Ys IX: Monstrum Nox

Ys IX: Monstrum Nox



Von der Insel ab in die Gefängnisstadt.


An die Abenteurerrente scheint der (in RPG-Kreisen mittlerweile legendäre) Held Adol Christin noch lange nicht zu denken. Obwohl dieser mit der europäischen Veröffentlichung von Ys VIII: Lacrimosa of Dana im Jahr 2017 nämlich sein 30-jähriges Jubiläum feierte, also stolz erhobenen Hauptes in den Ruhestand hätte wechseln können, setzt er seine ereignisreiche Reise einfach fort – und schickt sich an, mit Ys IX: Monstrum Nox ein neues Serienhighlight abzuliefern.


Ein Vorhaben, bei dem ihm Entwicklerstudio Nihon Falcom auch dieses Mal unterstützen möchte. Und Adol für seinen Trip in die unheilvolle Gefängnisstadt Balduq nicht nur mit neuen Verbündeten, sondern auch mit einzigartigen Fähigkeiten ausstattet, die das Facettenreichtum des Gameplays gezielt erweitern und dadurch einen fortschrittlichen Meilenstein für die gesamte Reihe markieren sollen.


Für meinen Test habe ich knapp 40 Stunden lang mein virtuelles Schwert geschwungen und verrate euch, ob Ys IX: Monstrum Nox dieses ambitionierte Ziel tatsächlich erreicht hat oder sich schlussendlich doch den Vorgänger geschlagen geben muss – und an welcher Front die Entwickler in Zukunft noch enorm viel zu lernen haben.


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Die Leiden des Abenteuerlebens


Dass ihn bei der Ankunft in der Gefängnisstadt Balduq weder eine Parade noch ein hübscher Blumenstrauß erwarten würden, war dem namhaften Abenteurer Adol Christin bewusst. Dass er bereits zu Beginn von Ys IX: Monstrum Nox grundlos ins Kittchen geworfen wird, überraschte allerdings selbst den hartgesottenen Helden.


Doch wer unschuldig ist, der muss auch keine Strafe absitzen. Dementsprechend nutzt der rothaarige Protagonist die erstbeste Chance, den schwedischen Gardinen Adieu zu sagen. Bevor der süße Duft der Freiheit die Flucht jedoch mit Erfolg krönen kann, trifft Adol auf die geheimnisvolle Aprilis, die sich nette Begrüßungsfloskeln spart und das Kennenlernen lieber mit einer wohlplatzierten Pistolenkugel in den Körper ihrer neuen Bekanntschaft feiert. Balduq scheint wahrlich kein schöner Urlaubsort zu sein.


Zum Glück mündet dieser normalerweise tödliche Schuss nicht etwa im verfrühten Ableben des Helden, sondern verwandelt ihn stattdessen in ein mächtiges Wesen, einem sogenannten Monstrum, dessen Aufgabe das Ausmerzen dämonischer Kreaturen ist, die die Stadt unsicher machen. Einer Aufgabe, die sich der tapfere Adol unter dem Deckmantel des coolen Crimson King liebend gerne annimmt – aufgrund eines nun auf ihm lastenden Fluchs kann er die Stadt nämlich eh nicht verlassen, solange die finstere Bedrohung nicht aus der Welt geschafft ist.


Gemeinsam mit weiteren Monstrum-Auserwählten stürzt sich Adol in ein weiteres spannendes Abenteuer und erkundet dabei nicht nur die Gefängnisstadt Balduq, sondern auch die schattenhafte Paralleldimension Grimwald Nox, um den seltsamen Ereignissen auf die Spur zu kommen, alle Geheimnisse zu lüften und schlussendlich auch dieses Kapitel seiner mittlerweile über drei Jahrzehnte andauernden Historie hinzuzufügen.



