Nicht nur auf dem kunterbunten Papier ein phänomenales RPG-Remake.
Derzeit besitzt Nintendo die übernatürliche und für kommerzielle Erfolge unverzichtbare Fähigkeit, Switch-Remakes zum richtigen Zeitpunkt in die heimischen Händlerregale zu packen. Sobald sich die Gaming-Community nämlich nach einem neuen Mario-Abenteuer sehnt und dabei melancholisch in Richtung der glorreichen Videospielvergangenheit blickt, zaubert der namhafte Publisher einen gefeierten Klassiker aus der Legendenschublade und bringt die Fanherzen mit einer generalüberholten Fassung zum Höherschlagen.
Und dass Nintendo sich dieses Mal für Paper Mario: Die Legende vom Äonentor entschieden hat, scheint nicht vollkommen willkürlich zu sein, feierte das GameCube-Original doch vor 20 Jahren seine Erstveröffentlichung und hat zum erfreulichen Jubiläum logischerweise auch ein gebührendes Geschenk verdient. Dementsprechend stellte sich das Entwicklerstudio Intelligent Systems der ambitionierten Aufgabe, das eigene Werk nach zwei Jahrzehnten auf technische sowie spielerische Herzen und Nieren zu prüfen und die kreative Papier-Sause mit den notwendigen Anpassungen in die Moderne zu tragen.
Nach den weiterhin gelungenen, qualitativ jedoch leicht schwächelnden Serien-Vorgängern Color Splash und The Origami King machten sich bei mir als großer Fan der GameCube-Fassung jedoch berechtigte Sorgen breit, ob das Team dieser Aufgabe tatsächlich gewachsen ist, die alte Spirit-Flamme tatsächlich neu entzünden und an die Stärken des Klassiker würde anknüpfen können. Dennoch sprang ich voller Vorfreude in das künstlerisch hochwertige Switch-Update und möchte euch im Test zu Paper Mario: Die Legende vom Äonentor verraten, ob Skepsis sowie ein Absenken der persönlichen Erwartungshaltung berechtigt sind oder ob beim Erleben des Remakes jegliche Spielspaß- und auch Nostalgie-Tore bedenkenlos geöffnet werden können.
Des Klempners ellenlange Aufgabenliste
Oh Schreck, oh Schreck, die Peach ist weg! Dabei hatte sich die namhafte Prinzessin doch so sehr auf einen erholsamen Urlaub im beschaulichen Örtchen Rohlingen gefreut. Wer hätte ahnen können, dass in der berüchtigten Stadt der Ganoven auch allerlei Gefahren und finstere Gestalten lauern, die einen besinnlichen Ausflug binnen kürzester Zeit in einen regelrechten Albtraum verwandeln können.
Schalte ich den Sarkasmus-Modus nach dem Niederschreiben dieser eröffnenden Zeilen aus, komme ich rasant zu einer wenig überraschenden Antwort: Sogar meine Oma hätte lautstark gebrüllt, dass eine Entführung regelrecht vorprogrammiert ist. Einzig verwunderlich ist die Tatsache, dass dieses Mal nicht etwa Bowser, sondern General Crucius seine fiesen Finger im Spiel hat. Dieser will nicht etwa das Herz der Prinzessin für sich erobern, sondern vielmehr den sagenumwobenen Schatz hinter dem Äonentor in seine Griffel kriegen. Ein Schatz, der auch einen ikonischen Klempner auf den Entdeckungsplan ruft.
Immerhin hat Mario ein Schreiben seiner Angebeteten erhalten, in dem er um Unterstützung beim Auffinden der verborgenen Kostbarkeit gebeten wird. Doch kaum hat der Held sein Endziel Rohlingen hochmotiviert erreicht, ist er aufgrund Peachs (vollkommen unerwarteter) Bredouille nicht nur auf sich allein gestellt, sondern gleichzeitig mit drei fordernden Aufgaben konfrontiert: Denn er muss nicht nur General Crucius und seiner Banditenbande das Handwerk legen und die Prinzessin aus der Gefangenschaft befreien, sondern dabei auch sein Können als unaufhaltbarer Schatzsucher unter Beweis stellen.
Glücklicherweise verfügt der wortkarge Sprungakrobat über eine herzgewinnende Persönlichkeit und schart bereits während seines ersten Stadtausflugs einige Verbündete um sich, die ihn auf die richtige Spur führen. Denn um das legendäre Äonentor öffnen und den dahinterliegenden Schatz feierlich heben zu können, müssen zunächst sieben Sternjuwelen eingesammelt werden, deren Versteckte allerdings ebenfalls ein wohlgehütetes Geheimnis darstellen. Wäre da nicht die antike Schatzkarte, die Peachs Brief beilag: Kaum hält Mario diese in der Nähe des titelgebenden Tors nämlich in die Höhe, wird wie durch Zauberhand der ungefähre Aufenthaltsort des ersten Juwels eingezeichnet. Der Beginn eines farbenfrohen, stellenweise sogar völlig abgedrehten Abenteuers, das mit zahlreichen Herausforderungen, Rätseln und Überraschungen gespickt ist.
