Mit Ermittlungsmut gegen die unheimliche Papiertüte des Todes.
Mit einem beklemmenden Paukenschlag konnte Nintendo vor einigen Monaten bravourös beweisen, dass das namhafte Videospielunternehmen Marketing spielend leicht beherrscht – und musste dabei eigentlich nur das eigens aufgebaute familienfreundliche Image ein wenig aufweichen. Denn ohne Vorankündigung tauchte Anfang Juli urplötzlich ein kurzer Teaser mit dem Namen Emio auf den weltweiten YouTube-Channels auf und kündigte den ersten von Nintendo höchstpersönlich entwickelten, also nicht einfach nur als Publisher ohne großes Aufsehen auf den Markt geworfenen Mature-Titel an. Was sich hinter dem düsteren Papiertütenmann mit aufgemaltem Lächeln und definitiv zwielichtigem Trenchcoat verbarg? Das war zu diesem Zeitpunkt noch ein Geheimnis, sorgte aber vor allem unter Gamern und Journalisten für sehr viel Aufmerksamkeit.
Kurze Zeit nach Veröffentlichung ließ Nintendo dann aber auch schon die Bombe platzen: Bei dem Horrorvideo handelte es sich nämlich um erste Szenen aus Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club, der von vielen Fans herbeigesehnten Fortsetzung der klassischen Abenteuer-Visual-Novel-Reihe, deren ersten beide Teile 2021 im Rahmen eines anschaulichen Remakes entstaubt und der modernden Gaming-Gemeinde somit kollektiv auf den Radar gezaubert wurden. Erfreulicherweise handelte es sich bei dieser Neuauflage also nicht um eine lieblos aus dem Entwicklerhut gezauberte Cashgrab-Aktion, sondern um das ambitionierte Experiment, ob sich eine betagte Serie tatsächlich einen weiteren Ableger verdient hat. Bravo an die Community, dass die Daumen der Geldgeber dank der positiven Resonanz scheinbar schlagartig nach oben gingen.
Auf anfängliche Freude folgte bei mir jedoch eine zumindest temporär vorherrschende Verunsicherung. Denn konnte ein etliche Jahrzehnte später entwickeltes Sequel überhaupt den Charme des Originals einfangen, den Spagat zwischen Klassiker und Moderne treffend vollführen und sich damit passend in die Reihe eingliedern, um das Wagnis mit Erfolg zu krönen? Der Antwort auf diese und viele weitere Fragen wollte ich natürlich unbedingt auf die Schliche kommen und stellte mich wagemutig dem lächelnden Mann, um euch mit diesem Test die erhoffte Erleuchtung zu bieten – und zu erklären, weshalb ich mich beim Erreichen des Abspanns selbst zu einem (100% gewaltfreien) lächelnden Mann verwandelt hatte.
Mit Point-and-Click in Richtung Wahrheit
Nintendo sowie das abermals verantwortliche Entwicklerstudio Mages haben seit der Veröffentlichung des kurzen Teasers kein Geheimnis daraus gemacht, dass sich Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club spielerisch komplett an die beiden Vorgänger orientieren und eine fundamentale Neuerfindung somit kategorisch ausschließen wird. Folglich möchte ich Euch hier nicht elendig lang alle kleinen Gameplay-Elemente aufführen, sondern verweise freundlich auf meinen ausführlichen Test zum Remake, der die unterschiedlichen Zahnräder der virtuellen Detektivarbeit detailliert vorstellt.
Serien-Veteranen werden demnach kaum überrascht, sondern vielmehr von einem packenden Krimi mit Visual-Novel-Präsentation willkommen geheißen, der regelmäßig mit kleineren Interaktionsmomenten vermengt wird. Primär handelt es sich hierbei um Befragungen relevanter Personen, denen ich um jeden Preis wichtige Informationen entlocken muss, um einem finsteren Killer schnellstmöglich auf die Schliche zu kommen. Dabei fokussiere ich mich nicht nur auf gemütliche Pläuschchen, sondern untersuche gelegentlich auch mal in feinster Point-and-Click-Manier die Umgebung, nehme meine Gesprächspartner genauestens unter die Lupe oder verkrieche mich temporär in meine eigenen Gedankengänge, um mit einer pfiffigen Idee neue Themen zu erschaffen.