Seichte RPG-Story mit Herz


Ich muss zugeben, dass meine Erwartungshaltung gegenüber der Geschichte rund um die Gefängnisstadt Balduq und die verschiedenen Monstrum-Verfluchten vor allem während der ersten Stunden enorm gering ausfiel. Dass diese einen gewissen Unterhaltungswert mit sich bringen würde, dessen war ich mir zwar bewusst, konnte mich doch auch Ys VIII: Lacrimosa of Dana trotz einer recht einfachen Prämisse erzählerisch rundum zufriedenstellen. Mit mehr als leicht verdaulicher Storykost inklusive kleineren Überraschungen und vielen Schmunzlern rechnete ich jedoch nicht.


Fernab von der Realität lag ich mit meiner anfänglichen Annahme nicht, erkannte allerdings schnell, dass ich das Game-Writer-Trio von Ys IX: Monstrum Nox zu Unrecht unterschätzt hatte, beziehungsweise mir den qualitativen Vergleich zum Vorgänger getrost hätte sparen können. Dummerweise wurden etwaige Learnings sowie das neue Setting nämlich nicht in meine Erwartungskalkulation einbezogen, die gar nicht so unwahrscheinliche Möglichkeit, dass die geübten Autoren-Skills auf einem bereits vorhandenen Erfahrungsfundament effektiver einsetzbar sein könnten, vollkommen übersehen.


Entwicklerstudio Nihon Falcom schafft es gekonnt, mir auf meiner Suche nach der Wahrheit in regelmäßigen Abständen neue (und oftmals unglaublich verwirrende) offene Fragen entgegenzuwerfen und sich bereits in meinem Kopf zusammengesetzte Theorien unliebsam zum Verpuffen zu bringen. Und obwohl der finale Akt mit all seinen zufriedenstellenden, aber kaum schockierenden Auflösungen allenfalls als solider Schlusspunkt bezeichnet werden darf, präsentiert sich der Weg dorthin als vortrefflich gelungen.


Ys IX: Monstrum Nox legt den Fokus nämlich nicht alleinig auf die Gefängnisstadt und ihre Heimlichkeiten, sondern nimmt sich zudem viel Zeit für die einzelnen Charaktere. Während und abseits der Haupthandlung darf ich mit Haupt-, aber auch mit Nebenfiguren sprechen, mehr über ihre persönlichen Geschichten, Schicksale und Wünsche herausfinden, sie manchmal sogar bei einem wichtigen Entwicklungsschritt begleiten und auch unterstützen. Klare Nutznießer dieser tiefgründigen Bemühungen des Autorenteams sind die fünf Monstrums, die jeweils ein eigenes Kapitel spendiert bekommen und ihre individuellen Besonderheiten und Macken hier getrost ausspielen und der abenteuerlichen Erzählung eine gehörige Portion Dramatik und Emotionen verpassen dürfen.



Präsentation auf Sparflamme


Ys IX: Monstrum Nox reißt also definitiv keine narrativen Bäume aus, erzählt dank liebenswerter Charaktere, kleinerer Wendungen sowie eines fesselnden Mysteriums rund um die Gefängnisstadt und ihrer gefährlichen Schattenwelt aber zumindest eine solide Rahmenhandlung, die ihren motivierenden Zwecks erstklassig erfüllt. Dabei aufgrund teils gravierender Inszenierungsschwächen jedoch bedauerlicherweise unliebsam ausgebremst wird.


Langweiliger hätte die Präsentation wichtiger Konversationen und Story-Momente nämlich kaum ausfallen können. Lieblos werden die Gesprächsteilnehmer nebeneinander platziert, arbeiten ihre (teils ausschweifenden) Dialoge brav ab und versuchen fast schon verzweifelt, durch unmotiviert anmutende Bewegungen mit Händen, Kopf und Lippen ein wenig Leben in die Zwischensequenzbude zu bringen. Eine Aufgabe, an der selbst actionreiche Passagen scheitern, lassen doch auch diese jegliche Energie vermissen.


