Auf Adol Christin ist Verlass – auch im Remaster-Gewand!
Noch heute erinnere ich mich freudestrahlend an die Zeit mit meiner PlayStation Portable zurück. Als Sony-Anhänger meiner ersten Videospielstunde war es einfach nur ein absoluter Traum, den schicken Handheld überall hin mitnehmen und technisch deutlich aufwändigere Games als auf meinem (damals noch erschreckend kleinen) Handy erleben zu dürfen. Und obwohl ich auf der PSP zahlreiche Titel erleben durfte und aufgrund einer durch meinen ausschweifenden Zockerwahnsinns ausgelösten Abnutzung tatsächlich einen Hardware-Neukauf tätigen musste, genießt ein Erlebnis einen ganz besonderen Platz in meinem Erinnerungszentrum: Das 2011 in Europa veröffentlichte Ys: The Oath in Felghana.
Dass es sich bei diesem Abenteuer des legendären Helden Adol Christin um ein Remake des Klassikers Ys III: Wanderers from Ys aus dem Jahr 1989 handelte, war mir zum damaligen Zeitpunkt kaum bewusst, konnte ich den Umfang der Reihe doch noch überhaupt nicht begreifen. Stattdessen freute ich mich darüber, auch außerhalb meiner eigenen vier Wände auf eine fantasievolle Gaming-Reise gehen und dabei fiese Monster niederstrecken und verborgene Geheimnisse ausfindig machen zu dürfen. Kein Wunder, dass mir die Serie noch bis heute am Herzen liegt und ich mich immer wieder aufs Neue darüber freue, an Adols Seite abermals mir unbekannte Welten erforschen zu dürfen.
14 Jahre später wagen Publisher Marvelous Europe und Entwicklerstudio Nihon Falcom einen Angriff auf mein nostalgisches Herz und veröffentlichen mit Ys Memoire: The Oath in Felghana einen Remaster meines geliebten PSP-Abenteuers für die aktuelle Konsolengeneration, wobei das Fundament des Handheld-Originals erhalten bleiben und höchstens um einige kleinere, aber sinnige Verbesserungen erweitert werden soll. Doch war dieser Schritt überhaupt notwendig? Geht das Vorhaben auf und wird die freudige Action-JRPG-Sause tatsächlich durchdacht erweitert? Oder wurde nach dem Release des neuen Hauptablegers Ys X: Nordics nochmal in der Klassikerkiste herumgekramt, damit sich die Ys-Maschinerie schön weiterbewegt? All diese Fragen geisterten mir zum Beginn meiner ersten Testsession im Kopf herum – und es freut mich sehr, euch nun die dazu passenden Antworten zu präsentieren.
Heimkehr mit monströsen Hindernissen
Selbst die tollkühnsten Abenteurer zieht es irgendwann zumindest temporär wieder in Richtung Heimat. Dementsprechend ist es kein Wunder, dass sich Held Adol zu Beginn von Ys Memoire: The Oath in Felghana dazu entschließt, gemeinsam mit seinem Verbündeten Dogi zu dessen Geburtsort in der Region Felghana zu reisen. Doch was als emotionale Rückkehr geplant war, wird schnell zu einem wahrgewordenen Albtraum: denn neben einem erbarmungslosen Herrscher werden die Bewohner zudem von allerlei Monster heimgesucht, die das einst friedliche Zusammenleben zu einer schmerzhaften Erinnerung an eine ruhige Vergangenheit machen.
Allerdings wäre Adol nicht Adol, wenn er dieses Zustand schulterzuckend hinnehmen und schnurstracks abzischen würde. Deshalb nimmt er sich beiden Problemen mutig an und will nicht nur dem plötzlichen Auftauchen der angriffslustigen Kreaturen auf den Grund gehen, sondern zugleich dem fiesen Treiben der selbsternannten Obrigkeit ein Ende bereiten. Schnell muss er jedoch erkennen, dass hinter den Gefahrenquellen eine bedeutend größere Bedrohung steckt, in der auch Dogis Jugendfreunde, das Geschwisterpaar Elena und Chester, eine entscheidende Rolle spielen. Und jeder falsche Schritt dafür sorgen könnte, dass anstatt der erhofften Rettung ein vernichtendes Todesurteil unterschrieben wird.
