Form einer akustischen Belohnung annahm. Ein Augenblick, den ich so schnell nicht vergessen werde.


Die Sprachausgabe mag angesichts solch phänomenaler Technikstärken dann zwar nicht sonderlich herausstechen, darf dank einer erneut gelungenen Sprecherwahl aber immerhin als vortreffliches i-Tüpfelchen bezeichnet werden. Während die englischen sowie die deutschen Varianten zweifelsfrei valide Optionen darstellen und ausreichend Ausdrucksstärke und Glaubwürdigkeit mitbringen, behielt das japanische Original für mich im Tests dennoch die Nase hauchdünn vorne. Untertitel-Muffel dürfen sich aber gerne für die Alternativen entscheiden und brauchen dabei keinerlei Qualitätsverlust zu befürchten.



Der wahrscheinlich beste Zeitfresser des Gaming-Jahres


Ich begann meinen Test mit gemischten Gefühlen, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt doch noch kaum vorstellen, dass Nintendo die Faszination, die Brillanz, das an der ultimativen Perfektion kratzende Topniveau des Vorgängers erneut würde einfangen können. Knapp 200 Stunden hatte ich mit Breath of the Wild verbracht, gefühlt jeden Winkel Hyrules erkundet, den letzten Tropfen aus dem Abenteuerlappen ausgewrungen – und nun sollte es ein Sequel schaffen, zum zweiten Mal solch euphorische Begeisterungsstürme auszulösen und mich wochenlang an die Switch zu fesseln? Nach einem ebenso mitreißenden wie auch strapaziösen Testmarathon bin ich schockiert, dass The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom all diese Ziele vollkommen mühelos erreichen konnte.


Strenggenommen legten die Entwickler während des Intros heimtückisch eine Gamer-Falle aus, in die ich fröhlich-pfeifend hineingelaufen war. Ich freute mich über ein Wiedersehen mit Link und Zelda, feierte meine Rückkehr ins mir bekannte Hyrule und erinnerte mich an die grundlegenden Gameplayfeinheiten, wodurch ich blindlings in einen wohligen Nostalgietrip geriet und mich sogar mit dem eingangs besprochenen DLC-Feeling anfreundete. Und genau in diesem Moment schnappte die Falle zu, zog mich regelrecht in einen packenden Bann und führte mir eindrucksvoll vor Augen, mit welchen Neuerungen und Verbesserungen die Fortsetzung mich aus den Latschen kippen wollte. Nun war ich mir sicher, dass mich diese fantasievolle Reise sehr, sehr lange in Beschlag nehmen würde.


Wirklich alles, was ich an Breath of the Wild vergöttert habe, wurde hier mit belangvollem Feinschliff übernommen und in ein ungemein erfrischendes Erlebnis gepackt, das auch mit ausreichend Neuerungen – allen voran die vielseitig einsetzbaren Fähigkeiten sowie neuen Schauplätze – aufwarten kann. Wahrlich veredelt wird dieses Gesamtpaket allerdings durch das unvergleichliche Freiheitsgefühl, das mir die vollständige Kontrolle über die Abenteuergestaltung gibt. Planloses Erkunden unerforschter Gebiete wird nicht selten mit aufregenden Entdeckungen belohnt, wodurch meine To-Do-Liste recht schnell der antiken Hydra ähnelt. Streiche ich eine Aufgabe durch, haben sich bereits zwei neue auf meine Agenda geschlichen.


Genau diese Freiheit ist es dann auch, die mich weit über meine handelsüblichen Gaming-Sessions begleitete. Abends... okay, spätnachts parkte ich meine Switch nach einer ausgedehnten Hyrule-Runde im Dock, ließ mich ins Bett fallen, fand aber einfach keine Ruhe, musste ich doch meine nächsten Schritten und verfügbaren Optionen ausgiebig durchdenken. Sollte ich nun endlich der Haupthandlung folgen? Vielleicht doch erstmal alle Aussichtstürme erklimmen? Einige Schreine könnte ich auch noch reindrücken. Und habe ich gestern nicht eine Höhle entdeckt? Kein Wunder, dass ruhiger Schlaf hier in weite Ferne rückt und der Wunsch obsiegt, möglichst schnell an meine Konsole zurückzukehren.