Gegenteiliges lässt sich von den englischen sowie japanischen Synchronsprechern behaupten, die ihre jeweilige Figur allesamt passend vertonen und die inszenatorischen Schwächen somit ein wenig glattbügeln können. Zumindest in der Theorie. In der Praxis dürfen diese ihr Können nämlich nur selten unter Beweis stellen, die meiste Zeit herrscht nämlich Stille. Weshalb man sich überhaupt eine starke Sprecherriege an Bord holt, diese dann aber nur sporadisch ans Mikrofon lässt, wird wohl ein Geheimnis der Entwickler bleiben.


Schlussendlich ist es dann der Soundtrack, der als atmosphärisches Trostpflaster hinhalten muss. Mit einer gekonnten Mischung aus orchestralischen und rockigen Klängen präsentiert sich dieser nämlich als qualitativ hochwertiger Begleiter, der unangenehmes Stillschweigen musikalisch aufbrechen und die verschiedenen Schauplätze zudem mit variantenreichen Klängen versehen kann. Dass sich die Anzahl wahrer Ohrwurm-Tracks in Grenzen halten, fällt dabei kaum ins Gewicht.



Mittelschwere Framerate-Katastrophe


Nun hätte die grafische Komponente das außer Kontrolle geratene Technik-Ruder heldenhaft umreißen, sich als strahlender Retter inmitten eines eher negativen Gesamteindrucks herausstellen können. Stattdessen greift diese aber ebenfalls zum Enttäuschungsmesser und rammt es mir gnadenlos zwischen meine Gamer-Rippen, macht die aus technischen Unzulänglichkeiten resultierende Frustration folglich perfekt.


Kenner der Anfang des Jahres erschienenen PS4-Fassung dürfte dieses Fazit kaum überraschen, hatte sich Entwicklerstudio Nihon Falcom doch bereits hier kaum mit visuellem Ruhm bekleckert. Leider lässt sich nach der zusätzlichen Wartezeit kein Fort-, sondern vielmehr ein Rückschritt vermelden: Konnte die Konsolen-Erstveröffentlichung nämlich trotz eines antiquierten Gesamtbilds immerhin eine gewisse Stabilität vorweisen, nervende Framerate-Sprünge also auf ein hinnehmbares Minimum reduzieren, geht bei der Switch-Variante sogar dieser Pluspunkt brachial flöten.


Ys IX: Monstrum Nox kann die anvisierte 30fps-Bildrate nur selten halten, artet vor allem beim Erkunden der offenen Spielwelt gerne zu einer wahren Ruckelorgie aus, die zielgerichteten Bewegungen und Sprünge, bei einigen heftigen Einbrüchen kurzzeitig sogar die Orientierung enorm erschwert. Während die zahlreichen Dungeons diese Problematik dank eines recht linearen Leveldesign und ausbleibendem Deko-Schnickschnack abschwächen können, sorgen spätestens die kämpferischen Auseinandersetzungen – allen voran der Einsatz einer Spezialattacke oder die Begegnung mit einem großgewachsenen Boss – für unliebsames Stottern.


Überhaupt fällt es mir enorm schwer, lobende Worte für die visuelle Präsentation zu finden, fühlte ich mich doch generell oftmals einige Konsolengenerationen zurückversetzt, vermisste optische Highlights, die zumindest ein gewisses Gefühl entwicklungstechnischer Bemühungen weckten. Schwacher Trost: Trotz aller technischer Mängel und schonungsloser Malträtierung meines Nervenkostüms driftete das Geschehen zu keinem Zeitpunkt in die Unspielbarkeit ab, auch Abstürze blieben mir erspart. Eine leichte Grafik-Optimierung via Patch wünsche ich mir dennoch sehnlichst herbei.



Never change a running Kampfsystem


Immerhin darf ich mich abermals beruhigt auf das hervorragend zugängliche und dadurch enorm unterhaltsame Kampfsystem verlassen, spart sich Ys XI: Monstrum Nox nennenswerte Innovationsambitionen doch gänzlich und orientiert sich lieber komplett am direkten Vorgänger.


