Mehr Dragon Ball geht nicht!
Eine Erinnerung wirft mich als alternden Anime- und Manga-Fan regelmäßig in einen nostalgischen Rausch: Nach der Schule kehrte ich schnell nach Hause zurück und erledigte zuverlässig meine Hausaufgaben, um mich zum Abend vor den Fernseher klemmen und die neuste Folge Dragon Ball Z erleben zu dürfen. Kein Wunder, immerhin waren die Ereignisse rund um Son-Goku, Vegeta und Co. auf dem Pausenhof stets das wichtigste Thema. Wer nicht mitsprechen konnte, der durfte stillschweigend abschieben, damit sich die TV-Truppe lautstark Kamehameha- und Genkidama-Rufe um die Ohren werfen durfte. Zweifelsfrei eine Erinnerung, die viele auch nur ansatzweise am Dragon Ball-Universum interessierte Leute mit mir teilen dürften.
Überhaupt bestimmte die von Akira Toriyama erschaffene Welt unseren Alltag. Am Fernseher wurde der Anime geschaut, in der Buchhandlung nach dem neusten Manga Ausschau gehalten und an der Konsole eine Videospielumsetzung genossen, wobei es sich wenig überraschend oftmals um ein Kampfspiel handelte. Die Budokai Tenkaichi-Trilogie fungierte dabei als heiliger Gral, bot sie doch nicht nur eine stattliche Auswahl an Kämpfern, sondern konnte die fulminanten Gefechte aus der Serie zudem treffend einfangen, uns Möchtegern-Saiyajins also ein traumhaftes Mittendrin-Feeling präsentieren. Weshalb ich mich urplötzlich in der Vergangenheit verliere? Weil Bandai Namco Entertainment und Entwicklerstudio Spike Chunsoft die Reihe fast 20 Jahre nach Veröffentlichung des dritten Ablegers endlich fortsetzen und dafür sorgen, dass die Trauer weltweiter Fans nach dem tragischen Verlust des Schöpfers (und in den Augen vieler Anhänger sicherlich auch Helden) neben einem neuen Anime auch mit einem fantastischen Konsolenabenteuer gelindert wird.
Dementsprechend möchte Dragon Ball: Sparking! Zero, das nun stolz den japanischen Originaltitel trägt, die zuvor gefeierten Stärken nicht einfach nur übernehmen, sondern diese vielmehr als Fundament für das ultimative Erlebnis nutzen, um dem weltweit populären Franchise und damit auch Akira Toriyama selbst ein Videospieldenkmal zu errichten. Doch ob die virtuelle Kampfkraft des finalen Gesamtwerks tatsächlich über 9000 liegt oder dem Team beim Erreichen dieses glorreichen Vorhabens eindeutig die Puste aufgegangen ist, das möchte ich euch im Test verraten.
Virtuelles Muskelgedächtnis
Normalerweise folge ich bei meinen Besprechungen stets einem geordneten Ablauf, um meine Gedanken frühzeitig ordnen und diese möglichst problemlos niederschreiben zu können. Im ersten Schritt lasse ich mich auf die Haupthandlung ein, konzentriere mich anschließend auf den technischen Aspekt und verliere mich schlussendlich komplett im Gameplay, damit ich all diese unterschiedlichen Rubriken dann zu einem in sich geschlossenen Test kombinieren kann. Dragon Ball: Sparking! Zero weckte jedoch die Begeisterung meiner Jugend in mir und animierte mich dazu, ausnahmsweise auf dieses System zu pfeifen, mich blind in ein Duell mit einem computergesteuerten Kontrahenten zu stürzen und ohne Vorbereitung in den Action-Modus zu schalten.
Also entschied ich mich loyal für Son-Goku im glänzenden Super-Saiyajin-Stil, entschied mich für Namek als Schauplatz für mein kämpferisches Debüt und entfesselte meine brachialen (und zu diesem Zeitpunkt ohne jede Frage ausbaufähigen) Kräfte. Dank dem erneuten Fokus auf dynamische Gefechte in offenen 3D-Arenen fühlte ich mich als alter Hase der Budokai Tenkaichi-Reihe direkt heimisch und machte nicht nur langweilig den Boden, sondern auch Wunsch auch die Lüfte unsicher. Der generelle Ablauf bleibt dabei durchgehend recht identisch: Ich nehme meinen Feind ins Visier, donnere in Höchstgeschwindigkeit in seine Richtung und starte anschließend ein regelrechtes Feuerwerk an Schlägen, Tritten und explosiven KI-Attacken, um die gegnerische Gesundheitsleiste zu pulverisieren.
