Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück

Pika-starkes Detektiv-Wiedersehen für jung, aber eher nicht für alt.


Manchmal braucht ein erprobtes Rezept etwas mehr Pepp, eine neue Zutat, eine geschmackliche Neuausrichtung, um kulinarische Eintönigkeit frühzeitig zu vermeiden. Einen ähnlichen Gedanken dürfte auch Nintendo im Jahr 2016 mit Blick auf das enorm erfolgreiche Pokémon-Franchise gehabt haben. Okay, natürlich sollten Videospiele unter keinen Umständen verspeist werden, weshalb Switch-Cartridges mit einem widerlich bitteren Geschmack behaftet sind, allerdings schien die geübte Formel im Rahmen einer internen Analyse leichte Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Die logische Konsequenz: Ein gewagtes Spin-off-Experiment!


Und so erblickte Meisterdetektiv Pikachu das Licht der virtuellen Welt und erfreute japanische Fans mit einem kurzen, herunterladbaren Abenteuer für den Nintendo 3DS. Das Ganze als verrückt zu bezeichnen, dürfte wohl untertrieben sein, stellte Nintendo die grundlegenden Charakteristiken des gelben Knuddelballs doch gehörig auf den Kopf, um für den erhofften frischen Wind zu sorgen. Ein süßes Pika-Pika hier und da durfte zwar nicht fehlen, geriet allerdings in den Hintergrund, um dem sprechenden, Kaffee schlürfenden und kniffelige Fälle auflösenden Held eine aufmerksamkeitsstarke Bühne zu bieten. Das Vorhaben ging auf und 2018 eroberte der Gedankenakrobat dann auch den Rest der Welt, erhielt 2019 zudem seine eigene Hollywood-Verfilmung mit Ryan Reynolds als prominenten Sprecher. Wenn das keine Erfolgsgeschichte ist!


2023 wird mit dem Switch-Sequel Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück nun endlich ein neues Kapitel aufgeschlagen. Doch ob Nintendo damit eine weitere wohlmundende Geschmacksoptimierung gelingt oder nun ohne nennenswerte Bemühungen auf das geübte Rezept aus der Vergangenheit zurückgegriffen wird, das kann nur im Test herausgefunden werden. Also lehnt euch zurück, lest gespannt die nachfolgenden Zeilen und beobachtet, wie ich an der Seite von Detektiv Pikachu höchstpersönlich die herbeigesehnte Antwort ans Licht bringe!


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„Wo ist Harry?“, Teil 2


Meisterdetektiv Pikachu lässt es sich nicht nehmen, beim Genießen eines frisch aufgebrühten Kaffees eine mitreißende Geschichte zu erzählen. Kein Wunder also, dass er zu Beginn seines neusten Falls in Erinnerungen schwelgt und mich zunächst über die Ereignisse des Erstlings aufklärt. Wie sich der gelbe Protagonist auf der Suche nach seinem verschollenen Partner Harry mit dessen Sohn Tim zusammenschloss, regelrecht in bedrohliche Ermittlungen hineinstolperte und gemeinsam mit seinem neuen Partner, der ihn auf wundersame Weise verstehen konnte, der mysteriösen Substanz R auf den Grund ging, die Pokémon in eine ungezügelte Raserei versetzten. Schlussendlich konnten sie die Gefahr abwenden und Ryme City retten – Harry bleib jedoch verschwunden.


Zwei Jahre nach den Ereignissen setzt Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück ein. Pikachu und Harry sind mittlerweile zu lokalen Helden aufgestiegen und sollen bei einer kleinen Feierlichkeit geehrt werden, da taucht ein wildgewordenes Krarmor aus dem Nichts auf und stibitzt die ikonische Mütze des namhaften Tüftlers. Ein scheinbar ebenso simpler wie auch gradliniger Fall für das dynamische Denker-Duo, der sich allerdings schnell als Startpunkt eines wahren Rätselmarathons entpuppt und sogar mit dem übergeordneten Ziel beider Hauptakteure in Verbindung zu stehen scheint. Ihr merkt bereits, dass ich die Rahmenhandlung nur anschneiden, höchstens an der Oberfläche kratzen möchte, um keinerlei Wendungen und Überraschungen vorwegzunehmen.