Unliebsamen Feinden stelle ich mich in dynamischen Echtzeitkämpfen, in denen ich mit Standard- und Spezialangriffen, nach einer gewissen Aufladezeit sogar einer fulminanten Boost-Attacke ordentlich austeilen darf. Da ich mich für einen höheren Schwierigkeitsgrad entschieden habe, spielt aber auch die Defensive eine entscheidende Rolle. Erfreulicherweise stehen mir auch dieses Mal wieder Ausweich- und Abwehrmanöver zur Verfügung, deren zeitlich perfekt getimter Einsatz mir hilfreiche Vorteile eröffnen, beispielsweise kurzzeitige Unverwundbarkeit.


Trotz des anschaulichen Repertoires an kämpferischen Möglichkeiten schien Adol Crimson King Christin der Aufgabe gelegentlich aber nicht gewachsen zu sein, verpassten seine Schwerthiebe den Lebensleisten garstigen Dämonen doch nur geringfügige Kratzer. Allerhöchste Zeit, per Knopfdruck die Kontrolle über an anderes Teammitglied zu übernehmen und als einer der anderen Monstrum-Verfluchten für Recht und Ordnung zu sorgen. Diese schalte ich im Handlungsverlauf zwar erst nach und nach frei, darf anschließend allerdings nach Belieben eine dreiköpfige Truppe zusammenstellen und die generelle Strategie somit meinem favorisierten Stil anpassen.


Zusätzlich darf ich das Vorgehen meiner computergesteuerten KI-Kollegen bestimmen, dadurch noch zielgerichteter vorgehen und angedachte Taktiken ausspielen. Führt dieses Vorgehen nicht zum gewünschten Erfolg, darf ich selbstverständlich auch auf die altbekannten Upgrade-Tugenden eines jeden klassischen RPGs zurückgreifen. Besiegte Gegner und abgeschlossene Quests bringen mir folglich Erfahrungspunkte, die zum Statuswerte erhöhenden Stufenanstieg führen. Verdientes Geld investiere ich derweil in neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände. Und der regelmäßige Einsatz meiner Spezialangriffe verstärkt diese nicht nur, sondern fügt meiner Liste manchmal sogar eine neue Attacke hinzu.


Ys IX: Monstrum Nox gibt mir trotz relativ gradlinig ablaufenden Gefechten also ausreichend Optionen, das auf blindem Buttonsmashing aufgebaute Kampfsystem auf Wunsch gehörig aufzupeppen, etwaige Herausforderungen dadurch gekonnt zu überwinden. Dass diese insgesamt nur recht selten auftreten und selbst bedrohlich anmutende Bosse mit ein wenig Grips recht schnell in die Knie zu zwingen sind, stellt dabei einen kleineren Wermutstropfen dar.


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Erweiterte Erkundungsmöglichkeiten in der Gefängnisstadt


Wie bereits beim Vorgänger spielten die kurzweiligen Prügeleien gegen allerlei angriffslustigen Kreaturen für mich nur eine untergeordnete Rolle, präsentierte sich das Erkunden der offenen Spielwelt doch auch in Ys IX: Monstrum Nox als wahres Highlight – wobei ich die exotische Insel vor allem mit Blick auf die recht triste Gefängnisstadt ein wenig vermisste.


Doch auch Balduq eröffnet erkundungsfreudigen Hobby-Abenteurern einen wundervoll weitläufigen Spielplatz randgefüllt mit Schatztruhen, Sammelobjekten, Sehenswürdigkeiten und vielen weiteren Geheimnissen. Diese werden freundlicherweise direkt auf meiner Karte eingeblendet, weshalb ich bei Ausflügen gerne kurzzeitig abgelenkt und zu einem kleinen Umweg überredet wurde, um der neusten Markierung auf den Grund zu gehen.


