Kingdom Hearts 3

Kingdom Hearts 3



Nach 14 langen Jahren hat das Warten endlich ein Ende.


Kaum hatte Square Enix auf der Sony-E3-2013-Konferenz den ersten Trailer zu Kingdom Hearts 3 gezeigt, ging ein lautes Jubeln um den Globus.


Endlich! Nach so langer Wartezeit, so vielen Zwischenteilen, war es nun so weit. Ein neuer, vollwertiger Ableger der Reihe, ein Abschluss einer Saga, ein Wiedersehen mit alten Bekannten und Feinden, sowie das Entdecken neuer Welten. Ein Traum sollte wahr werden!


Dadurch ergibt sich aber gleichzeitig eine gravierende Problemquelle: Wenn man so lange warten musste, ist die Erwartungshaltung natürlich enorm, die Fallhöhe somit gnadenlos groß. Und dann bleibt natürlich noch die Frage, ob man auf etliche Spin-Offs verteilte Handlungsfetzen tatsächlich befriedigend zusammenführen und abschließen kann.


Und die alles entscheidende Frage bleibt ebenfalls: Hat sich das Warten nun gelohnt? All diese Fragen beantworten wir euch in unserem Test.


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Ein letzter Kampf gegen die Dunkelheit


Kingdom Hearts 2 stellte 2005 meine Gaming-Welt aus dem Kopf. Die Fortsetzung eines meiner liebsten Action-RPGs konnte ich kaum erwarteten, importierte mir die PS2-Fassung sogar früher aus Japan, um nicht ein ganzes Jahr auf die deutsche Fassung warten zu müssen.


Die ominöse Organisation XIII, der erneute Ausflug in fantasievolle Disney-Welten sowie das insgesamt spürbar dynamischere Kampfsystem verwandelten Sora's zweites Abenteuer zu einem deutlich überlegeneren Nachfolger und erweckten direkt nach dem Abspann logischerweise direkt Vorfreude auf den Trilogie-Abschluss. Leider sollte dieser über ein Jahrzehnt auf sich warten lassen.


Damit lag das Franchise allerdings nicht brach. Ganz im Gegenteil: Es folgten zahlreiche Spin-Offs für PSP, den Nintendo DS, die 3DS-Variante und sogar das Handy. Hierbei konzentrierten sich die Entwickler aber nicht einfach nur auf einen Port des Originals, sondern eröffneten mit neuen Abenteuern brandneue Handlungsstränge, die gemeinsam mit den Konsolen-Ablegern das Fundament für das große Finale bilden sollten.


Es erfordert dementsprechend viel Zeit, Geduld und tatsächlich auch chronologische Planung, um das Gesamtwerk Kingdom Hearts zu verstehen, zu verinnerlichen und mit einem I-Tüpfelchen abzuschließen. Zeit, Geduld und Planung, die ich liebend gerne in die Serie investiert habe.


Und somit tatsächlich (und das ist jetzt kein theatralischer Artikel-Bla-Bla, sondern die pure Wahrheit) beim Anblick des Hauptmenüs in Tränen ausbrach. So viele Jahre der Leidenschaft und Begeisterung standen nun vor einem (temporären) Ende, damit konnte meine Gaming-Seele kaum umgehen. Und dieses Grundgefühl sollte noch sehr lange anhalten.



Ein letzter Kampf gegen die Dunkelheit


Selten fiel es mir schwerer, den Handlungsabschnitt eines Tests zu verfassen. Bei Kingdom Hearts 3 führt man immerhin einen regelrechten Balance-Akt aus: Einerseits kann man kaum eine Zusammenfassung älterer Teile bieten – das würde viel zu lange dauern –, andererseits will man auch nicht zu stark auf den neuen Part eingehen, um nervende Spoiler zu vermeiden.


Darum gehe ich nun den simplen Weg und halte mich kurz und knackig.