Keine Gnade für die Lachmuskeln
Sobald ich die Handlung eines aktuellen Mario-Titel näher beschreiben und anschließend analysiere muss, greife ich vollautomatisch zur Klischee-Schublade und mache mich bereit, die altbekannten Randdaten abzuspielen. Oftmals liege ich mit diesem Instinkt auch vollkommen richtig, haben sich die Serien-Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit doch nur selten (strenggenommen sogar nie) Preise für ausgeklügeltes Storytelling verdient. Und obwohl Paper Mario: Die Legende vom Äonentor in dieser Kategorie ebenfalls keine Auszeichnungen einheimsen wird, lässt sich das Gesamtwerk auch nicht auf ein simples „Peach wird entführt, Mario rettet sie, das Ende“ reduzieren.
Konzentrieren wir uns auf die Grundpfeiler, mutet die Geschichte zunächst dann aber doch erschreckend simpel an. Mario besucht Rohlingen, erhält hier Hinweise auf das Versteck des nächsten Sternjuwels, reist zum jeweiligen Schauplatz und bahnt sich hier einen Weg zum gewünschten Glanzstück. Anschließend geht es zurück nach Rohlingen, wo sich das Ganze wiederholt, bis das große Finale erreicht wird, dessen groben Ablauf Fans problemlos erraten dürften. Lässt man diese altbekannte Kost jedoch außer Acht und lenkt den Blick auf das narrative Beiwerk, eröffnet sich eine herrlich unterhaltsame Handlungswelt, die zweifelsfrei einen Applaus verdient.
Da es sich bei der fantastischen Reise des Papier-Klempners nämlich nicht um ein Jump ’n’ Run, sondern vielmehr um ein Rollenspiel handelt, mussten sich die Story-Schreiber automatisch mehr Mühe geben, um die Spieler auch abseits des Intros und Outros an die Konsole zu fesseln. Die logische Konsequenz: Bei Goombas, Koopas und andere Kreaturen, denen ich beim Abklappern verschiedener Schauplätze begegne, handelt es sich nicht automatisch um seelenlose Feinde, sondern mitunter um durchaus ansprechende Gesprächspartner, die mit kleinen Anekdoten und wissenswerten Hinweisen zum kurzen Plausch einladen und Welt dadurch mit Leben füllen.
Erzählerische Bemühungen, von denen auch die Haupt- und Nebenfiguren allesamt profitieren. Sicherlich hält sich deren Charaktertiefe in Grenzen, bahnbrechende Entwicklungen braucht man hier dementsprechend also nicht zu erwarten, dennoch wecken sie aufgrund ihrer individuellen Persönlichkeiten stets mein Interesse und sorgen dafür, dass selbst die relativ eindimensionale Suche nach magischen Juwelen mit zahlreichen Spannungskurven versehen wird. Theoretisch würde ich euch Gumbrina, Madame Aerona oder Bart-Omb näher vorstellen, möchte praktisch aber gerne darauf verzichten, da das nähere Kennenlernen einen enorm großen Teil der packenden Magie ausmacht.
Die wahrscheinlich größte Story-Stärke von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist allerdings der Humor, der eigentlich auch gleich als fester Bestandteil des Abenteuers bezeichnet werden darf. Denn ab der ersten Zwischensequenz wird ein wahres Gag-Feuerwerk entzündet, das die gesamte Klaviatur vom Schmunzler bis hin zum ausgelassenen Lacher bedient und sich dabei stets auf einem angenehmen, da kaum lächerlichen oder gar überzogenen – immerhin muss das Ganze ja auch kinderfreundlich bleiben – Niveau hält. Witzige Dialoge, der erfinderische Einbau der Nintendo-Historie und ein herrliches Auf-den-Kopf-stellen üblicher Genre-Erwartungen sind nur ausgewählte Beispiele aus dem bunten Comedy-Blumenstrauß, dessen Geruch ich beim Test immer wieder genießen durfte. Und von dem ich zu keinem Zeitpunkt genug bekommen konnte.
Ein RPG-Abenteuer, viel erzählerische Abwechslung
Ein weiterer Vorteil der Rollenspielausrichtung ist der inhaltliche Facettenreichtum der unterschiedlichen Landschaften. Während andere Mario-Titel hier verstärkt auf optische Varianz setzen und dabei durch Eigenheiten des Terrains höchstens noch kleinere Gameplay-Gimmicks einbauen, setzt Paper Mario: Die Legende vom Äonentor vor allem auf erzählerische Besonderheiten. Anstatt mich nämlich in üblicher Serien-Manier einfach nur von einem Level zum nächsten zu kämpfen und die Handlung dabei gefühlt komplett zu ignorieren, darf ich hier eine zusammenhängende offene Spielwelt erforschen, die neben einer Vielzahl spielerischer Alleinstellungsmerkmale (dazu später mehr) auch allerlei mitreißende Geschichten zu bieten hat.
