Super Mario Bros. Wonder

Eine herrlich abgedrehte Mario-Wondertüte.


Stellt euch vor, ihr spaziert an einem warmen Sommertag über eine anmutige Wiese, lasst euch tiefenentspannt ins grüne Gras fallen und wendet euch freudig einigen farbenfrohen Blumen zu, um deren wohlige Gerüche mit einem kräftigen Atemzug ordentlich genießen zu können. Doch kaum wollt ihr euch dem erholsamen Moment vollends hingeben, beginnt die Sonne zu singen, ihr verwandelt euch in eine gigantische Kugel und werdet zudem von einer wildgewordenen Herde verfolgt. Diagnose? Da habt ihr euch wohl unbewusst eine magische Wunderblume reingezogen!


Eine Situation, die in der realen Welt höchstwahrscheinlich nur enorm selten und ohne Frage erst nach der Einnahme zwielichtiger Mittelchen eintreten könnte. Bei Super Mario Bros. Wonder sind solche Situationen jedoch Alltag! Denn in seinem neuen 2D-Abenteuer müssen sich der bekannte Klempner und seine Freunde nicht nur Bowser entgegenstellen, sondern werden aufgrund der geheimnisvollen Pflanzen zudem mit unvorhergesehenen Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur zum Um-, sondern auch zum Mitdenken verpflichten. Ganz nach dem Motto: Erwarte das Unerwartete!


Doch hat dieser hübsche Spruch tatsächlich Substanz? Oder handelt es sich dabei eventuell einfach nur um eine PR-Strategie, hinter der sich einige neue Power-Ups und unbekannte Landschaften versteckten? Dieser Frage wollte ich selbstverständlich auf den Grund gehen, hüpfte frohen Mutes mitten in das Blumenkönigreich und verrate euch nach einem ausschweifenden Test-Marathon nun ausführlich, weshalb die erste Begegnung mit einer Wunderblume einen zuvor starken Titel in einen ernstzunehmenden GOTY-Kandidaten verwandelte.


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Koopa-König mit Schloss-Upgrade


Eigentlich war ich vorbereitet, dass mich Super Mario Bros. Wonder auf ganzer Linie enttäuschen würde. Denn obwohl mich alle 2D- (und selbstverständlich auch die 3D-)Abenteuer des namhaften Klempners dank eines bravourösen Unterhaltungsfaktors spielend leicht in ihren verführerischen Bann ziehen konnten, machte sich in mir seit der Veröffentlichung des ersten Trailers eine gewisse Skepsis breit. Ja, natürlich sah das Ganze wieder wundervoll farbenfroh und unglaublich spaßig aus, doch könnte Nintendo damit tatsächlich die unverkennbare Magie der legendären Serie erneut einfangen und der Reihe ein weiteres Schmuckstück hinzufügen? Bedenken, die ich bis zum Ausführen des ersten virtuellen Sprungs einfach nicht abschütteln konnte.


Tatsächlich wurden meine Sorgen während der kurzen Eröffnungssequenz sogar noch ein wenig verstärkt. Bei der Handlung scheint Nintendo nämlich zunächst nicht aus dem Innovationsbrunnen trinken, sondern blindlings zur angestaubten Klassikerschublade greifen zu wollen. Und so wird ein fröhlicher Besuch von Mario und seinen Freunden bei Prinz Florian, seines Zeichens Herrscher über das Blumenkönigreichs, dank eines ebenso unvorhergesehenen wie auch unerwünschten Gastauftritts von Koopa-König Bowser zu einem bedrohlichen Fiasko. Klingt altbacken, doch genau an dieser Stelle erfolgte bereits der erste überraschende Bruch, der mein Zweifellevel spürbar absenkte.