Besonders cool: Haben sich die Monstrum-Leidensgenossen meiner Gruppe angeschlossen, kann ich auf ihre individuellen Fähigkeiten zurückgreifen und meine Fortbewegungsmöglichkeiten dadurch um einige schicke Kunststückchen erweitern. Beispielweise darf ich somit Wände emporlaufen, durch die Lüfte gleiten, brüchige Mauern pulverisieren oder mich in Schattenform durch schmale Schlitze zwängen. RPG-Veteranen werden von diesen wenig innovativen Neurungen sicherlich nicht vom Hocker gehauen, für die Ys-Reihe stellt das Ganze allerdings eine kleine Revolution dar, die Balduq eine willkommene Vertikalität und Tiefe verpasst, meinen Forscherdrang also noch weiter befeuert.


An stattlichem Umfang mangelt es Adols neuntem (Haupt-)Abenteuer also definitiv nicht. Ich erledige inhaltlich ansprechende Nebenmissionen, lese überall verstreute Blütenblätter auf, mache mich auf die Suche nach rätselhaften Graffiti-Botschaften oder arbeite einfach nur am Fortschritt der Stadt- und Umgebungskarte, den ich durch das Auskundschaften unbekannter Schauplätze effektiv vorantreibe und mir etappenweise kleinere Anerkennungen verdiene.


Brauche ich dann mal eine kurze Verschnaufpause, schaue ich in der örtlichen Bar Dandelion (zu Deutsch: Löwenzahn) vorbei, die in Ys IX: Monstrum Nox als mein Hauptquartier fungiert. Hier versammeln sich alle meine Verbündeten, stehen für freundliche Pläuschchen bereit und greifen mir mit ihren Talenten tatkräftig unter die Arme. Und mit einem Koch, einem Schmied oder einer Warenhändlerin bleiben keine Abenteuerwünsche offen, lassen sich doch köstliche Gerichte kreieren, Vorräte rasant auffüllen oder Lieblingswaffen im Austausch mit angehäuften Materialien verbessern.



Raid-Freuden in der Schattendimension


Besuche im Dandelion verkommen allerdings nicht zum simplen Zeitvertreib, spielt die engagierte Freundschaftspflege doch eine besondere Rolle. Verdiene ich mir bei meinen Gefährten nämlich einige Sympathiepunkte, garantieren sie mir bei meinen gefährlichen Besuchen in der von Monstern überrannten Schattendimension Grimwald Nox passive Hilfestellungen.


Ein Glück, verbergen sich dahinter doch fordernde Raids, in denen sich die Monstrum-Riege mehrerer Angriffswellen entledigen und dabei eine magische Sphäre verteidigen muss. Und da diese von Mal zu Mal anspruchsvoller ausfallen, ist nicht nur die Unterstützung meiner Dandelion-Verbündeten, sondern auch das regelmäßige Aufwerten und Erweitern der eigenen Verteidigungsmechanismen – beispielsweise durch den Aufbau wertvoller Abwehranlagen – unerlässlich. Ohne Frage eine lohnende Investition, wird eine gute Performance doch neben einem hohen Abschlussrank noch mit einer Reihe kostbarer Gegenstände belohnt.


Weshalb ich die erbitterten Schattenduelle an dieser Stelle anbringe und diesen Passus nicht bereits an die Erläuterung des Kampfsystems geknüpft habe? Weil sie nicht nur mein kämpferisches Können auf die Probe stellen, sondern auch die Erkundungszüge durch Balduq stetig vorantreiben. Verlasse ich das düstere Schlachtfeld nämlich als glorreicher Sieger, schwäche ich die Wirkung des Monstrum-Fluchs ab und schalte neue Bereiche frei, die mich freudestrahlend mit neuen Aufgaben willkommen heißen.


Indirekt zwingt mich Ys IX: Monstrum Nox also dazu, die verschiedenen Gameplay-Aspekte freudig miteinander zu vermischen. Hier werde ich nicht vom vollen, ungefilterten Umfang der offenen Gefängnisstadt erschlagen, sondern arbeite mich geordnet von einem Gebiet zum nächsten, lockere den gelegentlich überhandnehmenden Sammelwahn mit Besuchen in den örtlichen Dungeons und der Raid-Dimension auf. Eine angenehme Auflockerung, durch die das Abenteuer bis zum Abspann kaum an Anziehungskraft verliert.



