Story of Seasons: A Wonderful Life

Ein nostalgischer Bauernhofausflug, gefangen zwischen angestaubter Vergangenheit und erquickender Moderne.


Manchmal spielt Abwechslungsreichtum nicht nur bei der Videospielentwicklung, sondern auch beim Verfassen eines (hoffentlich) mitreißenden Tests eine entscheidende Rolle. Verliert man sich als Autor in nervtötender Redundanz, ermüdender Repetition oder gar in einer Sackgasse der Ideenlosigkeit, verpufft jegliche Motivation schlagartig im Nichts. Wenig überraschend also, dass mich Story of Seasons: A Wonderful Life vor eine kleine Herausforderung stellen würde – immerhin hatte ich die inhaltlich enorm ähnlichen Vorgänger ebenfalls rezensiert, müsste nun also irgendwie frischen Wind in meinen kreativen Prozess hineinbringen.


Dementsprechend möchte ich uns allen lange Prologe ersparen, das grundlegende Gameplay höchstens ansatzweise vorstellen und auch die mittlerweile mehrfach durchgekaute Historie der erzwungenen Namensänderung ersparen. Solltet ihr diese Punkte dennoch spannend finden und endlich herausfinden wollen, weshalb der ikonische Titel Harvest Moon mittlerweile nicht mehr für qualitativ hochwertige, sondern wohlwollend ausgedrückt eher mittelmäßige Abenteuer steht, möchte ich Euch meine Tests zu Story of Seasons: Friends of Mineral Town sowie Story of Seasons: Pioneers of Olive Town unbedingt ans Herz legen.


Alle anderen möchte ich direkt herzlich auf meine virtuelle Farm einladen und meinen vielschichtigen Erfahrungen beim Kennenlernen meiner Herzensdame, dem durchdachten Aufbau meines Bauernhofs, dem Schreiben meiner persönlichen Lebensgeschichte schriftlich Ausdruck verleihen. Und dabei nicht nur Einblick in ein trotz einiger Probleme erneut durchweg amüsantes Simulationserlebnis gewähren, sondern zugleich den Startschuss für einen wohligen Nostalgietrip geben.


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Liebe ist für alle da


Anders als mit Pioneers of Olive Town setzte Entwicklerschmiede Marvelous mit Story of Seasons: A Wonderful Life nämlich nicht auf ein brandneues Kapitel, sondern entschied sich stattdessen für den bereits bei Friends of Mineral Town ausgiebig beschrittenen Remake-Pfad. Kurzerhand wurde also der 2004 noch unter dem Namen Harvest Moon: A Wonderful Life veröffentlichte Gamecube-Klassiker, der im Folgejahr noch einen PS2-Port spendiert bekam, aus der Schublade geholt und als Kreationsblaupause genutzt. Prinzipiell eine erfolgsversprechende Strategie, die schon in der Vergangenheit erstklassig funktioniert hatte und Fans eine wohlige Zeitreise, Neulingen derweil einen erprobten Farmausflug garantieren würde.


Erfreulicherweise entpuppt sich dieses theoretische Vorhaben auch in der Praxis zunächst als zufriedenstellender Volltreffer, wobei die Serien-Grundpfeiler kaum überarbeitet werden. Um den Bauernhof seines verstorbenen Vaters zu übernehmen, zieht mein virtuelles Ich von der großen Stadt in das Vergessene Tal, einem unscheinbaren Örtchen, das seinem Namen alle Ehre macht. Hier erwartet ihn Mitbesitzer Takakura, der den Sohn seines besten Freundes voller Tatendrang unter seine Fittiche nimmt und das Land gemeinsam zu einer neuen Blütezeit führen möchte.


Doch ob es sich bei der zentralen Figur überhaupt um einen Sohn handelt, bleibt erneut mir überlassen – und präsentiert zugleich eine gewichtigen Neuerungen, die Marvelous in die Switch-Variante integriert hat. Neben einem männlichen und weiblichen darf ich nun nämlich auch einen nicht-binären Charakter erstellen, dem (gleichgeschlechtliche Beziehung und Ehe sei Dank) beim Ausleben seiner beziehungstechnischen Referenzen keinerlei Grenzen aufgezeigt werden. Nun darf ich meinem eigenen Wesen, meiner eigenen Persönlichkeit, meiner eigenen Identität vollkommen frei folgen und brauche nicht zu befürchten, dadurch favorisierte Liebespartner frühzeitig aus dem Rennen zu werfen.