Wer sich auch nur ansatzweise mit Krimis auskennt und bereits die Kinoverfilmung angeschaut hat, dürfte zahlreiche Puzzleteile frühzeitig zusammensetzen, wahre Täter weit vor allen anderen korrekt identifizieren, wodurch einige schockierende Momente nur in abgemilderter Form erleben. Dennoch schafft es die Fortsetzung gekonnt, die sympathischen Charaktere, den Humor sowie eine gewisse Grundspannung des Vorgängers gekonnt aufzugreifen und fortzuführen, Langeweile abseits einiger unnötig langgezogener Konversationen und Passagen dank erzählerischer Highlights und unvorhergesehener Ereignisse also gezielt aus den Ermittlungen rauszuhalten und damit vor allem Pokémon-Fans ein unterhaltsames Erlebnis zu garantieren.


Dabei schafft es das verantwortliche Entwicklerstudio Creatures erstklassig, sich nicht nur auf die Hardcore-Anhänger zu versteifen. Klar, diese werden sich über allerlei bekannte und beliebte Poké-Gesichter freuen, gleichzeitig wird die potenzielle Zielgruppe aber erneut erweitert, sollen doch auch jüngere Switch-Spieler nach Ryme City eingeladen werden. Aus diesem Grund greift Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück kaum auf die umfangreiche Pokémon-Historie zurück, versucht mit Ausnahme der kaum vermeidbaren Harry-Verbindungen sogar eine Distanz zum Erstling zu wahren, damit sich Neueinsteiger nicht überfordert fühlen und ohne jegliche Verwirrung bei der Auflösung des Falls unterstützen dürfen. Ein Vorhaben, das in der Praxis tatsächlich aufgeht.



Abenteuerlicher Ermittlungszug durch Ryme City


Am Gameplay musste derweil kaum Hand angelegt werden, um Überforderung zu vermeiden. Strenggenommen handelt es sich bei Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück nämlich auch dieses Mal wieder um ein Visual Novel, das mit erkundbaren Schauplätzen und kleineren Minispielen gelegentlich dann aber doch ein wenig Interaktion aus der Spielerschaft herauskitzeln möchte. Immerhin muss sichergestellt werden, dass das junge Publikum beim Durchlesen eines ausufernden Romans nicht gelangweilt vom Sofa purzelt.


Glücklicherweise bieten handelsübliche Ermittlungen ausreichend Futter, um das Lese-Abenteuer mit spielerischen Möglichkeiten zu füllen. Beispielsweise darf ich verschiedene Örtlichkeiten der Stadt nach wichtigen Hinweisen durchsuchen oder mit allerlei menschlichen und Pokémon-Zeugen sprechen, um brennende Fragen mit einer klärenden Antwort zu versehen. Wurde wirklich jede Ecke unter die Lupe genommen, jeder Stein auf den Kopf gestellt, jeder noch so unschuldig wirkende Tatverdächtige ausgequetscht, darf ich mein hilfreiches Notizbuch öffnen, die gesammelten Punkte miteinander kombinieren und damit zur alles aufklärenden Schlussfolgerung gelangen. Detektivarbeit, wie sie im Buche steht, eben.


Wenig überraschend wird die Inspizieren-Befragen-Analysieren-Kombination nicht nur einmalig eingesetzt, sondern avanciert direkt zum eigentlichen Herzstück des Titels, das immer wieder aufs Neue in den Fokus der spielerischen Aufmerksamkeit gerät. Um einschläfernde Repetition auch an dieser Stelle frühzeitig zu vermieden, wirft Team Creatures kleinere Auflockerungen in Form kurzer Quick-Time-Events oder amüsanter Minispiele in den Ring. Nennenswerte Innovationen dürften hier natürlich nicht erwartet werden, eine drohende Monotonie wird dadurch aber definitiv vorsorglich aufgebrochen.