An dieser Stelle möchte ich ehrlich sein: Die Ys-Reihe war niemals für weltbewegende Rahmenhandlungen bekannt, schaffte es aber dennoch, einen recht gradlinigen „Held muss sich dem Bösen entgegenstellen“-Plot mit sympathischen Charakteren und ergreifenden Schicksalen zu füllen, um gähnender Langeweile und Ideenlosigkeit gekonnt zu entgehen. Ys Memoire: The Oath in Felghana bildet hierbei keine Ausnahme, konfrontiert Adol also erneut auf unbekanntem Terrain mit unsagbarem Unheil, wirft zugleich aber ausreichend erzählerische Dekoration und einige schockierende Wendungen in den Ring, wodurch die Spannungskurve bis zum Abspann erhalten bleibt und ich beim fulminanten Finale sogar ein wenig emotional werde. Ja, beim Verfassen dieser Zeilen haben einige Randdaten des Abenteuers mein Gedächtnis zwar wieder verlassen, während meines Tests hinterließen einige Momente aber zumindest einen kurzzeitig wirkenden Eindruck.
Und obwohl man dem Drehbuch dank zahlreicher Überarbeitungen und Dialogerweiterungen der PSP-Variante keinesfalls anmerkt, dass der erste Entwurf 1989 das Licht der Videospielwelt erblickte, machen sich auch beim Remaster stellenweise noch einige Schwächen bemerkbar. Beispielsweise werden einige Passagen viel zu schnell abgehandelt, hätten stattdessen aber bedeutend mehr Zeit benötigt, um die notwendige Wichtigkeit zu vermitteln. Generell handelt es sich hierbei um eine Problematik, die ich gerne kommentarlos akzeptiere, leider ist beim Streifzug durch Felghana sogar das Finale davon betroffen, wodurch nach einem stundenlangen Aufbau zwar ein befriedigender Abschluss bleibt, diesem dann aber doch noch ein bitterer Beigeschmack verpasst wird.
Wirklich verwirrend ist aber Dogis Rolle in Ys Memoire: The Oath in Felghana. Obwohl dieser beim Besuchs seines Heimatortes und dem Wiedersehen mit seinen Kindheitsfreunden neben Adol eigentlich im Fokus stehen sollte, verabschiedet er sich gefühlt fast nur und verschwindet anschließend im Nichts, um in ausgewählten Momenten urplötzlich aufzutauchen und einige bedeutungsschwangere Worte zu sagen. Schade, hätte Nihon Falcom hier doch die Chance gehabt, dem loyalen Weggefährten noch mehr Facetten und Charaktertiefe zu verpassen. Ihr merkt bereits, dass die Stärken klar überwiegend, die Schwächen dadurch vielmehr zu einer Randnotiz werden, Allerdings wurde leider auch beim Remaster die Chance verpasst, die finalen Geschichtsfalten glattzubügeln.
Eine Stimme für den stummen Helden
Doch welchen in Tage gekommenen Videospielfreund stören solche Handlungsausrutscher schon, wenn man 2025 nochmal in den Genuss eines nostalgischen PSP-Feelings kommen darf? Denn obwohl sich Nihon Falcom sichtbar viel Mühe gegeben hat, Ys Memoire: The Oath in Felghana durch zusätzliche Schärfe und optische Feinpolitur von matschigen Texturen zu befreien, bleibt der visuelle Sprung überschaubar und kann die Handheld-Vergangenheit somit auch nicht gänzlich abschütteln. Wer hier allerdings mit den richtigen Erwartungen an das Felghana-Abenteuer herantritt, wird Zeuge eines ansprechenden Remasters, dass klassischem Charme eine angenehme Prise Grafikfrische verpasst.
Während das Ganze mit der PS4- und PS5-Version bei einigen Technik-Fetischisten eventuell zu einigen Enttäuschungen führen kann, wird die zur Verfügung stehende Hardware durch den Retro-Stil kaum wirklich gefordert, war ich beim Test der Nintendo-Fassung vollends zufrieden, manchmal sogar ein wenig begeistert. Denn vor allem bei epischen Gefechten gegen teils anmutige Bosse macht das Geschehen dank des anschaulichen Looks, etlicher farbenfroher Effekte und durchweg stabilen 60fps eine durchaus gute Figur. Kombiniert mit überarbeiteten Charakterbildern, die bei den zahlreichen Konversationen Verwendung finden, ergibt sich ein gelungenes Gesamtpaket, das kaum nennenswerten Raum für Kritik eröffnet.
