The Evil Within 2

The Evil Within 2



Mehr Freiheit, weniger Horror. Und trotzdem ein atmosphärisches Gruselhighlight!

Horror ist nicht gleich Horror. Ja, wenn ein maskierter Killer mit einem Messer brüllend auf euch zuläuft, das kann schon unter die Haut gehen. Als Zuschauer im Kino, am TV oder an der Konsole verliert sowas allerdings seinen Reiz. Sogar in engen, kaum übersichtlichen Gängen.


Horror kann allerdings auch eine düstere, seelenlose Stadt sein, die an jeder Ecke blutrünstige Monster oder andere Gefahren verbergen KÖNNTE. Oder eben nicht. Wer weiß das schon? Man findet es nur heraus, wenn man sich in diese Ecken wagt. Und das könnte eben tödlich enden.


The Evil Within 2 setzt verstärkt auf die zweite Formel und schenkt Fans des Vorgängers sowie Neulingen mehr Freiheit, damit aber gleichzeitig auch mehr Atmosphäre. Ob die Fortsetzung den dadurch resultierenden Horrorverlust verkraften kann? Definitiv!


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Für die Tochter in die Horrorwelt

Drei Jahre ist es her, seit Sebastian Castellanos der düsteren Horrorwelt des STEM-Systems entkommen konnte. Hier angeschlossen musste er sich durch die skurrilen Gehirngänge einer zentralen Hauptperson und dabei nicht nur um sein Überleben, sondern auch um die Sicherheit der Menschheit kämpfen.


Nun entschließt sich Sebastian dazu, sich ein weiteres Mal an die Maschine anschließen zu lassen. Ob er seinen Verstand verloren hat? Nicht wirklich. Denn seine ehemalige Partnerin Kidman eröffnet ihm eine erschreckende Wahrheit: seine tot geglaubte Tochter ist noch am Leben. Und dient der STEM-Maschine der finsteren Organisation Mobius als Fundament.


Allerdings hat Mobius die Kontrolle verloren und sieht sich mit einer unüberbrückbaren Komplikation im System konfrontiert. Einzige Hoffnung: Sebastian. Immerhin hat er seine Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt. Und hat mit der Rettung seiner Tochter eine Motivation, sich abermals in Lebensgefahr zu begeben.


Schnell muss Sebastian allerdings erkennen, dass ihn das brutale Treiben inmitten der simulierten Horror-Hirn-Welt an seine körperlichen und seelischen Grenzen bringt. Und sieht sich dabei nicht nur mit monströsen Kreaturen und gnadenlosen Widersachern, sondern auch mit seiner eigenen, schmerzhaften Vergangenheit konfrontiert.



Mehr Spannung dank mehr Persönlichkeit


The Evil Within wurde von der Gaming-Community gespalten aufgenommen. Einer der Hauptgründe war die konfuse Handlung, die letztendlich zwar passend und sinnig aufgelöst wurde, mit eher unsympathischen Charakteren allerdings nur selten wirklich in ihren Bann zog.


The Evil Within 2 hat aus diesen Fehler gelernt und bietet bereits mit der eigentlichen Rahmenhandlung – Sebastians Suche nach seiner Tochter – einen stärkeren Bezugspunkt, der dem Protagonisten mehr Dimensionen verpasst und gleich bedeutend sympathischer ausfallen lässt.


Zum Glück bekommen auch Nebenfiguren mehr Facetten spendiert, wodurch sich gleichzeitig die gesamte Spielwelt über mehr Leben freut. Selbst Nebenmissionen bleiben damit spannend und enthüllen nach und nach mehr Informationen über die düstere Horrorwelt.


Gegen Ende droht der Handlung ein wenig die Luft auszugehen, allerdings kämpft sich das Gesamtpaket dann dennoch spannend über die Ziellinie und lässt Enttäuschungen oder gar Längen kaum Raum. Und auf einige schockierende Wendungen und unvergessliche Gaming-Momente darf man sich da natürlich auch freuen!



Atmosphäre statt stupidem Horror


Allerdings geben sich die Entwickler von Tango Gameworks nicht mit der verbesserten Handlung zufrieden, sondern legen auch beim eigentlichen Horroraspekt Hand an.

The Evil Within setzte nämlich verstärkt auf blanken Überlebenshorror. Wenig Munition, kaum Heilungsmöglichkeiten, ein steter Balanceakt zwischen Leben und Überleben. Unser nahender (Videospiel)Tod wurde uns stets direkt ins Gesicht gedrückt, das Nervenkostüm fast durchweg an den Rand des völligen Zerberstens gebracht.