Ich möchte an dieser Stelle vollkommen ehrlich mit euch sein: mich persönlich betrifft diese Optimierung kaum, entscheide ich mich als heterosexueller Mann doch stets für die Kombination aus männlichem Protagonisten und weiblicher Partnerin. Allerdings bekomme ich im eigenen Freundeskreis gefühlt täglich mit, wie das Abweichen von gesellschaftlichen Normen mit verwirrten Blicken oder gar beleidigenden Worten abgestraft wird, erhoffte Normalität dadurch in niederschmetternde Ferne rückt. Und da sind es eben diese Momente, diese spielerischen Freiheiten, die das Gefühl der Dazugehörigkeit vermitteln und den Kreis willkommener Gamer schlagartig erweitern.


Es mag wie eine Kleinigkeit erscheinen, die oberflächlich betrachtet kaum etwas am Gesamtbild oder dem eigentlichen Handlungsablauf verändert. Allerdings hat sich das Marvelous-Team spür- und sichtbar viel Mühe gegeben, die erweiterte Selbstbestimmung passend einzubauen und glaubwürdig auszuarbeiten, wodurch sich das Feature nicht einfach nur lieblos reingedrückt anfühlt. Story of Seasons: A Wonderful Life möchte wirklich alle Fans dazu einladen, den gewünschten Lebensweg bereits ab der Charaktererstellung stolz erhobenen Hauptes zu beschreiten – und leistet dabei vortreffliche Arbeit.



Heirat > Farmalltag


Dass die Suche nach der einzig wahren Liebe sowie die Gründung einer Familie erweitert und in das moderne Zeitalter transportiert wurde ist in vielerlei Hinsicht lobenswert, spielt dieses Element bei Story of Seasons: A Wonderful Life doch gefühlt eine übergeordnete Rolle, schiebt den Farm-Aspekt dementsprechend leicht in den Hintergrund. Ihr habt euch das erste Jahr lang hauptsächlich um Kraut, Rüben und Tiere gekümmert? Dann habt ihr wohl die recht eindeutigen Ingame-Hinweise ignoriert und werdet für euer Single-Dasein mit dem vorzeitigen Spielende bestraft. Eine für das Franchise ungewohnte Restriktion, die dringend eine leichte Auflockerung verdient hätte, aber leider unverändert vom Original übernommen wurde.


Immerhin verkommt diese Problematik recht schnell zu einem eher marginalen Ärgernis, bekomme ich abseits der obligatorischen Liebesodyssee doch ausreichend Zeit eingeräumt, mich anderen Aufgaben zu widmen. Vormittags kümmere ich mich um meine Pflanzen und Tiere, spaziere anschließend in den Stadtkern, um freundliche Gespräche mit den Bewohnern zu führen, mache meiner Angebeteten den Hof, halte bis in die Abendstunden nach amüsanten Nebenbeschäftigungen Ausschau und wiederhole das Ganze anschließend. Eben der geübte Ablauf der namhaften Reihe, dank dem sich Kenner der zahlreichen Vorgänger direkt heimisch fühlen dürften.


Hierbei bildet eine gewohnt angenehme Mischung aus vollständiger Entscheidungsfreiheit sowie notwendiger Taktikfinesse das solide Fundament für einen durchweg unterhaltsamen Farmalltag. Möchte ich einen festen Tagesablauf zusammenstellen und diesem zuverlässig folgen, steht mir das natürlich vollkommen frei. Zugleich darf ich aber auch jeden Tag grundlegend unterschiedlich gestalten, die Farm beispielsweise komplett ruhen lassen und mich auf das Erforschen unbekannter Schauplätze und das kommunikative Aufwerten meiner Bekannt- und Freundschaften konzentrieren.


Gleichzeitig ist auch das Videospielleben kein Wunschkonzert. Infolgedessen werde ich mit einigen Bedingungen konfrontiert, die es bei meiner Planung dringend zu beachten gilt. Neben der emotionalen Suche nach der wahren Liebe muss ich auch die Farm wieder auf Vordermann bringen, um eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen und nicht dem entwicklungstechnischen Stillstand zu verfallen. Also muss ich abseits von Spiel, Spaß und Forschungsdrang Tiere und Feld pflegen, erzeugte Produkte (in meinem Fall machten Milch, Tomaten und Wassermelonen den Anfang) verkaufen und mir von dem Verdienst mehr Saatgut, bessere Werkzeuge und weitere Tiere kaufen, um den Gewinn zu steigern. Ein wundervoller Kreislauf, dessen Wirkungsgewalt ich mit geschickten Entscheidungen bedeutend verstärken kann.