Klingt simpel – und das ist es im ersten Schritt dann auch! Anstatt mich nämlich mit elendig langen Tastenkombinationen zu nerven, die ich als blutiger Anfänger zunächst mühselig lernen muss, geht das Kampfsystem von Dragon Ball: Sparking! Zero angenehm leicht von der Hand und gibt mir die Möglichkeit, anfängliche Siege auch ohne ausgedehnte Vorbereitungszeit oder das Nutzen des optionalen Tutorials einzufahren. Mit diesen Tasten verteile ich den Schmerz, weiche mit dieser aus und kann via Schultertaste meine Energieleiste aufladen, um mit mächtigen Spezialangriffen für ordentlichen Schaden zu sorgen. Wer in seinem Leben auch nur für wenige Stunden einen Controller in seinen Händen gehalten und sich mit den steuerungstechnischen Grundlagen eines Videospiels beschäftigt hat, wird das Basislevel auch hier rasant zumindest ansatzweise verinnerlicht haben.
Bedeutend wichtiger ist es, durchweg konzentriert zu bleiben und den Feind nicht aus den Augen zu verlieren, um schmerzhafte Konter zu vermeiden. Zwar fällt die Kameraführung insgesamt recht zuverlässig aus und hilft mir dabei, selbst bei der Anime-typischen Super-Geschwindigkeit die Übersicht zu behalten, in besonders hektischen Momenten kam es dann aber dennoch vor, dass mich die Verwirrung aus dem Konzept brachte und mein Sparringspartner in den Unweiten des offenen Areals verschwand. Das Ende des Liedes: Urplötzlich donnerte mir eine saftige Energieattacke entgegen und brachte mich an den Rand einer jähen Niederlage. Manchmal muss man eben bluten, wenn man sich steigern möchte.
Es ist noch kein Super-Saiyajin vom Himmel gefallen
Ja, leider komme ich bei Dragon Ball: Sparking! Zero nicht daran vorbei, auf blumige Umschreibungen zu verzichten und blindlings die Floskel-Schublade zu öffnen. Nach unzähligen Duellen und einer mehr als 20-stündigen Testphase ist es nämlich eindeutig, dass das Kampfsystem dem altbekannten Einfach zu erlernen, schwer zu meistern-Motto folgt und mir vor allem höheren CPU-Schwierigkeitsstufen unerwartete Hürden in den Weg wirft, die mit stupidem Gekloppe und frechem Energie-Dauerfeuer höchstens mit jeder Menge Glück aus dem Weg zu räumen sind.
Hier kommt es nämlich nicht selten vor, dass der Computer all die ihm zur Verfügung stehenden Ausweichmöglichkeiten eiskalt ausnutzt, um einer langen Kombo spielend leicht zu entgehen und mir anschließend selbst die Kauleiste zu polieren. Ähnlich wird ein vehementes Kamehameha gerne einmal lächelnd aus dem Weg geschlagen, meine große Hoffnung auf einen schnellen Sieg somit regelrecht zertreten. In diesem Moment merkte ich, dass auch Timing eine existenzielle Rolle spielt, ich demzufolge auf den richtigen Zeitpunkt warten musste, um einen Gegenangriff zu starten und dabei nicht von defensiven Bemühungen meines Rivalen gestört zu werden. Kein leichtes Unterfangen, das mit viel Übung und vor allem ausreichend Geduld dann aber doch angenehm schnell in mein Gamer-Blut überging.
Spike Chunsoft verknüpft einladende Simplizität mit ansprechendem Tiefgang, verhilft vor allem Anfängern oder eingerosteten Konsolen-Fighter zu einem angenehmen Einstieg und lädt dann dazu ein, sich noch ausführlicher mit der Materie zu beschäftigen und eine eigene Strategie zusammenzustellen. Mit welchen Manövern kann ich mich meinem Feind unverhofft schnell nähern und den Überraschungsmoment für eine vernichtende Kombo nutzen? Wie finde ich den richtigen Rhythmus, um Gegenangriffe abzuwehren und direkt einen Konter zu landen? Und wann bietet sich das Aufladen meiner angeschlagenen Energiereserven am ehesten an?