Ja, erneut muss die Gruppe aus dem Pilz-Königreich gegen den fiesen Widersacher antreten, um unschuldige Helferlinge zu befreien und das gesamte Land vor einer unheilvollen Bedrohung zu bewahren. Dieses Mal schnappt sich Bowser allerdings kurzerhand eine magische Wunderblume und verschmilzt daraufhin mit Prinz Florians Schloss. Das Endresultat ist eine gigantische fliegende Festung, die mit Bowsers finsterer Miene eine mutige Dekorationsentscheidung trifft und mit einer unvergleichlichen Zerstörungswut Angst und Schrecken verbreitet. Wahrlich ein Vorgeschmack auf all die abgedrehten Elemente, die Super Mario Bros. Wonder in den kommenden Stunden in meine Richtung werfen würde.


Einziger Wermutstropfen: Nach dieser kleinen Portion Abgedrehtheit schaltet die Rahmenhandlung wieder auf Sparflamme, schöpft die erzählerischen Möglichkeiten also kaum aus und konzentriert sich wieder auf den geübten Ablauf frei von jeglichen nennenswerten Ereignissen. Mit Blick auf die erschreckend lange Mario-Historie kann man solch eine Erkenntnis kaum als Nachteil anbringen, nach dem kreativen Einfall mit der kolossalen Bowser-Festung und den Verzicht auf die übliche Prinzessinnen-Entführung machte sich dann aber eben doch ein kleines Fünkchen Hoffnung breit, dass die altbekannte Formel auch an anderen narrativen Stellen erfinderisch aufgebrochen wird.




Unvergleichliche Elefanten-Power


Anfangs verzichtet auch das grundlegende Gameplay auf einen beherzten Griff in die Überraschungskiste, schubst mit dem seit Jahrzehnten erprobten, aber weiterhin gefühlt zeitlosen Konzept schonungslos ins Vergnügungsbecken. Als einer von insgesamt zwölf spielbaren Charakteren (inklusive verschiedener Toad- und Yoshi-Farbvariationen) reise ich in zahlreiche Gebiete des Blumenkönigreichs und durchforste etliche 2D-Level, in denen ich klaffende Abgründe überwinden, allerlei fiese Gegner bezwingen und funkelnde Münzen in meinen Besitz bringen muss. Halte ich dabei die Augen offen, entdecke ich nicht nur teils gut verborgene Geheimnisse, sondern schnappe mir zudem die abermals enorm hilfreichen Power-Ups, mit denen das Erreichen des Levelendes erheblich vereinfacht wird.


Hier löst Nintendo endlich die spielerische Handbremse und lässt Super Mario Bros. Wonder endlich auf das Kreativitätsgas treten. Neben Superpilz, Feuerblume und Superstern dürfen Mario und Co. nun nämlich auf einige neue Verwandlungen zurückgreifen, die die komplette Skala von cool bis vollkommen verrückt abdecken. Den Anfang macht die Seifenblasenblume, mit der ich Gegner kurzzeitig einhüllen und mir alternative Hüpfrouten erschaffen darf. Im direkten Vergleich wirkt der Bohrerpilz schon etwas skurriler, transformiert er meine Helden doch in ein lebendes Werkzeug, das gepanzerte Feinde ausschalten und sich durch den Boden graben kann. Beim Kampf gegen Bowser sind eben alle Mittel erlaubt.


Und wenn ich „alle Mittel“ schreibe, dann meine ich auch „alle Mittel“. Während Klempner, kleine Pilzmännchen und Prinzessinnen beim kämpferischen Stelldichein mit einem gigantischen Megaschloss rasant die weiße Flagge hissen müssen, könnte ein mächtiges Tier der Wildnis für eine bitter notwendige Chancengleichheit sorgen. Bühne frei also für die Elefantenfrucht, die mich in einen schwergewichtigen Dickhäuter verwandelt, der mit seinem Rüssel Wasser versprühen, Gegner in die Luft befördern und sogar ganze Blöcke zerbersten kann. Gelegentlich