Allein Rohlingen mit seinen skurrilen Gestalten und bedrohlichen Gassen birgt bereits diverse Schicksale, kratzt jedoch höchstens an der Oberfläche der erzählerischen Vielfalt. Sobald ich die Stadtgrenzen nämlich überqueren und die Juwelensuche ausweiten darf, überrollt mich die gebündelte Kreativität der beiden Schreibertalente Hironobu Suzuki und Misao Fukuda regelrecht und reißt die festgefahrenen Story-Mauern früherer Mario-Titel gnadenlos ein. Beispielsweise muss ich einem Dorf beim Entledigen eines angriffslustigen Drachen unterstützen, mich im Rahmen erbitterter Arenakämpfe an die Spitze der Rangliste prügeln, einen wahnwitzigen Mondflug wagen oder inmitten eines fahrenden Zugs die Detektivmütze aufsetzen, um einem mysteriösen Fall auf die Spur zu kommen. Fast fühle ich mich wie in einem Anime, der mich jede Woche mit einer neuen Episode begrüßt, die mich an der Seite altbekannter Helden in brandneue Welten transportiert.
Obwohl all diese Szenarien mit einer gewissen Ernsthaftigkeit behaftet sind und mich gelegentlich sogar mit einigen tragischen (emotional aber zumindest nicht vollkommen zerstörenden) Schicksalen konfrontiert, behält der Humor stets die Oberhand und sorgt dafür, dass nicht nur der örtliche Neuanstrich, sondern auch die erzählerische Abwechslung Ermüdung und Langeweile problemlos fernhalten. Gefühlt markiert jedes Kapitel einen kleinen Neuanfang auf meiner Reise, fügt einen zusätzlichen roten Faden hinzu, der am Ende des aktuellen Abschnitts zwar wieder im gigantischen Äonentor-Wollknäuel verschwindet, mich bis zu diesem Zeitpunkt jedoch fantastisch unterhält und für frischen Wind in der Papierwelt sorgt.
Ähnlich effektiv beim Erfüllen dieses Ziels präsentieren sich auch die zahlreichen Nebenstränge, die inmitten der übergeordneten Rahmenhandlung immer wieder eingestreut werden und in puncto Unterhaltungswert ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. So schlüpfe ich gelegentlich in Bowser stacheligen Panzer und jage Mario hinterher oder treffe als Peach einen technologisch hochentwickelten Computer, der seine Datenbank beim Anblick der Prinzessin mithilfe tiefgründiger Konversationen um einen wichtigen Eintrag erweitern möchte: Liebe! Spielerisch müssen sich diese Passagen zwar oftmals als Nullnummer bezeichnen lassen, laufe ich hier doch eigentlich nur von einer Bildschirmseite zur anderen und führe einige Gespräche, zünden dafür aber immerhin weitere Spaßkanonen, die mir manchmal sogar die Tränen in die Augen treiben.
Klares Highlight unter all den gelungenen Momenten ist dabei Klempner-Bruder Luigi, der bei der eigentlichen Sternjuwel-Suche mit Abwesenheit glänzt, parallel allerdings sein eigenes abgedrehtes Abenteuer zu erleben scheint. Der narrative Kniff: Seinen heroischen Taten darf ich nicht etwa beiwohnen, sondern bekomme diese beim kurzen Schwätzchen in Rohlingen ausschweifend von Luigi mitgeteilt, treffe dabei hin und wieder sogar einen seiner eigenen Partner, die ihm tatkräftig zur Seite stehen. Es ist ein Paradebeispiel dafür, mit zwar für einer Leichtigkeit und Ideenfreude Paper Mario: Die Legende vom Äonentor die eigene Geschichte ausdekoriert und die Welt bereits damit vortrefflich mit Farbe füllt.
Framerate runter, Farbenpracht rauf
Farbe ist derweil das passende Stichwort, bestach doch bereits das GameCube-Original nicht nur als amüsantes Rollenspiel mit kreativen-Klempnereinfällen, sondern auch mit einem markanten Grafikdesign, das sich nahtlos an das hohe Kreativitätsniveau des Storytellings anpasste. Erfreulicherweise hat sich das verantwortliche Remake-Entwicklerstudio Intelligent Systems nicht einfach auf dem Gesamtbild der weit entfernten Vergangenheit ausgeruht, sondern bei der Switch-Fassung erneut Hand angelegt, um der bunten Welt einen verdienten Neuanstrich zu verpassen.
Dementsprechend macht Paper Mario: Die Legende vom Äonentor auch 20 Jahre nach der Erstveröffentlichung eine verboten gute, da herrlich farbenfrohe Figur. Mit viel Detailliebe wurden die Schauplätze sowie Charakter- und Gegnermodelle um weitere Besonderheiten erweitert und mit einer erweiterten Animationspalette bestückt, wodurch sich der Videospielalltag noch dynamischer präsentiert. In Kombination mit einem zeitlosen Papier-Look, der das Abenteuer wie ein rekordverdächtiges Mega-Bastelkunstwerk erscheinen lässt, entsteht ein malerischer Origami-Traum, der mich mit immer wieder neuen Einfällen aus den Socken haut und in mir die Lust weckte, zu Pappe, Kleber und Farbkasten zu greifen, um mir in den eigenen vier Wänden mein eigenes kleines Rohlingen zu erschaffen.