Erschwerte Arbeitsbedingungen


Kaum hatte mich Story of Seasons: A Wonderful Life in seinen Bann gezogen und mich fröhlich pfeifend durch die ersten Tage begleitet, bekam diese harmonische Fassade urplötzlich einige unschöne Risse, stolperte ich doch über ernüchternde Versäumnisse. Während Marvelous die Charaktererstellung und somit die Selbstbestimmung meines Alter Egos gekonnt modernisierte hatte, blieb der spielerische Aspekt größtenteils auf der Strecke, wodurch ich mit einigen angestaubten, gelegentlich sogar nervtötenden Unzulänglichkeiten konfrontiert wurde.


So wollte ich mich die ersten Stunden meines Tests primär meinem Bauernhof widmen und griff hochmotiviert zu Harke, Gießkanne und Co. Deren Einsatz könnte dabei kaum simpler sein: Via Schultertaste wähle ich gewünschte Werkzeug aus, marschiere zu meinem Feld und beackere anschließend die automatisch anvisierte Stelle. Allerdings klingt das Ganze simpler als gedacht, wird meine bevorzugte Position doch nicht immer direkt erkannt, springt mitunter sogar plötzlich hin und her, weshalb meine Eingabe manchmal überhaupt nicht erkannt wird und manche Manöver an völlig falschen Stellen ausgeführt werden.


Nun könnte angenommen werden, dass es sich hierbei um Meckern auf hohem Niveau handelt, etwaige Schwierigkeiten mit ein wenig Geduld problemlos zu umgehen sind. Und während diese Aussage ansatzweise zutrifft, gestaltet sich dieses Unterfangen tatsächlich als enorm frustrierend und sorgte stellenweise für einen temporären Absturz meiner Motivationskurve. Wenn ich genauestens aufpassen muss, dass meine Gemüsesamen korrekt eingepflanzt werden oder die Schatzsuche in der Mine zur unfreiwilligen Herausforderung wird, gerät der ansonsten beruhigende Flow ins Wanken und besudelt den eigentlich stimmigen Gameplay-Loop mit unnötig negativen Nuancen.


Überhaupt scheint eben dieser Loop in der designtechnischen Vergangenheit gefangen zu sein, hätte jedoch dringend einige entscheidende Optimierungen benötigt. Ob nun meine Arbeit auf dem Bauernhof, ein gemütlicher Abstecher zum Strand, ein kurzer Schnack mit den Tal-Bewohnern oder ein Angelausflug, wirklich alle Aktivitäten fühlen sich aufgrund fehlenden Tempos erschreckend lahm an und lassen somit belebende Dynamik schmerzlich vermissen. Solch ein Geschwindigkeitsgefühl mag in der Gamecube-Ära vielleicht noch Standard gewesen sein, fühlt sich heutzutage allerdings unglaublich antiquiert an, wodurch der Motivation ein weiterer Schnitzer verpasst wird.


Versteht mich bitte nicht falsch: Als jahrelanger Fan bin ich mir dessen bewusst, dass es sich bei Story of Seasons: A Wonderful Life keineswegs um eine nervenaufreibende Action-Simulation mit cineastischen Zwischensequenzen, wilden Kamerafahrten und adrenalinfördernder Hektik handelt. Gleichzeitig fühlten sich die Vorgänger spielerisch runder an, luden mich mit einer friedlichen Atmosphäre förmlich dazu ein, meine Seele baumeln zu lassen und mich im Farmleben zu verlieren. Während auch der neuste Ableger dieses Ziel zweifelsfrei erreicht, fällt der Weg dorthin wegen der ungenutzten Verbesserungschancen deutlich holpriger aus. Und wirft mich dadurch gelegentlich unliebsam aus dem Geschehen.



Lange Neuerungsliste, unzureichende Problembeseitigung


Marvelous schien sich dieser grundlegenden Problematik während der Entwicklungsphase bewusst gewesen zu sein und versuchte, dieser an anderen Fronten entgegenzusteuern, um das leicht angeschlagene Mittendrin-Gefühl doch noch zu kitten. Die erhoffte Lösung: Viele neue Events sowie amüsante Zwischensequenzen, saisonale Festivitäten, ein mit Produktwünschen der Bewohner bestücktes Auftragsbrett oder eine Kamera, die eure künstlerische Seite wecken und vor allem Selfie-Freunde zu fantastischen Schnappschüssen animieren soll.