All diese Fragen konnte ich im Laufe meines Tests nach und nach mit einer ausgeklügelten Taktik versehen und mir einen eigenen Stil zusammenstellen, mit dem ich teils beeindruckende Kampfchoreografien zur Schau stellen konnte. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad dann aber doch merkte, dass es weiterhin Raum für Verbesserungen gibt und die Herausforderung doch ziemlich knackig werden, mich gerne sogar mal um den Verstand bringen. Ein Glück steht mir aber erneut der Trainings-Modus zur Verfügung, in dem eben diese Optimierungen vorgenommen und neue Ideen und Strategien ausprobiert werden dürfen. Und gleichzeitig schauen darf, ob ich mich für die moderne oder die klassische Steuerung der Tenkaichi Budokai-Vorgänger entscheiden möchte, die in der Praxis zwar beide astrein funktionieren, sich mit ihren individuellen Feinheiten dann aber eben doch an verschiedene Spielertypen richten.
Die Kämpferanzahl liegt über 180!!!
Fans der Tenkaichi Budokai-Reihe wissen allerdings, dass das Meistern des Kampfsystems nur die halbe Miete ist. Gleichzeitig muss man sich nämlich noch mit der Vielzahl an spielbaren Charakteren auseinandersetzen und durch ausgiebiges Ausprobieren herausfinden, welcher Held oder Bösewicht sich auf dem virtuellen Schlachtfeld als persönlicher Erfolgsgarant herausstellt. Ein existenzieller Schritt, den Dragon Ball: Sparking! Zero erschreckend mühsam gestaltet, mir dabei allerdings ein ebenso entgeistertes wie auch freudiges Lächeln auf die Lippen zauberte: Insgesamt stehen mir hier nämlich beeindruckende 182 Kämpfer zur Verfügung, wodurch der bisherige Serien-Bestwert problemlos geknackt wird und gefühlt fast das gesamte Who-is-Who des Dragon Ball-Universums inkludiert ist.
Wenig überraschend greifen Bandai Namco und Spike Chunsoft dabei natürlich auf einen altbekannten Trick zurück, wodurch die Gesamtzahl künstlich in die Höhe getrieben und die anfängliche Begeisterung dann zumindest ein klein wenig abgeschwächt wird. Verschiedene Variationen und Kraftstufen eines Charakters werden nämlich einzeln aufgeführt, weshalb sich in der Auswahl mehrere Son-Gokus, Vegetas oder auch Freezer vorfinden lassen. Im Kontext der eigentlichen Serie – immerhin unterscheidet sich beispielsweise Son-Goku im Teenager-Alter nicht nur optisch, sondern aufgrund einer stetig wechselnden Angriffspalette auch kämpferisch eindeutig von all seinen Super-Saiyajin-Versionen – macht diese Entscheidung zweifelsfrei Sinn, dennoch sollte man die erste Reise durch das vollgestopfte Auswahlmenü dementsprechend mit der richtigen Erwartungshaltung beginnen.
Doch auch mit dieser kleinen Vorwarnung ist der Kader mächtig beeindruckend und dürfte nur wenige Wünsche offen lassen. Immerhin dürfen neben den unverzichtbaren Helden und Fieslingen auch etliche Nebenfiguren aus der Z-, GT- oder Super-Saga ausgewählt werden, sogar Kämpfer aus dem zahlreichen Filmen stehen zur Verfügung. Mit solchen namhaften Größen wie Broly, Jiren, Beerus oder Frost, zugleich aber auch fast vergessenen Randnotizen wie Spopovich oder eine Reihe harmloser Freezer-Handlanger könnte der Kontrast dabei kaum größer, die Steigerungspotenzial für eventuelle Sequels somit kaum vorhanden sein. Und mit kommenden Daima-DLCs sind bereits weitere Kämpfer bereit, sich dieser gigantischen Riege anzuschließen.
