X - THE MOVIE

X - THE MOVIE



Ein zeitloser Klassiker, der noch heute nach Raum zur Entfaltung schreit.


Wir schreiben das Jahr 1999: In Tokyo kommt es zum unerbittlichen Kampf um die Zukunft der Menschheit.


Kamui Shirô ist in die Metropole zurückkehrt, um sich seiner ultimativen Herausforderung zu stellen.


Im Krieg zwischen den ”Sieben Boten", deren einziges Bestreben es ist, die Menschheit zu vernichten, und den so genannten "Sieben Siegel", den Verteidigern der menschlichen Zivilisation, muss Kamui eine schicksalhafte Entscheidung fällen.




Mit X hat Clamp einen Manga erschaffen, der bis heute einen ganz besonderen Stellenwert besitzt. Nicht nur wegen der epischen Handlung, facettenreichen Charaktere oder malerischen Zeichnungen mit ausreichend Interpretationsmöglichkeiten. Sondern weil der Manga nicht beendet wurde – die 2003 ausgerufenen Pause wurde niemals beendet, das offizielle Ende niemals erreicht.


Natürlich ist das kein Grund, die Unterhaltungsmaschinerie anzuschmeißen und Fans von allen Seiten zu bombardieren. Ob nun mit Videospielen, Audiodramen oder einer Anime-OVA-Kombo 2001, es gab genug Wege, die (damals ebenfalls noch nicht beendete, aber eben auch nicht pausierte) Handlung selbstständig weiterzuerzählen und zum Ende zu bringen – eben halt nur als alternative Route.


Das Krönchen trägt allerdings X – THE MOVIE, der gleich an zwei Fronten schier aussichtlose Schlachten austrug. Mit der Erstveröffentlichung 1996 musste dieser nämlich einen Manga, der nach vier Jahren bereits zahlreiche Charaktere und fiktive Mythen etabliert hatte und bereits als „Saga“ bezeichnet wurde, kurz-knackig-kompakt in 100 Minuten pressen. Und sich dafür dann auch noch einen eigenen, schlüssigen Abschluss überlegen.


Eine ohne jede Frage schwer zu bewältigende Aufgabe, bei der dieses überambitionierte Werk eindeutig das Handtuch werfen musste.




Das Problem ist dabei sehr simpel einzugrenzen: Die Rahmenhandlung von X fällt einfach zu komplex aus, um diese auf einen Spielfilm runterzubrechen. Selbst eine Laufzeit von 130 Minuten hätten an diesem Fazit nichts rütteln können: Immerhin muss man nicht nur die eigentliche Bedrohung etablieren, sondern auch eine lange Liste wichtiger Haupt- und Nebencharaktere, die allesamt eine wichtige Rolle spielen und die Story nicht nur mit Dialogen sondern auch Kampfsequenzen stetig voranschreiten lassen.


X – THE MOVIE hält sich zwar nicht strengstens genau an die Manga-Vorlage, versucht dieser allerdings dennoch möglichst nah zu folgen, schmeißt also nur wenige Elemente tatsächlich über Bord. Dadurch lässt sich aber alles kaum unter einen Hut bringen, hier und da müssen Passagen schnell zusammengestaucht werden, um die Laufzeit nicht zu übersteigen, inhaltlicher Zusammenhang wird dadurch nicht immer gewährleistet.


Wer sich bereits mit dem Manga oder dem Anime auseinandergesetzt hat, wird solche narrativen Lücken selbst füllen können. Der Rest wird allerdings oftmals verwirrt zurückgelassen und wundert sich zudem über irrational wirkendende Entscheidungen, die mit mehr Kontext plötzlich bedeutend mehr Sinn machen.


Dadurch fühlt sich X – THE MOVIE einfach unrund an, wie eine stark geschnittene Variante, die zwar ein schickes Gesamtwerk zum Ziel hat, beim Zusammenbau jedoch etliche Ziegelsteine vergessen hat. Und gegen Ende leider auch gefühlt den Zement, der das Ganze zusammenhalten sollte.




Bild

Mit einer Erstveröffentlichung im Jahr 1996 mag es nicht verwunderlich sein, dass der Zahn der Zeit am optischen Gesamtbild von X – THE MOVIE genagt hat.


Obwohl das Blu-ray-Format zusätzliche Schärfe und stärkere Farben ins Rennen schickt, werden einige Schwächen nur schwerlich kaschiert und während dunklerer Passagen dann sogar noch unliebsam ins Rampenlicht geschubst.


Allerdings muss man dabei wahrlich festhalten, dass es sich hierbei oftmals um typische Alterserscheinungen handelt, die eben auftreten und kaum aus der Welt zu schaffen sind: Und abseits davon kann sich X – THE MOVIE ohne jede Frage noch sehen lassen.


Hierbei wird man auf eine regelrechte Blumenwiese positiver Aspekte entlassen. Die Charaktere erfreuen sich allesamt detaillierter Modelle und machen vor allem während der imposant in Szene gesetzten Kampfsequenzen oftmals eine verboten gute Figur. Zusätzlich gleichen zahlreiche Momenten einem typischen Clamp-Kunstwerk und könnten via Screenshot-Funktion und mit einem schicken Goldrahmen problemlos an die Wand gehängt werden.