Überhaupt ist es schön zu sehen, dass Nihon Falcom die eigene Arbeit am mittlerweile fast schon antiken Klassiker und dem PSP-Remake nicht einfach spurlos unter den Teppich kehren, sondern diesen auch mit dem Remaster in Erinnerung behalten möchte. Auf Wunsch darf man die modernisierten Bildchen nämlich gegen die Handheld-Variante austauschen und somit zumindest mit einem Fuß in der Vergangenheit verweilen. Wer noch weiter in Richtung des Klassiker wandern möchte, darf vom abermals fantastischen Soundtrack mit einer modernen Orchester-Rock-Kombination weiterhin zu den beiden PC-8801- und X68000-Urfassungen wechseln, sich also optional auch von akustisch limitierten, dafür aber weiterhin atmosphärischen Melodien berieseln lassen.
Selbstverständlich dürfen starke Synchronsprecher ebenfalls nicht fehlen. Hier stellt mir Ys Memoire: The Oath in Felghana eine englische sowie eine japanische Option zur Verfügung, die zwar beide mit vortrefflich ausgewählten Stimmen und glaubhaft vorgetragenen Dialogen punkten, die japanische Variante meiner Meinung nach dann aber doch einen kleinen Ticken besser in den Grafik- und Soundteppich passt. Und für langjährige Serienfans schüttelt Nihon Falcom in dieser Rubrik dann noch eine Remaster-Überraschung aus dem Ärmel: Fristete Abenteurer Adol sein Dasein zuvor nämlich noch als stummer Held, bekommt er nun auch einige vertonte Zeilen spendiert. Zwar beschränken sich diese auf einige kurze Einzeiler, wodurch der rothaarige Kämpfer weiterhin kein vollwertiger Teil eines Gesprächs wird, wirkt dadurch aber direkt nahbarer und nicht einfach nur wie ein passives Gespenst. Die Daumen sind gedrückt, dass sich dieser Trend in kommenden Ablegern fortsetzen wird.
Der Erkundungsalltag eines Abenteurers
Allen JRPG-Fans, die sich liebend gerne wochenlang in virtuellen Welten verlieren, möchte ich gerne frühzeitig einen Zahn ziehen: Ys Memoire: The Oath in Felghana ist keinesfalls ein Mammutwerk und kann – sofern man sich auf die eigentliche Haupthandlung konzentriert und verführerische Nebenbeschäftigungen gänzlich außer Acht lässt – in ungefähr zehn Stunden beendet werden. Anstatt hier allerdings von einem KO-Kriterium sprechen zu können, beweist Adols Abenteuer vielmehr eindrucksvoll, dass manchmal eben auch in der Kürze die schmackhafte Würze liegt, also nicht alle JRPG-Spielzeiten automatisch im hohen zweistelligen oder gar im dreistelligen Bereich landen müssen.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Felghana abseits einiger Dungeons, der kleinen Stadt Redmont und den Verbindungspfaden zwischen diesen Schauplätzen vergleichsweise überschaubare Erkundungsmöglichkeiten bietet. Freunde offener Gebiete mit verborgenen Bereichen gehen folgerichtig leer aus, werden aber immerhin in den Dungeons mit alternativen Routen und versteckten Schätzen belohnt. Natürlich darf ich auf Wunsch auch einfach stur zum Ziel düsen und die Handlung damit direkt vorantreiben, nehme ich mir zwischendurch aber ein wenig Zeit und steuere Adol auch mal in eine andere Richtung, darf ich eigentlich immer mit einer zufriedenstellenden Belohnung rechnen. Hobby-Abenteurer kommen also trotz der überschaubaren Schauplatzauswahl weiterhin auf ihre Kosten und müssen nicht einfach nur blind einem Korridor folgen.