Nintendo ist allerdings nicht einfach nur dafür bekannt, Neuerungen sinnlos in den Gameplay-Ring zu schmeißen und sich danach sorgenfrei zurückzulehnen. Vielmehr ist es die gekonnte Integration in das Gesamtkonzept, die solchen Erweiterungen den finalen Feinschliff verpasst. Erfreulicherweise greift diese Leidenschaft des Entwicklerteams auch bei Super Mario Bros. Wonder wieder erstklassig und sorgt dafür, dass sich Elefanten-, Bohrer- und Blasenkräfte direkt in meinen üblichen Spielstil einfügen und die Jump'n'Run-Sause gewohnt locker von der Hand geht. Ein Fest für Neueinsteiger und Profis, die gleichermaßen eingeladen werden, einfach nur zur Switch zu greifen und sich hochmotiviert ins Blumenkönigreich zu stürzen.




Mit Wunderblumen zur wahnwitzigen Kreativitätsentfaltung


Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich Super Mario Bros. Wonder für mich wie ein köstlicher Schokoladeneisbecher aus der Serien-Vergangenheit an, den Nintendo leidenschaftlich mit schmackhaften Waffeln, verführerischer Erdbeersoße und bunten Zuckerstreuseln verziert hatte. Der Gameplay-Aroma kam mir bekannt vor, hier und da wurde dann aber doch kurzzeitig eine neue Geschmacksknospe angesprochen. Und so stellte ich mich gedanklich darauf ein, die kommenden Stunden durch all die malerischen 2D-Level von links nach rechts zu donnern, allerlei Geheimnisse ausfindig zu machen und mit den neuen Power-Ups für angenehm frischen Wind zu sorgen.


Mein erstes Aufeinandertreffen mit einer funkelnden Wunderblume brachte diese Gedankenwelt jedoch zum Einsturz und konfrontierte mich mit einer Kreativitätsgewalt, die ich in dieser Form kaum erwartet hätte. Kaum habe ich das magische Gewächs nämlich eingesammelt, wird das Blumenkönigreich ohne jegliche Vorwarnung auf den Kopf gestellt. Röhren erwachen zum Leben, rundliche Rollfs hüpfen in der Gegend herum und meine Helden werden urplötzlich in den Weltall transportiert oder direkt in eine kaum kontrollierbare Kugel verwandelt, die auf dem Weg in Richtung Levelende gnadenlos Chaos und Zerstörung verbreitet. Keine Ahnung, welche „Inspirationshilfen“ das zuständige Team während des Entwicklungsprozesses eingenommen hat, allerdings scheinen diese wirklich auch den allerletzten Winkel des zur Verfügung stehenden Ideenpotenzials entfesselt zu haben.


Es kommt nicht von ungefähr, dass ich mich beim Auflisten ausgewählter Wunderblumen-Ereignisse an der offiziellen Videospiel-Webseite orientiert habe und nicht einfach auf meine eigene Erfahrung zurückgegriffen habe. Denn obwohl diese Momente prinzipiell das unanfechtbare Highlight des neuen Mario-Abenteuers darstellen und wirklich nur enorm selten enttäuschen, spielt der Überraschungseffekt eine entscheidende Rolle. Voller Vorfreude ein unbekanntes Gebiet zu erforschen, macht bereits enorm viel Laune, dann aber auch endlich die Wunderblume zu erreichen und mit einer (positiven) Anspannung der nahenden Weltenmanipulation entgegenzufiebern erreicht eben ein noch höheren Unterhaltungsniveau. Und solche Augenblicke der spielerischen Glückseligkeit mit unliebsamen Spoilern vorwegzunehmen, ist in meinen Augen ein absolutes No-Go.


Allein mit dieser Gameplay-Erweiterung mausert sich Super Mario Bros. Wonder von einem erneut fantastischen Switch-Exklusivtitel zu einem wahren Pflichtkauf. Hier nämlich das Bekannte mit dem Unvorhergesehenen verschmolzen und das daraus resultierende Endprodukt mit einer stattlichen Portion Fantasie und Kreativität vermengt, wodurch das geläufige Mario-Universum zwar gerne mal völlig aus den Fugen gerät, dabei aber zu keinem Zeitpunkt seinen unvergleichlichen Charme verliert. Dadurch bleibt das 2D-Grundgerüst bestehen, wird allerdings auf eine äußerst spannende Art und Weise erweitert, was sich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis als Volltreffer erweist.


