Bayonetta: Bloody Fate

Bayonetta: Bloody Fate


Schlagkräftige Videospiel-Hexe mit Anime-Schwierigkeiten


Wenn man als Anime-Fan den Namen Fuminori Kizaki hört, ist Vorfreude regelrecht vorprogrammiert. Kein Wunder: Immerhin zeichnet sich der japanische Regisseur bereits für Perlen wie Afro Samurai oder den X-Men-Anime verantwortlich und durfte somit mehrfach sein Talent unter Beweis stellen. Dementsprechend war die Freude natürlich groß, als dieser für die Umsetzung des Bayonetta-Animes verpflichtet wurde. Doch wer hätte ahnen können, dass sich Kizaki gerade hier etliche Schnitzer erlaubt?


Man sollte meinen, dass die Anime-Version von Bayonetta ein Heimspiel ist. Immerhin liefern die beiden Videospiele nicht nur einen Haufen anschaulicher Actionsequenzen, sondern erfreuen sich zeitgleich einer spannenden Handlung sowie interessanter Charaktere.


Und im ersten Moment scheint Bloody Fate auch den richtigen Weg zu gehen. Anstatt eine selbstständig erdachte Geschichte aus dem Boden zu stampfen, orientiert man sich direkt an dem Serienanfang und ermöglicht somit auch Neulingen einen eleganten Einstieg. Möchte man meinen. In der Praxis sieht das Ganze nämlich ganz anders aus.



Während sich Bayonetta-Fans nämlich schnell heimisch fühlen und die anfänglichen Storyinfos eher als nerviges Beiwerk verstehen dürften, blicken Anfänger viel zu schnell in die Röhre. Die Amnesie der anschaulichen Haupthelden sowie der Konflikt zwischen Umbra-Hexen und Lumen-Weisen mag noch zum Grundprogramm der Anime-Welt gehören, sobald sich jedoch die Augen der Welt und verschiedene Himmels- und Höllenreiche in das Gesamtkonzept mischen, wird man als Laie vollkommen hilflos zurückgelassen.


Das Problem ist dabei schnell ausgemacht: die unglaublich kurze Laufzeit von knapp 90 Minuten! Während Fans nämlich relativ schnell durchblicken und sich an den großzügig eingeflochtenen Kampfsequenzen erfreuen dürfen, kratzen sich Neulinge vor allem anfangs verwirrt am Kopf. Arg verwoben mag die Bayonetta ja nicht sein, wenn einem etliche Charaktere und Fremdbegriffe um die Ohren fliegen, wären ausführlichere Erklärungen aber dennoch willkommen gewesen.


Auch der Facettenreichtum der einzelnen Pro- und Antagonisten wird dadurch logischerweise arg beschnitten. Präsentierte sich Bayonetta in beiden Videospielen nämlich noch als emanzipierte Dame mit einer gelegentlichen Zurschaustellung von Gefühlen, wird sie in Bloody Fate zum Sex-Symbol mit einigen flotten Sprüchen degradiert. Klar, immerhin lassen 90 Minuten auch kaum Freiraum für große Experimente oder tiefgründige Charakterstudien.


Tatsächlich merkt man dem Film schnell an, dass die Handlung im Endeffekt nur als roter Faden dienen soll, der dem steten Wechsel zwischen Kämpfen und One-Linern eine gewisse Struktur verleihen soll. Ein Traum für Fans, die beide Ableger der Reihe bis zum Erbrechen gespielt haben und einfach nur ein wenig Action erleben wollen. Für alle anderen präsentiert sich das Ganze allerdings eher als mittelschwerer Albtraum, der nicht nur verwirrt, sondern auch schnell langweilt. Da wäre deutlich mehr als ein 90-minütiger Film nötig gewesen!



Bild


Nun mag es schwer sein, solch einen gravierenden Negativpunkt direkt auszublenden - doch genau das wollen an dieser Stelle tun. Lässt man die Handlung nämlich außer Acht und reduziert Bayonetta: Bloody Fate nur auf die Schauwerte, wird der Anime definitiv einige Fan-Herzen für sich gewinnen können.