Leider wird diese Strategie nur halbherzig umgesetzt und erfüllt den gewünschten Zweck dadurch nur bedingt. Oftmals fühlte ich mich dann nämlich doch in einer Art Loop gefangen, wurde zum ständigen Wiederholen bereits mehrfach ausgeführter Manöver gezwungen und fühlte mich dabei nicht etwa unterhalten, sondern vielmehr genervt. Erzählerisch aufheiternde Nebenaufgaben konnten meine Laune dann kurzzeitig verbessern, zeigten mit simplen Sammelaufgaben und stupidem Hin-und-her-Gerenne dann aber ebenfalls die bereits angesprochene Problematik, verpassten meiner Gemütsstimmung also einige dunkle Gewitterwolken. Hier wären deutlich mehr Bemühungen notwendig gewesen, um den Visual-Novel-Standard mit etwas mehr Anspruch zu füllen.



Kein Platz für Konsequenzen


Anspruch ist zugleich mein Sprungbrett in den nächsten Themenbereich, wobei der Begriff leider mit dem unliebsamen Anhängsel -slosigkeit versehen werden muss. Als in erster Linie für Kinder und Familien konzipiertes Videospielabenteuer muss der Schwierigkeitsgrad von Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück nämlich möglichst niedrig ausfallen, um unliebsame Frustmomente gänzlich zu vermeiden. Bedauerlicherweise wird dabei aber auch der letzte Hauch einer ansprechenden Herausforderung gnadenlos über Bord geworfen.


Versteht mich nicht falsch: Prinzipiell würde ich solch eine Herangehensweise überhaupt nicht kritisieren, sollen doch auch junge Gamer die Chance bekommen, zufriedenstellende Erfolge ohne niederschmetternde Enttäuschungen zu erleben. Allerdings erreicht das eingesetzte Fingerspitzengefühl hier ein ungeahntes Ausmaß und streicht jegliche Konsequenzen aus den laufenden Ermittlungen. Bei der Schlussfolgerung wurde eine falsche Antwort ausgewählt? Kein Problem, wähle einfach eine andere Option, die wird schon richtig sein. Ein Quick-Time-Event wurde versemmelt? Versuch es doch einfach so lange, bis es geklappt hat. Ein Minispiel endet im Fehlschlag? Easy, starte doch einfach nochmal von Null, beim nächsten (oder vierten) Anlauf wird das schon. Game Over oder ein anderes Nachspiel? Bei all diesen Situationen Fehlanzeige.


Natürlich bin ich mir dessen bewusst, dass der Vorgänger ähnlich konzipiert war und die (in den Augen des Entwicklerteams scheinbar zum Großteil jungen) Spieler bei wirklich jedem noch so einfachem Schritt vorsichtshalber an die Hand nehmen wollte. Mit der Fortsetzung hätte Creatures allerdings die Chance gehabt, verschiedene Schwierigkeitsstufen einzuführen, um die Rätselreise von Pikachu und Tim optional mit etwas mehr Biss auszustatten und damit zwei Gaming-Lager abzuholen. Dabei muss natürlich weder das Niveau eines Ace Attorney noch eines Professor Layton erreicht werden, spricht man allerdings neben Kids auch die breite Pokémon-Community an, ist eine Prise Anspruch einfach nur wünschenswert.


Positiver Nebeneffekt der strikt fortgesetzten Schwierigkeitsstrategie ist natürlich die Tatsache, dass sich loyale Anhänger des Originals direkt abgeholt fühlen, orientiert sich Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück doch stark an dessen Grundpfeilern. Es müssen halt nicht immer fordernde Kopfnüsse, komplexe Knobelaufgaben und verschachtelte Puzzle sein. Manchmal tut es auch einfach nur eine interaktive Geschichte, bei der man stellenweise um ausgewählte Eingaben gebeten wird und unbedachte Fehlschläge mit einem müden Lächeln wegspielen kann. Die Entscheidung, in welcher Stimmung man derzeit ist, muss halt eben vor einem eventuellen Kauf getroffen werden.