Zusätzlich animiert mich Ys Memoire: The Oath in Felghana stetig dazu, meine angestaubten Gedächtniszellen zu aktivieren und im Stil eines geübten Forschers regelmäßig mentale Notizen anzufertigen. Nicht selten wird mir nämlich freudig ein Schatz oder ein bisher unerforschter Bereich präsentiert, den ich aktuell allerdings noch nicht erreichen kann. Einige Stunden später kann ich dann aber doch endlich diesen einen herbeigesehnten Gegenstand ergattern, der mich mit der Fähigkeit ausstattet, das zuvor ausbremsende Hindernis endlich zu überwinden und die greifbaren Kostbarkeiten in meine Griffel zu kriegen. Wenn ich mich nun aber nicht mehr erinnere, wo genau diese Hürden aufzufinden sind, muss ich im ersten Schritt zunächst meine beschrittenen Wege zurückverfolgen.
Schade nur, dass mir auch im Remaster keine verbesserte Karte oder gar eine jederzeit eingeblendete Minimap zur Verfügung stehen. Zwar darf ich auf Knopfdruck weiterhin eine Landkarte aufrufen und mich per Schnellreisefunktion rasant zu bereits besuchen Orten teleportieren, beim Erkunden von Dungeons fehlte mir stellenweise dann aber einfach eine Übersichtshilfe, die noch nicht erforschte Räume markiert und damit das Übersehen besonders gut verborgener Durchgänge vermeidet. Das ist dann aber einfach der Luxus modernerer Ys-Titel, den man beim Angehen eines modernisierten Serienklassiker gedanklich abschütteln muss.
Mit Schwert und Schild zu einem sicheren Felghana
Auch bei den actionreichen Gefechten werden zahlreiche Mechanismen und Hilfestellungen „aktueller“ Ableger direkt über Bord geworfen, weshalb sich das Kampfsystem angenehm zugänglich, gleichzeitig aber auch enorm simpel präsentiert. Letztlich steuere ich umherwandernde Gegner einfach an und vermöble diesen anschließend so lange mit meinem Schwert, bis sie sich im Nichts auflösen. Zwischendurch eine beherzte Ausweichrolle einlegen? Schützend mein Schild heben? Einen Heiltrank einwerfen, um den nahenden Bildschirmtod zu vermeiden? Fehlanzeige! All diese Fertigkeiten stehen hier nämlich leider nicht zur Verfügung.
Normalerweise würde ich so einen spielerischen Minimalismus verfluchen, fühlte mich aufgrund des fantastischen Tempos und der gelungenen Inszenierung dann aber doch vom ersten Moment an optimal abgeholt und bekam dann doch noch einige zusätzliche Fähigkeiten spendiert, mit denen ich meine Strategie zumindest marginal erweitern durfte. Beispielsweise darf ich Adols Sprung einsetzen, um doch noch ein defensives Manöver in mein offensives Feuerwerk einzustreuen und mein Leben zu schützen. Zusätzlich dürfen die bereits angesprochenen Relikte nicht nur zum Ergründen bisher unerreichbaren Terrains, sondern auch für das Entfesseln von vernichtender Magie eingesetzt werden. Dadurch darf man – gefüllte Magieleiste vorausgesetzt – Feuerbälle abfeuern oder mit einem Wirbelwindangriff noch effektiver für Recht und Ordnung sorgen.
Und obwohl das Kampfsystem enorm gut von der Hand geht und sogar unerfahrene Videospielhelden mit einem Quäntchen Gaming-Erfahrung schnell erste Erfolge einfahren dürfen, stellen vor allem die Bosse ab der normalen Schwierigkeitsstufe eine ordentliche Herausforderung dar, bei der höchste Konzentration erfordert wird. Nur selten können diese nämlich direkt angegangen werden, müssen vielmehr durch das Ausnutzen einer eindeutigen Schwachstelle oder das Abpassen des richtigen Zuschlagzeitpunkts in die Knie gezwungen werden. Während die ersten Obermotze dadurch noch relativ angenehm beseitigt werden können, dürften spätestens einige fiese Rivalen ab der zweiten Spielhälfte für unfreiwillige Bildschirmtode sorgen.
