Tales of Berseria

Tales of Berseria

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Dunkler. Spannender. Besser! Tales of Berseria bricht mit einigen Traditionen der Reihe – und punktet damit auf ganzer Linie!


Wenn ich an Tales of denke, kommen mir direkt ständig fröhliche Helden, farbenfrohe Landschaften und hoffnungsvolle Reden in den Sinn. Klar, ein Beinbruch war das nie – immerhin konnte sich die Reihe im Laufe der Reihe einen namhaften Ruf und somit auch eine große, weltweite Fangemeinde aufbauen.


Tales of Berseria geht nun aber (zumindest storytechnisch) einen neuen Weg! Vorbei sind die Zeiten der strahlenden Dauerfreude, jetzt steht düstere Rache auf dem Tagesprogramm.


Klingt komisch und für Fans eher verschreckend? Ganz im Gegenteil! Denn Tales of Berseria manövriert sich spielend leicht an die Spitze der Tales of-Historie!


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Der Hass treibt sie an


Eigentlich hat die junge Velvet Crowe alles, was sie für ein freudiges Leben braucht. Denn obwohl das Land von einer geheimnisvollen Krankheit heimgesucht wird, die Menschen binnen weniger Sekunden in abscheuliche Monster verwandelt, lebt sie gemeinsam mit ihrem Bruder sowie ihrem Schwager Artorius in einem kleinen, gemütlichen Dorf und bekommt vom Schrecken nur wenig mit.


Doch als ein blutroter Mond den Himmel ziert, ändert sich alles.


Das Dorf wird von den dämonischen Kreaturen heimgesucht, der sichere Wohnort urplötzlich zur regelrechten Hölle. Zu allem Überfluss muss Velvet dann noch mit ansehen, wie Artorius ihren geliebten Bruder bei einem Ritual opfert, um die Dämonen im Zaum zu halten. Voller Wut versucht Velvet, ihren Bruder zu befreien – und scheint selbst ein Opfer zu werden. Mit einem dämonischen Arm überlebt sie jedoch ganz knapp, wird von Artorius jedoch in die Knie gezwungen und in ein finsteres Verlies geworfen.


Drei Jahre später wird sie aus ihrem Gefängnis befreit und schwört mitsamt ihrer einzigartigen Fähigkeiten und dem Dasein als Dämon blutige Rache an Artorius. Da dieser nach der blutroten Mondnacht jedoch als Held gefeiert wird, gestaltet sich der Weg zu ihrem Ziel als lang und beschwerlich. Doch der Hass treibt sie immer weiter…


Herrlich düster startet Tales of Berseria und behält diesen Ton bis zum Ende bei. Ein deutlicher Einschnitt in der Reihe, der sich jedoch als gekonnt ausgeführt herausstellt und dadurch definitiv als fantastisch bezeichnet werden darf – Velvets Rachefeldzug ist einfach nur klasse in Szene gesetzt und bleibt durch die einige Wendungen jederzeit spannend!



Eine liebenswerte Heldentruppe


Obwohl sich der Ton der Haupthandlung im direkten Vergleich zu den zahlreichen Vorgängern enorm verändert hat, sind die Entwickler den restlichen Stärken vollends treu geblieben. Somit darf man sich weiterhin über jede Menge Humor und sympathische Charaktere freuen.


Ob nun Magierin Magilou oder der ehrenhafte Samurai Rokurou Rangetsu, jeder Held bringt neben einer vielschichtigen Vergangenheit und facettenreichen Emotionen zudem eine ordentliche Portion Witz in die Gruppe. Besonders markant sind dabei die optionalen Gespräche, die ihr beim Erkunden der zahlreichen Landschaften immer wieder aktivieren und genießen könnt.


Somit schafft es Tales of Berseria trotz aller düsteren Rache-Geschichten seiner liebenswerten Seele treu zu bleiben und eine variantenreiche Palette verschiedener emotionalen Aspekte zu servieren. Dadurch wird man durchgehend bei Laune gehalten und driftet zu keinem Zeitpunkt ins zu Dunkle oder zu Superfröhliche ab. Sondern bleibt in der perfekten Komfortzone, um eine spannende Story zu erleben.



Kämpfe ohne Atempause


Auch das Kampfsystem dürfte Tales of-Veteranen bekannt vorkommen. Sobald wird auf der Weltkarte nämlich auf einen Gegner treffen, werden wir direkt aufs Schlachtfeld gebeten und dürfen uns frei herumbewegen und den richtigen Moment abpassen, um mit den Buttons vernichtende Kombos zu starten.


Dreh- und Angelpunkt ist dabei unsere Seelenanzeige, die sich beim Gebrauch von mächtigen Angriffen immer weiter leert und nur durch das erfolgreiche Einsetzen von Kombos wieder aufgeladen wird. Leert sich die Anzeige, seid ihr kurzzeitig aufgeschmissen. Füllt ihr sie, könnt ihr mächtige Spezialattacken vom Stapel lassen und somit noch mehr Chaos und Schaden anrichten.