Dank der facettenreichen Einwohner, einer Vielzahl neuer Rezepte, der mit kostbaren Schätzen gefüllten Mine und durchdachten Erweiterungen bereits bekannter Features des Originals gibt es im Vergessenen Tal unglaublich viel zu entdecken. Es ist keine Seltenheit, dass ich meinem gewohnten Alltag nachgehen möchte, durch ein überraschendes Ereignis dann aber doch abgelenkt werde und mich freudig einer kleinen Nebenaufgabe widme, nach Zutaten für ein köstliches Gericht Ausschau halte oder spontan einer besonderen Feierlichkeit beiwohne. Das perfekte Gegenmittel für einen überwiegend gemächlichen Ablauf, das meine kritischen Wogen zunächst spielend leicht glätten konnte.


Leider reicht das Ganze nicht aus, dem immer wieder aufs Neue einsetzenden Leerlauf, der bereits das Original plagte, auszumerzen. Streckenweise machen sich deutliche Leerlaufphasen bemerkbar, in denen der mit zahlreichen To-Dos gefüllte Arbeitstag auf meinem kleinen Bauernhof bei weitem nicht ausreicht, um von der einsetzenden Monotonie abzulenken. Zugegeben, solche Phasen gab es bereits in der Vergangenheit. Allerdings fielen sie kurz genug aus, um als kurze Verschnaufpause verstanden zu werden, während es sich dieses Mal eindeutig um das altersschwache Design einer antiken Konsolengeneration handelt.


Lange Rede, kurzer Sinn: Marvelous hat es mit Story of Seasons: A Wonderful Life verpasst, das – vor allem im direkten Vergleich mit den direkten Vorgängern – überschaubare Örtchen mit ausreichend Aufgaben, zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten, humorvollen Minispielen sowie brandneuen Schauplätzen zu füllen und diese ausgeklügelt aneinanderzureihen, um ein nahtloses und von ereignislosen Passagen befreites Pacing zu ermöglichen. Ein kleines Beispiel gefällig? Entscheide ich mich für einen Abstecher in die große Stadt, erwartet mich ein schwarzer Bildschirm, ein Zeitsprung um sechs Stunden und die Rückkehr ins Tal. Neue Aktivitäten? Neue Läden? Neue Bekanntschaften? Pustekuchen! Eine ungenutzte Chance, mit der das Entwicklerteam dieses Remake in puncto Ereignisreichtum auf ein völlig neues Niveau hätte heben, Langeweile aus der Spielspaßgleichung ausklammern, die Leere der Spielwelt beseitigen können. In dieser Form bleibt man aber leider nur auf Augenhöhe mit dem Original.



Die Magie des namhaften Farm-Klassikers


Nun könnte angenommen werden, dass es sich bei Story of Seasons: A Wonderful Life um ein katastrophales Remake handelt, dass aufgrund solch einer langen Liste an negativen Aspekten gnadenlos in Richtung vernichtendes Fazit donnert. Allerdings spricht es für die legendäre Simulationsreihe, dass das nicht der Fall ist, sondern ein wertungstechnischer Totalausfall allein dank der unverwechselbaren Magie abgewendet werden kann.


Dabei gelingt Marvelous der Sprung in die Moderne beim visuellen Bereich deutlich besser als in der spielerischen Rubrik. Während das insgesamt recht triste Vergessene Tal sicherlich keine Grafikpreise einheimsen wird, können sich die Redesigns der Charaktermodelle sowie die generalüberholten Animationen definitiv sehen lassen und bekommen obendrein einen perfekt passenden Chibi-Look spendiert. Vor allem Fans dürften frohlocken, bleibt der Charme des Originals doch trotz des optischen Upgrades erhalten, konnte den Zahn der Zeit also erfolgreich besiegen und altbekannte Stärken somit erneut gekonnt ausspielen.