Zugegeben: Trotz grundverschiedener Move-Sets fühlen ausgewählte Charaktere erschreckend ähnlich an, auch bei den unzähligen Goku- und Vegeta-Variationen hätte sich Spike Chunsoft strenggenommen ein wenig zurückhalten und zumindest eine Handvoll Kämpfer streichen können. Allerdings ist es verständlich, dass der Nachfolger einer in Fankreisen so populären Reihe unbedingt noch ein Highlight draufsetzen und alte Rekorde brechen muss. Aus dieser Perspektive kann man Dragon Ball: Sparking! Zero den gelegentlichen Einsatz von Quasi-Kopien problemlos verzeihen und sich einfach freuen, dass fast jeder Vertreter der legendären Saga am Start ist.
In Standbild-Geschwindigkeit durch das Dragon Ball-Universum
Bedeutend wichtiger dürfte für viele Dragon Ball-Freunde eh die Frage sein, wie umfangreich der Handlungsmodus von Dragon Ball: Sparking! Zero ausgefallen ist. Die gute Nachricht: Auch hier hat sich das Entwicklerteam nicht lumpen lassen und dafür gesorgt, dass eine Vielzahl unvergesslicher Highlights aus Dragon Ball Z und Super enthalten sind, dank denen ein weiterer Nostalgie-Trip förmlich vorprogrammiert ist. Die schlechte Nachricht: Tatsächlich zeigen sich gerade in diesem Modus die wohl gravierendsten Schwächen des ansonsten gelungenen Kampftitels, die sich unterm Strich dann aber doch erfreulicherweise in Grenzen halten.
Anstatt in eine in sich geschlossene Erzählung geschubst zu werden, darf ich mich zu Beginn der Hauptkampagne für einen von insgesamt acht zur Verfügung stehenden Charakteren entscheiden, deren individuellen Erlebnisse ich nachspielen darf. Selbstverständlich entschied ich mich auch hier für Son-Goku, hätte allerdings ebenso gut Vegeta, Gohan, Piccolo oder auch Goku Black auswählen können. Anschließend werde ich zu einer Karte gelotst, auf der ich mich im Spielbrett-Stil von einer Episode zur nächsten kämpfen darf. Beispielsweise führte mich Gokus Weg vom Duell gegen Radditz über die Ankunft der Saiyajins zum Planeten Namek und darüber hinaus – Fans der ersten Stunde werden die weiteren Meilensteine von den Z- bis hin zur den Super-Ereignissen sicherlich eh auswendig kennen. Wer Momente aus den Filmen oder GT erwartet, geht derweil leider leer aus.
Auch hier erlaubt sich der generelle Ablauf keinerlei Ausnahmen, sondern folgt streng einer strikten Linie. Ich entscheide mich für eine Episode, werde Zeuge einer kurzen Einleitungssequenz oder eines wichtigen Dialogs (hier darf ich sogar gelegentlich in die Ich-Perspektive schalten, um noch tiefer in das Geschehen einzutauchen) und tausche schlagfertige Worte schlussendlich gegen schmerzhafte Fäuste… und KI-Attacken! Damit das Ganze jedoch zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, hat sich Spike Chunsoft bei der Umsetzung sichtbar viel Mühe gegeben und neben ikonischen Momenten auch unvergleichliche Zitate und zum ausgelassenen Jubeln animierende Manöver integriert, um Erinnerungen an die Manga- und Anime-Vorlagen möglichst effektiv zu wecken. Und selbst nach unzähligen Spielstunden stolpere ich immer wieder über besondere Animationen, die nur beim Stelldichein mit bestimmten Charakteren aktiviert werden können.
Im Gegenzug ging dem Team bei der Inszenierung der Zwischensequenzen allerdings die Puste aus, weshalb anstatt beeindruckender Videos eine Reihe hübsch anzuschauender, jedoch jegliche Dynamik vermissender Standbilder präsentiert wird. Zwar wird durch den Einsatz von Manga-Panels versucht, dieses Versäumnis auf eine bewusste Designentscheidung zurückzuführen, wenn man zwischen actionreichen Super-Kämpfen im Mega-Tempo jedoch urplötzlich zum inszenatorischen Stillstand heruntergebremst wird, ergibt sich ein gewisses Ungleichgewicht. Zum gänzlichen Totalausfall verkommt der Handlungsmodus dadurch zwar keinesfalls, zeigt jedoch bravourös, dass zukünftige Ableger vor allem an dieser Stelle ausreichend Luft nach oben vorzuweisen haben.