Allerdings ist die visuelle Aufwertung des virtuellen Pop-up-Buchs mit einem Wermutstropfen verbunden, der nicht allen Fans des Originals schmecken dürfte. Kräftigere Farben, generalüberholte Effekte und aufgemotzte Auflösung bringen die betagte Hardware gerne mal ins Schwitzen, weshalb die Bildrate Federn lassen musste. Belief sich diese zu GameCube-Zeiten noch stabil auf 60fps, wurde das Technik-Messer nun großzügig angelegt, weshalb die Switch-Variante mit (vergleichsweise) mageren 30fps daherkommt. Diese erfreut sich zwar ebenfalls zuverlässiger Stabilität, kann einen gewissen Downgrade-Beigeschmack jedoch nur schwer abschütteln. Dabei fallen die fehlenden Frames höchstens in den ersten Stunden – und höchstwahrscheinlich auch nur überzeugten 60fps-Freunden – auf und können aufgrund einer vorherrschenden Geschmeidigkeit rasant ignoriert werden.
Überhaupt wird die Allgemeinheit bei der Konfrontation mit diesem Ärgernis wohl eher unberührt mit den Schultern zucken und sich anschließend freudestrahlend in den nächsten detailreichen Schauplatz stürzen, um noch tiefer in den prächtigen Farbtopf einzutauchen. Zusätzlichen Antrieb verleiht einem dabei der grandiose Soundtrack, der die altbekannten Melodien des Klassikers nicht nur gehörig aufpeppt, sondern ausgewählte Tracks zudem neu arrangiert und ihnen dadurch brandneue Nuancen verteilt. Vereinzelt schießt das verantwortliche Komponisten-Trio dabei ein wenig über die Strenge und nimmt einigen Melodien durch zu viel Bombast einen Teil des früheren Charmes, hierbei handelt es sich jedoch höchstens um verzeihbare Ausnahme einer höchsterfreulichen Regeln. Denn ausreichend Ohrwürmer sind abermals am Start, befreites Mitsummen folglich also vorprogrammiert – vor allem, wenn man urplötzlich legendären Tönen aus der Mario-Geschichte begegnet.
Hinter jedem Blatt versteckt sich ein Geheimnis
Mit farbenfroher Grafikpracht und melodischen Klängen durch die offene Spielwelt zu wandern, macht also enorm viel Freude und dürfte vor allem bei erkundungsfreudigen Nintendo-Abenteurern die blinkenden Forscherlampen aktivieren. Denn auch bei Paper Mario: Die Legende vom Äonentor wird Neugier oftmals belohnt – wer nämlich nicht einfach nur starr von A nach B wandert, sondern auch mal C anvisiert oder eine visuelle Auffälligkeit des aktuellen Schauplatzes näher unter die Lupe nimmt, wird gerne mal mit einem kleinen Geheimnis belohnt, das nicht selten mit hilfreichen Items verknüpft ist.
Mentale Notizen sind hierbei vor allem für Komplettionisten das unverzichtbare A und O. Immer wieder begegnen mir auf meinem Weg nämlich versperrte Pfade, die ich erst im späteren Spielverlauf mit Zugänglichkeit segnen darf. Dämonische Truhen und neue Verbündete versorgen Mario nämlich einer Erweiterung seines Fertigkeitenrepertoires, wodurch nervige Blockaden rasant eingerissen werden. Beispielsweise lassen sich mit Koopa Koopio weit entfernte Schalter betätigen, mit der Papierfliegerform klaffende Abgründe gleiten überqueren, mit Madame Aeronas Superatem lose Papierfetzen davonwehen oder mit der Papierrolle selbst winzige Öffnungen zu wegweisenden Türen umfunktionieren. Dementsprechend macht es durchaus Sinn, sich nach dem Erhalt einer neuen Fähigkeit auf das bisher Erlebte zurückzubesinnen und eventuell einen kleinen Backtracking-Ausflug zu starten, um verpasste Schätze zu heben.
Junge Switch-Besitzer oder blutige Open-World-Anfänger dürften nach dem Durchlesen der letzten beiden Passagen eventuell direkt Schnappatmung bekommen und sich im Angesichts dieser optionale Schatzsuche leicht überfordert fühlen. Da das Leveldesign jedoch angenehm linear ausfällt und nicht etwa auf ausschweifende Megagebiete setzt, dürfen solche Sorgen direkt in den gedanklichen Mülleimer verfrachtet werden. Zwar bieten vor allem bewohnte Örtlichkeiten wie Rohlingen mehrere Abzweigungen, erfordern also bei 100%-Jägern etwas mehr Konzentration und Aufmerksamkeit, viele andere Bereiche erinnern derweil aber an Retro-2D-Level, in denen ich letztlich von links nach rechts wandere und gelegentlich mal einen kleinen Ausflug in eine völlig andere, ungeahnte Richtung starten darf. Und da alle Upgrades ausführlich erklärt und auch im Rahmen angenehm integrierter Rätsel eingesetzt werden, dürfte der Einsatz wirklich niemanden überfordern und rasant in Papier und Farbe übergehen.