Freiwilliger Inhaftierter in der Gefängnisstadt


Wer hätte ahnen können, dass eine Gefängnisstadt solch ein wundervolles Ausflugsziel abgeben könnte? Ungeduldig wollte ich mich immer wieder in das Grimwald Nox stürzen, anstürmende Gegnerhorden aus dem Weg räumen, um neue Bezirke, Nebenmissionen und Sammelobjekte freizuschalten.


Dabei baute Ys IX: Monstrum Nox keinerlei Druck auf, sondern gab mir alle Freiheiten, mein gewünschtes Tempo zu wählen, die Welt auf eigene Faust zu erkunden und frohen Mutes zurückzukehren, wenn ich weitere Schritte auf dem Handlungspfad beschreiten wollte. Wie bereits beim Inseltrip in Part 8: Lacrimosa of Dana darf ich auch dieses Mal wieder die RPG-Seele baumeln lassen, ganz und gar in einer unheilvollen Spielwelt mit (größtenteils) liebenswerten Bewohnern eintauchen.


Nach knapp 30 Stunden hatte ich den Abspann erreicht, hätte mich also theoretisch getrost von Balduq und meinen Freunden aus der Dandelion-Bar verabschieden können. Diesen Abschied zögerte ich jedoch bewusst um einige zusätzliche Spielstunden heraus, erledigte offene Nebenmissionen, nahm verpasste Schätze ins Visier oder wiederholte bereits bewältigte Runden im Grimwald Nox, um mein Ranking zu verbessern.


Obwohl Adol Christin mittlerweile über drei Jahrzehnte auf dem Videospielbuckel hat, zeigt der Abenteurer keinerlei Anzeichen von Altersschwäche, scheint stattdessen eher neue Tricks dazuzulernen und sich dadurch auch weiterhin gegen die Genre-Konkurrenz behaupten zu können. Wünschen würde ich es mir: Wenn die narrative Qualität und exzellent integrierten Gameplay-Neuerungen von Ys IX: Monstrum Nox nämlich Indikatoren für die Franchise-Zukunft darstellen, kann ich diese jetzt schon nicht mehr erwarten. In puncto technische Umsetzung und Optimierung darf Nihon Falcom bis dahin aber gerne ein wenig nachjustieren und einige interne Stufenanstiege verbuchen.


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Fazit


Ys IX: Monstrum Nox präsentiert sich nicht nur als ein ebenso unterhaltsames wie auch umfangreiches Action-RPG, sondern zugleich auch als überschaubare, aber dennoch gelungene Weiterentwicklung der mittlerweile über drei Jahrzehnte alten Reihe rund um Rotschopf Adol Christin.


Bewusst übernimmt Entwicklerstudio Nihon Falcom alle altbekannten und von Fans gefeierten Stärken des direkten Vorgängers Lacrimosa of Dana, sorgt mit spielbarem Zuwachs in Form der fünf Monstrum-Verfluchten aber gleichzeitig für frischen Wind auf dem Schlachtfeld und vor allem beim Erkunden der offenen Spielwelt. So fallen die rasanten Kämpfe gegen garstige Schattenkreaturen dank unterschiedlicher Skill-Sets herrlich abwechslungsreich aus, während die Erkundung der offen gestalteten Gefängnisstadt durch neue Fähigkeiten wie das Erklimmen von Wänden eine willkommene Vertikalität und somit zusätzlichen Spielspaß verpasst bekommt.


Schade, dass die technische Umsetzung der Switch-Fassung nicht ansatzweise an das qualitativ hohe Gameplay-Niveau herankommt und mit angestaubter Optik und gravierenden Framerate-Problemen lautstark nach einem Patch verlangt. Abschrecken sollte das RPG-Anhänger allerdings nicht: Denn auch in dieser Form kann Ys IX: Monstrum Nox begeistern und gerade abenteuerlustige Erkundungsfreunde stundenlang in seinen Bann ziehen. Adol Christin hat es halt immer noch drauf.

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