Ein Spielplatz für erzählerische Gedankenschlösser
Durch den konstanten Wechsel zwischen fulminanten Duellen und (mal mehr, mal weniger) spannenden Zwischensequenzen entsteht bei einem Handlungsmodus eine durchgehende Geradlinigkeit, die in diesem Genre jedoch kaum verwunderlich ist. Auf dieser Tatsache wollte sich Spike Chunsoft allerdings nicht einfach ausruhen und peppt das Ganze mit alternativen Szenarien auf, deren Inhalt zwar keineswegs das meisterhafte Niveau des Originals erreicht, aber immerhin einen amüsanten Blick in durchaus interessante „Was wäre, wenn…?“-Geschichtsstränge bietet.
Keine Sorge, natürlich betätige ich nun bewusst die Spoilerbremse und gehe inhaltlich nicht weiter auf diese Zusatzepisoden ein, dürfen sich Fans doch gerade hier über die eine oder andere Überraschung freuen. Das eigentliche Freischalten fällt dabei denkbar einfach aus und konzentriert sich auf das Erfüllen eines optionalen Bonusziels oder das Auswählen einer bestimmten Dialogentscheidung. Anschließend folgt man dem alternativen Episodenpfad bis zum Abschluss und darf dann wieder zur eigentlichen Hauptkampagne zurückkehren, um nach weiteren Abzweigungen zu suchen. Ein herrlicher Spaß, dem via DLC in Zukunft hoffentlich noch einige neue Gedankenschlösser hinzugefügt werden.
Apropos Gedankenschlösser: Besonders kreative Geschichtenschreiber dürfen sich bei Dragon Ball: Sparking! Zero sogar selbst ans virtuelle Klemmbrett hängen und dank eines umfangreichen Editors ihre eigene kleine Episode erschaffen. Hierbei lassen sich Posen, Gesichtsanimationen, die Hintergrundmusik, Dialoge und viele weitere Aspekte frei anpassen, sogar die Gesundheitsleiste sowie grundlegenden Statusattribute dürfen beliebig manipuliert werden. Wer ausreichend Zeit und Geduld mitbringt und bereits beim Lesen der Manga im Kindesalter über abgefahrene Wunschduelle nachgedacht hat, darf diese endlich auch umsetzen und anschließend in voller Pracht erleben.
Damit jedoch nicht genug! Habt ihr das erschaffene Szenario als glorreicher Sieger verlassen, dürft ihr eure Kreation sogar hochladen und damit der weltweiten Community zum Durchspielen oder sogar als Fundament für eigene Ideen zur Verfügung stellen. Gleichzeitig dürft ihr euch näher anschauen, welche Fantasien eure Mitspieler in die Tat umgesetzt haben und daraus eventuell sogar eigene Inspiration schöpfen. Obwohl ich aufgrund eines knappen Zeitkontos nur selten viel Zeit mit solchen Editor-Spielereien verliere und mich lieber anderen Modi widme, hat mich die Vielzahl der Anpassungsmöglichkeiten und die beeindruckende Zurschaustellung des Einfallsreichtums der Dragon Ball-Fans hier deutlich länger gefesselt. Und ich mir dessen sicher, dass ich immer mal wieder einen Blick riskieren und neue Episoden ausprobieren werde.
Bildgewaltiges Anime-Feuerwerk
Bereits die Vorgänger galten trotz einer zum damaligen Zeitpunkt vergleichsweise schwachen Hardware als Paradebeispiel dafür, dass Videospiele den Charme, das Feeling und die mitreißende Bildgewalt eines Animes definitiv einfangen können, sofern das verantwortliche Entwicklerstudio mit ausreichend Liebe und Leidenschaft ans Werk geht. Glücklicherweise scheint dem Team von Spike Chunsoft vor allem dieser Aspekt enorm wichtig gewesen zu sein, weshalb sie auch in dieser Rubrik auf ganzer Linie abliefern und die Grenze zwischen Anime und Videospiel abermals verschwimmen lassen.