Solche Streifzüge halten sich bei Paper Mario: Die Legende vom Äonentor allerdings in Grenzen, wird man von all diesen versteckten Geheimnissen doch nicht erschlagen, sondern stolpert beim Marsch in Richtung Sternjuwelen eher sporadisch darüber. Dadurch werde ich auch nicht gnadenlos in eine nervtötende Backtracking-Hölle geworden, sondern werde stattdessen eher dazu eingeladen, bereits besuchte Gebiete erneut aufzusuchen, um zuvor versperrte Hot Spots auf den Kopf zu stellen. Ein herrlicher Spaß, der Jung und Alt zugleich erfreuen dürfte.
Rundenbasierte Timing-Herausforderung
Durch die farbenfrohen Schauplätze hüpfen, verborgene Schätze bergen und nebenbei zum wiederholten Male den Welt-, beziehungsweise Prinzessinnenretter spielen macht bereits viel Freude, wird jedoch durch ein weiteres für fast jedes RPG-Abenteuer unverzichtbares Kernelement actionreich aufgelockert: Rundenbasierte Kämpfe gegen angriffslustige Fieslinge, die unserem Klempner den Garaus machen wollen.
Abseits von hartnäckigen Bossen gestaltet sich der generelle Ablauf dabei durchweg identisch: Beim Herumlaufen begegne ich potenzielle Gegner, die beim Anblick von Marios Schnurrbart in Rage geraten, angesaust kommen und per Berührung einen Wechsel zum Kampfbildschirm auslösen. Reagiere ich zu spät, beginne ich das Duell mit einem Nachteil. Schalte ich stattdessen rasant und setze zum beherzten Sprung oder Hammerschlag an, eröffne ich mir einen Vorteil und darf vor Beginn der eigentlichen Gefechtsmodalitäten bereits ordentlich Schaden austeilen.
So oder so lande ich auf einer Theaterbühne, komplett mit Vorhängen, Kulisse und Publikum, die dem anstehenden Konflikt einen epischen Touch verpasst. Mario und einer seiner Verbündeten werden hier zu meinem Hauptakteuren, die ich mit zielgerichteten Kommandos herummanövriere und versuche, möglichst rasant, effektiv und vor allem schmerzfrei zum glorreichen Sieg zu gelangen. Dabei stehen mir unterschiedliche Angriffstypen, beispielsweise die soeben erwähnten Sprünge und Hammer, aber auch Schildkrötenpanzer und hungrige Yoshi-Mäuler, zur Verfügung, um die Lebensleiste meiner Kontrahenten gen Nullpunkt zu senken.
Neben der korrekten Manöverauswahl spielt auch das richtige Timing eine entscheidende Rolle. Beim Ausführen eines Angriffs ploppen nämlich kleine Minispiele auf, bei denen ich eingeblendete Buttons rechtzeitig drücken oder eine Anzeige komplett füllen muss, um die Effektivität meiner Attacke zusätzlich zu steigern. Allerdings handelt es sich bei dieser Gameplay-Dreingabe nicht einfach nur um einen Schadensbonus, einige Angriffe können auch komplett fehlschlagen, sofern ich die gewünschte Eingabe nicht korrekt vornehme. Übung macht aber den Meister und sollte in den ersten Stunden an oberster Stelle eures Tagesprogramms stehen, damit solche Fehler kategorisch ausgeschlossen werden.
Ein wichtiger Schritt, um auch das zermürbende Game Over zu vermeiden. Sobald sich die Feinde nämlich zum Gegenangriff bereitmachen, erweist sich ein rechtzeitiger Knopfdruck mitunter gerne mal als Lebensretter, wird der potenzielle Schaden dadurch doch sichtbar reduziert, verpufft mitunter sogar im Nichts. Gänzlich vermeiden lassen sich einige Blessuren zwar nicht – besonders heftige Offensivaktionen können trotz hochgefahrener Schutzschilde nur abgeschwächt, nicht aber komplett negiert werden – dennoch ist auch der defensive Part unerlässlich, wenn man alle Herausforderungen erfolgreich bewältigen möchte.
Papier schlägt einfach alles… mit der richtigen Taktik!
Überhaupt sollten alle Möglichkeiten des doch überraschend tiefgehenden Kampfsystem genutzt werden, um nicht nur Siege einzustreichen, sondern auch spielerische Monotonie gänzlich auszuschließen. So stehen mir neben den bereits vorgestellten Standardangriffen auch Spezialattacken zur Verfügung, deren Einsatz zwar Blütenpunkte (für RPGler eher unter dem Namen Magiepunkte bekannt) kostet, die dafür aber mit einer gehörigen Wucht ausgestattet sind. Bringe ich dazu noch das Publikum in Aufruhr und Sorge mit vortrefflich ausgeführten Manövern unter den Zuschauern für gute Stimmung, erhalte ich Sternenenergie, die wiederrum für besonders mächtige Sternenattacken genutzt werden darf. Aber Vorsicht: Einige Beobachter erweisen sich als Undercover-Fieslinge, die mit unliebsamen Wurfobjekten für Trubel sorgen wollen und per eingeblendetem Knopfdruck rechtzeitig rausgeworfen werden müssen.