Die mächtigen Artes (Tales of-erisch für Sonderangriffe) lassen sich bei Berseria zudem jederzeit auf den Buttons umverteilen, womit man immer wieder neue Techniken ausprobieren und blitzschnell zwischen Angriff und Verteidigung wechseln kann. Und wer auf die richtige Kombination setzt, der hat auch die Chance, eine der anschaulichen Mystic Artes zu aktivieren, die vor allem bei Bossen stellenweise richtige Lebensretter sind.


Tatsächlich ist die große Stärke des Kampfsystems nicht etwa die Angriffsvielfalt oder der vereinfachte Arte-Einsatz, sondern die enorme Geschwindigkeit, die durch die Verbesserungen aufgebaut wird. Ohne Ladezeiten stürzen wir uns in den Kampf, können direkt auf den Gegner eindreschen und springen nach einer kurzen Bewertungsskala direkt wieder auf die Weltkarte.


Tales of Berseria präsentiert dadurch das bisher beste Kampfsystem der Tales of-Reihe und eröffnet durch den stetigen Einschub neuer Angriffe und Charaktere immer wieder neue Möglichkeiten, um sich ordentlich auszutoben. Herrlich!



Kleinere Sonderausflüge sind erlaubt


Abseits der Kämpfe steuern wir die Truppe durch relativ linear gestaltete Schauplätze – von denen die meisten leider recht innovationsarm ausfallen und somit über düstere Höhlen, helle Wiesen oder Schneelandschaften nicht hinausreichen –, sprechen mir Stadtbewohnern und erkunden die Umgebung nach Schätzen, um uns für kommende Kämpfe vorzubereiten.


Leider werden wir beim Erkunden etwas zu stark an die Leine genommen. Zwar gibt es immer wieder kleinere Abzweigungen, die zum optionalen Herumstöbern animieren, hierbei handelt es sich jedoch viel zu oft um einen viel zu kurzen Abstecher, der gelegentlich sogar nur wenige Sekunden dauert.


Hin und wieder wird die Leine dann aber doch gelöst und wir dürfen ausschweifender umherwandern. Dabei erforschen wir mit zusätzlichen Fähigkeiten dann auch zuvor unerreichbare Orte, finden brandneue Ausrüstungsgegenstände oder tauschen aufgelesene Kisten ein, um wunderliche Wesen namens Katz aus verschlossenen Schatztruhen zu befreien.


Nebenaufgaben und Minispiele sind natürlich ebenfalls Teil des großen Abenteuers und werden geschickt in die Haupthandlung eingeflochten, weshalb man immer wieder gerne kleinere Umwege startet, um Tales of Berseria in vollen Zügen zu genießen. Einzig für die Weltkarte und die Dungeons hätten wir uns solch eine Erkundungsvielfalt gewünscht.


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Wenig Technik mit hoher Bildrate


Grafisch merkt man Tales of Berseria an, dass parallel auch für die Playstation 3 programmiert wurde. Während nämlich vor allem die Charaktermodelle zu gefallen wissen und mit einigen anschaulichen Besonderheiten punkten, brechen die zahlreichen Schauplätze mit einem tristen Erscheinungsbild und fehlenden Details stark ab. Da kann auch die schicke Cel-Shading-Optik nicht mehr viel retten.


Playstation 4-Besitzer finden allerdings dennoch einen Grund zur Freude. Zwar wird die Hardware nicht wirklich zum Schwitzen gebracht, dafür läuft das Abenteuer jedoch in stets flüssigen 60fps ab und verleiht dem bereits spielerisch schnellen Kampfsystem zusätzliche willkommene Geschwindigkeit. Damit opfert man grafische Raffinesse für mehr Bildrate. Ein fairer Tausch, wie wir im Falle von Berseria finden.


Musikalisch zeichnet sich wieder Serien-Veteran Motoi Sakuraba verantwortlich, der stets passende Kompositionen erschaffen hat und damit vor allem die Kämpfe klangstark begleitet. Auch die japanischen sowie englischen Synchronsprecher enttäuschen keinesfalls, wobei die englische Fassung mit kleineren Macken bei der Übersetzung zu kämpfen hat. Allerdings halten sich diese in Grenzen, weshalb man sich vor Beginn des Abenteuers ohne Sorge für eine der beiden Sprachoptionen entscheiden darf.


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Fazit


Tales of Berseria bleibt bei den altbekannten Stärken der Reihe, gönnt sich bei der Handlung jedoch einen neuen, unheimlich düsteren Neuanstreich – der dem Gesamtkonzept unglaublich gut steht! So wird man von Velvets Rachefeldzug binnen weniger Minuten in seinen Bann gezogen und mitsamt liebenswerter Haupthelden, einem herrlichen Kampfsystem und etlicher Nebenaufgaben bis zum Abspann bestens bei Laune gehalten.


Zwar fallen uninspirierte Schauplätze und stellenweise zu lineare Dungeons gelegentlich unschön auf, werden von der Menge an positiven Aspekten aber gekonnt in den Hintergrund verbannt. Und machen somit Platz für einen der besten Tales of-Ableger, die wir jemals erleben durften!

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