Unfair wird Ys Memoire: The Oath in Felghana jedoch zu keinem Zeitpunkt und schafft es durch den fantastischen Unterhaltungswert der Kämpfe bravourös, mich trotz eventueller Rückschläge weiter hochmotiviert im Abenteuer zu verankern. Primär dürfte dieser Umstand den Upgrade-Möglichkeiten zu verdanken sein, mit denen ich Adol konstant trainieren, seine Statuswerte verbessern und potenziellen Gefahren somit (zumindest ein wenig) lockerer ins Gesicht lachen darf. Neben dem Einsammeln von Erfahrungspunkten durch das brave Ausradieren monströser Kreaturen und den damit in Verbindung stehenden Levelanstiegen statten mich geborgene Schatztruhen zudem manchmal mit allerlei Ausrüstungsgegenständen aus, mit denen sich Angriffs- und Verteidigungswerte aufwerten oder hilfreiche Buffs aktivieren lassen. Oder ich tausche gesparte Münzen beim örtlichen Schmied einfach gleich gegen neue Schwerter, Schilder oder Rüstungen aus.
Bereits zu PSP-Zeiten erwies sich der aus all diesen Elementen zusammengebaute Gameplay-Loop als regelrechter Sucht-Garant, entsteht durch die angenehme Mischung aus Geschwindigkeit, Simplizität und immerhin seichter Spieltiefe ein fantastischer Flow, der zu keinem Zeitpunkt langweilt. Sogar kurze (und nur selten wirklich notwendige) Grind-Ausflüge zum unterstützenden Stufenanstieg werden dadurch zum kurzweiligen Ausflug, bei dem man bereits beendete Dungeons auch gleich nochmal nach verpassten Geheimnissen durchforsten kann. Und wem solche Trainingseinheiten zu eintönig und lahm ausfallen, schaltet via Knopfdruck einfach in den High-Speed-Modus, erhöht das Tempo um das 1.5- oder gleich das 2-fache und beschleunigt den Vorgang somit spürbar. Aber Vorsicht: Schnelle Angriffe bedeuten auch schnelle Konter!
Rollenspielqualität ist Trumpf
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr euch eigentlich gerne für etliche Wochen in einer Videospielwelt verlieren möchtet, dann aber doch unverhofft von dem Gefühl eingeholt werdet, dass euch ein ausufernder Umfang komplett ermüden würde? Wie bereits erwähnt stellt Ys Memoire: The Oath in Felghana hier eine willkommene Abwechslung dar und kann trotz aller altbekannter Genre-Merkmale bereits nach zehn Stunden erfolgreich absolviert werden. Allerdings muss hierbei erwähnt werden, dass diese Abschlusszeit durch eine strenge Konzentration auf die übergeordnete Haupthandlung sowie einen großzügigen Einsatz der Turbo-Funktion erreicht wurde – und Nihon Falcom abseits des erzählerischen Pfads natürlich noch einige Nebenbeschäftigungen inkludiert hat, mit denen sich die Spielzeit problemlos verdoppeln lässt.
Ihr möchtet gerne jeden noch so unwichtigen Schatz bergen, alle versteckten Geheimnisse enthüllen, wirklich jeden einzelnen Ausrüstungsslot füllen? Dann solltet ihr prinzipiell etwas mehr Zeit einplanen, gestaltet sich dieses Unterfangen durch die überschaubare Dungeonanzahl zwar definitiv machbar, wird durch die fehlende Minimap und dadurch nicht selten einsetzende Orientierungslosigkeit durchaus erschwert. Gerne dürft ihr auch den Dorfbewohnern bei ihren Problemchen helfen und ihnen in Form einiger Sidequests tatkräftig unter die Arme greifen. Erzählerische Tiefe oder gar spielerischen Anspruch braucht ihr hier jedoch nicht zu erwarten, bleibt sich Nihon Falcom hier doch treu und konzentriert sich auf Hol- und Besieg-Aufgaben.
Immerhin besinnt sich das japanische Entwicklerstudio gleichzeitig auf altbekannte Stärken zurück und gab mir direkt nach Beenden des Abenteuers Anreiz, direkt einen weiteren Durchgang zu starten. Entweder wage ich mich an den nun freigeschalteten Inferno-Modus – einem gnadenlosen Schwierigkeitsgrad, der selbst Serienveteranen ins Schwitzen bringt – heran oder widme mich dem New Game+, wobei ich mit zuvor verdienten Punkten unterschiedliche Fähigkeiten und Statusverbesserungen frühzeitig aktivieren und dadurch mein Erlebnis auf Wunsch anpassen darf. Oder ich stelle im Time-Attack-Modus mein Können unter Beweis und versuche bereits bezwungene Bosse ein weiteres, nun jedoch unter Zeitdruck, zu besiegen. Wahre Schwertkämpfer stürzen sich derweil mutig auf den Boss-Rush-Modus und arbeiten die Endgegnerliste ab, wobei vielleicht auch der eine oder andere bockschwere Geheimkontrahent warten könnte.