Blind mit Standard-, Spezial- und Sternenattacken sowie einer Reihe käuflich erwerb- und in den Landschaften auffindbarer Gegenstände um sich zu werfen, muss bei Paper Mario: Die Legende vom Äonentor aber nicht automatisch zum Erfolg führen. Manche Gegner zeigen sich gegenüber bestimmten Angriffstypen nämlich überraschend resistent, können also nur durch gezielten Ausnutzen ihrer individuellen Schwachstelle in die Knie gezwungen werden. Während fliegende Feinde beispielsweise nur durch einen beherzten Sprungstampfer zu Boden gebracht werden können, sollte man diesen bei Schergen mit Stachelhelm tunlichst vermeiden. Mitunter kann es sich bei der richtigen Strategie zudem um einen rasant vollzogenen Partnerwechsel, ein zuvor eingesammeltes Item oder gar eine übereilte Flucht handeln – es lohnt sich definitiv, das rundenbasierte Kampfsystem und die damit zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen, um die richtigen Schritte einzuleiten.
All diese Möglichkeiten helfen dabei, dass sich der Schwierigkeitsgrad auf einem mittleren Niveau ansiedelt, für Profis also einen gewissen Anspruch garantiert, Anfänger derweil aber auch nicht schonungslos niederschmettert. Stellenweise artet ein kämpferisches Stelldichein sogar zu einem kleinen Rätsel raus, dessen Fragestellung „Wie soll ich denn bitte diesen Abwehrriegel knacken?!“ lautet und dessen Lösung den Schlüssel zum Erfolg darstellt. Da das Auffinden des gewünschten Lösungswegs selten zur überkomplizierten Knobelaufgabe wird und spätestens nach einigen Fehlversuchen bewerkstelligt werden kann, glänzt auch dieser Part von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor mit einem enorm starken Unterhaltungsfaktor, dessen vollständige Wirkungskraft vor allem bei den fantastischen Bosskämpfen erkennbar wird, müssen hier doch alle erlernten Fähigkeiten gekonnt ausgespielt werden, um glorreiche Erfolge zu feiern.
Natürlich muss man sich nicht ausschließlich auf das eigene Können verlassen, sondern darf auch auf ein simples, aber mehr als zufriedenstellendes Upgrade-System zurückgreifen. Wurden ausreichend Gegner besiegt und dadurch 100 Sternenpunkte einkassiert, freut sich Mario über einen Levelanstieg und darf entweder seinen Lebens- oder Blütenvorrat erweitern. Bei der dritten Upgrade-Option handelt es sich um die Steigerung der Ordenspunkte, die entscheidend dafür ist, wie viele der hilfreichen Accessoires ich ausrüsten darf. Letztlich handelt es sich dabei um mit nützlichen Statuseffekten behaftete Gegenstände, die ich nach Belieben aus- und abrüsten und dabei bestimmte Aspekte meines persönlichen Kampfstil verstärken darf. Allein die Ordensjagd macht enorm viel Spaß und sorgt dafür, dass ich eigens zusammengestellte Strategien immer weiter verfeinern oder gar komplett über den Haufen werfen darf, um etwas gänzlich Neues auszuprobieren.
Damals wie heute schafft es Intelligent Systems vortrefflich, die Weltenerkundung mit dem Kampfsystem zu verweben und dadurch beiden Gameplay-Aspekten ausreichend Tiefe und Aufmerksamkeit zu widmen. Denn bei vielen der verborgenen Schätze handelt es sich um neue Orden oder wichtige Gegenstände, vielleicht auch um goldene Münzen, die ich beim örtlichen Händler freudig ausgeben darf. Ich kann aber auch festeres Schuhwerk oder schlagkräftigere Hammer ausfindig machen, mit denen nicht nur zuvor unerreichbare Areale eröffnet, sondern auch hartgesottenen Feinden mehr Schmerzen zugefügt werden. Sogar kleinere Grind-Ausflüge zum rasanten Aufleveln sind möglich, wobei diese während meines Tests immer nur freiwillig gestartet wurden und niemals zwingend notwendig waren. Bei solch einem grandiosen Zusammenspiel hat Langeweile kaum eine Chance.
Schmerzlich verpasste Update-Chancen
Mittlerweile dürften aufmerksame Leser bemerkt haben, dass mich Paper Mario: Die Legende vom Äonentor beim Test vollends überzeugen konnte. Besonders beeindruckt war ich jedoch von der Tatsache, dass sich das Gameplaykonstrukt tapfer gegen den Zahn der Zeit behaupten konnte und nennenswerte Updates eigentlich überhaupt nicht nötig waren. Scheinbar teilten Nintendo und Intelligent Systems meine Ansicht und legten beim Remake nur an ausgewählten Stellen die Entwicklerhand an, dürften damit aber vor allem Neueinsteigern ein beruhigtes Lächeln auf die Lippen zaubern.