The Evil Within 2 geht einen anderen Weg und setzt dabei verstärkt auf eine unheimlich, den Spieler mitten ins Geschehen ziehende Atmosphäre, die mit allerlei dunklen Arealen, Nebel und unheimlichen Geräuschen verstärkt wird und damit vor allem im abgedunkelten Raum und Kopfhörer ihr fantastisch-grausiges Potenzial entfacht.


Tatsächlich waren wir zunächst skeptisch, können aber beruhigt festhalten, dass diese Horror-Neuausrichtung hervorragend funktioniert und der Atmosphäre dienlich ist. Nun haben wir nämlich nicht nur einige Highlights, sondern ein durchgehend beklemmendes Gefühl, dem wir uns kaum entreißen können. Und da verzichten wir gerne mal auf einige lineare Horror-Geisterbahnen.



Grafisch nicht ganz auf der Höhe


Lasst euch von der Absatzüberschrift nicht direkt auf die falsche Fährte locken: The Evil Within 2 sieht richtig gut aus und leistet vor allem beim grafischen Aufbau der gruseligen Horrorwelt einen fantastischen Job.


Durch das STEM-Element gewinnen dabei vor allem Monster- und Leveldesign an kreativer Kraft und überraschen uns mit einer Reihe ebenso beeindruckender wie auch schockierender Einfälle, die uns gekonnt einen Schauer über den Rücken jagen.


Allerdings bleibt das grafische Niveau nicht durchgehend konstant, sondern geht stellenweise sichtbar in die Knie. Ob nun gelegentliche Ruckler, unschöne Glitches, merkwürdig anmutende Charaktermodelle oder schwächelnde Texturen und Umgebungsdetails, die Liste an optischen Schwachstellen ist nicht gerade kurz.


Keine Sorge: Sebastians zweitem Horrortrip wird dadurch sicherlich nicht das Genick gebrochen – dazu ist die Liste an positiven Aspekten immer noch bedeutend länger. Allerdings ist es schade, dass das bereits anschauliche Fundament des Erstlings nicht noch effektiver ausgebaut wurde.



Leise oder laut?


Grundlegend hat sich beim Gameplay von The Evil Within 2 wenig getan. Abermals steuern wir Sebastian aus der Third-Person-Perspektive durch fast durchweg düstere Areale und stellen uns mit einem wuchtigen Waffensortiment skurrilen Monstern in den Weg.


Besonders cool: Dieses Mal dürfen wir unser Vorgehen noch gezielter selbst bestimmen und bringen somit spielerische Varianz ins Horrorabenteuer. Schleiche ich mich einfach an der Gegnertruppe vorbei? Warte ich auf einen passenden Moment und schalte einen nach dem anderen lautlos aus? Oder lade ich gleich meine Knarren und ballere alle gnadenlos ins Nirvana?


Kein Vorgehen birgt Vor- oder Nachteile, sondern eröffnet uns die völlige Freiheit, unseren gewünschten Spielstil frei auszuleben und Herausforderungen nach unseren Wünschen zu meistern.

Wir haben es mit allen Spielstilen ausprobiert und können festhalten, dass jede Variante (spielerisches Können vorausgesetzt) in der Praxis zum Erfolg führen und Spielspaß garantieren. Doch selbst wir haben irgendwann mitbekommen, dass wir einen Stil favorisieren. Für welchen Stil werdet ihr euch entscheiden?



Mit jedem Schritt ein wenig stärker


Wer in seinem Leben bereits mit einem Videospiel in Kontakt kam, der sich nicht darüber wundern, dass der Schwierigkeitsgrad stetig steigt und somit auch die Feinde immer angriffslustiger werden. Zum Glück liefert euch The Evil Within 2 ausreichend Möglichkeiten, Sebastian für diese Herausforderungen zu wappnen.


Mit Schrottteilen dürfen wir wieder unsere Waffen aufwerten und dürfen das dieses Mal nicht nur mobil machen, sondern zusätzlich auch Heilgegenstände und Munition zusammenbasteln. Wer sich also in einer ausweglosen Situation wiederfindet, bekommt zumindest noch einen geringen Hoffnungsschimmer geboten.


Grünes Gel, das besiegte Gegner zurücklassen, dürfen wir derweil abermals in die Verbesserung von Sebastians Fähigkeiten investieren, wobei uns das Horror-Sequel allerdings zur genauen Planung auffordert – immerhin bekommt man in einem Durchgang nicht alle Abilities freigeschaltet (glaubt uns, wir haben es versucht).