Made for Kids – mit gewissen Abstrichen


All meine bisherigen Kritikpunkte lassen sich mit einem Totschlagargument im Keim ersticken: „Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück richtet sich halt an eine junge Zielgruppe, heul nicht rum, du alter, verbitterter Gamer-Opa.“ Ein legitimer Einwand, der aufgrund unzureichender Lokalisierungsbemühungen sicherlich nicht in Frage gestellt, aber zumindest in der generellen Umsetzung bemängelt werden darf.


Nintendo hat es nämlich verpasst, dem Abenteuer eine deutsche Sprachausgabe zu verpassen, weshalb kleine Gamer vor dem Sprung in die Hauptkampagne schnell noch einige Englisch- und Japanischkurse besuchen müssen oder – und diese Option halte ich für bedeutend wahrscheinlicher – zum Lesen zahlreicher Texte verdonnert werden. Kein automatisches KO-Kriterium, aber zumindest ein ernstzunehmender Gefahrenherd, der neben dem Konzentrationsvermögen auch die Grundmotivation rasant in Flammen setzen kann.


Dadurch entsteht ein ungewöhnlicher Zielgruppen-Balanceakt, dessen gespanntes Seil erschreckend dünn ausfällt. Einerseits müssen die Kids nämlich jung genug sein, um von der vorherrschenden Anspruchslosigkeit nicht direkt in einen tiefen Abgrund der Langeweile geschubst zu werden, müssen gleichzeitig aber alt genug sein, um die Handlung mit ihren vielen Dialogen verstehen und verinnerlichen zu können. Es dürfte kein Geheimnis sein, dass das Casten und Verpflichten passender und dem namhaften Franchise qualitativ gerecht werdender Sprecher die lokalen Produktionskosten direkt in die Höhe treibt und die Veröffentlichung solch eines Spin-offs zu einem wirtschaftlichen Risiko macht. In diesem Fall hätte eine deutsche Sprachausgabe aber zweifelsfrei viel Sinn gemacht.


Die weiterhin ungebrochene Pokémon-Magie wird aber sicherlich dabei helfen, dass sich viele Interessenten weder von Problem A noch von Problem B beeindruckt zeigen und einfach nur mit Detektiv Pikachu herumrätseln und über dessen flotten Sprüche lachen möchten. Und diese werden dank ihrer Lese- und vielleicht auch Sprachkenntnisse dann auch auf ihre Kosten kommen, glänzen die Stimmen der englischen und japanischen Varianten doch mit durchweg überzeugenden Leistungen, die vor allem die emotionalen Nuancen sowie den Humor perfekt einfangen. Wobei ich mir sicher bin, dass auch Ryan-Reynolds-Sprecher Dennis Schmidt-Foß diese Aufgabe mit Bravour gemeistert hätte.



Verpasste Chancen


Überhaupt fühlte es sich gelegentlich so an, als würden Nintendo und Creatures nicht vollends hinter dem Spin-off stehen, Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück zwar eine grundlegende Aufmerksamkeit beipflichten, dabei aber auch einen Kosten-Nutzen-Faktor im Auge zu behalten. Immer wieder stolperte ich nämlich über Momente, in denen ein gewisses Maß an Detailverliebtheit, an notwendigem Feinschliff fehlte. Katastrophale Technikschnitzer oder gar eine verteufelte Unspielbarkeit braucht dabei zwar niemand zu befürchten, dennoch wurde das mögliche Potenzial nur selten gänzlich ausgeschöpft.


Hauptverantwortlicher Aspekt dieser Vermutung ist das grafische Gesamtbild. Anstatt die Switch-Power zu nutzen und sich visuell deutlich vom 3DS-Vorgänger abzuheben, läuft die zweite Detektivrunde eher auf Sparflamme und wirkt eher wie ein rasant hingeklatschter Handheld-Port. Ja, die Charaktermodelle können sich abseits stellenweise etwas hölzerner Animationen sehen lassen und auch die Pokémon machen vor allem während der Zwischensequenzen eine gute Figur, dennoch begleitete mich den gesamten Test lang das Gefühl, das hier im optischen Bereich einfach etwas fehlt. Immerhin die Performance lässt kaum Raum für Kritik und entpuppte sich trotz enorm seltener Framerate-Schwankungen nie als Störfaktor.