Ab jetzt müssen sich Mario und Co. nämlich nicht alleine mit den Feinheiten des Kampfsystems auseinandersetzen, sondern dürfen nun optional auf einen Toad-starken Kampf-Coach zurückgreifen, der eventuelle Hürden mit wissenswerten Tipps und Tricks rasant beseitigt. Ratlos durch die Gegend wandern ist nun ebenfalls Geschichte, lässt sich via Knopfdruck doch das brandneue Hinweissystem aktivieren, der als formidabler Wegweiser fungiert und mir mit wenigen Worten deutlich macht, wohin mich die Haupthandlung als nächstes hintreiben möchte. Konnte temporäre in der Vergangenheit noch zu einem ungewollten Motivationsabbau führen, ist diese Problematik nun also aus der Welt geschafft. Währenddessen sorgt ein hinzugefügter Röhrenraum unter Rohlingen dafür, dass die Rückkehr in bereits abgeschlossene Gebiete noch schneller vorgenommen werden und kleinere Backtracking-Ausflüge deutlich angenehmer umgesetzt werden können.
Leider werden durch eben diese Modifizierungen zugleich die verpassten Chancen und (zumindest für mich) enttäuschenden Versäumnisse sichtbar. Beispielsweise wurde die limitierte Item-Grenze nicht wie erhofft angehoben, sondern bei mickrigen 15 Gegenständen, die Mario insgesamt mit sich führen darf, belassen. Prinzipiell ist diese Entscheidung nachvollziehbar, könnte man die spielerischen Mechanismen ansonsten doch leicht aushebeln, sich mit unzähligen Heilobjekten ausstatten und somit jegliche Boss-Bemühungen ohne große Mühen ausschalten. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, diese nervtötende Einschränkung zumindest aufzulockern, die Gesamtanzahl ansatzweise anzuheben oder einfach nur den Transfer in ein Lager zu vereinfachen. Oftmals finde ich beim freudigen Erkunden Gegenstände, die ich wegen dieser lächerlichen Grenze nicht einfach mitnehmen darf, sondern zunächst meine Taschen leeren muss – oder meinen gefundenen Schatz halt direkt wieder wegwerfen muss. Ärgerlich!
Persönlich halte ich es aber für unverständlich, dass das generelle Spieltempo nicht gesteigert wurde, sich oftmals wiederholende Abläufe sowie Dialoge nicht beschleunigen oder gar auf Wunsch überspringen lassen. Hielt ich das gemächliche Tempo anfangs noch für den Tutorial-Modus, dessen Ende einen deutlichen Tritt aufs Gaspedal bedeuten würde, wurde mir schnell bewusst, dass ich mich damit wohl abfinden und die unnötig langgezogenen Momente als mentale Ruhephasen verbuchen sollte. Ein Gespräch zieht sich mal wieder? Wird schon, irgendwann ist es vorbei. Eine Zwischensequenz kommt gefühlt nicht zum Punkt und glänzt mit unnötigen Längen? Muss ich wohl durch. Das Publikum feiert und füllt mit dem Applaus meine Sternenleiste? Tja, dann muss ich mit meinem nächsten Zug wohl warten, bis dieser Vorgang abgeschlossen ist – jedes Mal aufs Neue!
Ja, bin ich erstmal richtig ins Abenteuer eingetaucht, verkommen solche Negativpunkte schnell zu einem akzeptablen, da problemlos zu verdrängenden Störgeräusch, wodurch dieser Part meiner Besprechung auch als Meckern auf höchstem Niveau abgestempelt werden darf. Dennoch ist es einfach schade, dass eindeutige Schwachstellen des Originals nicht ausgemerzt, sondern unverändert übernommen wurden, die definitiv sicht- und spürbare Verbesserung des Gesamterlebnisses dann also doch mit kleineren Abzügen in der B-Note leben muss.
Eine umfangreiche Papierwelt zum Verlieben
Scheinbar war sich Intelligent Systems durchaus bewusst, dass das Betrachten eines künstlerischen Meisterwerks und das Eintauchen in dessen betörenden Farbwelten für lange Zeit fesseln, die Sinne ab einem bestimmten Punkt dann aber doch überstrapazieren kann. Demzufolge artet Paper Mario: Die Legende vom Äonentor nicht etwa zu einem niemals enden wollenden RPG-Mammutwerk aus, sondern trifft mit gut 35 Stunden für das Beenden der Haupthandlung gefühlt die goldene Mitte. Dabei muss angemerkt werden, dass ich gerne mal kleinere Sonderausflüge eingelegt und mich in Gesprächen mit meinen Verbündeten verloren habe, die Nettozeit also höchstwahrscheinlich eher in Richtung der 30-Stunden-Marke geht.