Erwartungskonform sind es natürlich die zahlreichen Kämpfe, die Dragon Ball: Sparking! Zero brachial in Szene setzt. Wuchtige Explosionen, strahlende Energieattacken, zerstörbare Umgebungen und tosenden Wind heraufbeschwörende Transformationen ergeben kombiniert ein nahezu episches Gesamtpaket an visuellen Effekten, die der schonungslosen Action des Anime spielend leicht gerecht werden. Mit dem Kämpfer meiner Wahl übernatürliche Kräfte zu entfesseln, meine Feinde mit einem unaufhörlichen Angriffsgewitter ins Visier zu nehmen und das daraus resultierende Chaos zu begutachten, machte mir selbst nach unzähligen Stunden noch enorme Freude. Ein Umstand, der vor allem einer beachtlichen Detailverliebtheit zu verdanken ist, die mich stets aufs Neue überraschte.
Wenn Super-Krieger hektisch durch die Lüfte fliegen, sich durch die Gegend teleportieren und Energiebälle um die Ohren schmeißen, verliert man eben den Blick für die Kleinigkeit und konzentriert sich nur auf das große Ganze. Kaum nahm ich mir allerdings die Zeit, genauer hinzuschauen, fielen mir die vielen liebevoll eingeflochtenen Besonderheiten der Charaktermodelle auf, die originalgetreu übernommenen Outfits und Gesichtsausdrücke, die mit zunehmender Kampfdauer und eingestecktem Schaden ebenfalls etliche Blessuren einstecken müssen. Zudem verbergen einige Kämpfer individuelle Animationen und Details, die mir erst bei einem Duell oder einem gesonderten Probespielen aufgefallen sind – eine wahre Fundgrube an wundervollen Feinheiten, von denen ich sicherlich immer noch nicht alle entdeckt habe.
Bedauerlicherweise verkommt der Soundtrack dadurch fast schon zur Randnotiz. Nicht etwa aufgrund einer miserablen Qualität, sondern einfach durch die Tatsache, dass dieser zwar die Atmosphäre des Animes ebenfalls fantastisch einfangen kann, dabei mein Ohr jedoch nur selten mit wahrlich nennenswerten Kompositionen erfreut. Vielmehr ist es eine gelungene Untermalung, die ich zwar nicht missen, mich aber lieber auf die optische Raffinesse konzentrieren möchte. Ganz im Gegenteil zu den japanischen und englischen Sprachausgaben, für die sich alle altbekannten Stammsprecher ans Mikrofon begeben haben und ihre Stimmbänder dabei mit markerschütternden Schreien überstrapazieren. Die Fans wird es freuen!
Hundert Gründe, die Fäuste fliegen zu lassen
Bereits in dieser Form bietet Dragon Ball: Sparking! Zero ausreichend Futter, um sich wochenlang begeistert vor die Konsole klemmen und mit Son-Goku und Co. das weitere Anime-Universum auf den Kopf stellen zu können. Während allein der Handlungsmodus mit all seinen alternativen Routen ungefähr 12 Stunden einnimmt, sorgt allein das Ausprobieren der über 180 Charaktere sowie eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Kampfsystem für weitere Unterhaltung. Allerdings orientiert sich Spike Chunsoft erneut an den Vorgängern und belässt es nicht einfach nur beim gigantischen Kader und der packenden Story, sondern wirft etliche weitere Modi in den Ring, um Fans bedeutend länger an die Konsole fesseln zu können.
Beim Test verwandelte sich der Multiplayer dabei schnell zum bestimmenden Dreh- und Angelpunkt. Mich in stabilen Online-Matches gegen weltweite Kontrahenten zu behaupten, dabei meine kämpferischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und meinen inneren Super-Saiyajin im Zaum zu behalten – besonders hitzige Duelle mit frustrierend knappem und dann leider auch negativem Ausgang verführen mich immerhin gerne mal dazu, den Controller brüllend in Richtung Fernseher zu werfen –, ist einfach nur ein phänomenaler Spielspaß-Garant, der durch ein simples, aber süchtig machendes Ranking-System stets neuentfacht wird. Natürlich möchte ich mit meinen Videospielmuskeln auch ein wenig flexen können, wenn ich nicht gerade eine Niederlagenserie kassiert habe.