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Kostbare Abzeichen als unverzichtbare Unterstützung


Zeitgleich präsentiert sich Super Mario Bros. Wonder als optimaler Titel für kurze Busfahrten, aber auch für ausgedehnte Zockernächte. Während einige Level nämlich mehrere Geheimnisse verbergen und dementsprechend zu kleineren Erkundungstouren abseits der Hauptroute einladen, können andere Bereiche binnen weniger Minuten absolviert werden, erfordern dabei jedoch von der ersten bis zur letzten Sekunde meine volle Aufmerksamkeit. Besonders angenehm: Ich muss nicht linear einer festgelegten Linie folgen, sondern darf gelegentlich sogar selbst entscheiden, welches Gebiet ich zuerst angehen möchte.


Vor allem blutige Hüpf-Anfänger dürften diese optionalen Wege freuen, eröffnen sie ihnen doch die Möglichkeit, besonders hartnäckige Herausforderung zunächst hinten anzustellen und sich (eventuell) machbaren Aufgaben zuzuwenden. Dieser Joker wird sicherlich gerne gezogen werden, gleicht der Schwierigkeitsgrad in gewohnter Mario-Manier doch einer regelrechten Achterbahnfahrt. Darf ich mich während der ersten Stunden noch ohne große Sorgen frei austoben, schleichen sich im Mittelfeld immer mal wieder einige anspruchsvolle Parcours dazu, während ich im Schlussakt wirklich alle in mir verborgenen Sprungfähigkeiten aktivieren und dabei hoffen muss, dass diese ausreichend sind, um die Fahne am Levelende möglichst unbeschadet zu erreichen.


Nintendo hat allerdings auch bei diesem Abenteuer nicht die beachtliche Fähigkeit verlernt, ernstzunehmende Herausforderungen bieten, gleichzeitig aber auch die optimale Balance halte und dadurch den Absturz in die frustrierende Unfairness problemlos verhindern zu können. Vielmehr wird bei einem Fehlschlag das Gefühl geweckt, ohne jegliche Umschweife einen neuen Versuch starten zu wollen, war man dem Ziel doch schon soooo nahe gekommen und wurde nur durch eine kurze Unachtsamkeit in die Knie gezwungen. Die hohe Genre-Kunst, die zwar bereits einige Entwickler erfolgreich gemeistert haben, bei Nintendo aber mittlerweile ein meisterliches Niveau erreicht hat.


Dieser Umstand ist auch der Tatsache zu verdanken, dass das Entwicklerteam bei Super Mario Bros. Wonder ein sinnvolles Elemente integriert, das mir beim Bewältigen des Schwierigkeitsgrads unter die Arme greift. Denn die neuen Abzeichen verleihen meinen Helden einzigartige Kräfte oder hilfreiche Ausrüstungsgegenstände, darunter beispielsweise eine Fallschirmmütze, eine gesteigerte Sprungkraft oder sogar einen Rankenschuss, dank dem ich mich im Spider-Man-Stil von einer Wand zur nächsten ziehen darf. Natürlich darf ich nicht alle Abzeichen gleichzeitig anlegen, sondern muss vor Beginn eines jeden Levels genauestens überlegen, mit welchem Vorteil ich starten möchte.