Serien-Oberbösewicht Xehanort ist seinem Ziel zum Greifen nahe: Mit der Erschaffung der legendären χ-Klinge das Kingdom Hearts zu öffnen, um mit dessen Macht die Welt ins Chaos zu stürzen. Hierzu vereint er 13 Kämpfer der Dunkelheit, damit diese gegen 7 Krieger des Lichts antreten. Der daraus resultierende Schlüsselschwertkrieg soll für die Herstellung der Klinge unerlässlich sein.


Sora, Donald und Goofy wollen das natürlich nicht zulassen und machen sich auf den Weg in neue Welten, um die nötigen Kräften für den ultimativen Showdown zu mobilisieren und Xehanort aufzuhalten. Gleichzeitig machen sich König Mickey und Riku auf die Suche nach den verschwundenen Schlüsselschwertkämpfern Terra, Aqua und Ventus, die für das entscheidende Duell unerlässlich sind. Währenddessen trainieren Kairi und Lea ihre neugewonnen Mächte, um ebenfalls zu Schlüsselschwertkriegern zu werden.


Nur, wenn sich alle Helden den Schatten ihrer Vergangenheit stellen und das volle Potenzial ihrer Herzen nutzen können, scheint ein Sieg gegen die schier übermächtige Dunkelheit überhaupt möglich. Doch auch die von Xehanort angeführte echte Organisation XIII scheint einen finsteren Plan zu verfolgen, dessen Ziel jedoch vollkommen im Schatten liegt.



Wie man es kennt und liebt


Es erfüllt mich mit ungemeiner Freude attestieren zu dürfen, dass sich Kingdom Hearts 3 in puncto Handlung und Präsentation an den zahlreichen Vorgängern orientiert und somit mit dem gleichem Stärke-Schwächen-Repertoire daherkommt.


Fans freuen sich abermals um eine ebenso emotionale wie auch humorvolle Reise, die von Zwischensequenzen und gefühlsschwangeren Herz-Ansprachen beherrscht wird, dank einer ordentlichen Portion Disney und eines einzigartigen Charmes niemals in weite Cringe-Abgründe fällt und stattdessen ein rundum unterhaltsames J-RPG-Pakets schnürt.


Das Pacing wird dabei auch dieses Mal wieder nicht jedem schmecken. Erneut ist es keine Seltenheit, dass man Sora nur einige Meter vorwärts bewegen darf, bevor man den nächsten Zwischensequenz-Marathon startet und der spielerische Anteil eher als superkurzes Intermezzo bezeichnet werden dürfen. Zu Beginn des Abenteuers sieht man hier sicher noch gerne drüber hinweg, Kingdom Hearts 3 verfolgt dieses System jedoch von Anfang bis Ende.


Fans der ersten Stunde kennen und begrüßen diesen Ablauf jedoch. Auch ich freute mich über jede neue, mit viel Liebe umgesetzte Zwischensequenz, in der Sora, Donald und Goofy die Handlung vorantrieben und mir mit ihrem humorvollen Zusammenspiel ein Lächeln auf die Lippen zauberten. Stellenweise merkwürdig ungeschliffen wirkende Zwischensequenzen sind dabei fast schon ein traditionsmäßiges Beiwerk, werden also schmunzelnd hingenommen.


Das ausbleibende Ausmerzen bekannter Serien-Schwächen enttäuschte mich zwar leicht, wurde jedoch von einem schnell einsetzenden, nostalgischen Gefühl aufgefangen. Kingdom Hearts 3 fühlt sich einfach so echt, so leidenschaftlich, so bekannt an, dass man die typischen Fehler eher begrüßt als sie zu verteufeln. Letztlich ist es wie ein Sprung ins kalte Wasser. Anfangs findet man noch einige Kritikpunkte, findet es nach einigen Runden dann aber doch ziemlich klasse.


Und wer sich nun verwirrt fragt, wann ich endlich über meine Gedanken zum Finale schreibe, dem sei ein Sprung zum vorletzten Abschnitt des Tests zu empfehlen – immer brauche auch ich einen narrativen Bogen, um euch bis zum Abschluss bei Laune zu halten!