Besonders schön: Anschließend werde ich nicht direkt gezwungen, die wunderschöne Papierwelt zu verlassen, sondern darf mich – sofern ich den inneren Wunsch verspüre – noch an zahlreichen Nebenbeschäftigungen versuchen, um die Gesamtspielzeit nach oben zu kurbeln. Neben den bereits erwähnten Geheimnissen und verborgenen Schätzen, von denen nach meiner ersten Begegnung mit dem Abspann noch ausreichend vorhanden waren, erwartete mich auch noch eine Reihe kleinerer Aufträge, bei denen ich den Bewohnern von Rohlingen tatkräftig unter die Arme greifen konnte. Oftmals handelte es sich dabei zwar nur um kurze Fetch-Quests, manchmal sogar nur um einen recht ereignislosen Marsch zu einem vorgegebenen Ziel, dennoch erweisen sich diese Missionen als angenehmer Zeitvertreib, der zudem mit schicken Belohnungen honoriert wird.
Solltet ihr Schuhe und Hammer kurzzeitig ruhen lassen, dabei aber dennoch auf der Suche nach Unterhaltung sein, steht euch die Spielhalle zur Verfügung, in der ihr eure verdienten Münzen in Automaten schmeißen oder euch an verschiedenen Minispielen versuchen könnte. Wer sich dabei dann auch noch geschickt anstellt, verdient sich ebenfalls einige hilfreiche Preise. Geschickt anstellen sollte man sich auch bei der Grube der 100 Prüfungen, in der ich mich von Ebene zu Ebene mit immer stärker werdenden Gegnergruppierungen konfrontiert sehe und kämpferische Meisterleistungen darbieten muss, um schlussendlich sogar hartnäckige Bosse zu stürzen. Zwar darf ich alle zehn Runden eine Ruhepause einlegen, im Austausch mit einigen Münzen zur Halbzeit sogar einen Checkpoint setzen, dennoch werden hier vor allem Profis angesprochen – und sogar Kenner des Originals dank kleinerer Updates vor der Zielgeraden mit einer kleinen Überraschung beschenkt.
Die Switch-Variante von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor ist definitiv ein Remake, wie man es sich von einem Nintendo-Klassiker wünscht. Alle funktionierenden Dinge wurden nahtlos über-, kleinere Feinpolituren vorgenommen und zwar marginale, für Fans aber dennoch relevante Neuerungen hinzugefügt. Das Endresultat ist die anschauliche Revitalisierung eines geliebten GameCube-Rollenspiels, das die alte Generation in einen freudigen Nostalgie-Rausch versetzt und die junge Generation die Pforten in eine wundervolle Papierwelt öffnet. Und in uns allen wohl die Lust wecken wird, zu Bastelbogen, Schere, Kleber und Tuschkasten zu greifen, um unser eigenes kleines Mario-Diorama zu kreieren.
Fazit
Mit dem Remake von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor beweisen Videospielschmiede Intelligent Systems und Nintendo eindrucksvoll, dass sich das kunterbunte RPG-Abenteuer nach zwei Jahrzehnten nicht nur vortrefflich gehalten hat, sondern dass die bereits im GameCube-Original enthaltene Magie ihre mitreißende Wirkungskraft auch auf der Switch problemlos entfalten und damit Kenner sowie Neueinsteiger gleichermaßen in ihren betörenden Bann ziehen kann.
All die Stärken der Vergangenheit – darunter beispielsweise der omnipräsente Humor, ein überraschend vielschichtiges Kampfsystem sowie eine abwechslungsreiche und mit allerlei Geheimnissen befüllte Spielwelt – dienen als Fundament für eine visuell aufgefrischte Präsentation und spielerische Verbesserungen, die sich oberflächlich betrachtet zwar in Grenzen halten, dem Gesamtwerk aber dennoch einen modernen Anstrich verpassen. Dass dabei einige Update-Chancen verpasst wurden und eine unnötige Item-Beschränkung und ein gelegentlich erschreckend lahmes Tempo dadurch leicht säuerlich aufstoßen mag zwar ärgerlich sein, lässt sich in Anbetracht eines farbenfrohen Unterhaltungsfeuerwerk und des stattlichen Umfangs jedoch problemlos akzeptieren.
Nach zwei vergleichsweise mauen Serienablegern konnte Intelligent Systems mit Paper Mario: Die Legende vom Äonentor nun also beweisen, dass die Reihe in ihren Händen weiterhin bestens aufgehoben ist und zuverlässig in die Zukunft getragen werden kann. Wie genau diese aussieht? Das steht zu diesem Zeitpunkt leider nur in den Sternjuwelen geschrieben. Sollte Nintendo aber eine Fortsetzung abnicken, bekommt das gesamte Entwicklerteam die Chance, mit vereintem Können zu glänzen und ein weiteres Papier-Meisterwerk zu erschaffen. Denn während das Remake eines umjubelten GameCube-Klassikers mit weniger Hürden behaftet ist, dürfte der vollständige Aufbau eines brandneuen Abenteuers sowie das Erreichen der gewohnt hohen Qualität eine bedeutend größere Herausforderung darstellen. Gefühlt ist es jedoch eine Aufgabe, der Intelligent Systems gewachsen ist – und wir nun die Daumen drücken müssen, dass sie die Gelegenheit bekommen, das Kunststück zu wiederholen.
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