Hieraus ergibt sich eine Vielzahl an amüsanten Möglichkeiten, die mich nicht nur zum erneuten Angehen bereits abgeschlossener Bereiche animieren, sondern zugleich die Gesamtspieldauer nach oben treiben. Möchte ich nämlich alle Kräfte-Boni erreichen, muss ich entweder bestimmte Läden leerkaufen oder mein Können in besonderen Tests unter Beweis stellen. Und wem das Ganze weiterhin nur ein müdes Gähnen entlockt, kann doch einfach mal auf die Unterstützung verzichten und sich mit den sogenannten Expertenabzeichen ein Handicap verpassen. Spätestens an dieser Stelle dürfte die Achterbahnfahrt eine spürbare Schwierigkeitshürde erreichen.



Gemeinsam für das Blumenkönigreich


Amüsante Power-Ups, extravagante Wunderblumen, unterstützende Abzeichen: Super Mario Bros. Wonder gibt sich enorm viel Mühe, jahrelangen Fans ausreichend Verbesserungen zu servieren, die das wohlige 2D-Fundament ausschmücken und mit neuem Leben erfüllen. Und da all diese Einfälle nicht nur eine lieblos hingeklatschte Dreingabe darstellen, sondern mit einer durchdachten Ausarbeitung allesamt elegant in das bekannte Spielprinzip hineingreifen und dieses um ausgefeilte Facetten erweitern, übersieht man dann eben auch die Momente, in denen das Team vielleicht gerade nicht so viel Leidenschaft zur Verfügung hatte.


Die Handlung dröppelt vor sich hin und bietet kaum nennenswerte Höhepunkte? Bei einem Mario-Ableger eh geschenkt. Die spielbaren Charaktere unterscheiden sich höchstens optisch voneinander und bietet spielerisch nur marginale Abweichungen? Ebenfalls kein Problem. Die Bosskämpfe lassen die vorherrschende Kreativität vermissen und sorgen vor allem aufgrund einer mangelnden Gegnervarianz schnell für Ernüchterung? Okay, das mag sicherlich ärgerlich sein, bleibt schlussendlich aber auch nur ein geringfügiger Ausrutscher, von dem sich das Gesamtwerk rasant erholt. Es gibt einfach zu viele wundervolle Welten, atemberaubende Wunderblumen-Effekte und verborgene Geheimnisse, mit denen ich von etwaigen Schwachstellen abgelenkt werden.


Nach gut zwölf Stunden hatte ich den Abspann erreicht, war allerdings noch lange nicht bereit, die Switch in die Ecke zu werfen. Viel lieber wollte ich einige Level erneut erforschen, mit ausgerüsteten Expertenabzeichen knackige Herausforderungen meistern oder einfach nur sicherstellen, dass mir wirklich kein verstecktes Boni durch die Lappen gegangen ist. Ein Suchtfaktor, den viele Nintendo-Fans bestens nachvollziehen können – immerhin ist es keine Seltenheit, dass Videospiele aus der japanischen Kreativschmiede experimentier- sowie erkundungsfreudige Gamer in ihren Bann ziehen und weit über die Gesamtspieldauer der eigentlichen Hauptkampagne an die Konsole fesseln kann.


Sogar Mehrspielerfreunde kommen vollends auf ihre Kosten. Diese dürfen das Abenteuer nämlich im lokalen oder im Online-Spiel mit bis zu drei Mitspielern erleben und dabei nicht nur Zeugen eines heillosen Durcheinanders werden, sondern sich zugleich über eine weitere Unterhaltungsspitze im Mario'schen Spaßdiagramm freuen. Mit den besten Freunden gen Levelende zu rasen, auf dem Weg dorthin immer wieder lautstarke Kommandos herumzubrüllen („Jetzt sammle die Münzen doch endlich ein, Herrgott!“) und beim wilden Herumgewusel einfach mal den Überblick zu verlieren, sorgt für eine Reihe ausgelassene Lacher und den perfekten Grund, mehrmals durchforsteten Gebieten einen weiteren Besuch abzustatten.