Soundtrack-Göttin Shimomura


Anstatt meiner typischen Reihenfolge im technischen Part des Tests treu zu bleiben, möchte ich heute unbedingt mit dem musikalischen Aspekt von Kingdom Hearts 3 beginnen. Dieser Umstand ist allerdings nicht etwa den zahlreichen Synchronsprechern – diese leisten bis auf einige Ausnahmen auch dieses Mal wieder eine hervorragende Leistung ab, wobei ich vor allem Haley Joel Osment als Sora positiv hervorheben möchte –, sondern nur einer Person zu verdanken: Komponistin Yoko Shimomura.


Schon ihre früheren Franchise-Kompositionen zählen für mich zur musikalischen Speerspitze der Videospiel-Geschichte. Mit dem dritten Ableger übertrifft sich die Japanerin jedoch selbst und erreicht mit orchestralischen Klängen, variantenreichen Chören und auditiver Magie ein völlig neues Level, das selbst den fantastischen Soundtrack des zweiten Parts gnadenlos in den Schatten stellt.


Dabei verfolgt Shimomura eine ausgeklügelte Strategie, die sich schon früher bezahlt gemacht hat. Während sie Fans mit einer Reihe neuer Melodien beglückt, greift sie gleichzeitig auch auf altbekannte Melodien zurück, die sie mit musikalischem Neuanstrich perfektioniert und dabei primär bei Bosskämpfen immer wieder begeistert. Spoiler möchte ich hier vermeiden, empfehle euch aber dringend, die Lautstärke zum großen Finale zu erhöhen.


Doch nicht nur Shimomura kann einen gigantischen Schritt nach vorne vollziehen, auch das grafische Gesamtbild von Kingdom Hearts 3 erstrahlt mitsamt Unreal 4-Engine in völlig neuem Glanz. Trotz rasant in Szene gesetzter und unglaublicher vieler, farbenfroher Effekte bleibt das Geschehen abseits selten einsetzender Ruckler flüssig und bietet euch mit neuen Animationen und Spezialattacken immer wieder einen neuen, unerwarteten Augenschmaus.


Wirklich bemerkbar macht sich die grafische Evolution aber bei den Charaktermodellen bemerkbar. Vor allem Disney-Pixar-Charaktere stehen ihren Film-Vorlage optisch in kaum etwas nach und lassen den schmalen Grat zwischen Film und Videospiel immer wieder verschwimmen. Fans müssen sich aber nicht sorgen: Auch Sora, Riku und Co. müssen sich dank aufgepeppter Charaktermodelle und ausgearbeiteter Besonderheiten nicht hinter diesem Wow-Effekt verstecken.


Square Enix hat es geschafft, Kingdom Hearts 3 mit gezielten Handgriffen als ein visuell anschauliches und völlig bugfreies Next-Gen-Debüt auf den Markt zu bringen und dabei vor allem während der zahlreichen Zwischensequenzen zu beeindrucken. Gelegentlich etwas trist ausfallende Landschaften und schwankende Sprecherleistungen verzeiht man da gerne.



Weltenentdecker


Ihr merkt: Bereits Handlung, Optik sowie Soundtrack konnten mich spielend leicht begeistern. Das grundlegende Gameplay schickt sich an, sich dieser Aufzählung anzuschließen. Immerhin haben die Entwickler dieses bei Kingdom Hearts 3 im direkten Vergleich zu den Vorgängern kaum verändert.


Erneut steuern wir Sora durch offen gestaltete Disney-Schauplätze mit leicht linearer Note und kämpfen mit Schlüsselschwert in der Hand sowie Donald und Goofy (und in einigen Welten auch tatkräftiger Disney-Hilfe) gegen fiese Schergen der Dunkelheit. Nebenbei darf man dann noch versteckte Items, Gegenstände und andere Geheimnisse ausfindig machen.


Während die Vorgänger bei der Linear-aber-offen-Waage noch verstärkt in die Linear-Richtung tendierten, entschied sich Square Enix bei Kingdom Hearts 3 für eine gegenteilige Gewichtsverlagerung und gestaltet die Welten insgesamt weitläufiger, wodurch man selten durch seelenlose Gänge rennt, sondern oftmals eingeladen wird, abseits der Pfade zu wandern und auch mal auf vertikale Erkundungszüge zu gehen.