Während der generelle Ablauf meiner Ermittlungen im Laufe des knapp 12-stündigen Abenteuers also auf dem Papier enorm gradlinig anmutet – besuche Ort A, spreche mit Zeugen B, schau dich ein wenig in der Gegend um, leg noch eine Gesprächsrunde ein und wiederhole den Vorgang dann an Ort B –, kann die Praxis die eigentlich vorprogrammierte Linearität dann doch zumindest ansatzweise abschütteln. Ich werde nämlich nicht einfach nur dazu verdonnert, blind vorgegebene Sachverhalte abzufragen, sondern muss gelegentlich mit all den mir zur Verfügung stehenden Mitteln zunächst versuchen, weiterführende Anhaltspunkte zu erschaffen. Oftmals fühlte sich der Lösungsweg angenehm logisch an, erweckte in mir dadurch regelrecht einen kleinen detektivischen Automatismus, verfrachtete mich selten aber auch in eine verzwickte Sackgasse, aus der ich mich zunächst händeringend herausmanövrieren musste.
Strenggenommen handelt es sich dabei jedoch ebenfalls nicht um eine Überraschung, sondern eher um eine Altlast der Franchise-Vergangenheit, die bei Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club nicht etwa entfernt, sondern gnadenlos übernommen wurde. Dadurch führen einige Passagen ungewollt zu einer Art erzwungenem Stillstand, habe ich doch eigentlich alle Optionen ausgeschöpft, muss nun aber nach nervigem Trail-and-Error-Prinzip erneut befragen, zuhören, untersuchen sowie nachdenken – und dabei natürlich häufig bereits durchgelesene Texte ein weiteres Mal überspringen, um schlussendlich irgendwann doch dieses klitzekleine Detail zu erhaschen, das mir eine bisher verschlossene Fortschrittsroute aufzeigt.
Solch eine Schwachstelle mag sicherlich wie ein direkter Motivationsgenickbruch klingen, präsentiert sich hier allerdings höchstens als mittelschweres Ärgernis, das nicht nur selten vorkommt, sondern zugleich auch schnell wieder vergessen ist. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass sich Nintendo und Mages mit der strengen Huldigung der Klassiker keinen Gefallen getan, sondern inmitten eines eigentlich durchweg angenehmen Flows einige unliebsame Stolpersteine platziert haben, die nicht nur mein Vorankommen, sondern zugleich auch den generellen Spielspaß während des Tests ausbremsten. Sicherlich mag dadurch auch ein wenig Herausforderung hinzugefügt, meine grauen Zellen zu neuer Höchstleistung angespornt werden, wenn dabei aber der Frustbereich betreten wird, läuft definitiv etwas falsch.
Schwacher Druck auf das Gameplay-Gaspedal
In meinen Augen ist und bleibt es ein gigantisches Entwicklerkunststück, Visual Novels trotz ihrer kaum vermeidbaren repetitiven Natur mitreißend genug zu gestalten, um eine begeisterte Fangemeinde aufzubauen und diese einfach nur mit dem Durchlesen eines digitalisierten Videospielromans begeistern zu können. Dabei merkt man Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club an, dass das Team von Mages zumindest kurzzeitig in der Gameplay-Schublade gewühlt hat, um Hobby-Ermittlern kurze Lesepausen zu gönnen und sie mit kleineren Aufgaben zum Mitmachen zu animieren.
Abgesehen von der konstanten Konversationslenkung und der gewissenhaften Untersuchung bedeutender Schauplätze spielt auch das Notizbuch eine wesentliche Rolle. Hier werden automatisch alle wichtigen Informationen abgespeichert, die im Laufe meiner investigativen Bemühungen ans Tageslicht gebracht wurden. Und obwohl es sich hierbei ebenfalls nur um eine Sammlung von Mini-Romanen handelt, werden ganz besonders wertvolle Indizien sogar besonders hervorgehoben, damit sie mir direkt ins Auge stechen. Folglich schaltete ich nach einem längeren Gesprächsmarathon gerne mal auf stumm und las mich durch alle Aufzeichnungen, um mein Gehirn auf das vom Spiel erfordernde Grundniveau zu bringen.