Da man sich nämlich nicht nur an der Geschichte, sondern auch der brachialen Inszenierung des ersten Videospiels orientiert hatten, darf man sich über eine Reihe atemberaubend inszenierter Kampfsequenzen freuen, die dank stets abwechslungsreicher Manöver und Settings durchgehend frisch wirken und zu keinem Zeitpunkt ermüden.


Positiv auffallen tut hierbei primär das stete Einfügen einer humorvollen Ebene. Abgesehen vom fulminanten Finale bestreitet Haupthexe Bayonetta ihre Duelle gegen finstere Dämonen nämlich immer mit einem leichten Augenzwinkern, wodurch das Geschehen niemals zu ernst und lieblos wirkt, sondern durchgehend eine einzigartige Note erhält.


Zusätzlich spielt Kizaki mit den Kameraeinstellungen, liefert also auch ausreichend Schauwerte. Liebhaber der optisch ansprechenden Hexe kommen dank Zeitlupenaufnahmen und einem gelegentlichen Fokus auf primäre sowie sekundäre Geschlechtsteile ebenfalls auf ihre Kosten, wobei das Hauptaugenmerk logischerweise nie vom Pistolenschwingen und akrobatischen Dauerballern abweicht. Und da das Ganze im Blu-ray-Format zudem ordentlicher Bildschärfe und satten Farben daherkommt, wird zumindest hier Perfektion erreicht.



Sound


Eine weitere Kategorie, der eine viel zu kurze Laufzeit nichts anhaben kann. Und auch hier liefert Bayonetta: Bloody Fate ab! Da nämlich alle Originalsprecher der Videospiele an Bord geholt wurden, dürfen sich Fans bei der Auswahl der japanischen Sprachfassung über ein authentisches Bayonetta-Feeling freuen.


Eine Steilvorlage, die bei der deutschen Version nicht genutzt werden konnte. Dennoch bewies hier Universum Anime ein gutes Händchen und besetzte die Hauptrollen mit klangstarken Sprechern wie Natascha Schaff, Nadine Heidenreich oder Florian Hoffmann, die allesamt viel Motivation und Emotion mitbringen und somit auch die synchronisierte Fassung zu einer auditiven Wohltat machen.


Bei der Musikuntermalung hat man sich (zum Glück) ebenfalls an den Videospielen orientiert und unterlegt das Geschehen mit einer passenden Mischung aus Orchester und Rock. Stellenweise haben sich sogar leicht angepasste Melodien aus dem ersten Teil reingeschlichen, womit vor allem beinharte Fans viel Freude haben dürften.



Fazit


Eine Schande, dass man Bayonetta keine Serie im Stile eines Devil May Cry spendiert hat. So wird die eigentlich spannende Rahmenhandlung rund um die explosive Welt und die Vergangenheit der sexy Hexe nämlich auf ein Minimum reduziert und von (teils übertriebenen) Kampfsequenzen und Slow-Motion-Kamerafahrten mit verstärktem Wackelbrust-Fokus in den Hintergrund gedrückt. Sehr zum Leidwesen der Charakterdarstellung und neu dazugekommener Fans.


Wer die Reihe vergöttert und beide Teile ausgiebig genossen hat, der wird mit Bloody Fatesicherlich 90 Minuten lang viel actiongeladenen Spaß haben - immerhin lassen die hervorragende Sprecherwahl sowie der optische Hochgenuss keinerlei Raum für Kritik. Alle anderen investieren das Geld lieber gleich in die beiden Videospiele und greifen erst danach zur Blu-ray.


Name: Bayonetta: Bloody Fate [Blu-ray]

Verleih: Universum ANIME

Bild: 1,78:1 (1080p/24)

Ton: DTS-HD 5.1

Sprachen: Deutsch, Japanisch

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 90 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren

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