Qualität statt Quantität wird hierbei zum neuen Hauptmotto. Weniger Welten, mehr Umfang, diesen Weg hat Square Enix dieses Mal gewählt. Keine schlechte Entscheidung, wie sich in der Praxis herausstellt. Sicherlich war die Vielzahl an Welten in Kingdom Hearts 2 hervorragend, gelegentlich ließ das Level-Design aber zu Wünschen übrig und verlief zum Finale hin viel zu gradlinig.


Kingdom Hearts 3 steuert und fühlt sich fast identisch an, dreht dabei aber gleichzeitig die Freiheitsschraube an und lädt mich als hochmotivierten Abenteurer dadurch immer wieder zu Erkunden und Ausprobieren ein. Eine pure Freude, die mich bei meinem ersten Durchgang oftmals mit fantastischen Items belohnte.



Freie Flugbahn


Der Wunsch nach einer offeneren Spielwelt macht sich auch bei den altbekannten Gummischiff-Reisen bemerkbar. Während wir in Teil 1 und 2 hier noch auf festgelegten Routen rumflogen und höchstens mal einen Umweg via Wurmloch wählen durften, gibt uns Kingdom Hearts 3 ein kleines Universum zur freien Erkundung frei.


Nun darf man hier kein Größenlevel eines No Man's Sky erwarten, bekommt jedoch ausreichend Raum und Inhalt geboten, um sich längere Zeit durch die Lüfte zu bewegen, beispielsweise durch das Bergen versteckter Schätze, dem Fotografieren von Konstellationen oder dem Zerlegen fordernder Luftschiff-Bosse.


Und da garstige Gegner nun mal stetig stärker werden, dürft auch ihr euer Gummischiff nach und nach optimieren und euch dabei wieder kreativ austoben. Entweder kauft ihr einfach ein bereits fertig zusammengestelltes Schiff und sorgt nur noch für das Beschaffen der notwendigen Materialien oder ihr nehmt eben diese, lasst eurer Fantasie freien Lauf und bastelt eure eigene Kreation.


Hierbei ist es existenziell, die grundlegende Werte eure Fluggefährts im Auge zu behalten. Klar, viele Kanonen sind schön und gut, wer dabei aber seine Verteidigung außer Acht lässt, wird dennoch binnen weniger Sekunde in die Luft gejagt. Tüftler kommen also definitiv auf ihre Kosten und können mit einer gewissen Zeitinvestition beeindrucke Flugwaffen kreieren.


Selbst mich als steten Gummischiff-Kritiker konnte Kingdom Hearts 3 bekehren. Die damals viel zu linearen Touren langweilten mich einfach viel zu schnell, boten meiner Meinung nach kaum Abwechslungsreichtum. Mehr Freiheit bedeutet nun natürlich nicht gleich mehr Abwechslung, aber zumindest mehr Unterhaltung und Motivation. Und somit auch ein amüsantes Umherreisen zwischen den Welten.



Disney-Welten mit besonderem Touch


Fans kennen das in fast jedem Kingdom-Hearts-Ableger vorherrschende Prinzip: Intro erleben, Steuerung verinnerlichen und anschließend eine Disney-Welt nach der anderen erkunden, um sich immer weiter in Richtung Finale zu kämpfen.


Kingdom Hearts 3 folgt dieser ungeschriebenen Regel und schickt euch durch die farbenfrohen und variantenreichen Welten von Toy Story, Rapunzel oder Baymax, in denen ihr auch dieses Mal wieder gegen fiese Bösewichter der dunklen Seite antretet und euch an einigen Orten sogar über schlagkräftige Disney-Sidekicks freuen dürft.


Doch die Entwickler haben sich nicht lumpen lassen und füllen fast jede ansteuerbare Welt mit netten Nebenaufgaben und Minispielen, um sich nicht nur optisch und handlungstechnisch, sondern auch spielerisch stets von der Masse abzuheben und euch mit einem einzigartigen Element die erhoffte Varianz zu bieten.