Dadurch schafft es die Optik durch den Aufbau einer starken Atmosphäre und ebenso bezaubernden wie auch bedeutungsschwangeren Bildern sogar gelegentlich, die Schwächen der Handlung ein wenig auszubügeln. Mit dem Blu-ray-Sprung hat man damit also keine totale Verjüngungskur erreicht, aber zumindest die alten Stärken ein wenig entstaubt, aufgehübscht und ein weiteres Mal gelungen an den Fan gebracht.




Sound


Der Sound folgt dem insgesamt positiven Optik-Gesamteindruck und wird Anime-Fans dabei vor allen in puncto Sprecherwahl ein breites Grinsen auf die Lippen zaubern. Hier hat man bei der damaligen Lokalisierung nämlich zur Crème de la Crème der Sprecherriege gegriffen und Alterserscheinungen somit konsequent vorgebeugt.


Sebastian Schulz, Gerrit Schmidt-Foß, Rubina Nath, Marie Bierstedt – X – THE MOVIE vereint die großen Namen und sorgt somit für eine grandiose Synchronisation, die zwar die teils eingeschränkte Entfaltung der Charaktere nicht wettmachen kann, diese aber immerhin mit Emotionen und Leben füllt und über die vorherrschenden Probleme hinwegtröstet.


In Kombination mit dem starken DTS-HD MA 5.1-Format, wuchtigen Effekten sowie einem atmosphärischen Soundtrack ergibt sich ein weiterhin beeindruckendes Sound-Paket, dass die zwei Jahrzehnte ebenfalls problemlos abschütteln sollte. Höchstens direkte Vergleiche mit der musikalischen Begleitung der Anime-Serie sollte man sich ersparen, da sich hier eventuelle Enttäuschungen einstellen könnten.




Extras / Aufmachung


Sticker
Making-Of des Cover-Arts
X – THE MOVIE Trailer


Wer bei einem namhaften Werk wie X – THE MOVIE eine ellenlange Liste spannender Blicke hinter die Kulissen erwartet hat, der wird leider enttäuscht: Abseits eines Stickers hat die Blu-ray nämlich keine Extras zu bieten. Zumindest, wenn man sich auf die Infos auf dem Cover verlässt.


Tatsächlich finden sich auf der Disc dann aber doch drei kurze Bonus-Videos vor, die zwar definitiv keine Bäume ausreißen, eine kurze Nennung aber dennoch wert gewesen wären. Neben zwei Trailer-Varianten findet man hier auch ein qualitativ stark gealtertes, inhaltlich dafür aber sehr interessanten Video, in dem der Zeichenprozess des damaligen Videokassetten-Covers begleitet wird.


Und obwohl man deutlich sieht, dass dieses Bonusvideo direkt von der damaligen VHS-Veröffentlichung entnommen wurde und der Spaß bereits nach wenigen Minuten wieder vorbei ist, hätte es sich eine Erwähnung verdient. Dem insgesamt mageren Extras-Bereich hätte das nur geringfügig geholfen, ist letztlich aber dennoch besser als mit einem simplen Sticker zurückgelassen zu werden.




Fazit


Ein episches Meisterwerk mit komplexer Handlung und Charakteren passend in 100 Minuten Laufzeit verfrachten: Ein denkbar schwieriges Unterfangen, das leider auch Regisseur Shigeyuki Hayashi und Studio Madhouse nicht bewältigen konnten.


Als eine Art Prolog hätte X – THE MOVIE hervorragend funktionieren können, will dann aber eben doch die gesamte Story rund um Kamui und den nahenden Untergang der Menschheit erzählen, wodurch das Gesamtwerk gnadenlos in die Knie geht. Bei schwerwiegenden Toden fehlt die emotionale Verbindung, einige Charakterhandlungen wirken erschreckend irrational, das Ende kommt mutig daher, schwächelt allerdings aufgrund eines rustikalen Aufbaus. Somit wird fast jede Minute schmerzhaft deutlich, dass mehr Laufzeit dem Ganzen gutgetan hätte.


Wer bisher weder mit der Manga-Vorlage noch der Anime-Adaption in Berührung gekommen ist, der sollte einen Blick riskieren: Als stark runtergekürzter Sprung ins kalte X-Wasser funktioniert der Film nämlich hervorragend, beeindruckt noch heute mit einer packenden Atmosphäre, einer schicken Optik mitsamt fantasievollen Bildern sowie wuchtigem Sound und lädt anschließend zu weiterer Manga-Lektüre und Anime-Unterhaltung zum Füllen der inhaltlichen Lücken ein.


Jahrelange Fans dürfen den Erwerb von X – THE MOVIE derweil maximal wegen der weiterhin ansprechenden, technischen Qualität in Erwägung ziehen – denn in puncto Handlung folgt hier leider gefühlt eine Enttäuschung der nächsten.


Name: X – THE MOVIE

Verleih: Nipponart

Bild: 16:9

Ton: DTS-HD MA 5.1 (Deutsch, Japanisch)

Untertitel: Deutsch

Laufzeit: ca. 100 Minuten

Freigegeben ab: 16 Jahren


Mehr Infos findet ihr hier!

Für alle Bilder in unserem Test gilt:
© 1996 CLAMP/"X" Production Committee

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