Offline-Anhänger kommen ebenfalls auf ihre Kosten und dürfen sich lokal mit Freunden prügeln, wobei der Splitscreen-Modus schnell zum eindeutigen Highlight avanciert. Sich gemeinsam auf ein Sofa schmeißen, zu zwei Controllern greifen und in unzähligen Gefechten herausfinden, wer der ultimative Kämpfer des gesamten Universums ist: Spätestens hier dürfte jeder Gamer einem nostalgischen Rausch verfallen, sich an die wundervollen Zeiten des standardmäßigen Couch-Koops erinnern und Sparking! Zero als Videospielabsacker für den gemütlichen Partyabend aus dem Regal ziehen. Einziger Wermutstropfen ist die eingeschränkte Arena-Auswahl, lässt sich höchstwahrscheinlich aufgrund technischer Limitationen nur der bekannte, optisch jedoch enorm triste Raum von Geist und Zeit auswählen.
Aber wen wird solch ein Problem schon stören, wenn man sich in einem der zahlreichen Turniere der Franchise-Geschichte gegen den Computer oder Mitspieler messen und damit einige ikonische Momente der Seriengeschichte nacherleben darf? Natürlich bleibt das Gameplay auch hier größtenteils unverändert, wird höchstens mit speziellen Schauplätzen, gelegentlichen Sonderregeln und einem Turnier-System ausgeschmückt, dennoch entsteht durch die kompetitive Atmosphäre ein wundervoller Nervenkitzel, der die Action-Kloppereien auf ein neues WOW-Level hieven.
Damit die Muskeln, beziehungsweise die dauerhaft Kombos in die Tasten hauenden Finger, nicht überstrapaziert werden, darf ich den Ring dann doch verlassen und einem ausufernden Shoppingrausch verfallen. Das Besiegen angriffslustiger Rivalen sowie das Erfüllen von Bonuszielen oder ein regelmäßiger Kämpferaustausch versorgen mit nämlich mit allerlei Belohnungen, darunter auch wertvolle Zeni, die ich im Shop in neue Kämpfer, ausrüstbare Zusatzfähigkeiten oder andere Kostbarkeiten investieren darf. Sogar die Dragon Balls lassen sich einsammeln und damit die verschiedenen Shenlongs (ja, davon gibt es so einige) heraufbeschwören und um einen Wunsch erleichtern. Komplettionisten müssen sich also durch eine lange Checkliste kämpfen, um hier wirklich alles zu erleben.
Danke für alles, Akira Toriyama!
Folglich ist stark davon auszugehen, dass sich vor allem Hardcore-Fans total in Dragon Ball: Sparking! Zero verlieren werden. Ob es nun der Handlungsmodus inklusive versteckter Zusatzszenarien, fiktive Editor-Episoden, die zahlreichen Modi, die vorgegebenen Bonusziele oder der stattlich gefüllte Shop ist, Spike Chunsoft hat zweifelsfrei für ordentlichen Umfang gesorgt und diesen zudem durchweg attraktiv gestaltet. Zusätzlich darf ich fast alle mir zur Verfügung stehenden Kämpfer mit alternativen Outfits und teils bekannten Accessoires (beispielsweise dem Kampfkraft-Scouter und einem schicken Heiligenschein) umgestalten und ihnen somit einen modischen Touch verpassen. Nur schade, dass sich nicht alle Modestück auf alle Charaktere anwenden lassen, da ansonsten einige herrlich skurrile Kreationen das virtuelle Licht der Gaming-Welt erblickt hätten.
All diese Beschäftigungsmöglichkeiten sind der beste Beweis dafür, dass Dragon Ball: Sparking! Zero für Serien- und Genre-Fans eine optimale Investition in die Fighting-Zukunft ist, kommen zu den aufgeführten Modi und freischaltbaren Extras doch noch unendlich ausdehnbare Multiplayer- und Anpassungsfreuden hinzu. Zudem befinden sich bereits mehrere Kämpfer-DLCs in der Pipeline, die Profis zum Ausprobieren und eventuell sogar Optimieren des eigenen Stils animieren dürften und dementsprechend abermals weitere Stunden in die bereits beeindruckende Gesamtspielzeit stopfen.