So dürfen wir uns bei Toy Story in vernichtende Roboter schwingen, fahren bei Frozen auf Goofy's Schild einen Berg hinab und sammeln dabei Punkte sowie Schätze ein oder erkunden in derFluch-der-Karibik-Welt mit einem eigenen Schiff die Meere, versenken gegnerische Flotten mit unseren Kanonen versenken oder durchsuchen verschiedene Inseln nach verborgenen Geheimnissen.


Und während die eigentliche Handlung keinen zweiten Besuch in den Welten erfordert, haben mich verpasste Schätze, unentdeckte Landstriche und gekonnt eingeflochtene Mini-Games mehrmals zum Kurztrip animiert und den Spieler bei Highscore- und Schatz-Jagd zum Erreichen neuer Level animiert. Besonders wundervolle Konsequenz: Dank handgepickter Nebenaufgaben bekommt jede Disney-Welt ihren eigenen, spielerischen Touch verteilt, das daraus resultierende Variantenreichtum zaubert Weltenbummlern ein Lächeln auf die Lippen.


Einzig der etwas lieblose Drei-Minispiel-Besuch bei unserem alten Freund Winnie Pooh hätte eine zusätzliche Portion Kreativität verdient.



Alte und neue Kräfte gegen Herzlose/Niemande/Traumfänger


Nachdem ich die Reise- und Welterkundungsaspekte von Kingdom Hearts 3 unter die Lupe genommen habe, möchte ich mich nun dem Kampfsystem widmen. Während dieses auf den ersten Blick nämlich ebenfalls kaum Veränderungen erfahren hat, liegen die lobenswerten Verbesserungen im Details.


Auch dieses Mal hat sich Square Enix auf das altbekannte Echtzeitsystem verlassen: Während des Kampfes steuern wir Sora frei durch die Gegend, wählen per Steuerkreuz unsere gewünschte Offensivaktion – Angriff, Magie oder Item-Einsatz – und lassen diese per Knopfdruck vom Stapel. Einstellbare Schnell-Magie-Sets helfen derweil auch dieses Mal dabei, seinen eigenen Spielstil zusammenzustellen und zu optimieren.


Schlüsselschwerter kann man nun auch während des Kampfes via Steuerkreuz auswechseln und somit spontan auf neue Gegnertypen oder Bosse reagieren. Ein herrliches Vergnügen, immerhin durfte so ein Wechsel bisher nur außerhalb von Kämpfen durchgeführt werden. Besonders cool: Jedes Schwert besitzt einzigartige Fähigkeiten, die man nach einigen gezielt platzierten Angriffen aktivieren und anschließend erhöhten Schaden anrichten darf.


Zusätzlich starten wir gemeinsam mit Team-Mitglieder vernichtende Kombo-Attacken, feuern mit Disney-Attraktionen farbenfrohe Angriffsfeuerwerke oder beschwören auch Knopfdruck kurzzeitig einen schlagkräftigen Helfer herbei. Bereits in der Vergangenheit fiel das Kampfsystem trotz eines simplen Grundprinzips herrlich variantenreich aus, dieses Mal wird dieser Variantenreichtum gekonnt erweitert.


Kleiner Wermutstropfen: Während man früh auf diese kämpferische Varianz zurückgreifen darf, wird die tatsächliche Dringlichkeit erst ab dem Mittelfeld des Abenteuers spürbar. Gerade in den ersten Spielstunden ist man auf dem normalen Schwierigkeitsgrad mächtig genug, um sich auf simple X-Angriffe zu versteifen. Wer mehr Pepp will, wählt also lieber direkt die höchste Stufe.



Steten Schrittes in Richtung Level 99


Wer viel kämpft, der verdient viele Erfahrungspunkte. Auch bei Kingdom Hearts 3 eine wichtige Regel, die man definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.


Jeder gewonnene Kampf versorgt euer Team mit kostbaren EXP, die früher oder später zum Levelanstieg und oftmals auch zum Freischalten brandneuer Fähigkeiten führt. Diese aktivieren wir anschließend durch den Einsatz von Ability-Points und können damit unter anderem elementare Magie-Angriffe verstärken, Sora's Kombozähler in die Höhe treiben oder gar tödliche Angriffe einmalig entschärfen.