Ihr habt keine Freunde am Start, möchtet aber dennoch möglichst nah an eine zwischenmenschliche Interaktion herankommen? Dann solltet ihr die Online-Verbindung auf jeden Fall einschalten. Mit dieser Funktion macht ihr nämlich unheimlich anmutende Phantome sichtbar, bei denen es sich allerdings nur um andere Spieler aus der gesamten Welt handelt, die gerade ebenfalls eine Gaming-Session einlegen. Zwar fällt die direkte Kommunikation weg, dennoch fungieren diese als eine Art Lebensretter, reicht eine kurze Berührung doch bereits aus, um euch vor einer drastischen Konfrontation mit dem unfreiwilligen Bildschirmtod zu bewahren. Als Dankeschön dürft ihr Aufsteller platzieren, die eine identische Funktion erfüllen. Eine nette Idee, die eine gesellige Koop-Runde zwar nicht ersetzen, aber zumindest ein leichtes Miteinandergefühl aktivieren kann.



Kunterbunter Nintendo-Fieberwahn


Nun mag es so klingen, als hätte Super Mario Bros. Wonder nur spielerisch einen kreativen Sprung nach vorne gemacht, mich einzig durch neue Power-Ups und verrückte Wunderblumen in seinen irrwitzigen Bann gezogen. Allerdings war dieser Umstand auch dem visuellen Gesamteindruck zu verdanken, immerhin hatte ich doch das gesamte Abenteuer des eindringliche Gefühl, dass dem verantwortlichen Entwicklerteam jegliche Gedankenketten abgenommen und einschränkende Fantasiegrenzen eingerissen wurden, woraufhin bei den Jubeltänzen unzählige Farbeimer vergossen wurden.


Wirklich jedes Level explodiert regelrecht vor liebevoll eingeflochtenen Details, die oftmals plakativ zur Schau gestellt werden, gelegentlich aber auch in der Masse an optischen Leckerbissen verschwinden und erst nach vielen Spielstunden urplötzlich ins Auge stechen. Grafischer Stillstand? Bei diesem ausgeflippten Abenteuer vollkommen undenkbar! Dank meiner umherspringenden Helden, tanzender Blumen, knalliger Farben und ebenso atemberaubenden wie auch hypnotischen Wunderblumeneffekten fühlt sich die Spielwelt jederzeit lebendig an, verliert sich dabei jedoch niemals in eintöniger Redundanz, erfindet sich mit jeder neuen Welten sogar noch neu und schenkt mir dabei ein stattliches Augenschmaus-Paket nach dem anderen.


Wahrlich ein Wunder, dass mir bei solch einem Feuerwerk gelegentliche Framerate-Abstürze im TV- und Handheld-Modus überhaupt aufgefallen sind. Allerdings schafft es Nintendo gekonnt, diese nicht nur auf ein Minimum zu beschränken, sondern auch die Heftigkeit dieser Einbrüche abzuschwächen, wodurch die eigentliche Spielgeschwindigkeit kaum ausgebremst wird und solche Lappalien vielmehr kaschiert. Folglich wird das hehre 60fps-Ziel abseits kleinerer Schnitzer tatsächlich erreicht und sorgt in Kombination mit den eben aufgeführten Stärken dafür, dass Marios neustes Abenteuer zu einem wahren (vielleicht sogar dem letzten großen) Technik-Highlight für die Nintendo Switch avanciert.


Damit nicht nur die Augen etwas zu lachen haben, werden die Ohren parallel mit herrlich harmonischen Melodien beglückt, die sich den verschiedenen Welten optimal anpassen und nicht selten zum leisen Mitsummen animieren. Sagenhafte Kompositionen für die Videospiel-Geschichtsbücher bleiben zwar aus, allerdings muss auch nicht jedes Mal nach den Sternen gegriffen werden. Eine ähnliche Einstellung hatten wohl die Synchronsprecher der deutschen und englischen Sprachausgabe, die sich bei der Vertonung der herumquatschenden Blumen zwar hörbar Mühe gegeben haben, aber dennoch akustisch deplatziert wirken. Zum Glück durfte ich zum japanischen Originals wechseln, wo diese Problematik direkt verpuffte.


