Digimon World: Cyber Sleuth

Digimon World: Cyber Sleuth

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Hacker sind die schlimmste Bedrohung unserer digitalen Welt? Falsch gedacht! Es sind Digimon!


Als kleiner Junge wollte ich dringend mein eigenes Digimon haben und digitalen Welten erkunden. Kein Wunder: Immerhin bestand fast jeder meiner Nachmittage aus einem neuen Kapitel des farbenfrohen Animes und war am folgenden Schultag immer Hauptthema. Und das sind Erinnerungen, die bis heute im Hinterkopf geblieben sind.


Nun wird mein Kindheitstraum endlich wahr! Denn in Digimon Story: Cyber Sleuth darf man Digimon in sein Team aufnehmen, trainieren, weiterentwickeln und böse Kreaturen bekämpfen. Doch ob das Ganze nur auf dem Papier oder auch in der Praxis wirklich unterhält, das erfahrt ihr im Test.


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Digitale Gefahren


In Digimon Story: Cyber Sleuth ist EDEN das moderne Internet. Ein digitaler Raum, den man mit seinem Körper betreten und das WWW direkt erleben darf. Für den Helden – je nach eurem Wunsch weiblich oder männlich – verwandelt sich diese faszinierende Szenario nämlich zum Albtraum. Nachdem er von einem mysteriösen Hacker nämlich die Fähigkeit erhält Digimon, ominöse Datenwesen, zu fangen und zu kontrollieren, wird er von einer geheimnisvollen Kreatur namens Eater angegriffen, wodurch sein digitales Ich von seinem Körper getrennt wird. Und letzterer in eine Art Koma verfällt.


Hilfslos bleibt unser Held aber nicht. Kaum kehrt er als digitales Mischmasch in die reale Welt zurück, wird er von der Cyber-Detektivin Kyoko Kuremi aufgegriffen, die sich mit Internetphänomenen auseinandersetzt und somit auch ein Auge auf ihn geworfen hat. Sie nimmt ihn unter ihre Fittiche und macht ihn zu einem Cyber Sleuth, einem Online-Ermittler, der sich Hackern und geheimnisvollen Vorkommnissen annehmen soll. Und dabei auch den Gründen für seine Erkrankung auf die Spur kommen soll – immerhin kann er nun auf Wunsch zwischen der realen und digitalen Welt wechseln.


Einfach fällt dieses Unterfangen logischerweise nicht aus. Denn es warten nicht nur fiese Hacker und angriffslustige Digimon, sondern auch unbekannte Strippenzieher, die mit ihren Machenschaften einen größeren Plan zu verfolgen scheinen. Und sich von einem neugierigen Cyber Sleuth natürlich nicht aus der Bahn werfen lassen wollen.



Was euch ab hier erwartet sind mehrere Kapitel voller spannender Fälle, Wendungen und natürlich massenweise Digimon. Und einem halbstummen Protagonisten. Anstatt sich nämlich aktiv an Gesprächen zu beteiligen, gestikuliert euer Held lieber mit seinen Händen herum und bewegt stumm seinen Mund. Selbstgespräche und eigene Gedanken werden allerdings mit einem Text versehen – kein Beinbruch, aber ein erster Indikator für einzig wirklich große Schwäche von Cyber Sleuth: die mangelnde Inszenierung.


Versteht mich nicht falsch: die Haupthandlung ist unglaublich spannend ausgefallen und hielt mich bis zum Abspann bei Laune! Hier und da mangelte es dem Abenteuer aber an einer wirklich ansprechenden Inszenierung. Gespräche laufen viel zu träge ab und ziehen sich gelegentlich, coole Zwischensequenzen gibt es derweil nur selten zu bestaunen.


Es ist aber ein Problem, mit dem ich mich nach kurzer Eingewöhnungszeit anfreunden und mich vollends auf die eigentliche Storyentwicklung konzentrieren konnte. Und auch, wenn es gerade in den ersten Spielstunden ein wenig sauer aufstößt, ist es zumindest ein stabiles Fundament, auf dem ein eventueller Nachfolger sicher schneller und imposanter gebaut werden kann.



Agumon digitiert zu...


Dreh- und Angelpunkt ist die Detektei mitten in Tokio, in der wir neue Fälle kriegen und uns an die jeweiligen Brennpunkte in der Stadt bewegen. Hier dürfen wir mit Passanten sprechen, versteckte Items entdecken und uns an bestimmten Punkten direkt in die digitale Welt schwingen. Und hier beginnt dann auch das eigentliche Gameplay von Digimon Story: Cyber Sleuth.


In der digitalen Welt werden wir nämlich in unregelmäßigen Abständen von Digimon angegriffen und in rundenbasierte Kämpfe verwickelt. Zum Glück gaben auch wir stets ein starkes Dreier-Team an unserer Seite (weitere Digmon warten auf der Reservebank), mit denen wir die Konkurrenz gnadenlos aus dem Weg räumen.