Gleichzeitig können wir Sora, Donald und Goofy mit neuen Waffen und Ausrüstungsgegenständen ausstattet, um ihre grundlegenden Werte zu optimieren. Neue Schlüsselschwerter, Magiestäbe, Schilder, Rüstungen und Co. findet ihr entweder in Schatztruhen, als Überbleibsel besiegter Gegner oder zum käuflichen Erwerb beim Mogry-Shop eurer Wahl.


Diese dürft ihr hier im Austausch mit eingesammelten Materialien aber auch einfach hergestellt werden. Dafür muss aber erst der jeweilige Plan vorliegen, auch die Materialsuche selbst fällt nur selten einfach aus. Alternativ darf man seine Sammlung dann aber auch gleich in ein ausgewählten Schlüsselschwert investieren und den Kampfknüppel zusätzlich verstärken.


Kingdom Hearts 3 bietet ausreichend Möglichkeiten, Sora und Co. zu verstärken und ermöglicht durchweg individuelle Anpassungen, weshalb man gewählte Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenstände jederzeit nach dem jeweiligen Feind ausrichten kann. Allerdings gilt auch hier, dass sich das volle Potenzial dieser Optimierung nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad wirklich ausbreiten kann.



Fotografieren für das geheime Ende


Meine Reise gen Abspann war gespickt mit zahlreichen, unvergesslichen Momenten, die ich natürlich mit viel Ruhe und Geduld genossen habe. Kein Wunder also, dass mir am Ende eine Gesamtspieldauer von knapp 30 Stunden angezeigt wurde.


Allerdings wäre es kein richtiges Kingdom Hearts, wenn man hier bereits am Ende angekommen wäre. Jede Welt lädt zum erneuten Besuch ein und fungieren für Abenteurer mit versteckten Schätzen, zahlreichen Minispielen (beispielsweiche klassichen Mickey-Maus-Minigames oder Kochkursen mit Ratatouile-Ratte Remy) und optimalen Level-Möglichkeiten durch niemals enden wollende Gegnerscharen bei Abenteurern für ordentliche Motivationsspritzen.


Dreh- und Angelpunkt sind jedoch die höllisch gut versteckten Mickey-Maus-Embleme, die es zu finden und abzufotografieren gilt. Damit erhaltet ihr nicht nur seltene Items, sondern schaltet damit zusätzlich eine geheime Zwischensequenz frei, die einen mysteriösen Blick auf die eventuelle Serienzukunft wirkt. Mehr Gründe, um die Embleme ausfindig zu machen, braucht man nicht.


Damit sind wir aber noch nicht am Ende angelangt: Geheime Bosse (zu Lande und in der Gummischiff-Luft), durch nach dem Finale auftauchende Kampftore erreichbare Kampfherausforderungen sowie unterhaltsame Geschicklichkeitsaufgaben von einer ganz besonderen Herzlosen-Truppe biete eine lange To-Do-Liste und lassen keinerlei Raum für Langeweile.


Ausreichend Endgame-Content also, der Spieler der aktuellen Remix-Compilations allerdings eventuell ein wenig enttäuscht zurücklassen wird. Immerhin feuerte Square Enix hier eine Reihe brandneuer Bosse und anderer Nebenbeschäftigungen ein, wodurch Kingdom Hearts 3 im direkten Vergleich ein wenig schwach auf der Brust daherkommt.


Letztlich hatten die Vorgänger bei der Erstveröffentlichung auch nicht mehr zu bieten. Und wer weiß? Eventuell dürfen wir uns eines schönen Tages auch beim dritten Hauptableger über neue Gegner, Abschnitte und Zwischensequenzen freuen?



Ein würdiger Abschluss? Eine 100% spoilerfreie Antwort


Ich habe mich mit der Beantwortung dieser Frage lange befasst. Bietet Kingdom Hearts 3 einen rundum gelungenen Abschluss?