Stehen und fallen tut solch ein regelrechtes Mammutwerk aber nicht mit der inhaltlichen Quantität, sondern mit der Qualität, die oftmals auch mit dem Eifer des verantwortlichen Entwicklerstudios verknüpft ist. Und somit ist es Spike Chunsoft zu verdanken, dass alle präsentierten Teile stimmig ineinander greifen, nicht einfach nur lieblos in den Ring geworfen, stattdessen sinnvoll miteinander verknüpft und mit ausreichend Liebe zum übergeordneten Franchise aufpoliert wurden. Dadurch wurden beim Test in mir wohlige Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit geweckt, in denen ich ohne Alltagsstress und private Sorgen einfach vor dem TV hocken und Son-Goku beim Weltretten beobachten konnte. Ein tolles Gefühl, das jeder noch so unbedeutend anmutende Kampf fantastisch einfangen kann.
Bedeutend wichtiger ist aber die Tatsache, dass Dragon Ball: Spraking! Zero eindrucksvoll zur Schau stellt, was für ein beeindruckendes Universum Mangaka Akira Toriyama erschaffen hat. Wer hätte ahnen können, dass Son-Gokus und Bulmas amüsante Suche nach den Dragon Balls im November 1984 (!) eine legendäre Saga lostreten würde, die problemlos vier Jahrzehnte überdauern und eine ganze Generation an Manga-, Anime- und Gaming-Fans prägen würde, sich somit einen ewigen Platz in der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Nerdkultur sichern würde? Bandai Namco und Spike Chunsoft haben sich vor diesem Lebenswerk verneigt, es mit ausreichend Liebe und Feingefühl (abermals) in ein fantastisches Videospiel umgewandelt und damit untermauert, wie präsent die Reihe in den weltweiten Fanköpfen weiterhin ist. Und allein dafür kann man einfach nur eine klare Kaufempfehlung aussprechen.
Fazit
Fast könnte man meinen, dass Bandai Namco und Spike Chunsoft die sieben Dragon Balls eingesammelt und den heraufbeschworenen Shenlong darum gebeten haben, die seit fast 20 Jahren verschollene Tenkaichi Budokai-Reihe mächtiger denn je wiederauferstehen zu lassen. Dragon Ball: Sparking! Zero vereint nämlich nicht nur alle Stärken der von Fans gefeierten Vorgänger, sondern schaltet anschließend in den Super-Saiyajin-Modus, um wirklich jeden Aspekt auf ein völlig neues Qualitätsniveau zu heben.
Ob nun mit über 180 spielbaren Charakteren (inklusive einiger alternativer Varianten, um die Zahl künstlich, aber immerhin sinnvoll anzuheben), einem ebenso zugänglichen wie auch taktikreichen Kampfsystem, einem umfangreichen Handlungsmodus, spannenden „Was wäre, wenn…“-Szenarien, einem unglaublich amüsanten Mehrspielerpart und etlichen freischaltbaren Extras, Serien-, Anime- und Genre-Fans bekommen hier ein sensationelles Gesamtpaket geboten, dessen virtuelle Muskeln regelrecht platzen. Und das nicht nur mit dem bereits vorhandenen, sondern auch mit den angekündigten DLC-Inhalten wochen-, gar monatelange Unterhaltung garantiert.
Folgerichtig kommt wirklich niemand, der auch nur ein Fünkchen Liebe für die gigantische Welt von Son-Goku und Co. empfindet, an Dragon Ball: Sparking! Zero vorbei, woran auch eine schwächelnde Standbild-Inszenierung wichtiger Story-Momente sowie eine stark limitierte Arena-Auswahl im Splitscreen-Modus überhaupt nichts ändern können. Wie es mit der Serie nach dem tragischen Tod von Schöpfer Akira Toriyama weitergehen wird? Ungewiss. Sicher ist jedoch, dass der neuste Videospielableger nicht nur eine geniale Fighting-Reihe revitalisiert hat, sondern dem Mammutwerk Dragon Ball zugleich mit einem starken Denkmal ehrt.
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