Spätestens an dieser Stelle des Tests dürfte Fans auffallen, dass sich Ys Memoire: The Oath in Felghana kaum vom PSP- und PC-Remake entfernt, diese Fassungen maximal leicht aufpoliert präsentiert und um kleinere Bausteine erweitert in die Moderne trägt. Dabei gelingt es Nihon Falcom allerdings auch, den einzigartigen Charme zu übertragen und somit all den Leuten, die Adol Christin erst durch die aktuellen Ableger richtig kennen und vielleicht auch lieben gelernt haben, frühere Abenteuer zur Verfügung zu stellen. Und da für dieses Gesamtpaket dann auch nicht der Vollpreis aufgerufen wird, bleibt zu hoffen, dass auch weitere Klassiker einen Feinschliff spendiert bekommen und die Reihe nach und nach geschlossen in Richtung Zukunft wandert. Denn mittlerweile könnte ich mein Videospielleben ohne Adol kaum mehr vorstellen.
Fazit
Das Remaster von Ys Memoire: The Oath in Felghana präsentiert sich als herrlich nostalgischer Ausflug in eine unbeschwerte Videospielvergangenheit, in der Action-JRPGs bereits mit simplen Handlungs- und Gameplay-Konstrukten vollends begeistern und stundenlang an die Konsole (oder den Handheld) fesseln konnten. Denn obwohl sich das Team von Nihon Falcom weiterhin stark am inhaltlichen Gesamtpaket des antiken Originals und dem spielerischen Aufbau des PSP- und PC-Remakes orientiert, den aktuellen Genre-Standard somit nur selten ansatzweise erreicht, versprüht auch dieses Abenteuer von Adol Christin einen einzigartigen Charme, dem sich Fans kaum entziehen können.
Sich mit den Schicksalen der verschiedenen Dorfbewohner auseinanderzusetzen, verborgene Geheimnisse sowie Schätze zu bergen und mit kräftigen Schwerthieben hartnäckige Kreaturen sowie unliebsame Bosse ins Jenseits zu befördern geht nicht nur erstklassig von der Hand, sondern macht gerade wegen der spielerischen Simplizität auch ordentlich viel Laune. Dass die Story abseits einiger überraschender Wendungen dann doch recht vorhersehbar bleibt und stellenweise etwas überstürzt erzählt wird, die Nebenaufgaben keine wirklichen Herausforderungen darstellen und die Spielzeit mit ungefähr 20 Stunden vergleichsweise knapp bemessen ist, fällt dann auch kaum mehr ins Gewicht. Sobald man sich nämlich ins Geschehen gestürzt, sich dem weiterhin beachtlichen Tempo hingegeben und erste Erfolge mit teils bockschweren Boss-Rush-Modus gefeiert hat, wird man Zeuge eines erstklassigen Unterhaltungsfeuerwerks, dass solche Schwächen gelungen kaschiert.
Wenn man mit Blick auf die überarbeiteten Charakterbilder, eine brandneue Dialogspur für Hauptheld Adol, einen sinnvoll integrierten Turbo-Modus sowie eine Vielzahl an Schwierigkeitsmodi dann noch bedenkt, dass Publisher Marvelous Europe und Entwicklerstudio Nihon Falcom für das Remaster nicht etwa den Vollpreis, sondern faire 29,99 € zum Release aufrufen, erweist sich Ys Memoire: The Oath in Felghana zweifelsfrei als wahrer Pflichtkauf für alle Serien- und JRPG-Fans, tatsächlich sogar für die Besitzer der PSP- und PC-Variante (obwohl sich die Optimierungen eher in Grenzen halten). Immerhin muss es nicht immer ein bombastisches Rollenspielepos mit ausschweifenden Zwischensequenzen und revolutionären Gameplay-Einfällen sein. Manchmal reicht es einfach nur, mit einem tapferen Abenteuer unbekannte Welten zu erkunden, mit einem Schwert für Recht und Ordnung zu sorgen und dabei allerlei Kostbarkeiten einzusammeln.
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