Allein der technische Part beweist, wie viel Liebe, Feinschliff und Politur Nintendo in Super Mario Bros. Wonder investiert hat. Nennenswerte Ausrutscher oder gar Negativpunkte lassen sich kaum ausmachen, werden sie von dem durch und durch grandiosen Gesamtbild doch direkt in den gedanklichen Hintergrund verfrachtet und somit höchstens zur Randnotiz. Wer also eine Switch besitzt, Jump'n'Runs liebt oder auch nur ein Fünkchen Begeisterung für den roten Klempner und seine ikonischen Freunde hegt, kommt an diesem Genre-Meisterwerk kaum vorbei. Ich bin gespannt, welche innovativen Einfälle beim nächsten 2D- oder auch 3D-Ableger aus dem Entwicklerhut gezaubert werden – denn mit dem Besuch im Blumenkönigreich wurde die Fantasie-Messlatte dank beeindruckender Wunderblumen-Power in schier unerreichbare Höhen katapultiert.


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Fazit


Wer hätte ahnen können, dass Nintendo mit virtuellen Blümchen ein bemerkenswertes Fantasie-Sprungbrett erschaffen würde, das einem fantastischen 2D-Abenteuer beim ambitionierten Hüpfer in Richtung Perfektion tatkräftig oder die kräftigen Füße greifen würde? Denn obwohl es sich bei Super Mario Bros. Wonder auf den ersten Blick strenggenommen um das altbekannte, mit einigen neuen Power-Ups angereicherte Gameplay-Fundament handelt, sorgt diese elegant integrierte Neuerung nicht etwa für einen frischen Wind, sondern vielmehr für einen frischen Wirbelsturm, der massenweise Abwechslung, Überraschung, Kreativität und ja, auch Wunder herbeiweht.


Während ich das Blumenkönigreich mit seinen kunterbunten Welten, liebenswerten Melodien und ansprechenden Herausforderungen bereits früh in mein Gamer-Herz schließen konnte, traten die Wunderblumen urplötzlich mit Schmackes auf das Unterhaltungspedal und stuften einen anfangs guten somit schnell zu einem sensationellen Gesamteindruck hoch. Sobald sich Röhren wie Würmer umherbewegen, leblose Objekte fröhliche Lieder trällern und meine Helden unliebsam verformt werden, wird auch nur das kleinste Anzeichen potenzieller Langeweile im Keim erstickt, der Kampf gegen Bowser also zu einem fesselnden Unterfangen, bei dem man sich einfach keine Pause gönnen möchte. Da stört es auch kaum, dass die Boss-Gefechte im direkten Vergleich qualitativ abfallen und maximal als solide bezeichnet werden dürfen – denn spätestens im nächsten Level wird mich aller Voraussicht nach eine weitere Wunderblume mit psychodelischen Ereignissen erwarten, die solch kleinen Versäumnisse in Vergessenheit geraten lassen.


Mit versteckten Geheimnissen, einem durchdachten Abzeichen-System und sinnvollen Mehrspielermodi stellte Nintendo dann auch sicher, dass Super Mario Bros. Wonder nicht nach wenigen Stunden bereits in der Ecke landet, sondern mir die Switch für längere Zeit in die Hände klebt und auch nach zwei Wochen noch das wohlige „Nur noch ein Abschnitt“-Gefühl auslöst. Solltet ihr euch also als stolzer Besitzer von Nintendos aktueller Konsole bezeichnen, führt kein Weg an dieser Reise ins Blumenkönigreich vorbei. Und nachdem ihr diese erfolgreich bewältigt habt, beginnt das angespannte Warten auf neue Hardware und vielleicht ja auch einen neuen Mario-Titel, bei dem die eingerissenen Fantasie- und Kreativitätsdämme hoffentlich nicht wieder aufgebaut werden. Immerhin wurde hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was für herausragende Gedankenkräfte entfesselt wurden.

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