Ebenfalls kein spielerischer Weitwurf, aber zumindest eine willkommene Auflockerung, sind die Zusammenfassungen, mit denen die einzelnen Kapitel gerne abschließen. Hier tauschen sich der Protagonist und Ayumi miteinander aus und lassen die bisherigen Erkenntnisse gemeinsam Revue passieren, um aus den resultierenden Ergebnissen die weiteren Schritt zu definieren. Präsentiert wird das Ganze in einem simplen Multiple-Choice-Test, bei dem mir Ayumi mehrere Fragen stellt und ich die korrekte Antwort auswählen muss, um erfolgreich voranzuschreiten. Manchmal muss ich sogar einen gesuchten Begriff korrekt eingeben, um mich dem Ende der Fragerunde zu nähern. Liege ich falsch, muss ich nicht etwa einen früheren Speicherstand laden oder zu einem Checkpoint zurückspringen, sondern darf es einfach nochmal versuchen. Immerhin dürfen sich auch Detektive mal einen Fehler erlauben.
Nein, Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club versteckt seine wahre Natur mit solchen Spielereien nicht, nähert sich also nur minimal modernden Standards an, ohne dabei die wichtige Nostalgie-Hand der charmanten Klassiker loszulassen. Und wenn man nun alle drei Teile in einem Zug angehen, sich also der geballten Trilogie stellen würde, wäre es spätestens beim aktuellen Ableger zweifelsfrei wünschenswert, wenn man sich zumindest ansatzweise an Genre-Kollegen wie Ace Attorney oder Danganronpa orientieren und substanzielle Gameplay-Elemente einfügen würde, die über das Lesen und Anklicken vorgegebener Antworten hinausgehen. Wenn man sich mit der Reihe jedoch vorher ausführlich beschäftigt hat, wird man auch mit dem Ist-Zustand keinerlei Raum für Kritik vorfinden. Darf aber zumindest hoffen, dass potenzielle Sequels dann doch einige spannende Neuerungen integriert bekommen.
Von seichtem Humor zum erschütternden Horror
Spätestens jetzt dürften sich einige Leute verwirrt fragen, weshalb ich im Laufe des bisherigen Tests immer wieder eindeutige Stichworte in den Raum werfe, mich bisher jedoch noch nicht explizit mir der übergeordneten Rahmenhandlung beschäftigt habe. Grund dafür ist nicht etwa eine fragwürdige Qualität eben dieser, sondern mein persönlicher Wunsch, wirklich nur an der narrativen Oberfläche zu kratzen, um keinerlei nennenswerten Enthüllungen vorwegzunehmen. Denn bereits die kurze (öffentlich verfügbare und somit spoilerfreie) Zusammenfassung verspricht einen absolut spannenden Thriller, der dann auch tatsächlich vollends abliefern und bis zum erlösenden Abspann mitreißenden Nervenkitzel auslösen kann.
Startschuss ist der Mord am Mittelschüler Eisuke Sasaki, über dessen Kopf eine Papiertüte mit einem aufgemalten lächelnden Gesicht gestülpt wurde. Erschreckend an dieser Maskierung: Sie erinnert an eine Reihe unaufgeklärter Mordfälle, die bereits 18 Jahre zurückliegen und somit die Befürchtung wecken, dass es einem reaktivierten Serienkiller nach Blut dürstet. Zu allem Überfluss scheinen diese schrecklichen Taten mit einem urbanen Mythos rund um Emio, dem lächelnden Mann, verknüpft zu sein, der seinen Opfern auflauert und diesen mitsamt gräulicher Verbrechen zu einem ewigen Lächeln verhelfen will. Nutzt ein wahnsinniger Killer diese unheimliche Geschichte einfach nur als Sprungbrett, um seinen eigenen Taten eine unverkennbare Handschrift zu verpassen? Oder steckt hinter dem „Märchen“ vielleicht doch mehr, als man eigentlich annehmen mag?