Ihr merkt bereits, dass ich meine leidenschaftliche Hingabe für The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom nur schwer in Worte fassen kann, beim Verfassen dieser Zeilen sogar immer wieder auf meine Switch starre und es gar nicht erwarten kann, die nächsten Punkte auf meiner gedanklichen Checkliste anzugehen und die 100-Stunden-Marke zu knacken. Denn obwohl der Überraschungseffekt von Breath of the Wild kaum vorhanden ist, höchstens mit dem ersten Ausprobieren der Ultra-Hand ansatzweise reproduziert werden konnte, hat Nintendo ein weiteres Meisterwerk erschaffen, das mit all seinen famosen Stärken definitiv in die Videospielgeschichte eingehen und für die kommenden Jahre als anzustrebender, aber höchstwahrscheinlich unerreichbarer Genre-Maßstab herhalten wird. Vielleicht liegt es dann an einem möglichen Trilogie-Abschluss, diese Messlatte erneut eine Stufe höherzuhängen.


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Fazit


Selten fiel es mir so schwer, meine abschließenden Gedanken zu einem Videospiel auf das virtuelle Papier zu bringen. Wie sollte ich meiner Begeisterung auf diese Art und Weise Ausdruck verleihen, meine von zahllosen Highlights geprägten Faszination widerspiegeln, all den liebevoll integrierten und zur Perfektion hochgeschliffenen Gameplay-Elementen schriftlich gerecht werden? Um das Autorendilemma zu beenden und meinen mentalen Zustand zu schützen, fasse ich mich kurz: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom ist in jeglicher Hinsicht ein sagenhaftes Meisterwerk, das nicht nur den Vorgänger in den Schatten stellt, sondern zugleich auch die Genre-, vielleicht sogar die Industriemesslatte höher hängt.


Nintendo füllt das altbekannte Hyrule mit unerforschten Schauplätzen und Geheimnissen, gibt mir dazu noch brandneue Fähigkeiten an die (Ultra-)Hand und lädt mich ein, aus diesen Bausteinen mein eigenes Abenteuer zu gestalten, meinen eigenen Weg durch diese malerische, offene Spielwelt zu wählen und etwaige Herausforderungen mit kreativer Freiheit zu lösen. Mich direkt in die spannende Haupthandlung stürzen und Dämonenkönig Ganondorf den Kampf ansagen? Kein Problem! Auf die Weltrettung pfeifen und lieber unzählige Nebenaufgaben und Schreine erledigen? Ohne Konsequenzen umsetzbar. Aus Holzbrettern, Steinen und antiken Artefakten ein abgedreht-futuristisches Fluggefährt zusammenbasteln und wild durch luftige Höhen rasen? Be my guest!


Ich könnte stundenlang über meine unvergesslichen Erlebnisse sinnieren, die malerische Optik beschreiben, die wundervollen Melodien nachsummen, das fast vollständig bugfreie Erlebnis loben oder Tutorials zum Nachbauen meiner kreativen Supergefährte teilen. Dass die Framerate gelegentlich in die Knie geht und sich manchmal ein leichtes DLC-Feeling einstellt, fällt da kaum mehr ins Gewicht und kann am Fazit kaum etwas rütteln. The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom hat das Potenzial, nicht nur Game of the Year, sondern sogar das Glanzstück einer gesamten Konsolengeneration zu werden. Switch-Besitzer kommen an dieser epischen Reise nicht vorbei. Und für Nicht-Besitzer ist nun der perfekte Zeitpunkt gekommen, endlich zuzugreifen.

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