Hierbei begegnen wir dann dem kleinen Einmaleins des RPG-Genres. An der rechte Seiten sehen wir die Reihenfolge der agierenden Digimon und dürfen bei unseren Zügen angreifen, verteidigen, Items verwenden oder Spezialangriffe vom Stapel lassen. Auch vernichtende Teamkombos und Schwächen des Gegners können genutzt werden, um noch mehr Schaden anzurichten und nach dem Kampf kostbare Erfahrungspunkte und Items einzuheimsen.


Doch was wäre ein Digimon-Game ohne Digitationen? Auch hier enttäuscht Cyber Sleuthnicht: sobald eure Teammitglieder nämlich ein bestimmtes Level und vorgegebene Attribute erreicht haben, könnt ihr sie weiterentwickeln und mit brandneuen Kräften ausstatten. Auf Wunsch können wir unsere Entscheidung auch revidieren, das Digimon neu aufbauen und dann eine andere Digitation ausprobieren. Und bei über 200 Wesen werdet ihr lange Zeit mit dem Ausprobieren beschäftigt sein.


Wie ihr neue Digimon kriegt? Simpel: Vor jedem Kampf scannt ihr eure Gegner automatisch. Habt ihr einen Gegner zu 100% gescannt, könnt ihr ihn in euer Team aufnehmen, trainieren und weiterentwickeln. Ein weiterer Baustein, der viel Freude bereitet und zur Neustrukturierung anregt. Wer also gerne rumexperimentiert, darf an dieser Stelle viel Zeit einplanen.



Hast du Münzen für mich?


Im Endeffekt behält Digimon Story: Cyber Sleuth die Gameplay-Formel von Anfang bis Ende bei: wir kriegen einen Auftrag, springen in die digitale Welt, führen einige Gespräche und vermöbeln dann einige Digimon – gelegentlich dann auch mit einem Schlagabtausch mit einem fetten Boss. Klingt eintönig, bleibt durch die zahlreichen Digimon, digitalen Welten und spannenden Storystränge aber stets unterhaltsam.


Dennoch ist Entwickler Media.Vision hier noch nicht am Ende. Neben der Haupthandlung warten nämlich etliche optionale Aufgaben, die von euch bewältigt werden möchten. Wer also nicht ständig einen Aushilfsdetektiv mimen möchte, der kann auch mal andere Wege beschreiten.


Altbekannt, in RPGs aber immer beliebt, sind die Nebenmissionen, die ihr in der Detektei annehmen dürft. Und obwohl man hier keine unvergesslichen Szenarien oder Aufgabenstellungen präsentiert bekommt, halten euch auch diese Zusatzaufgaben immer bei bester Laune und bieten sich zudem hervorragend zum Sammeln von Erfahrungspunkten und wertvolle Items an. Ein gutes Herz wird also definitiv belohnt!


Unfassbar packend gestaltet sich dabei die Suche nach Digimon-Münzen, die ihr einem Sammler für ein wenig Kohle und spezielle Items übergeben könnte. Die Fundorte dieser Münzen sind dabei zahlreich: so sind sie in der Gegend verteilt, werden von besiegten Digimon hinterlassen oder können nach dem Zufallsprinzip an Automaten gezogen werden. Und mit 500 Stück darf man seinen Sammlerwahn vollends ausleben – und bleibt stets motiviert.



Das reicht euch noch nicht? Dann liefert euch Digimon Story: Cyber Sleuth noch die Digi-Farm, auf die ihr ausgewählte Digi-Partner schicken und anschließend auf andere Art und Weise großziehen dürft. Hier wählen wir einen Anführer, füttern den Bewohner mit verschiedenen Nahrungsmitteln und geben ihnen Aufgaben, um neue Rohstoffe zu finden oder Fähigkeiten zu aktivieren. Im Endeffekt ein Mini-Tamagotchi, der zum stetigen Kurzbesuch animiert.


Immer noch nicht genug? Kein Problem! Denn auch ein Kolosseum wartet auf euch, in dem ihr euer aktuelles Team durch unterschiedliche Cups jagen und euer kämpferisches Können auf die Probe stellen könnt. Wer sich dann stark genug fühlt, nutzt auch direkt den Online-Modus, in dem man sich gegen andere Spieler messen darf. Ein amüsanter Zeitvertreib, der sein Niveau mit einem stabilen Netzcode und ausbleibenden Rucklern durchgehend halten kann. Und letztendlich dann nur noch eine Frage zulässt: Wo fange ich da überhaupt an?!


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Fazit


Stattlicher Umfang, beachtlicher Spielspaß: Digimon Story: Cyber Sleuth fängt das Feeling des weltweit bekannten Animes erstklassig ein und liefert Fans eine hervorragende Mischung aus spannender Handlung, packendem Kampfsystem und unzähligen Haupt- und Nebenaufgaben. Die mit mehr als 200 Digimon gigantisch ausgefallene Partnerauswahl darf dann gerne als köstliche Kirsche betitelt werden.


Dadurch fallen auch marginale Schwächen wie eine leicht angestaubte Inszenierung und der etwas zu niedrig ausgefallene Schwierigkeitsgrad kaum ins Gewicht und lassen nur einen Schluss zu: Wer gelungene RPGs und/oder Digimon liebt, der kommt an Digimon Story: Cyber Sleuth nicht vorbei. Und kann sich auf mehr als 80 Stunden feinster Unterhaltung einstellen!

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