Dieser Frage möchten die Mitglieder des Detektivbüros Utsugi – Chef Shunsuke Utsugi höchstpersönlich, seine Assistentin Ayumi Tachibana sowie der zunächst namenlose Protagonist, dem ich entweder einen brandneuen Namen verpassen oder diesen aus meinem Speicherstand des Remakes einfach übernehmen darf – auf den Grund gehen und die Wahrheit um jeden Preis ans Licht bringen. Dieses Mal schlüpfte ich dabei nicht nur in die Rolle des frei benennbaren Helden, sondern übernehme gelegentlich sogar die Kontrolle über Ayumi, mit der ich den Fall aus anderen Perspektiven beleuchten und damit weitere Puzzleteile zur Auflösung des Gesamtmysteriums beisteuern darf. Spielerische Innovationen ergeben sich daraus zwar nicht, dennoch erweist sich der Wechsel als erzählerischer frischer Wind, der für ein wenig Abwechslung im Handlungsbereich sorgt.
Zugegeben: Von den ominösen Teasern und dem ansprechenden Kurzinhalt komplett angefixt war ich anfangs zunächst verwundert, dass die Inszenierung von Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club doch so harmlos, fast schon Anime-freundlich ausfällt. Ja, die kurzen Einblendungen der makabren Papiertüte sowie kurze Sequenzen mit dem namensgebenden Horrormythos senden gruselige Vibes aus, im genauen Gegenzug dazu wartete auf mich aber ein farbenfroher, nahezu freundlicher Anime-Look, humorvolle Dialoge und ebenso sympathische wie auch tollpatisch-überdrehte Charaktere, die zunächst kaum in mein Erwartungsbild passen wollten. Ein Ersteindruck, der nicht lange halten sollte und rasant zu einem kleinen Feuerwerk an schockierenden Wendungen und Enthüllungen führen sollte, das mich förmlich an die Switch fesselte.
Zwar bleibt eine gewisse Lockerheit dank witziger Untertönte stets erhalten, wird mit jedem weiteren Ermittlungserfolg jedoch um eine finstere Facette erweitert, wodurch die beklemmende Atmosphäre nach und nach Oberhand gewinnt und Richtung Finale für Nintendo ungewohnt düstere, fast schon unangenehme Züge annimmt. Abseits kleinerer Längen und gelegentlich hölzern anmutenden Dialogen ergibt sich aus erschütternden Morden, einem fiesen Killer mit Gänsehaut-Garantie und unerwarteten Auflösungen ein komplexes Krimi-Spinnennetz, das den finsteren Vorankündigungen definitiv gerecht werden und mich spielend leicht einfangen kann. Wer hätte gedacht, dass sich Nintendo beim ersten hauseigenen Ausflug in Mature-Gefilde direkt so weit aus dem Fenster lehnen und auf ganzer Linie abliefern würde?
Nur für Detektive mit richtiger Erwartungshaltung
Es erfordert Mut, sich vom steten Drang der Videospielmodernisierung loszusagen und bewusst auf antike Inszenierungen und Gameplay-Mechanismen zu setzen, um dem Charme einer klassischen Reihe gerecht zu werden. Dementsprechend ziehe ich den Hut vor Nintendo und Mages, die diesen Zwang bei Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club gänzlich abgeschüttelt haben und 35 Jahre (!) nach der japanischen Erstveröffentlichung des zweiten Teils ein vollwertiges Sequel abgeliefert haben, das in fast allen Belangen nahtlos an die Vorgänger anschließt. Solltet ihr also Visual Novels mit ausreichend Interaktivität lieben, beispielsweise bei Ace Attorney als Hobby-Anwalt einige Fälle mit erhobenem Zeigefinger brachial gelöst haben, solltet ihr hier lieber vorher ausgiebig recherchieren oder auf die kostenlose Demo zurückgreifen – denn hier werdet ihr einige Entwicklungsschritte nach hinten befördert.
Nicht alle von mir geforderten Kommandos machen wirklich Sinn, können dementsprechend eigentlich nur durch stupides Ausprobieren und wiederholtes Anwählen bereits durchgekauter Dialogoptionen ausgeführt werden. Zudem behält die Inszenierung bewusst ein langsames Tempo bei, leistet sich nur selten eine kleine Geschwindigkeitssteigerung, um anschließend aber gleich wieder abzubremsen und in aller Ruhe lieber auf eine düstere Atmosphäre zu setzen. Wer sich damit zuvor nicht ausreichend angefreundet hat, wird vor allem zur Halbzeit gefährlich nah an einen klaffenden Langeweile-Abgrund geraten, wobei wirklich jede verwinkelte Zeugenbefragung mit undurchschaubarer Logik als unliebsamer Schubser in die Tiefe fungieren könnte.