Somit kommen wir wieder an der Frage an, die wir euch gerade gestellt haben: Für welchen Stil werdet ihr euch entscheiden? Denn nur wer diese Frage tatsächlich beantworten kann, wird Sebastian nach den optimalen Wunschvorstellungen aus- und aufbauen können. Schnell, lautlos und agil? Oder lieber resistent und mächtig? Nutzt euer Gel weise!


Es sind genau diese Aspekte, die The Evil Within 2 so unterhaltsam gestalten und uns zwischen gruseligen Momenten und Schusseinlagen zum strategischen Planen animieren. Und letztendlich dann nur von einer, großen Neuerung übertroffen werden.



Keine schützenden Wände


Anstatt sich weiterhin gänzlich auf lineare Level zu verlassen, bietet euch The Evil Within 2 nun auch offenere Gebiete, in denen ihr keinem festen Weg folgen müsst, sondern eure nächsten Schritte selbst planen könnt. Mehr Freiheit ist halt immer gut.


Dadurch erklärt sich dann auch der leicht abgeschwächte Horroraspekt. Immerhin sorgen lineare Gänge verstärkt für Herzrasen, während offene Bereiche mehr Angriffsfläche und somit stetes Unwohlsein erwecken.


Und was einigen Titel definitiv das Genick brechen könnte, wird bei The Evil Within 2 meisterhaft integriert und somit schnell zu einer der größten Stärken erhoben. Immerhin bieten die offenen Bereiche enormes Erkundungspotenzial und garantieren somit ordentlichen Spielspaß.


Ob nun Nebenmissionen, Sammelgegenstände, weitere Waffen oder Ausrüstungsgegenstände: An fast jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, wodurch wir trotz tödlicher Kreaturen jedes Mal eine neue Expedition wagen und uns stundenlang vom eigentlichen Hauptplot haben ablenken lassen.


Wer nun also befürchtet, dass die offenen Schauplätze das Erlebnis zerstören, der darf beruhigt sein. Immer haben die Entwickler es hier nicht übertrieben, sondern setzen auf ein übersichtliches Areal, das keinerlei Open-World-Übersättigung hervorruft, sondern dem Horror einfach nur eine weitere Facette verpasst.



Mit dem Kommunikator in Richtung Ziel


Früh bekommt Sebastian den Kommunikator in die Hand gedrückt, der die offenere Struktur nicht ausarten lässt. Hiermit können wir nämlich Signale empfangen, die uns zu Haupt- und Nebenmissionen sowie interessanten Orten führen.


Davon gibt es übrigens viele. Egal ob wie hier nun Geheimnisse, Dokumente oder Waffen finden, enttäuscht wird man nie und wird stellenweise sogar Zeuge einiger gruseliger Momente. Man darf sich also auf ordentlichen Umfang einstellen, der locker an die 20 Stunden an die Konsole fesselt.


Ein optionaler Schießstand in Sebastians Sicherheitsraum, allerlei Sammelgegenstände sowie eine Reihe (teils höllischer) Schwierigkeitsgrade animieren derweil zu einem weiteren Durchgang und zwingen uns regelrecht zum Verinnerlichen der wichtigsten Gameplay-Elemente. Und zum zeitigen Zusammenstellen einer durchdachten Strategie.


Damit bietet The Evil Within 2 all die Stärken des Vorgängers und nutzt diese als stabile Basis, um das Erlebnis mit neuen Elementen auf ein neues Niveau zu heben. Und auch wenn dabei einige Horrorelemente auf der Strecke bleiben, liefert Sebastian mit seiner zweiten Reise in die STEM-Welt wieder auf ganzer Linie ab. Und verfolgt uns damit sogar noch in unsere Träume.


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Fazit


Ihr habt The Evil Within geliebt? Dann dürft ihr The Evil Within 2 auf gar keinen Fall verpassen!


Denn obwohl die Fortsetzung den puren Horror-Aspekt zugunsten offener Areale ein wenig in den Hintergrund schiebt, wird man direkt von einer ebenso dichten wie auch unheimlichen Atmosphäre begrüßt und trägt somit stets die blanke (Überlebens)Angst im Nacken.


Gepaart mit einer packenden Handlung und ausreichend Futter für Erkundungsfreunde ergibt sich somit ein hervorragend gelungenes Horror-Sequel, das zwar weiterhin mit kleineren Schwächen (vor allem technischen) zu kämpfen hat, schlussendlich aber dennoch gekonnt auf dem starken Fundament des Vorgängers aufbaut. Wir hoffen auf einen nochmals stärkeren Part 3!

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