Es ist schwer, diese Fragestellung differenziert zu betrachten. Immerhin warte ich schon so viele Jahre auf den dritten Haupt-Ableger, bin somit also eventuell kaum empfänglich für klar erkennbare Kritikpunkte. Zugeben zu müssen, dass man nach so vielen Jahren letztlich nur eine gigantische Enttäuschung in seinen Händen hält, wäre immerhin vernichtend.


Nach langen Überlegungen und einem regen Austausch mit anderen Fans, kann ich am Ende einen Schluss ziehen: Kingdom Hearts 3 bot ausreichend Nostalgie- und Herzschmerzmomente, um mich Teil einer emotionalen Achterbahnfahrt werden zu lassen. Sora, Donald und Goofy schafften es immer wieder, Erinnerungen an den langen und beschwerlichen, aber stets gemeinsam beschrittenen Weg zu wecken und dadurch die Funktion meiner Tränendrüsen auf die Probe zu stellen.


Square Enix hat es tatsächlich geschafft, die zahlreichen Fäden des gigantischen Story-Konstrukts in einem epischen Super-Finale zu verknüpfen und dabei allen wichtigen Helden und Bösewichtern ihren Moment und einer Reihe offener Fragen eine passende Antwort zu verpassen. Kaum durfte ich mich Xehanort stellen, erreichte meine Herzfrequenz einen neuen Höchststand, an ein vorzeitiges Abspeichern und Beenden war gar nicht mehr zu denken.


Jahrelange Fans seien aber gewarnt: Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Ende polarisieren wird. Ja, vieles wird beantwortet, dabei gehen die Entwickler allerdings oftmals einen relativ sicheren Weg, der sich der gesamten Reihe zwar gekonnt anpassen, sich nach so einer langen Wartezeit dann aber gelegentlich doch überraschungsarm anfühlt. Etwas mehr Mut hätte dem Abschluss einiger Character- und Story-Arcs sicherlich gut getan.


Aller Kritik zum Trotz macht Kingdom Hearts 3 dann aber genau das, was ich mir vom großen Finale erhofft hatte. Meine Liebe für die Reihe neu entfachen, eine Handlungstor beinahe perfekt zu schließen, dabei allerdings einen kleinen Spalt offen zu lassen, um die Franchise-Zukunft nicht mit einem ultimativ abschließenden Ausrufe-, sondern einem mysteriösen Fragezeichen zu versehen.


Ein erneutes Eintauchen in die magische Kingdom-Hearts-Welt, ein Traum, den ich jetzt schon herbeisehne. Und hoffe, dass ich nicht wieder über ein Jahrzehnt darauf warten muss.


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Fazit


Das Warten hat sich gelohnt. Kingdom Hearts 3 ist das Finale geworden, das ich mir als Fan der ersten Stunde seit mehr als einer Dekade erhofft hatte.


Bereits das wundervolle Hauptmenü zog mich in den altbekannten und geliebten Kingdom Hearts-Bann, der durch eine packende Handlung, einem fantastischen Kampfsystem und durch eine aus farbenfroher Grafik und orchestralischem Super-Soundtrack geschaffene Atmosphäre bis weit nach dem Abspann anhielt und selbst jetzt noch in meinem Kopf herumspuckt. Und nach Veröffentlichung dieses Tests zum Weiterspielen einlädt.


Sicherlich hätte ich mir hier und da eine zusätzliche Zwischensequenz, eine weitere Disney-Welt oder zumindest einen kurzen Cameo eines Final-Fantasy-Charakters gewünscht. Solche Kleinigkeiten werden Neu- und Alt-Fans gleichermaßen monieren, Nicht-Kenner werden zudem durch das vor allem anfangs anstrengende Pacing schnell aus der Motivationsbahn geworfen.


Letztlich sind es aber einfach die Erwartungen, die im Laufe der vielen Jahre ein kosmisches Level erreicht haben. Und die Kingdom Hearts 3 trotz kleinerer Probleme aber fast vollständig erfüllen und mir dabei selbst beim Schreiben dieser Zeilen Tränen in die Augen treiben konnte. Danke dafür.

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