Tatsächlich beschreibt eben dieses Gefühl auch meinen Gesamteindruck, der sich nach dem Beenden von Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück in meinem Gaming-Hirn manifestiert hat: Irgendwas scheint zu fehlen. Und obwohl ich mich die knapp 13 Stunden Gesamtspielzeit (inklusive erfolgreich absolvierter Nebenaufgaben) gut unterhalten gefühlt hatte, kann ich meinen Finger bis jetzt nicht genau auf das Kernproblem legen. Sind es die technischen Versäumnisse? Der Mangel ans Herausforderung? Oder der Fakt, dass meine Tochter beim gemeinsamen Spielen schnell die Flinte ins Korn warf, da ihre Lesekenntnisse derzeit noch nicht ausreichend sind und sie sich dadurch überfordert fühlte? Schwer zu sagen.


Und so erhält das Pokémon-Franchise ein ohne Frage solides Spin-off-Sequel, das allerdings nicht aus den Fehlern des Vorgängers gelernt und diese mitsamt der bekannten Stärken einfach nur übernommen hat. Ein Sequel, das vor allem mit einer aufmerksamkeitsstarken Kinoverfilmung im Nacken so viel mehr hätte sein, das eigene Zielpublikum um ein Vielfaches hätte erweitern können. Natürlich darf ich die Floskelschublade öffnen und anmerken, dass die Fans des Erstlings dank einer engen Orientierung an dessen grundlegenden Handlungs-, Technik- und Gameplaypfeilern auch die Fortsetzung lieben werden. Allerdings hätte es mich bedeutend mehr gefreut, eine signifikante Steigerung feststellen und Detektiv Pikachus zweites Videospielabenteuer noch mehr Leuten empfehlen zu dürfen.


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Fazit


Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück schließt in vielerlei Hinsicht direkt an den unterhaltsamen Vorgänger an und präsentiert sich somit als durchaus charmantes Visual Novel, das drohende Eintönigkeit mit geschickt platzierten Gameplay-Elementen und erzählerischen Highlights aufbricht. Zwar kann das Spin-off dabei nur selten mit der Qualität der Hauptreihe anschließen, setzt das Konzept eines sprechenden Pikachus mit einzigartigen Ermittlungsfähigkeiten jedoch konsequent um und wird sich damit abermals einen Platz in vielen Fanherzen sichern können.


Allerdings muss deutlich unterstrichen werden, dass sich dieses Rätselabenteuer offensichtlich an ein jüngeres Publikum richtet und spielerische Freiheiten, fordernden Anspruch oder strafende Konsequenzen deshalb ausnahmslos über Bord geschmissen werden. Knifflige Denkaufgaben oder gar Puzzle stehen hier folglich nicht auf der Tagesordnung, vielmehr erlebt man einen interaktiven Film, bei dem auch mal die Kleinen freudig eingreifen und frei von nervtötenden Frustmomenten herrliche Erfolge feiern dürfen. Schade nur, dass Nintendo auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet hat und Mini-Denker dadurch gezwungen sind, den Untertiteln zu folgen.


Schlussendlich darf Meisterdetektiv Pikachu kehrt zurück als solider Pokémon-Ableger bezeichnet werden, der aber viele Chancen und Verbesserungspotenzial – allen voran ein von der nun zur Verfügung stehenden Switch-Hardware sichtbarer Grafik-Boost – ungenutzt lässt und sich dadurch nicht nur ein Pika-Bein stellt, sondern gleichzeitig die eigene Zielgruppe einschränkt. Versteht mich nicht falsch, auch in dieser Form werden viele junge und alte Fans zweifelsfrei viel Freude an der Seite von Tim und Pikachu haben, vor allem das große Finale und die Auftritte liebgewonnener Pokémon feiern. Mit optionalen Schwierigkeitsstufen sowie deutschen Stimmen hätte dieses Publikum jedoch deutlich größer ausfallen können. Aber vielleicht halten sich Nintendo und Entwicklerstudio Creatures diese Option ja für einen (noch nicht angekündigten) dritten Teil offen.

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