Primär ist es jedoch der eigentlichen Lebensgeschichte zu verdanken, dass ich die Switch trotz aller Schwächen kaum aus der Hand legen und eifrig von einem Meilenstein zum nächsten springen wollte. Ob ich nun neue Freundschaften knüpfe, endlich das Herz meiner Angebeteten für mich gewinne, eine wundervolle Hochzeit feiere oder bei der Geburt meines Kindes überraschend emotional werde – all diese Momente fallen einfach nur herzerwärmend aus und sorgen dafür, dass mein virtuelles Dasein eine gewisse Wichtigkeit erhält, meine Familie mich immer wieder zu neuen Höchstleistungen antreibt und jeder Ingame-Tag zu einem kleinen, spannenden Abenteuer wird. Und eigentlich sollen mir Videospiele doch dabei helfen, kurzzeitig aus der Realität mit all ihren finanziellen und existenziellen Herausforderungen zu entkommen...


Mit Story of Seasons: A Wonderful Life greift Marvelous zu den altbekannten Serien-Zutaten und fügt nostalgische Remake-Magie hinzu, vergisst beim Verrühren allerdings gänzlich das unverzichtbare Abschmecken und verpasst es dadurch, dem Geschmack der aktuellen Konsolengeneration als auch dem qualitativen Ist-Zustand der Serie gerecht zu werden. Das finale Gericht mag für Fans zwar weiterhin enorm köstlich ausfallen, hinterlässt zugleich aber auch einen faden Beigeschmack, die eher ernüchternde Note der weit zurückliegenden Vergangenheit, die mit etwas mehr Mühe, Leidenschaft und Ambitionen spielend leicht hätte überdeckt werden können.


Lasse ich jedoch meine Seele baumeln, gebe mich dem im Kern weiterhin unterhaltsamen Farmleben vollends hin und arbeite mich die Beziehungs- sowie die Arbeitsleiter Schritt für Schritt nach oben, schieben die vielen kleinen Erfolge und liebenswerten Events die negativen Aspekte temporär in Richtung Vergessenheit. In Kombination mit der längst überfälligen Inklusion nicht-binärer Gamer und dem Hinzufügen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hebt sich das Remake angenehm von dem Original ab, markiert zudem sogar eine wegweisende Entwicklung für die kommenden Ableger. Bleibt nur zu hoffen, dass Marvelous dann auch spielerisch und inhaltlich Vollgas gibt, um das harmonische Rundumpaket auf Vordermann zu bringen.


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Fazit


Oberflächlich betrachtet liefert Marvelous mit Story of Seasons: A Wonderful Life das gelungene Remake eines herausragenden Genre-Klassikers ab und präsentiert Fans des Originals damit eine formidable, nostalgische Zeitreise, die mit zahlreichen Verbesserungen gekonnt abgerundet wird. Neue Events, aufgehübschte Charakter-Designs, das Hinzufügen der nichtbinären Geschlechteridentität oder die dank homosexueller Partnerschaften deutlich erweiterte Beziehungsfreiheit – eigentlich bleiben keinerlei Optimierungswünsche unerfüllt. Leider steckt der Fehlerteufel bei dieser Simulationsrunde im spielerischen Detail.


Während die recht hakelige Steuerung noch als annehmbarer Störfaktor hingenommen werden kann, wirft das in der Vergangenheit gefangene und leider kaum aufpolierte Pacing das friedvolle Abenteuer gelegentlich aus der geordneten Bahn und lässt es in den Abgrund der Eintönigkeit und Langeweile stürzen. Stellenweise wirkte das Vergessene Tal fast schon verlassen, ließ nennenswerte Höhepunkte gänzlich vermissen und erweckte in mir dadurch ein Gefühl der Leere. Ein Überbleibsel des Gamecube- und PS2-Originals, das selbst mit einigen Neuerungen nicht ausgemerzt werden konnte.


Es sind der bereits erwähnte Nostalgie-Faktor sowie der gefühlt zeitlose Gameplay-Loop, die Story of Seasons: A Wonderful Life vor dem Totalausfall retten, das virtuelle Farmleben trotz einiger eklatanter Schwächen dennoch zum Spielspaß-Garanten avancieren lassen. Den eigenen Bauernhof aufpeppen, die große Liebe kennenlernen, Kinder kriegen und nebenbei noch einige Geheimnisse entdecken, Fische angeln, Schätze ausheben oder Gerichte kochen fesselt ungemein an die Konsole und unterstreicht eindrucksvoll, dass die legendäre Reihe seit dem Debüt im Jahr 1996 zwar den ikonischen Namen Harvest Moon, dafür aber weder den Charme noch die Magie eingebüßt hat. Genre- und Serien-Fans dürfen dementsprechend also auch diesen Ableger nicht verpassen – sollten aber zumindest die eigene Erwartungshaltung ein wenig senken.

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