Seid ihr euch dessen aber bewusst, habt die beiden Vorgänger eh schon in euer Herz geschlossen und einfach mal Lust, euch in einem Visual Novel mit erzählerischer Raffinesse zu verlieren, dann werdet ihr mit Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club zweifelsfrei zwölf spannende Stunden erleben, in denen ausbleibende Action und Herzschlagmomente überhaupt nicht schwer ins Gewicht fallen. Vor allem dann nicht, wenn das Finale gefühlt alle Fragen klärt, ohne an den Haaren herbeigezogenen Konstruktionen auskommt und der ohnehin unheilvollen Prämisse einen nochmals dunkelroteren Anstrich verpasst.
Nun mag debattiert werden, ob der Preis von knapp 50€ gerechtfertigt ist, das simple Gameplay mit einer überschaubaren Gesamtspielzeit und fehlendem Wiederspielwert nicht in einem günstigeren Segment hätte angesiedelt werden können. Eine faire Frage, die mit eindeutig sichtbaren Bemühungen seitens Nintendo und Mages eigentlich direkt pulverisiert wird. Neben einer ausgearbeiteten Handlung wissen nämlich auch das grafische Gesamtbild inklusive tollem Anime-Look, teils überlanger Zwischensequenzen und geschmeidigen Animationen, ein passender Soundtrack sowie eine mehr als gelungene (japanische) Sprachausgabe zu gefallen und beweisen eindeutig, dass viel Liebe, Leidenschaft und Zeit in die Entwicklung investiert wurden. Wieso sollte das preislich nicht auch honoriert werden?
Fazit
Mit Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club erweitert Nintendo nicht nur eine hauseigene Reihe nach 35 Jahren mit einem neuen Gänsehaut-Ableger, sondern weicht die eigens aufgebauten kinderfreundlichen Grenzen zudem bewusst auf, um mit einem unheimlichen Horrorschocker im Visual-Novel-Gewand einige effektive Hiebe in die Gamer-Magengrube zu landen. Und hat dabei vor allem auf der Zielgeraden vollen Erfolg damit.
Dabei dürfen sich vor allem Genre-Fans über einen packenden Krimi freuen, der dem Charme der klassischen Originale treu bleibt, die Moderne mit anschaulicher Optik, teils dramatischen Melodien und einer japanischen Sprachausgabe par excellence dabei jedoch nicht außer Acht lässt. Ärgerlicherweise bleiben dadurch zwar auch einige Gameplay-Altlasten, primär eine überschaubare Anzahl an Interaktionsmöglichkeiten, fehlende Konsequenzen für falsche Entscheidungen sowie ein gelegentliches Trial-and-Error-Prinzip beim Ermitteln des weiteren Handlungspfads, erhalten, diese können die mitreißende Wucht der dichten Atmosphäre allerdings kaum abmindern, verkommen folglich allesamt zu hinnehmbaren Kritikpunkten.
Zwar erwachte in mir mit der Veröffentlichung des Remakes beider Vorgänger vor einigen Jahren eine gewisse Hoffnung, dennoch hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich heute das Fazit zu einer Fortsetzung schreiben und abseits einiger Abzüge in der B-Note absolut begeistert sein würde. Ich ziehe wahrlich den Hut davor, dass Nintendo und Mages diesen Weg gegangen sind und mit einem gemächlichen Tempo und erschütternden Story-Elementen das Zielgruppennetz bewusst verkleinert haben, um den begeisterten Fan-Kern mit einem inhaltlich nahtlos zur Gesamtreihe passenden Erlebnis abzuholen. Verbesserungspotenzial bleibt dabei zwar weiterhin vorhanden, dennoch glänzt Emio – Der lächelnde Mann: Famicom Detective Club als hervorragendes Sequel, dessen Erfolg hoffentlich Fortsetzungen für die eigene und andere klassische Videospielreihen ermöglicht. Das wäre nämlich nicht nur wünschenswert, sondern zugleich vollkommen verdient.
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